Psychotechniken in Schule und Kindergarten verstossen gegen Grundrechte

Psychotechniken in Schule und Kindergarten verstossen gegen Grundrechte

zf. Was die von den USA dominierte OECD Europa und auch der Schweiz – via «soft governance» (siehe «Zeit-Fragen» Nr. 25 vom 11.6.2012) – an Bildungsprogrammen überstülpt, entpuppt sich immer mehr als Schrott, als gefährlicher Schrott. Nicht genug damit, dass die Unterrichtsformen ständig wechseln und die Schüler im Stich gelassen werden, auch die Inhalte entfernen sich immer mehr von der Realität. Flächendeckend tauchen in Kindergärten plötzlich Hexen, Vampire, wilde Kerle, Piraten und andere Ungeheuer auf. Die Kinder spielen nicht mehr «Müeterlis», «Verkäuferlis» und «Lehrerlis», sondern lernen Hexenpizzas mit Schlangen und Froschaugen zu belegen, üben Hexentänze, Zauber- und Hexensprüche, und das nicht nur an einem Nachmittag, sondern gleich ein ganzes Semester lang. Sie machen Phantasiereisen zu den «Wilden Kerlen», lernen stampfen und brüllen: «Wir sind Monster, und wir essen, was wir wollen, wir machen, was wir wollen.» – zwei Monate intensiv. Nicht anders in den Primarschulen. In einigen Kantonen der Westschweiz wird den Kindern ein Buch zum Lesen aufgezwungen, in dem Sadismus positiv dargestellt wird: Irella, ein Mädchen, liest ihrer Puppe «Vamp» furchtbar gerne grausame Geschichten vor: «Mordtaten, Erscheinungen, lecker, lecker … Ich hab’s so gern, wenn «Vamp» am ganzen Körper zittert, ich hab’s so gern, wenn sie mich anfleht: ‹Hör auf, Irella›». – Genug? – Ist das die Grundlage der neuen OECD-wissensbasierten-Gesellschaft? Wozu werden die Kinder in eine sado-masochistische Welt des Irrealen hineingeführt? Damit sie als Erwachsene besser manipuliert werden können? Befähigung zur Demokratie ist dies jedenfalls nicht.
Zum Glück formiert sich Widerstand: Psychologen und Psychiater sind alarmiert. Sie decken auf, dass solche «Spiele» den Kindern schaden. Dahinter verbergen sich manipulative Psychotechniken, die tief ins Gefühlsleben der Kinder eingreifen. Sie beeinflussen nicht nur das gegenwärtige, sondern auch das zukünftige Denken, Fühlen und Handeln der Kinder. Sie haben in Schule und Kindergarten nichts zu suchen, denn sie bedrohen die seelische Gesundheit der Kinder und verstossen gegen Grundrechte. Eltern wehren sich erfolgreich gegen die psychische Vergewaltigung ihrer Kinder in öffentlichen Kindergärten und Schulen und fordern die Vermittlung von Werten, wie der Brief der Waadtländer Eltern zeigt. Nun ist die Politik gefordert, diesen Irrsinn zu stoppen. Die Fakten sind eindeutig. Ein Beispiel, wie Kinder und Jugendliche positiv an das reale Leben herangeführt werden können, liefert der Beitrag über das Ökozentrum Langenbruck.

 

Indoktrinationstechniken auch bei Erwachsenen verboten

zf. Was Lehrern in der Schule strengstens verboten ist, nämlich ihre Schutzbefohlenen Manipulations- und Indoktrinationstechniken auszusetzen, ist selbst Psychologen und Psychiatern untersagt, welche freiwillig zu ihnen kommende Erwachsene behandeln. So schreiben die Berufsethischen Richtlinien für FSP-Mitglieder ihren angeschlossenen Psychologen unter anderem folgendes vor:

«Ethische Prinzipien
[…]
1. Achtung der Würde und der Rechte der Person
Die Mitglieder achten und schützen die Grundrechte, die Würde und den Wert aller Menschen. Sie respektieren insbesondere deren Recht auf Autonomie und Selbstbestimmung, auf Vertraulichkeit und Privatsphäre. […]
3. Verantwortung
Die Mitglieder […] vermeiden es, Schaden zuzufügen, und sind für ihr Handeln verantwortlich.
4. Integrität
Die Mitglieder zeigen bei ihrer Berufsausübung, sei es in Praxis, Lehre oder Forschung, eine integre persönliche Haltung. Sie verhalten sich respektvoll, fair und glaubwürdig.
Art. 9
Mitglieder verzichten auch auf jede Form von ideologischer oder religiöser Beeinflussung. […]

Quelle: Berufsethische Richtlinie für FSP-Mitglieder (Berufsordnung)

Import aus den USA

von Dr. phil. Judith Barben

Die Psychotechniken wurden in amerikanischen Versuchslabors entwickelt. Es handelt sich um krasse Eingriffe einer staatlichen Institution in das Erziehungsrecht der Eltern. Der Grundkonsens und das Wertegefüge unserer Gesellschaft werden in Frage gestellt, antisoziale Verhaltensweisen trainiert. Ist es vor diesem Hintergrund erstaunlich, wenn uns ein Viertklässler erklärt, er habe sich beim grundlosen Eintreten auf einen am Boden liegenden Mitschüler «glücklich» gefühlt?

Aufoktroyierte psychotechnische Rollenspiele

Die neuartigen, den Kindern aufoktroyierten psychotechnischen Rollenspiele haben auch nichts mit den uns bekannten entwicklungspsychologisch wertvollen Rollenspielen zu tun, welche Kinder schon immer gerne spielten. Sie spielen zum Beispiel Familie («Müeterlis»), Verkaufsladen («Verchäuferlis») oder Schule («Lehrerlis»). Dabei üben sie spielerisch Rollen ein, die sie oder ihre Kameraden später im Leben einnehmen werden. «Du wärsch jetzt de Vatter und ich d’ Mueter und s’Bäbi oises Chind», sagen sie etwa zueinander. Solche konstruktiven Rollenspiele fördern die Phantasie, die Kooperationsfähigkeit und die Sprachentwicklung der Kinder, denn sie müssen sich laufend mit ihren Geschwistern oder Spielkameraden über den Spielverlauf einigen. Nicht selten bauen sie in ihr Spiel auch das Helfen im Haushalt mit ein. Solche Rollenspiele können sinnvoll in Kindergarten oder Schule eingesetzt werden, etwa beim Einführen des Geldes im Schulfach Rechnen das «Verchäuferlis»-Spiel.
Psychotechniken sind von diesen sinnvollen Rollenspielen klar abzugrenzen. Denn «Psychotechniken» sind laut Definition gezielt ausgearbeitete Methoden «zur praktischen Beeinflussung von Menschen».1 Das heisst, psychologische Erkenntnisse werden missbraucht, um Menschen unterschwellig zu beeinflussen und zu manipulieren. Solche Methoden wurden seit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in amerikanischen Versuchslabors entwickelt und unter Bezeichnungen wie «Gruppendynamik», «Gestalttherapie», «Psychodrama» oder «humanistische Psychologie» als angeblich psychotherapeutische Methoden propagiert und in der Gesellschaft verbreitet.2 Allerdings sind sie in der Fachwelt sehr umstritten. Denn nicht selten führen sie zu verheerenden Konsequenzen wie psychischen Zusammenbrüchen, Klinikaufenthalten, Zerrüttung von Beziehungen und depressiven Krisen bis hin zum Suizid. Und dies – wohlgemerkt! – bei Erwachsenen.3

Schädliche Psychotechniken

Bei den geschilderten Psychotechniken geht es darum, angeblich «echte», aber «verschüttete» Emotionen und Konflikte hervorzuholen und möglichst dramatisch auszuleben.4 Durch dieses ungehemmte Ausleben von Emotionen würden Konflikte gelöst, wird behauptet. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall: Negative Emotionen werden durchtrainiert und verfestigt, zwischenmenschliche Konflikte weiter angeheizt und verschärft.
Am Anfang der Sitzung werden die Teilnehmer durch sogenannte «Aufwärmspiele» aufgelockert, indem sie beispielsweise kreuz und quer durch den Raum gehen und sich auf verschiedene Weise begrüssen müssen – mit der Nase, mit dem Po und so weiter. Diese Übungen werden so lange praktiziert, bis einer der Teilnehmer sich entschliesst, als «Protagonist» auf die Bühne zu treten und aus dem Stegreif eine Szene oder einen Konflikt aus seinem Leben zu spielen. So stellte etwa ein Teilnehmer in einer Sitzung einen Konflikt mit seinem Vater dar, den er als Fünfjähriger hatte. Damals hätte er lieber weiter mit seinen Klötzen gespielt, aber sein Vater wollte, dass er ihm bei einer Arbeit half. Der Leiter fordert nun die anderen Teilnehmer auf, als «Hilfs-Ich» oder als tyrannischer Vater ins Geschehen einzusteigen. «Hilfs-Ichs» sollen den «Protagonisten» durch Zurufe oder ermutigende Kommentare in seiner Sicht bestärken. Ob der Vater wirklich so tyrannisch war, wird nicht geklärt, auf eine Versöhnung wird nicht hingearbeitet. Im Gegenteil, man will den Protagonisten möglichst tief in seine Gefühlslage hineinführen.
Dass es nach solchen Sitzungen – nicht nur beim Protagonisten – zu heftigen, auch negativen emotionalen Reaktionen kommen kann, ist leicht vorstellbar. Deshalb wird geraten, nachher eine Zeitlang nicht Auto zu fahren, bis die Emotionen abgeklungen sind.

Psychotechniken mit Abhängigen verboten

Da Psychotechniken als therapeutische Verfahren gelten, dürfen sie bei Erwachsenen nur mit deren Einwilligung angewandt werden. Bei Abhängigen (Studenten, Schülern, Mitarbeitern) sind sie grundsätzlich verboten, da diese auf Grund ihres Abhängigkeitsverhältnisses nicht frei zustimmen oder ablehnen können.
Dennoch werden sie bei gewissen Managerseminaren und Stellenbewerbungen eingesetzt. In «Assessments» werden Mitarbeiter und Stellenbewerber genötigt, ihr Innerstes nach aussen zu kehren. Oder sie müssen unter Zeitdruck unlösbare Aufgaben lösen und werden anschliessend mit distanzlosen Fragen überrascht und aus der Fassung gebracht. Zuweilen werden sie auch aufgefordert, sich in Rollenspielen durch das Vertreten absurder Standpunkte vor der Gruppe lächerlich zu machen. All das sind unzulässige Eingriffe in die geschützte Persönlichkeitssphäre, wie ein Arbeitsgericht in Deutschland feststellte. Das Gericht verbot Arbeitgebern die Anwendung solcher Methoden.5 Dass dies um so mehr für Kinder gilt, müsste selbstverständlich sein.    •

1    Rexilius, Günter & Grubitzsch, Siegfried. Handbuch psychologischer Grundbegriffe. Reinbek bei Hamburg 1981, S. 869.
2    In Wirklichkeit haben diese Methoden nichts mit seriöser Psychotherapie zu tun. Eine fachkundige und verantwortungsvolle Psychotherapie findet stets im gleichwertigen Gespräch und gegenseitigem Respekt zwischen Therapeut und dem Rat- und Hilfesuchendem statt. Dieser wird in seiner Beziehungsfähigkeit und seinen prosozialen Werten gestärkt und bei der konstruktiven Bewältigung seiner Lebensaufgaben unterstützt und angeleitet.
3    Sichrovsky, Peter. Seelentraining. Wie man in sechs Tagen sein Gesicht verliert. Ein Bericht; Ehebald, Ulrich. Der Arzt und die Angebote des «Psychomarktes». In: Materialien zur Psychoanalyse und analytisch orientierten Psychotherapie. Band VI (1980), S. 90–123; Mentzos, Stavros. Neurotische Konfliktverarbeitung. Einführung in die psychoanalytische Neurosenlehre unter Berücksichtigung neuer Perspektiven. Frankfurt am Main 1982, S. 287; «Das Elend fing an einem Sonntag an», Coop-Zeitung Nr. 19, 12.5.1994; Tödlicher Unfall in einer Gruppentherapie. «Neue Zürcher Zeitung», 16.2.1993.
4    Kösel, Edmund. Die Modellwirkung von Lernwelten. Ein Handbuch zur Subjektiven Didaktik. Elztal-Dallau 1993, Seite 116–120.
5    Beruf und Chance. Warum muss der Bewerber sein Innerstes nach aussen kehren? Im Assessment Center wird eine erhebliche Persönlichkeitsentblössung erwartet /Bedenken der Juristen. Frankfurter Allgemeine, 20.4.1996; vgl. auch Seelenstrip auf dem Weg nach oben. Kaderleute werden vor der Beförderung durch harte Psychotests gejagt. ZürichExpress, 24.8.2001.

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