Niemals vergessen! 1999–2024

Internationale Konferenz «Von der Aggression zu einer neuen, gerechteren Weltordnung» in Belgrad vom 22.–24. März 2024

Interview mit Živadin Jovanović, Präsident des Belgrader Forums für eine Welt der Gleichen

Zeit-Fragen: Am 24. März jährte sich zum 25. Mal der Beginn des Nato-Krieges gegen die ehemalige Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ). Aus diesem Anlass haben das Belgrader Forum und andere Organisationen unter Ihrer Leitung eine grosse internationale Konferenz veranstaltet. Was waren für Sie die wichtigsten Ergebnisse?
Živadin Jovanović: Wir sind sehr stolz darauf, dass etwa 200 Freunde von allen Kontinenten in Belgrad zusammengekommen sind, um erneut die illegale militärische Aggression der Nato gegen Jugoslawien von 1999 zu verurteilen und den mehr als 4000 getöteten Menschen, darunter auch Kindern, die letzte Ehre zu erweisen. Die Teilnehmer der Konferenz haben nachdrücklich dazu aufgerufen, die laufenden Kriege zu beenden und die Eskalation zu entschärfen, bevor die gesamte Menschheit in einen globalen Atomkonflikt verwickelt wird. Meiner Meinung nach ist das wichtigste Ergebnis der Konferenz: der Appell an die Staats- und Regierungschefs der Welt, einen strategischen Dialog über die Beendigung der Konflikte und des massenhaften Tötens von Menschen aufzunehmen und sich auf die Wurzeln und Ursachen der anhaltenden Kriege zu konzentrieren. Ein weiteres Ergebnis ist die nachdrückliche Unterstützung für eine neue, integrative Weltordnung, die auf der souveränen Gleichheit aller Länder und der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten beruht. Diese Position ist gepaart mit einer entschiedenen Ablehnung der Politik der Expansion, der Vorherrschaft und des Neokolonialismus.  Unsere Freunde kamen aus verschiedenen Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und sogar aus verschiedenen Zivilisationen, aber es gab keine Schwierigkeiten, gegenseitiges Verständnis und Konsens über die diskutierten Themen zu erreichen.

Zahlreiche ausländische Gäste von allen Kontinenten der Welt nahmen an der Konferenz teil oder hielten dort Vorträge. Was bedeutet deren Teilnahme an Ihrer Konferenz für Serbien und Ihr Anliegen?
Das bedeutet eine Menge. Die bewaffnete Aggression der Nato endete vor 25 Jahren, aber die Aggression mit anderen Mitteln – politischer, wirtschaftlicher, finanzieller und propagandistischer Art – wurde während dieser Zeit fortgesetzt und in jüngster Zeit sogar noch intensiviert. Mit Hilfe des Mandats des UN-Sicherheitsrats hält die Nato die serbische Provinz Kosovo und Metohija praktisch unter Besatzung. Mit Hilfe der EU, internationaler Finanzorganisationen, Massenmedien und anderer Instrumente üben die führenden Nato-Mitgliedsländer – die USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich – enormen Druck aus, um Serbien zur Anerkennung der illegalen, einseitigen Abspaltung seiner autonomen Provinz Kosovo und Metohija zu zwingen. Sie wollen einen weiteren albanischen Staat neben Albanien selbst schaffen, sie in einem sogenannten Grossalbanien vereinen und so die Nato erweitern. Es ist ganz klar, dass sich hinter der Rhetorik der Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten die Expansionsstrategie der Nato verbirgt. Die Teilnehmer der Belgrader Konferenz haben daher ihre Unterstützung und Solidarität mit Serbien zum Ausdruck gebracht, sich der fortgesetzten Aggression zu widersetzen, unabhängig und neutral zu bleiben und die eigene Souveränität und territoriale Integrität auf der Grundlage der UN-Charta, der KSZE-Schlussakte von Helsinki (1075) und insbesondere der Resolution 1244 (aus dem Jahr 1999) des UN-Sicherheitsrats zu verteidigen. Recht, Wahrheit und Gerechtigkeit bilden eine feste gemeinsame Grundlage.

Wir hatten den Eindruck, dass Ihre Konferenz vom offiziellen Serbien stärker unterstützt wurde als jemals zuvor in den letzten 25 Jahren. Ist dies der Fall? Wie lässt sich dies erklären, und was bedeutet diese Unterstützung für die Arbeit des Belgrader Forums?
Offenheit ist und bleibt eines der Grundprinzipien des Belgrader Forums für eine Welt der Gleichen als unabhängiger, gemeinnütziger, überparteilicher und ehrenamtlicher Verein. Das Forum informiert die Öffentlichkeit und die staatlichen Institutionen stets über unsere Arbeit und unsere Ansichten zu wichtigen nationalen und internationalen Themen. Wir sind sehr zufrieden, dass dieses Mal drei Regierungsmitglieder – Verteidigungsminister Miloš Vučević, Innenminister Bratislav Gašić und Arbeitsminister Nikola Selaković – an unserer Konferenz teilgenommen haben. Einer von ihnen, Miloš Vučević, wurde inzwischen für das Amt des nächsten serbischen Premierministers nominiert.
  Vor fünfzehn Jahren hatte selbst die hiesige Regierung kaum Notiz von der Existenz des Belgrader Forums genommen. Wir sind zufrieden mit der positiven Entwicklung, die zeigt, dass die gegenwärtige Regierung das, was wir in den letzten 25 Jahren getan haben, zu schätzen weiss. Unser auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Moral ausgerichtetes Programm, unsere Grundsätze des freiwilligen Engagements, der Gleichheit, Freiheit und Unabhängigkeit sowie unsere weltweite Freundschaft mit so vielen Organisationen und namhaften Persönlichkeiten werden, so glaube ich, noch mehr geschätzt werden.

Welchen Rückhalt hat Ihre Konferenz in der serbischen Bevölkerung?
Ich denke, dass die Konferenz und das gesamte Programm der Gedenkveranstaltungen – Ausstellungen, internationale Vorführung der Dokumentarfilme, internationaler Gedenk-marathon Belgrad–Thessaloniki und andere Aktivitäten – in der serbischen Öffentlichkeit breite Unterstützung gefunden haben. Ähnliche Gedenkveranstaltungen haben im ganzen Land stattgefunden. Das Belgrader Forum war ein Vorreiter dieser Aktivitäten, schon zu einer Zeit, als frühere Regierungen es nicht wagten, die «Nato-Aggression» auszusprechen. Mitglieder unserer Verbände – des Belgrader Forums, des Klubs der serbischen Generäle und Admiräle, des Veteranenverbands SUBNOR und anderer – wurden zu öffentlichen Versammlungen eingeladen, hielten Vorträge an Schulen und Universitäten und sprachen in Radio- und Fernsehsendern. Auch die serbische Diaspora in der ganzen Welt hat Gedenkveranstaltungen organisiert, um an die Tausenden unschuldigen Opfer der Nato-Aggression zu erinnern. Diese Aktivitäten werden höchstwahrscheinlich noch bis zum Ende des Jahres andauern.
  Im allgemeinen halten wir uns an den Grundsatz: Tu, was du für dein Land und dein Volk für richtig hältst, tu es so gut du kannst und lass dich nicht entmutigen, wenn es nicht ausreicht, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Ausserdem darfst du dabei niemandem schaden und musst immer die Gleichheit respektieren.

Wie war das Feedback der Teilnehmer der Konferenz aus dem Ausland? Gibt es ein internationales Echo?
  Zunächst ist daran zu erinnern, dass viele unserer Freunde und Vereinigungen in der ganzen Welt, insbesondere in Europa, eigene Gedenkveranstaltungen organisiert haben. Einige von ihnen kamen zuerst nach Belgrad und kehrten dann in ihre Hauptstädte zurück, um eigene Programme durchzuführen.
  Die Rückmeldungen waren bisher sehr positiv. Unsere Freunde haben ihre Zufriedenheit über den Rahmen der Konferenz «Von der Aggression zu einer neuen, gerechteren Weltordnung», über die demokratische Atmosphäre, über das, was sie von den anderen gelernt haben, und über den konstruktiven, prinzipiellen Inhalt der Belgrader Erklärung [s.u.] zum Ausdruck gebracht. Vielen Teilnehmern erschien die Belgrader Konferenz wie eine Weltversammlung unabhängiger Akademiker, die sich darauf konzentrierten, die Wurzeln der andauernden Konflikte und der sich abzeichnenden Gefahr einer globalen Katastrophe zu erkennen und den Ausweg aus der gegenwärtigen europäischen und globalen Situation zu erhellen. Die meisten von ihnen freuten sich, dass sie Gelegenheit hatten, alte Freundschaften zu vertiefen und neue zu schliessen. Viele unserer Gäste hatten die Möglichkeit, ihre Botschaften und Ideen an die nationalen und internationalen Massenmedien in Belgrad weiterzugeben, und viele der inländischen Organisatoren konnten ihre Ansichten an die ausländischen Massenmedien weitergeben. Wir erhalten immer noch Kommentare, Dankesbriefe, Artikel und Interviews von China bis Portugal und von Feuerland bis St. Petersburg. Ich denke, die wichtigste allgemeine Rückmeldung, die wir immer wieder erhalten, ist der Wille und die Bereitschaft aller, sich für den Aufbau von Frieden, Gleichheit und Wohlstand für alle zu engagieren, um eine Katastrophe für die Menschheit zu vermeiden.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Wir planen die Veröffentlichung mehrerer Bücher, darunter eine Sammlung der Reden der jüngsten internationalen Konferenz. Wir werden die Projekte zur Bibliographie und Sammlung von Büchern und Veröffentlichungen über die Nato-Aggression in so vielen Sprachen wie möglich fortsetzen. Konferenzen, runde Tische, Seminare für junge Forscher und internationaler Austausch werden ebenfalls auf unserer Tagesordnung stehen.
  Im allgemeinen verfolgen wir die Entwicklungen; wir geben unsere Einschätzungen ab und suchen nach Wegen, um unsere Ansichten zu vermitteln. Wir achten besonders darauf, die Zusammenarbeit mit unseren Partnerverbänden aus allen Kontinenten zu stärken.
  Wir freuen uns über die jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit mit «Mut zur Ethik», die wir zum beidseitigen Nutzen fortsetzen werden.

Herr Jovanović, vielen Dank für das Interview.  •

(Übersetzung Zeit-Fragen)

Erklärung zur Verurteilung des terroristischen Anschlags in Moskau

Die Teilnehmer der internationalen Konferenz, die vom 22. bis 24. März 2024 in Belgrad anlässlich des 25. Jahrestages des bewaffneten Angriffs der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien stattfand,

  • verurteilen auf das schärfste den abscheulichen, bestialischen und provokativen Terroranschlag in Moskau, bei dem so viele unschuldige Menschen ums Leben gekommen sind, und bringen ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass die Täter schnell gefasst und vor Gericht gestellt werden.
  • Gleichzeitig bekunden sie den Familien der Getöteten und Verletzten, den Bürgern Moskaus und dem gesamten russischen Volk ihr tiefes Beileid in diesem Moment des Schmerzes und der grossen Trauer.
  • Sie rufen auf zu einer entschlossenen und koordinierten Bekämpfung des Terrorismus als einer globalen Gefahr, die alle Völker der Welt bedroht.

Quelle: https://www.beoforum.rs/en/

(Übersetzung Zeit-Fragen)

Eine globale Versammlung der Völker

ef. Am 24. März 1999 begann die Nato ihren ersten Krieg. Es war ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Er richtetet sich gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ). Die Bomben und Marschflugkörper der Nato zerstörten nicht nur dieses kleine europäische Land, sondern auch das europäische und globale Sicherheitssystem, das auf der UN-Charta (1945), der KSZE-Schlussakte (Helsinki 1975) und der Charta von Paris (1990) beruhte. Bis heute leiden die Menschen unter den schweren Folgen dieser Zerstörungen – nicht nur in Serbien.
  Seit 25 Jahren erinnert das Belgrader Forum für eine Welt der Gleichen an den 24. März als den Tag im Jahr 1999, an dem die Aggression des Nato-Bündnisses gegen die Bundesrepublik Jugoslawien begann, und ehrt die gefallenen Verteidiger des Landes und die getöteten Zivilisten.
  In diesem Jahr, vom 22.–24. März, hat das Belgrader Forum für eine Welt der Gleichen unter der bewährten Federführung seines Präsidenten Živadin Jovanović mit weiteren Organisationen zum 25. Jahrestag in Belgrad eine internationale Konferenz veranstaltet. Aus 29 Ländern und von allen Kontinenten waren Teilnehmer angereist; über 30 Referate waren in dieser Zeit zu erleben, dazu am Abend verschiedene Dokumentarfilme über den Angriffskrieg.
  Eröffnet wurde die Konferenz mit Beiträgen von drei Ministern der serbischen Regierung: Verteidigungsminister Miloš Vučević, Innenminister Bratislav Gašić und Arbeitsminister Nikola Selaković. Weitaus mehr als in den Jahren zuvor wurde damit dem Anliegen des Belgrader Forums, den Krieg nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, auch auf Staatsebene die ihm gebührende Anerkennung entgegengebracht. Mit Blick auf die Kriege in Gaza und der Ukraine wurde in den verschiedenen Beiträgen nochmals deutlich: Der Nato-Aggressionskrieg gegen Jugoslawien war der Präzedenzfall für die kommenden Kriege. Die Veränderung der Nato von einem Verteidigungs- zu einem Angriffsbündnis, praktisch über Nacht; die Anwendung des Völkerrechts à la carte; die Lügen und die Falschheiten der Verhandlungs-Inszenierungen vor dem Krieg; die unsägliche Rolle der Mainstream-Medien; nicht zu vergessen die ganze PR-Propaganda. Noch einmal wurde den Teilnehmern vor allem über die Dokumentarfilme vor Augen geführt, welches Ausmass und welche Folgen die Bombenangriffe für die Menschen und das Land hatten und haben; aber auch, wie ein Land aus geo-, finanz- und machtpolitischen Gründen geplagt und in den Krieg getrieben wird.
  Der offene, ehrliche und gleichwertige Dialog in den Beiträgen und in den Gesprächen zwischen den Teilnehmern, der die gesamte Konferenz auszeichnete, hinterliess den Eindruck einer globalen Versammlung der Völker: So kann es sein, wenn Menschen aus aller Welt zusammenkommen, denen Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für alle ein wirkliches Anliegen ist.

Die Belgrader Erklärung

Niemals vergessen! 1999–2024

Belgrad, 23. März 2024

Wir, die Teilnehmer der internationalen Konferenz, die vom 22. bis 24. März 2024 in Belgrad anlässlich des 25. Jahrestages der bewaffneten Aggression der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) unter dem Motto «Von der Aggression zu einer neuen, gerechteren Weltordnung» stattfand, Teilnehmer, die aus der ganzen Welt zusammengekommen sind, erklären hiermit:
  Wir gehören verschiedenen Ländern, Nationen, Weltanschauungen, Religionen und Zivilisationen an, sind aber fest vereint in unserem Engagement für Frieden, Gleichheit und Wohlstand für alle Völker sowie in unserer Verurteilung von Interventionismus, Expansion, Vorherrschaft und Hegemonismus.
  Wir verurteilen die unprovozierte bewaffnete Aggression der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) im Jahr 1999 aufs schärfste als einen rechtswidrigen, invasiven und verbrecherischen Krieg gegen ein souveränes, friedliebendes europäisches Land, der ohne ein Mandat des UN-Sicherheitsrates geführt wurde und einen eklatanten Verstoss gegen die Charta der Vereinten Nationen, die OSZE-Schlussakte von Helsinki (1975) und die Grundprinzipien des Völkerrechts darstellt.

  Wir unterstreichen:
  Die Aggression wurde unter falschen Vorzeichen durchgeführt, und die Verantwortung der Nato kann daher nicht geschmälert werden. Es waren nicht die [serbischen] Staatsgewalten, sondern der Expansionsdrang der Nato, der dazu führte, dass tatsächlich eine «humanitäre Katastrophe» drohte. Was in Ratschak geschah, war kein «Massaker an der Zivilbevölkerung», sondern eine legitime Antwort des Staates auf den Terrorismus. Den «Hufeisenplan» gab es nicht. «Humanitäre» Kriege oder Interventionen gibt es nicht. Menschliches Leid kann kaum durch abgereichertes Uran, Streubomben und die Vergiftung von Luft, Boden und Wasser verhindert werden. 
  1999 hat die Nato den Krieg auf europäischem Boden wieder aufgenommen – ironischerweise einen Krieg, den Europa gegen sich selbst geführt hat.
  Es handelte sich nicht um einen «kleinen Kosovo-Krieg», sondern vielmehr um einen Krieg mit folgenden geopolitischen Zielen:

  1. Herauslösung der autonomen Provinz Kosovo und Metohija aus Serbien und vollständige Kontrolle über den Balkan;
  2. Stationierung von US-Truppen auf dem Balkan zum Zwecke der Strategie der Ost-Erweiterung;
  3. Schaffung eines Präzedenzfalls für spätere Interventionen, die unter Verletzung des Völkerrechts und der Unantastbarkeit des UN-Sicherheitsrats durchgeführt werden;
  4. Rechtfertigung der Existenz der Nato und ihres Handelns über das in ihrer Gründungsakte von 1949 festgelegte Gebiet hinaus. «Wo immer das Recht ein Hindernis für die Expansionspolitik darstellt, muss es beseitigt werden» – so lautete eine weitere neue Regel der Nato.

Die Nato-Aggression hat die Rechtsordnung des Friedens und der Sicherheit in Europa und in der Welt, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde, zunichte gemacht. Heute ist der Balkan noch instabiler, Europa auf gefährliche Art und Weise militarisiert, ohne Autonomie, Identität und Vision.
  Die Aggression kostete 1139 Soldaten und Polizisten das Leben, etwa 3000 Zivilisten, darunter 89 Kinder, starben, und etwa 10000 Menschen wurden verwundet. Die Folgen einer Langzeitwirkung von Waffen, die mit abgereichertem Uran und toxischen Verbindungen bestückt sind, sind jedoch weitaus grösser.
  Die Nato bombardierte auch die Botschaft der Volksrepublik China in Belgrad, wobei drei chinesische Journalisten getötet und das Gebäude der chinesischen Botschaft zerstört wurde.
  Wir zollen allen unschuldig Gefallenen unseren höchsten Respekt und sprechen ihren Familien unser tiefstes, aufrichtiges Beileid aus.
  Der Angreifer hatte systematisch die zivile Infrastruktur wie Eisenbahnen, Strassen, Brük-ken, Flughäfen, das Energiesystem sowie Wohnhäuser, Industrieanlagen, Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten und viele andere Objekte zerstört oder schwer beschädigt. Mehr als dreissig Radio- und Fernsehstationen und -sender wurden bombardiert, darunter der staatliche Fernsehsender RTS, bei dem 16 professionelle Mitarbeiter im Dienst getötet wurden. Der direkte Schaden beläuft sich auf rund 100 Milliarden US-Dollar. 
  Wir betonen, dass die Nato und ihre Mitgliedsstaaten, die an der illegalen Aggression beteiligt waren, verpflichtet sind, Serbien für die von ihnen verursachten Kriegsschäden zu entschädigen.
  Wir appellieren, dass staatliche Sonder- und Expertengremien, die die Folgen der Aggression für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt feststellen sollen, ihre Arbeit wieder aufnehmen, und dass die Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung und die Verbrechen der Nichteinhaltung der kriegsbezogenen Konventionen verfolgt und geahndet werden. 
  Wir bringen unsere nachdrückliche Unterstützung und Solidarität mit Serbien zum Ausdruck, das sich bemüht, die Folgen der Aggression zu mildern und die Fortsetzung der bewaffneten Aggression der Nato mit anderen Mitteln zu verhindern. 
  Wir bringen unsere volle Unterstützung für die Souveränität und territoriale Integrität Serbiens in seinen international anerkannten Grenzen zum Ausdruck, innerhalb derer es seine Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen, der OSZE und anderen universellen internationalen Organisationen fortsetzt.
  Wir sind zutiefst besorgt über die massenhafte Verletzung der grundlegenden Menschenrechte der serbischen Gemeinschaft im Kosovo und in Metohija, die in der Fortsetzung ihrer systematischen Vertreibung und der Verhinderung der freien und sicheren Rückkehr von über 250 000 vertriebenen Serben und anderen Nicht-Albanern in ihre Häuser und ihr Eigentum zum Ausdruck kommt.
  Wir sind der festen Überzeugung, dass der künftige Status der Provinz Kosovo und Metohija nur im Einklang mit dem Völkerrecht und insbesondere mit der Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates vom 10. Juni 1999, die ein dauerhaftes, rechtsverbindliches Dokument ist, geregelt werden kann. Wir fordern, dass alle Bestimmungen der Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates vollständig eingehalten und umgesetzt werden.
  Wir verurteilen alle Verstösse gegen diese Resolution und die Politik der Erpressung und des Drucks sowie alle einseitigen Schritte, die darauf abzielen, die Beschlagnahmung von Staatsgebiet zu legalisieren und die ethnische Säuberung der verbliebenen serbischen Bevölkerung zu vollenden, um die Schaffung des sogenannten Grossalbaniens vorzubereiten.
  Wir lehnen die unipolare Weltordnung ab, die auf der Strategie des Hegemonismus und der globalen Vorherrschaft mit der Nato als deren militärisches Bollwerk beruht. Die Aggression gegen die Bundesrepublik Jugoslawien im Jahr 1999 war eine Beschleunigung der Strategie der Expansion nach Osten und eine Quelle der Gefahr für den Frieden in Europa und der Welt. Zum Zeitpunkt der Aggression zählte die Nato 19 Mitglieder, heute sind es 32. Nach der Errichtung des US-Militärstützpunkts Camp Bondsteel im Kosovo und in Metohija folgten Dutzende von neuen Nato-Stützpunkten. Heute beherbergt Europa eine weitaus grössere Anzahl ausländischer Militärstützpunkte und Atomwaffenlager als zu Zeiten der bipolaren Welt und des Kalten Krieges.
  Wir bringen unsere tiefe Besorgnis über die beschleunigte Eskalation von Feindseligkeiten und Konflikten in den globalen Beziehungen zum Ausdruck, die das Feuer von Konflikten, anhaltenden Provokationen und der drohenden Gefahr eines globalen Konflikts weiter anheizen. Die Welt befindet sich am Rande des Abgrunds. Die Menschheit wird entweder die ungezügelte Aggressivität der den Menschen entfremdeten Machtzentren eindämmen oder in diesen Abgrund stürzen.
  Deshalb sind wir uns einig in der Forderung nach einer sofortigen Aufnahme des Dialogs auf strategischer Ebene unter der Schirmherrschaft der Uno, um der Eskalation, der Anhäufung konventioneller und nuklearer Waffen und dem Bruch internationaler Vereinbarungen Einhalt zu gebieten.
  Wir fordern die Schliessung ausländischer Militärlager, den vollständigen Abzug der taktischen US-Atomwaffen aus Europa und die Deinstallation der sogenannten Raketenabwehrsysteme, die die Sicherheit noch mehr gefährden.
  Wir fordern ein Ende der kriegshetzerischen Rhetorik und rufen alle verantwortungsbewussten Staatsmänner auf, den Dialog zu suchen und friedliche, gerechte und nachhaltige Lösungen für die anhaltenden Konflikte und Krisen zu finden.
  Wir appellieren an alle friedliebenden Kräfte in der Welt, sich gemeinsam für die Einhaltung des Völkerrechts, die Souveränität und die territoriale Integrität aller Länder, die Stärkung der Autorität und Rolle der Vereinten Nationen und anderer universeller internationaler Organisationen, die Einhaltung der Grundsätze der Gleichheit, der Souveränität und der territorialen Integrität sowie für die Zusammenarbeit und Koordinierung im Kampf gegen Terrorismus und Separatismus als globale Bedrohungen einzusetzen.
  Wir unterstützen den Prozess der Multipolarisierung der globalen Beziehungen und ihre Demokratisierung auf der Grundlage der souveränen Gleichheit aller Staaten und Völker.
  Wir unterstützen die Friedens-, Sicherheits- und Entwicklungsinitiativen, die auf dem Grundsatz der Unteilbarkeit von Frieden, Sicherheit und Entwicklung beruhen und die die Ursachen der Probleme zur Kenntnis nehmen. Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess spielen die BRICS, die EAEU [Eurasische Wirtschaftsunion], die globale Initiative «Belt and Road», die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und die NAM [Non-Aligned Movement]. Wir unterstützen die Abschaffung aller Monopole und Privilegien, die auf «Exzeptionalismus» beruhen. Wir lehnen einseitige Sanktionen, die Errichtung neuer «Mauern» oder Spaltungen ab. Der Versuch, die Welt in «Demokratien» und «Autokratien» aufzuteilen, ist ein Trick der Machtzentren, um das Leben der unipolaren Weltordnung zu verlängern.
  Die Politik der Konfrontation, des Interventionismus und der Einmischung in die inneren Angelegenheiten, die vom militärisch-industriellen Komplex und dem grossen Finanzkapital unterstützt wird, muss dem Dialog, der Partnerschaft, der Achtung der grundlegenden Normen des Völkerrechts und der multipolaren Weltordnung weichen.
  Frieden, Stabilität, Demokratie und integrative Entwicklung erfordern radikale Veränderungen in den gegenwärtigen globalen Beziehungen, die Einhaltung der souveränen Gleichheit, die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder, Multilateralismus, die Achtung gemeinsamer Interessen und die Abkehr von jeglichem Egoismus, Protektionismus und Privilegien der Vergangenheit. 
  Das grösste Hindernis für eine Weltordnung souveräner, gleichberechtigter Nationen sind die Relikte des Kalten Krieges. Deshalb sollte die Nato aufgelöst und die Doktrin des Hegemonismus, des Expansionismus und des Neokolonialismus der Geschichte überlassen werden.
  Wir verurteilen das massenhafte Töten der unschuldigen palästinensischen Bevölkerung, insbesondere von Kindern, und fordern einen sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Streifen und in anderen von der palästinensischen Bevölkerung bewohnten Gebieten, um diesem in der jüngeren Geschichte beispiellosen menschlichen Leid endlich ein Ende zu setzen, sowie die ungehinderte Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten, Wasser und anderen lebensnotwendigen Gütern an die gefährdete Bevölkerung.
  Wir unterstützen eine Zwei-Staaten-Lösung, die freie und sichere Rückkehr aller vertriebenen Personen, die Abschaffung der Besatzung und die Errichtung eines palästinensischen Staates in den Grenzen vor dem 4. Juni 1967 mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt, alles im Einklang mit den Resolutionen der Vereinten Nationen.
  Wir bekunden unsere Solidarität mit dem kubanischen Volk, das seit vielen Jahren unter den verheerenden Folgen des einseitigen US-Embargos leidet. Das kubanische Volk hat das unveräusserliche Recht, ohne Einmischung von aussen seinen eigenen Weg der inneren Entwicklung zu wählen. Wir fordern die Einhaltung der UN-Positionen zur Aufhebung der US-Blockade gegen Kuba und die Streichung Kubas von der Liste der «Staaten, die den Terrorismus unterstützen», da es ohne jegliche Grundlage aufgenommen wurde.
  Wir sind der Meinung, dass die Krise in der Ukraine eine Folge der Nato-Strategie der Ost-Erweiterung ist, die alle anderen Vereinbarungen bricht.
  Wir glauben, dass diese Krise friedlich gelöst werden kann, indem die Ursachen erkannt und beseitigt werden und gleiche Sicherheit für alle Länder garantiert wird. Die gemeinsame Zukunft der Menschheit schliesst Egoismus und egoistische Ansätze wie die Sicherheitsthese der «goldenen Milliarde» aus.
  Wir sprechen unseren Gastgebern – dem Belgrader Forum für eine Welt der Gleichen, dem Klub der Generäle und Admirale Serbiens, SUBNOR [Verband der Kriegsveteranen der nationalen Befreiungskriege Serbiens], dem Diaspora-Fonds für Serbien und dem Verband der Veteranen des militärischen Nachrichtendienstes – sowie den Bürgern Serbiens unsere Anerkennung und unseren Dank für ihre Gastfreundschaft und die gute Organisation der Konferenz aus.
  Die Organisatoren danken den Teilnehmern der Konferenz, einschliesslich des Weltfriedensrates und all seiner Mitglieder, für ihre jahrzehntelange Solidarität und Unterstützung Serbiens und des serbischen Volkes sowie für ihren ausserordentlichen Beitrag zu den Ergebnissen dieser Konferenz.  •

Quelle: https://www.beoforum.rs/en/

(Übersetzung Zeit-Fragen)

«Globale Mehrheit entscheidet sich für Multipolarität und eine inklusive Weltordnung»

Rede von Živadin Jovanović auf der Internationalen Konferenz «Von der Aggression zu einer neuen, gerechteren Weltordnung» zum 25. Jahrestag der bewaffneten Aggression der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (Auszug)

Ich danke Ihnen allen, dass Sie der Einladung zur Teilnahme an der Internationalen Konferenz mit dem Thema «Von der Aggression zu einer neuen, gerechteren Weltordnung» und anderen Veranstaltungen des Programms zum 25. Jahrestag des Beginns der bewaffneten Aggression der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien gefolgt sind. Wir fühlen uns sehr geehrt und sind all unseren Freunden dankbar, die durch ihre Anwesenheit hier ihre Solidarität mit Serbien und dem serbischen Volk zum Ausdruck bringen, wie sie es in den letzten Jahrzehnten getan haben. Das gibt uns Kraft und stärkt die Überzeugung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, sowohl bei der Verteidigung unserer berechtigten Interessen als auch im Kampf für Frieden, Gleichheit und eine gerechtere Europa- und Weltordnung.
  Heute sind wir hier in einer Art globaler Versammlung der Völker vereint, mit Freunden aus allen Teilen der Welt. Wir gehören verschiedenen Nationen, Religionen, politischen Orientierungen und Zivilisationen an, aber wir sind uns einig, wenn es darum geht, die menschlichen Opfer einer kriegerischen Macht zu ehren und die Aggression und den Expansionismus der Nato zu verurteilen. Gleichzeitig sind wir uns einig in unserem Bemühen, zu Frieden, Freiheit und Fortschritt für alle Länder und Völker beizutragen. Wir sind auch hier, weil wir die Wahrheit bewahren, den Wert von Recht und Gerechtigkeit stärken wollen und nach einer menschlicheren und sichereren Zukunft für alle suchen.
  Heute würdigen wir die Verteidiger eines freiheitsliebenden und unabhängigen Landes, das angegriffen wurde, obwohl es für kein anderes Land eine Gefahr darstellte, schon gar nicht für Nato-Mitglieder. Die bewaffnete Aggression endete vor zweieinhalb Jahrzehnten, doch ihre Initiatoren setzen sie mit anderen Mitteln bis heute fort. Deshalb verurteilen wir jede Form von Aggression und sagen, dass wir ihr entschieden entgegentreten werden, unabhängig von den «Werkzeugen», die dabei zum Einsatz kommen.
  Das serbische Volk wird und kann die menschlichen Opfer und das Leid, für das der Angreifer verantwortlich ist, nicht vergessen. Die gegen das serbische Volk begangenen Verbrechen dürfen sich niemals und nirgendwo wiederholen. Frieden, gleiche Sicherheit, gleiche Zusammenarbeit und Fortschritt sind unser universelles Recht, und wir erlauben niemandem, dieses Recht mit Füssen zu treten oder zu stehlen. Unsere Bestrebungen zielen darauf ab, eine neue Weltordnung aufzubauen, in deren Mittelpunkt die Menschen, ihre Gleichheit, Sicherheit und ihr Fortschritt stehen. Wir bekennen uns zu einer Ordnung der Freiheit, des Verständnisses und der Offenheit, ohne die Interessen, Werte und Verstehensweisen der einen den anderen Menschen aufzudrängen. Wir fordern, dass historische, kulturelle und spirituelle Besonderheiten respektiert werden, dass Unterschiede als Reichtum und nicht als Anlass für neue Spaltungen, Konfrontationen und Kriege behandelt werden. Wir kämpfen für eine neue, wirkliche Weltordnung, die auf den universellen Prinzipien der Gleichheit, des Zusammenlebens und der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten basiert.
  Die globale Mehrheit der Menschheit akzeptiert keine Weltordnung, die auf Gewalt, Privilegien und «Regeln» im Interesse der Minderheit basiert. Die Zeit ist vorbei, in der es einer Minderheit möglich war, ihre Hegemonie und ihren Neokolonialismus mit dem Gewand der Demokratie und Menschenrechte zu maskieren und sie der globalen Mehrheit durch Aggression und farbige Revolutionen aufzuzwingen. Die Falle der Spaltung in «Demokratien» und «Autokratien» besteht weiterhin. Aber die globale Mehrheit entscheidet sich für Multipolarität und eine inklusive Weltordnung, in der die Interessen der Menschheit und nicht die Interessen der «goldenen Milliarde» im Mittelpunkt stehen.

Quelle: https://www.beoforum.rs

(Übersetzung Zeit-Fragen)

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK