Ein Trennbankensystem ist und bleibt unabdingbar

Ein Trennbankensystem ist und bleibt unabdingbar

«Bankier – eine ausgestorbene Spezies»

von Ständerat Thomas Minder

Die Herren Mühlemann, Ospel, Wuffli, Kurer, Grübel und Hummler waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angesehene Persönlichkeiten. Als Bankiers, nicht Banker, wollten sie wahrgenommen werden. Doch oftmals kommt der Hochmut vor dem Fall. Gegenwärtig finden wir kaum einen aktiven Bankier, welcher über Jahre dieses Renommée rechtfertigen würde.

Messieurs à la Hans Bär, Hans Vontobel, Alfred Sarasin oder auch Nikolaus Senn verdienten den Titel Bankier. Sie führten ihre Unternehmung mit grosser Verantwortung wie auch sozialem Engagement. Nicht Spekulation, Risiko und Wachstumshysterie standen im Zentrum ihres Handelns, sondern der Kunde. Ihre Entscheidungen waren nachhaltig. Sehr wohl waren sie geldorientiert, doch ihre Führungs- und Firmenkultur war weder vom spekulativen Eigenhandel noch von der Globalisierung geprägt.
Heute findet sich die Spezies Bankier auf der Liste der ausgestorbenen Arten wieder – ihre Nachfolger mutierten zu Topbankern. Diese neue Generation hält sich jeweils einige Jahre im Topmanagement, um sich alsbald durch Eigenfehler und Missmanagement wieder zu verabschieden. Übrig bleiben jeweils ihre hohen Millionengehälter, die sie in der Öffentlichkeit krampfhaft verteidigen – selbst bei krassem Missmanagement, Mega­crash, Milliardenverlust, Millionenbusse oder Mithilfe zur Steuerhinterziehung.
Bestes Vorzeigeexemplar ist Brady Dougan, CEO der Credit Suisse (CS). Die Grossbank figuriert regelmässig auf dem 1. Platz der Vergütungen auf Stufe Geschäftsleitung. Die CS bezahlte diesen Herren im Debakeljahr 2008 ein durchschnittliches Gehalt von über 6 Millionen Franken – trotz Milliardenverlusts! CEO Dougan wird uns sicherlich auch dieses Jahr weismachen, dass seine Millionenentschädigung stark leistungsorientiert sei. Sie ist es sogar dann, wenn die Bank – wie kürzlich in den USA – mit fast einer Milliarde gebüsst wird. Eine saftige Busse in Sachen Beihilfe zur Steuerhinterziehung kommt bald dazu.
Die Gilde der Topbanker hat kürzlich ein neues Spielzeug entdeckt: Dank fast zinsfreien Geldes der Nationalbank wird casinoartig mit brandgefährlichen strukturierten Produkten und deren gewaltigen Hebelwirkungen spekuliert. Die Konsequenzen sind bereits sichtbar: So hat die UBS in ihrer Abteilung «Delta One» in London einen Verlust von 2 Milliarden eingefahren.
CS-CEO Dougan seinerseits lässt sich zitieren mit: «Ich will die Risikopapiere loswerden, bevor die ganze Branche losrennt und diese auf den Markt wirft.» Doch im gleichen Atemzug kaufte die Grossbank im Januar US-Schrottpapiere von der US-Notenbank aus der Liquidation der AIG-Versicherung 2008 – für sage und schreibe 13 Milliarden. Paradoxer kann eine Äusserung eines CEOs nicht mehr sein.
Als ehemaliger Trader im Investmentbanking liebt Dougan die Spekulation, den Eigenhandel, die Börse und ganz allgemein die Musik der Wall Street. Sein Fokus liegt auf dem Risiko und nicht auf dem Kundenbedürfnis und der Nachhaltigkeit. Wenig überraschend wäre es also, wenn früher oder später auch die CS einmal mehr mit diesen hochriskanten Casinostrategien in ein Milliardendebakel schlittern würde.
Es ist somit eine reine Frage der Zeit, bis auch die heutigen Topbanker ihren Ruf verspielt haben. Deren Glaubwürdigkeit ist bereits heftig angekratzt. Unzählige Beispiele offenbaren, dass der Bankenplatz sich und sein Image selbst demontiert. Ihre Businessmodelle sind viel zu stark auf den gefährlichen Eigenhandel, das Investmentbanking und vor allem auf Wachstum ausgerichtet. Obwohl diese Strategien mit der Subprime-Krise Schiffbruch erlitten und Abermilliarden verpulverten, spielt die Wall-Street-Musik noch immer munter weiter. Warum korrigieren intelligente Verwaltungsräte diese kranken Geschäftsmodelle nicht? Warum werden nicht der Kunde und die Nachhaltigkeit zurück ins Zentrum gestellt? Die einfache Erklärung dazu: Millionenboni sind nur im als «Champions League» betitelten Investmentbanking und im Eigenhandel möglich.
Hoffentlich sind derweil durch all diese Vorfälle ein paar Politiker mehr zur Einsicht gekommen, dass die neu auferlegte Eigenkapitalunterlegung von de facto einigen wenigen Prozenten (wohlverstanden erst wirksam per 2019!) das Problem des «Too big to fail» ganz und gar nicht gelöst hat. Ein Trennbankensystem, wie wir es jahrzehntelang hatten, ist und bleibt unabdingbar.    •

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