Gehen uns die Nahrungsmittel aus?

Gehen uns die Nahrungsmittel aus?

von Reinhard Koradi, Dietlikon
Warum diese Frage in einer Zeit, wo die Auslagen in den Lebensmittelläden nicht üppiger sein könnten? In unserer Wohlstandsgesellschaft ist doch alles nur eine Frage der Kaufkraft. Oder gibt es doch ein paar ernsthafte Gründe, um über die Nahrungsmittelversorgung nachzudenken? Es sind verschiedene Warnsignale zu beobachten – teilweise verdeckt –, aber sie sind da. Bereits wird vor Preissteigerungen im Lebensmittelbereich gewarnt – und was hohe Preise für Lebensmittel auslösen, wurde uns in letzter Zeit anschaulich vor Augen geführt. Die politischen Unruhen in Tunesien, Ägypten und Algerien haben bestimmt tiefere Wurzeln – doch die immer höheren Preise für Brot haben die Bevölkerung aufgewühlt und auf die Strassen getrieben.

Gestützt auf den Weltagrarbericht stehen in diesem Artikel drei Fragen im Zentrum, auf die wir früher oder später auch in unseren Regionen Antworten finden müssen.

  • Gibt es Wege, um das Hunger- und Armutsproblem in der Welt entscheidend zu mildern?
  • Wie können die natürlichen Ressourcen vor Ausbeutung und Zerstörung geschützt werden?
  • Wie müssen die Weichen zugunsten einer ausreichenden Ernährungssicherheit gestellt werden?

Produktionsgrundlagen und Wissen sind vorhanden
Im August 2008 wurde der von den Vereinten Nationen und der Weltbank initiierte Welt­agrarbericht herausgegeben.
Über 500 Wissenschafter fassten den Stand des Wissens über die globale Landwirtschaft, ihre Geschichte und den freien Zugang zu Wissen, Boden, Saatgut, Nahrungsmitteln und Wasser zusammen. (in Zeit-Fragen wurde dieser Bericht mehrfach behandelt.) Der Bericht zeigt Lösungen auf, warnt aber auch vor Irrwegen. Entscheidend ist die Feststellung, dass die Erde sehr wohl über die notwendigen Ressourcen verfügt, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren. Ebensowenig fehlt es am notwendigen Wissen. Doch die bis anhin verfolgten Ansätze «industrielle Landwirtschaft» und «freie Marktwirtschaft» haben zu Fehlentwicklungen geführt. So wurden die Monopolisierung der Agrarmärkte (Konzentration der Produktionsfaktoren in der Nahrungsmittelproduktion) und die Zerstörung vorhandener Produktionsstrukturen auf der Basis von kleinbäuerlichen Familienbetrieben durch die global ausgerichtete Agrarwirtschaft vorangetrieben.
Die industrielle Landwirtschaft beutet die verfügbaren natürlichen Ressourcen der Erde aus. Sie ersetzt mit Grosstechnik und Agrarchemie den Einsatz menschlicher Arbeit durch fossile Energie. Die industrielle Landwirtschaft erfordert gewaltige Mengen an Pestiziden und Kunstdünger und verbraucht rund 70% der weltweiten Süsswassernutzung.
Weiter wie bisher – ist keine Option
Der Weltagrarbericht räumt mit dem Mythos der Überlegenheit industrieller Landwirtschaft aus volkswirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Sicht gründlich auf.
Als neues Paradigma der Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts formuliert er statt dessen kleinbäuerliche Strukturen – vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Die Chancen – den Hunger zu besiegen – sind also absolut intakt. Es bräuchte nur ein Umdenken in der Agrarwirtschaft – wie übrigens auch in andern Wirtschaftsbereichen. Die Befreiung der WTO, IWF und Weltbank aus den Zwängen einiger weniger «Dago­bert Ducks» würde dieses «Umdenken» bestimmt wesentlich erleichtern. Das Profitdenken müsste dem Prinzip «den Menschen dienen» weichen. Wirtschaften soll Dienst am Gemeinwohl sein und sich primär an den grundlegenden Bedürfnissen der Menschen orientieren. Auf die Agrarwirtschaft bezogen, bedeutet dies, Nahrungsmittelproduktion, -verarbeitung und -verteilung vor allem in den weniger entwickelten Regionen im Rahmen kleinbetrieblicher lokal orientierter Netzwerke zu vollziehen. Sie sind die wichtigsten Garanten und die grösste Hoffnung einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Lebensmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung.
Konsequenzen aus dem Weltagrarbericht (noch) nicht vollzogen
Die Angst vor dem Hunger ist da. Eine Umfrage im Januar/Februar 2009 durch den Euro-Barometer ergab auf die Frage: Welches der folgenden Probleme betrachten Sie als im Moment das bedeutendste für die Welt, folgende Antworten: Zwei Drittel der Befragten sehen das bedeutendste Problem für die Welt in der steigenden Armut, den fehlenden Nahrungsmitteln und ungenügendem Zugang zu frischem Wasser (66%). An zweiter Stelle folgt die Weltwirtschaftskrise (52%), an dritter Stelle der Klimawandel (50%), es folgt die Angst vor dem internationalen Terrorismus (42%), und auf Platz fünf finden wir «bewaffnete Konflikte» (39%). («Neue Zürcher Zeitung» vom 17.11.2010)
1990 waren es 822 Millionen, 2008 zählte man bereits 963 Millionen und heute sind es über eine Milliarde Menschen, die Hunger leiden. Jährlich sterben 8,8 Millionen Menschen wegen fehlender oder ungenügender Versorgung mit sauberen Nahrungsmitteln oder Wasser.
Auf die Regionen verteilt, leiden in Asien 524 Millionen, in Afrika – südlich der Sahara – 206 Millionen, in Lateinamerika 52 Millionen und im Nahen Osten 38 Millionen Menschen Hunger, und zwar in lebensbedrohlichem Ausmass. Nach Entwicklungsstand der Volkswirtschaften aufgeteilt, können sich in den Entwicklungsländern 820 Millionen, in den Schwellenländern 25 Millionen nicht genügend ernähren. Aber selbst in den Industrie­ländern breitet sich der Hunger immer mehr aus. Es ist offensichtlich, Armut und Hunger stehen in einem sehr engen Zusammenhang.
Hunger nicht nur in den Entwicklungsländern
In der Schweiz leben rund 9% der Bevölkerung (etwa 800 000) unter der Armutsgrenze. Für Alleinstehende liegt diese Grenze bei Fr. 2300.–, für Alleinerziehende mit 2 Kindern sind es Fr. 3900.– und für Ehepaare mit zwei Kindern Fr. 4800.–.
Für diese Menschen können Nahrungsmittel knapp werden, weil die notwendige Kaufkraft fehlt. Unter dem Titel «Essen verteilen statt wegwerfen» hilft die «Schweizer Tafel» den benachteiligten und bedürftigen Menschen in der Schweiz.
In 12 Regionen werden überschüssige, einwandfreie Lebensmittel bei Grossverteilern, Produzenten und Detaillisten abgeholt und gratis an soziale Institutionen verteilt, welche sich um armutsbetroffene Mitmenschen kümmern.
Der Grossverteiler Coop allein liefert jährlich 1830 Tonnen Lebensmittel an die «Schweizer Tafel», die sonst auf dem Abfall landen würden.
Gekoppelt mit der noch nicht ausgestandenen Finanz- und Wirtschaftskrise kommt zusätzliche Dynamik in die Armuts- und damit in die Hungerproblematik. Eine Problematik, die man nur zu leicht übersieht, solange man vom Überfluss geblendet wird.
Ganz bestimmt können wir die Hungerkatastrophe in den weniger entwickelten Ländern nicht mit der Situation der einkommensschwachen Haushalte in unseren Breitengraden vergleichen. Für die Völker in den wenig entwickelten Staaten ist die Situation weit dramatischer – dort geht es ums Überleben.
Die natürlichen Grundlagen für die Nahrungsmittelproduktion sind bedroht
Die letzten Sommer anhaltende Dürre in Russland führte zu explosionsartigen Preissteigerungen am Weizenmarkt. So hatte sich seit Anfang Juni der Preis wegen der Rekord-Dürre und Brände in Russland nahezu verdoppelt (Exportstopp für Weizen). Gegenüber dem Vorjahr sind in den GUS-Ländern die Weizenerträge klimabedingt um 29% eingebrochen.
Die Überschwemmungen in Australien verwüsteten 18% der Anbauflächen für Zuckerrohr, und von der bereits eingelagerten Weizen­ernte können wegen des Hochwassers rund 10 Millionen Tonnen – das sind 50% der gesamten Ernte – nicht mehr zu Mehl verarbeitet werden. Inzwischen meldet die Uno einen Höchststand des FAO-Lebensmittelpreisindexes seit seiner Einführung 1990. Für die fünf ausgewählten Lebensmittel (Milch, Fleisch, Getreide, Öle und Fette) haben sich die Preise seit Januar 2010 bis Januar 2011 von 180 Indexpunkten auf 231 Punkte erhöht. Extrem stark gestiegen sind die Preise für Weizen (verdoppelt), Zucker, Getreide sowie Öle und Fette. Relativ stabil sind dagegen die Preise für Fleisch und Milch. (Die Milchproduktion und -versorgung ist naturbedingt weitgehend lokal-regional orientiert und als Spekulationsobjekt auf Grund der Vielzahl und geographisch gestreuten Produktionsstandorte noch kaum geeignet.)
Die zum Teil ungünstigen Witterungsbedingungen (Hitze, abgelöst durch relativ hohe Niederschlagsmengen) führten auch in Deutschland und in der Schweiz zu Ernteausfällen. Bei der Weizenernte musste eine Einbusse von 11 Prozent verkraftet werden. EU-weit prägten Wetterkapriolen seit Beginn der Auspflanzungen die Kartoffelsaison 2010. Vor allem die Hitze und Dürre im Sommer machte den Kulturen zu schaffen, so dass die Erträge deutlich unter das Niveau des Vorjahres sanken. In Deutschland wurden rund 9,5 Millionen Tonnen Kartoffeln geerntet. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 1,9 Millionen Tonnen. Neben den widrigen Witterungsbedingungen ist die um 3% auf 255 200 Hektar geschrumpfte Anbaufläche eine Ursache für die kleinere Ernte. In der Schweiz spricht man von einer qualitativ guten Kartoffel­ernte. 2010 wurden rund 421 000 Tonnen geerntet (davon rund 70 000 Tonnen Speisekartoffeln). Auf einer um 2,9% reduzierten Anbaufläche wurden gegenüber dem Vorjahr 100 000 Tonnen weniger Kartoffeln geerntet. Bei den Kartoffeln weist die Schweiz übrigens mit 90% einen überdurchschnittlich hohen Selbstversorgungsgrad aus. Regionale Unterschiede sind vorhanden, doch dies ändert nichts an der Tatsache, dass die landwirtschaftlichen Erträge wegen ungünstiger Produktionsbedingungen immer mehr unter Druck geraten. Ein Druck, der sich in den nächsten Jahren wohl verstärken wird.
Der Klimawandel verschärft Versorgungsengpässe
Die erwarteten Klimaänderungen werden sich in der Landwirtschaft auf Ackererträge, Viehwirtschaft und Produktionsstandorte auswirken. Besonders hart betroffen sind die von den Gletschern der Anden und des Himalaja bewässerten Gebiete: Während die Gletscher schmelzen, drohen Überflutungen. Sind sie einmal abgeschmolzen, folgt anhaltende Trockenheit. Zwei Drittel Afrikas sind bereits von Trockenheit und Dürren betroffen. Der Klimawandel verstärkt diesen Prozess der Expansion der Wüste.
Die Desertifikation schreitet voran und erstreckt sich über rund zwei Fünftel der Landfläche der Erde, was der dreifachen Fläche Europas entspricht. Betroffen sind über 1 Milliarde Menschen, die auf dem Lande leben.
Häufige Ursachen der Desertifikation sind unsachgemässe Bewässerung mit der Folge der Bodenversalzung (zum Beispiel in Teilen Chinas und Indiens), Abholzung und Übernutzung von Böden in Verbindung mit grossflächigen Monokulturen (wie beim Soja-Anbau in Brasilien).
Anderorts – wie auf dem indischen Subkontinent sind stark anwachsende, orkanartige Niederschläge der Grund für die Vernichtung von Kulturland und Ernten.
Durch den Klimawandel könnte sich zumindest kurzfristig in einigen nördlichen Regionen Europas, Asiens und Amerikas die Produktivität der Landwirtschaft sogar etwas steigern. Wichtige Kornkammern der Welt jedoch, wie der Mittlere Westen der USA, Teile Indiens und Chinas sowie Brasilien, müssen aber mittelfristig mit drastischen Ernteverlusten rechnen.
Energie statt Nahrung
Eine Gefahr für die Ressourcen der Nahrungsmittelproduktion bringt auch die Energiekrise mit sich. Immer mehr Agrarprodukte landen im Tank statt auf dem Teller. Der mit dem Etikett «Umweltschutz» legitimierte Betrug, Nahrungsmittel für die Energieversorgung statt für die Ernährung der Menschen zu verwenden, zerstört nicht nur Ressourcen (Monokulturen). Er raubt auch den Menschen im ländlichen Raum den Boden, den sie für ihre eigene Versorgung dringendst benötigen.
Mehr Lebensmittel für Sprit heisst auch, Nahrungsmittel werden knapp und damit teuer. Besonders, wenn dann die Spekulation noch wilde Phantasien weckt. Bereits 2007 und 2008 hatten Preisschübe für Agrarprodukte in mehreren Ländern zu «Hungerrevolten» von aufgebrachten Teilen der ärmeren Bevölkerung geführt. Die Preise für lebensnotwendige Nahrungsmittel explodierten unter anderem, weil es wegen des hohen Ölpreises immer lukrativer wurde, Biokraftstoffe aus Getreide herzustellen.
Die Nahrungsmittelkrise mit ihren Rekordpreisen für Getreide sowie die gewaltige Nachfrage nach Agrosprit führten dazu, dass billig verfügbares, fruchtbares Agrarland inzwischen als besonders gewinnträchtige Investition gilt.
Boden als Spekulationsobjekt
Investoren setzen auf den Trend «Bodenverknappung gleich höhere Nahrungsmittelpreise». Seit der Finanzkrise suchen sie nach attraktiven Anlagen, die nicht von Börsenzyklen abhängen und investieren auf allen Ebenen der Nahrungskette. Es beginnt bereits bei den Anbauflächen. Nach wissenschaftlichen Studien aus dem Jahr 2002 kann die weltweite Agrarlandfläche von 1,4 Milliarden Hektar in den Industrieländern nicht mehr aufgestockt werden. Geeignete Flächen von 875 Millionen Hektar gibt es aber noch in den Schwellen- und Drittweltländern. Würde man bewaldete Ökosysteme landwirtschaftlich erschliessen, so könnten weitere 525 Millionen Hektar hinzukommen.
Unternehmen und Investmentfonds, aber auch ausländische Regierungen, unter anderem aus China, Korea, Israel, Japan und arabischen Staaten, haben daher innerhalb weniger Jahre allein in Afrika 20 Millionen Hektar Boden gekauft – der grösste Eigentümerwechsel seit dem Ende der Kolonialzeit. Diesen Ländern geht es bei ihren Investitionen in afrikanisches Agrarland vorrangig um die eigene gesicherte Versorgung mit Nahrungsmitteln. «Nach den wilden Spekulationen auf dem Getreidemarkt und dem massiven Preisanstieg für Lebensmittel haben diese das Vertrauen in den Weltmarkt verloren. Sie wollen nicht länger von Spekulanten abhängig sein, sondern selbst die Kontrolle über eine gesicherte Nahrungsmittelproduktion übernehmen.»
Dieses «Land-Grabbing» bezeichnet der Präsident der Uno-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO), Jacques Diouf, als «Neokolonialismus».
Auch multinationale Unternehmen der Finanzwirtschaft, darunter die Blackstone-Gruppe, die Deutsche Bank, Goldman & Sachs sowie Dexion Capital haben im Herzen Afrikas in neue Agrarenklaven investiert.
Die Weltbanktochter International Finance Corporation (IFC) engagiert sich ausdrücklich für «die Entwicklung des Agrobusiness». Im September 2008 kündigte sie an, sie werde nach der Nahrungsmittelkrise profitable Investitionen in Afrika, Lateinamerika und Russ­land massiv ausweiten. Mit einem Teil dieser Investitionen soll bislang wenig genutztes Land für die Produktion erschlossen werden. 2008 investierte die IFC 1,4 Milliarden US-Dollar in den Aufbau von Versorgungsketten zugunsten der Agrokonzerne.
Urbanisierung und Ökologisierung
Die Ausdehnung der Wohngebiete respektive die Urbanisierung vernichtet Kulturland und raubt der Landwirtschaft den Boden. Urbanisierung umschreibt die Ausbreitung städtischer Lebensformen in ländlichen Gebieten. Dieser Prozess ist seit Jahrhunderten zu beobachten, hat aber in den letzten Jahrzehnten in den Schwellen- und Entwicklungsländern bisher ungekannte Ausmasse angenommen. In den Industrieländern wurde die Urbanisierung weitgehend von der Suburbanisierung abgelöst, das heisst, die Städte weiten sich immer mehr in benachbarte, bisher ländliche Räume aus.
Die Siedlungen in der Schweiz wachsen nach wie vor weitgehend auf Kosten der Landwirtschaft. Zwischen 1994 und 2006 verschwanden jedes Jahr 14,2 Quadratkilometer Fläche. Gegenüber der vorhergehenden Beobachtungsperiode (1982 –1994) hat sich zwar der jährliche Rückgang der Landwirtschaftsflächen (damals jährlich 20,8 Quadratkilometer) etwas verlangsamt. Dennoch – der Anteil der Landwirtschaftsflächen an der produktiven Gesamtfläche der Schweiz ist auf 44 Prozent gesunken, wie aus der Arealstatistik des Bundesamtes für Statistik hervorgeht.
Neben der Urbanisierung bedrohen neu die Ökologisierung und der von Ideologen unverhältnismässig forcierte Naturschutz die natürlichen Produktionsgrundlagen der Landwirte. Mit der Teilrevision des Natur- und Heimatschutzgesetzes sollen in der Schweiz zusätzlich neue Pärke von nationaler Bedeutung geschaffen werden. Sie werden je nach Lage und Grösse in Nationalpärke, regionale Naturpärke und Naturerlebnispärke aufgeteilt. Rund 14% der Gesamtfläche sollen den in ländlichen Gegenden liegenden Pärken geopfert werden.
Die Schweiz als Wellness-Oase und Spielwiese
Ökologie wird heute gegen die produzierende Landwirtschaft eingesetzt. Die Produktion wird gedrosselt, indem die Bauern auf Extensivnutzung umstellen müssen (Pärke) und durch ein ökopolitisch motiviertes Regelwerk (Direktzahlungen) bei ihrer Arbeit behindert werden. Es dürfte jedem aufgeschlossenen und informierten Bürger klar sein: Die Kompetenz für einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen liegt beim Bauern – denn wer zerstört schon sein Eigentum und die Grundlagen seiner Existenz?
Weichen für eine ausreichende
Ernährungssicherheit neu stellen
Gehen uns die Nahrungsmittel aus? – war die eingangs gestellte Frage.
Die Antwort fällt unterschiedlich aus, je nachdem, wen wir mit «uns» meinen.
Was jedoch bestimmt für alle knapp wird, sind Grund und Boden für die landwirtschaftliche Produktion. Auf weniger Boden folgen weniger Landwirte. Mit dem Ausfall von Produktionsfaktoren im eigenen Land sinkt die Fähigkeit, sich selbst zu versorgen. Die Abhängigkeit vom Ausland und dem durch Spekulation manipulierten Kräftespiel des sogenannt freien Marktes steigt.
Kein Land kann die Versorgungssicherheit oder Ernährungssouveränität dem freien Markt opfern. Es sei denn, es legt keinen Wert mehr auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Ernährungssicherheit und -souveränität auch für die Industriestaaten
Es gibt zwei Forderungen, die wir auf alle Staaten – auch auf die Schweiz – wortwörtlich übertragen können.
Die eine heisst Ernährungssicherheit und die andere Ernährungssouveränität.
«Ernährungssicherheit ist eine Situation, die existiert, wenn alle Menschen jederzeit physischen, sozialen und wirtschaftlichen Zugang zu genügend sicheren und nährstoffreichen Nahrungsmitteln haben, um ihre Bedürfnisse und Präferenzen für ein aktives und gesundes Leben zu erfüllen.»
«Ernährungssouveränität bezeichnet das Recht der Bevölkerung und souveräner Staaten, ihre Landwirtschafts- und Ernährungs­politik auf demokratische Weise selbst zu bestimmen.»
Im Diskussionspapier des Bundesamtes für Landwirtschaft «Land- und Ernährungswirtschaft 2025» werden Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität weitgehend ausgeblendet. Weder schützen wir die notwendigen Ressourcen und Infrastrukturen, noch verfolgen wir einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad. Unter dem Stichwort «Wettbewerbsfähigkeit» wird vielmehr eine export­orientierte Qualitätsstrategie verfolgt, die an eine Tiefpreisstrategie (produzieren auf Welt- oder EU-Marktniveau) angebunden ist. Effizienzsteigerung durch Betriebsgrössengewinne heisst die Devise! Fast scheint es, als soll eine Marktteilung – Qualität für Reiche und Masse für Arme – vollzogen werden. Dem Ganzen wird dann noch ein ökologisches Etikett unter dem Label «Multifunktionalität» angehängt. Hinter dem in diesem Zusammenhang weiterentwickelten Direktzahlungssystem versteckt sich ein «Order- and Control-System» gegenüber den Bauern, das immer mehr zentralistische und dirigistische Züge annimmt.
Mit Hilfe von Freihandelsabkommen (EU/WTO) will man die schweizerische Landwirtschaft in ein neoliberales Korsett einschnüren – bis ihr die Luft ausgeht.
Freihandel kann bei lebensnotwendigen Nahrungsmitteln gar nicht funktionieren – das weiss jeder ernsthafte Ökonom –, aber als politisches Druckmittel, um Souveränitätsansprüche abzubauen, ist der Freihandel ein willkommener Katalysator.
Pflicht zur Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung
Es sei denn, wir suchen das Chaos. Die Zeit ist reif, Verantwortung im Rahmen nationaler Möglichkeiten zu übernehmen. Sollen die Menschen sich – unabhängig davon, wo sie leben – gesund ernähren können, dann ist es die Pflicht der reichen Länder, ihre Nahrungsmittelversorgung soweit als nur möglich durch eigene Ressourcen zu sichern – aus echter Solidarität gegenüber dem Süden.
Darum brauchen wir jeden Bauern – auch in der Schweiz. Sie sind die Garanten einer zukunftsfähigen kleinräumigen und damit sicheren Nahrungsmittelversorgung und arbeiten dafür, dass uns die Nahrungsmittel nicht ausgehen.    •

 

Getreide im Heizkessel: Ist die EU übergeschnappt?
In dänischen Schweinemastbetrieben ist es seit zwei Jahrzehnten an der Tagesordnung: im Heizkessel wird Getreide verfeuert. Der Rohstoff wächst schliess­lich vor der Tür und wird von der Europäischen Union pro Hektar und Jahr mit 45 Euro subventioniert, sofern das Getreide nicht verzehrt wird, sondern der Energiegewinnung dient (EG-Verordnung 1782/03)! Billiger können sich die dänischen Landwirte kaum ihr Heizmaterial beschaffen. Die Kosten liegen aktuell bei etwa der Hälfte von Öl oder Holzpellets.
Ohne dass die Öffentlichkeit darüber gross informiert wird, arbeiten auch in deutschen Schweinemast- und Geflügelzuchtbetrieben annähernd 2000 Getreideheizungen. Technisch ähneln sie den Holzpellet-Anlagen. Hier wie dort wird der Brennstoff über eine Förderschnecke vom Lager in den Brennraum transportiert, wobei die feine Getreidekörnung eine leichte Dosierung ermöglicht. Bei der Getreideverbrennung fällt allerdings fünfmal so viel Asche an wie bei Holz, und die Belastung der Abgase mit Staub und Stickoxiden ist deutlich höher.
Weil Getreide unter der Rubrik «nachwachsende Rohstoffe» geführt wird, erwägt man in der Europäischen Union, den Einsatz derartiger Kessel auch in Privathaushalten zu fördern. Dazu könnten entweder Pellet-Kessel umgerüstet werden oder spezielle Getreidekessel zum Einsatz kommen, die von einigen Herstellern speziell für Mehrfamilienhäuser auch schon in Deutschland diskret angeboten werden. Doch noch ist Getreide hierzulande nicht als «Regelbrennstoff» zugelassen und darf deshalb offiziell nur von Landwirten verfeuert werden.
Ob das gezielte Verbrennen von Getreide eine gesellschaftlich und moralisch wünschenswerte Vorstellung ist, soll an dieser Stelle der Auffassung des einzelnen Lesers vorbehalten bleiben. Nüchtern festzustellen sind jedoch die folgenden Fakten: Ohne dass dies von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wurde, wird in Deutschland bereits ein Drittel der jährlichen Getreideernte von etwa 45 Millionen Tonnen verbrannt. Und je mehr Getreide zusätzlich verheizt wird, um so teurer werden voraussichtlich die zu den Grundnahrungsmitteln zählenden Getreideprodukte wie Brot und Teigwaren.
In der Politik herrscht die Auffassung vor, dass das Verbrennen der hierzulande «überschüssigen» Getreideproduktion geboten sei. Ein Export dieses Getreides in Länder der dritten Welt (um dort Hungernde zu ernähren) hätte nur einen Verfall der Getreidepreise zur Folge, was für die dortige Landwirtschaft (die es zu fördern gelte) katastrophale Auswirkungen hätte. Doch mittlerweile nehmen die ethischen Bedenken gegen den «Getreidebrand» zu. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hält das EU-Vorhaben zur Subventionierung der Lebensmittelverteuerung für «schlicht pervers» und auch Vertreter der christlichen Kirchen äusserten sich wiederholt sehr skeptisch.
Quelle: Vertrauliche Mitteilungen vom 15.2.2011

 

Explodierende Lebensmittelpreise lösten schwere Unruhen aus
Die FAO (Food and Agriculture Organisation = Uno-Ernährungskommission) hält in ihrem Bericht nüchtern fest: «Alle sechs Sekunden (!) stirbt in der Welt ein Kind an Unterernährung. Von den Erwachsenen gar nicht zu sprechen.» Und Jacques Diouf, Generalsekretär der FAO doppelt nach: «Der Hunger bleibt weiterhin die grösste Tragödie weltweit.»
Kein Wunder, dass gleichzeitig für 2011 eine düstere Prognose gegeben wird. Einer der renommiertesten internationalen Lebensmittelexperten, der Franzose Philippe Chalmin – er ist auch Berater der französischen Regierung –, sieht bereits um Ostern, also Ende April, Hungerrevolten ausbrechen. Dies angesichts der weltweit rasch steigenden Nahrungsmittelpreise. Die explodierenden Lebensmittelpreise lösten bereits die ersten schweren Unruhen aus. In Indien fand eine erste «Zwiebel-Revolution» mit vielen Toten statt. In Bangladesch, Pakistan und auch in den ersten Ländern Afrikas keimen Demonstrationen auf …
Im Jahr 2008 zählte die Weltorganisation deutlich mehr als 1 Milliarde hungernder Menschen! Zwar ging die Zahl der Unterernährten 2009 und 2010 auf etwa 925 Millionen zurück. Doch die neuen Preisschübe drohen den Fortschritt zunichte zu machen. Getrieben wird die massive Teuerung vor allem durch Naturkatastrophen in Agrarstaaten: Die Waldbrände in Russland brachten ein Exportverbot (das eigene Hemd ist auch den Russen am nächsten), Argentinien ist schon das zweite Jahr von anhaltenden Dürren betroffen. Und jetzt kommen noch die gigantischen Überschwemmungen in Australien dazu. Hinzu kommen langfristige Faktoren wie der wachsende Appetit der beiden Milliardenvölker China und Indien. Vor allem in China wird zusehends Fleisch konsumiert. Das bedingt eine sprunghaft ansteigende Viehwirtschaft …
Vertraulicher Schweizer Brief Nr. 1276 vom 1.2.2011

Dürre vernichtete 2010 rund 30 Prozent Getreideanbaufläche
Russland hat nach den schweren Flächenbränden in den Torf- und Waldgebieten und einer extremen Hitzewelle und Trockenheit im letzten Jahr ein Getreide-Exportverbot verhängt, das inzwischen zum zweiten Mal verlängert wurde. Laut Angaben des russischen Statistikamtes hat die Dürre die Aussaat auf einer Fläche von 13,3 Millionen Hektar vernichtet – das entspricht 30% aller mit Getreide bebauten Flächen. Dadurch fiel die Getrei­de­ernte von 2010 um 37,3% geringer aus als im Jahr davor.


Verkauf von Getreide aus dem Interventionsfonds
Laut RiaNovosti hat Regierungschef Wladimir Putin den Verkauf von Getreide aus dem staatlichen Interventionsfonds an der Börse angeordnet. Im ersten und zweiten Quartal 2011 sollen monatlich bis zu 500 000 Tonnen Getreide verkauft werden. Ausserdem hat die Regierung beschlossen, die während der langen Dürre und den schweren Waldbränden im Sommer 2010 am schlimmsten betroffenen Regionen mit Getreide zu versorgen.
(RiaNovosti, 28.01.2011, de.rian.ru/russia/20110128/258205466.html)v

S.O.S. – Erde
Wettermanipulation möglich?
Was früher nur Science-Fictions-Romanschreibern vorbehalten war, nämlich die Schilderung der Veränderung von Umweltfaktoren zur Auslösung von gewaltigen Naturkatastrophen, wird heute ernsthaft von Militärwissenschaftlern und -strategen in die Realität umzusetzen versucht, und entsprechende Forschungen werden, wenn auch geheim, seit längerer Zeit von vielen Industrienationen und sogenannten «Schurkenstaaten» durchgeführt.
Dabei kommt man nicht um die Frage herum, ob die in der letzten Zeit häufig aufgetretenen Naturkatastrophen, besonders im asiatischen Raum, nicht der Beginn von Feldversuchen im Rahmen der geophysikalischen Kriegsführung sind.
Geophysikalische Waffen sind ein Bestandteil der Massenvernichtungswaffen. Auch die dazu zählenden ABC-Waffen und sogar ein grosser Teil der als konventionell bezeichneten Waffen können bei ihrem Einsatz grosse, teilweise irreparable Umweltschäden verursachen. Sie werden hier, auch wenn ein Teil davon noch hypothetischen Charakter trägt, dem Leser vorgestellt, auch die bisher fast unbekannte, den ganzen Erdball vernichtende «Doomsday-machine». Es werden aber auch Wege aufgezeigt, wie die Menschheit dieser prekären Situation wirksam entgegentreten kann.

S.O.S. – Erde. Wettermanipulation möglich?
ISBN 978-3-937987-80-4

 

Australien
Im Erntejahre 2010/2011 wurde in Australien eine Winterweizenernte gemeldet, die so ertragreich war, wie seit 10 Jahren nicht mehr. Allerdings haben die Bauern in Queensland, das nach einer Dürreperiode von 12 Jahren nun noch unter den Folgen der schlimmsten Überschwemmung seit 50 Jahren zu leiden – Schätzungen zufolge belaufen sich die Schäden und Ernteausfälle auf 8,5 Milliarden Franken. Für viele Bauernfamilien ist mit dem Hochwasser, das nicht ihre Felder überflutet hat und in dem Tausende von Schafen und Rindern ertrunken sind, auch die Hoffnung untergegangen, noch einmal eine Zukunft aufbauen zu können.

 

Tadschikistan
Verkauf von Vorräten zur Dämpfung der Lebensmittelpreise
Der Anstieg der Lebensmittelpreise bedroht tadschikischen Experten zufolge die Ernährungssicherheit des Landes. Die Regierung wirft Vorräte aus der Staatsreserve auf den Markt, um dem Preisanstieg Einhalt zu gebieten.
Der Preis für Mehl ist in Tadschikistan im Laufe des vergangenen Jahres um 80 Prozent, der für Zucker, Tee und Milch um fast 25 Prozent gestiegen. Anfang Februar 2011 kam es zu einem weiteren Preissprung. […]
Wie lange die Regierung die Lebensmittelpreise auf diese Weise regulieren will und wie lange sie dazu in der Lage sein wird, ist unklar. Der Umfang der staatlichen Vorräte wird geheimgehalten. «Getreide galt schon immer als strategisches Produkt», so Saidow. Wenn die Regierung den Umfang der Vorräte preisgeben würde, dann würde sofort jemand versuchen, mit den Zahlen zu spekulieren, um auf dem Getreidemarkt für Unruhe zu sorgen.
www.dw-world.de/dw/article/0,,6441071,00.html

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