Als Bevölkerung zusammenstehen und für ein existenzsicherndes Einkommen sorgen

Als Bevölkerung zusammenstehen und für ein existenzsicherndes Einkommen sorgen

Interview mit Markus Hausammann, Präsident des Verbands Thurgauer Landwirtschaft

Zeit-Fragen: Wie beurteilen Sie die Lage für die Bauern, insbesondere die der Milchbauern?

Markus Hausammann: Wir befinden uns zurzeit in einer schwierigen Anpassungsphase an die stetig liberaleren Märkte. Der mit dem Wachstum der Weltbevölkerung gesteigerte Nahrungsmittelbedarf lässt mich aber zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Wie sollte man der Entwicklung, die durch die Aufhebung der Milchkontingente entstanden ist, begegnen?

Die einzelnen Betriebe müssen ihre eigenen Chancen am Markt erkennen und sich entsprechend weiterentwickeln oder spezifizieren.
Investitionen müssen wohlüberlegt und im Rahmen der eigenen finanziellen Möglichkeiten getätigt werden.

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) setzt zurzeit die neue Tierschutzverordnung mit dem Zentimetermass um. Sind diese Vorgaben der Tierschutzverordnung (TschV) in der Praxis überprüft und evaluiert worden, oder werden sie von der Zentrale aus durchgeboxt wie früher in der Sowjetunion?

Die Masse gemäss TschV basieren auf Praxisversuchen der Forschungsanstalt ART Tänikon. Sie sind als «empfohlene Masse» grundsätzlich seit Mitte der Neunzigerjahre bekannt und werden in der Rindviehhaltung per 1. September 2013 nach einer Übergangsfrist von 5 Jahren umgesetzt.

Übernimmt der Bund die Kosten dafür, oder werden die Betriebe in die Schuldenfalle getrieben?

Die Kosten müssen von den Betrieben getragen werden. Vom Vollzug erwarte ich jedoch, dass der Investitionsschutz im Einzelfall geprüft und die TschV insbesondere bei Auslaufbetrieben pragmatisch umgesetzt wird. Treten trotzdem Härtefälle auf, ist es ein Zeichen dafür, dass die aktuelle Landwirtschaftspolitik das Ziel der nachhaltigen Entwicklung der Betriebe verfehlt.

Welchen Stellenwert räumen Sie der Ernährungssicherheit ein?

Einen sehr hohen. Ich betrachte es als verantwortungsvolle Aufgabe der Industriestaaten, ihre eigene Ernährungssouveränität zu wahren und sich in Zeiten weltweiter Nahrungsmittelknappheit nicht ungeniert am Weltmarkt zu bedienen.

Welche politischen Weichen müssten gestellt werden, damit diese Sicherheit erreicht werden kann?

Für die Sicherung der nachhaltigen Herstellung von Nahrungsmitteln in der Schweiz braucht es Effizienzsteigerung in der ganzen Wertschöpfungskette. Sie bleibt aber nur gewährleistet, wenn auch den Landwirten als Rohstoffproduzenten ein existenzsicherndes Einkommen zugestanden wird.

Wie kann das Bauerngewerbe in der Schweiz gestärkt werden? Was können wir Bürger dazu beitragen?

Ganz einfach, indem wir als Konsumentin oder Konsument mit unsern Schweizer Löhnen auch Schweizer Produkte mit Schweizer Inhalt kaufen.    

Herzlichen Dank für das Gespräch.    •

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