Das 0,8-Liter-Auto

Das 0,8-Liter-Auto

Ein ideales Elektroauto für den Agglomerationsverkehr

Interview mit Mario Vögeli, Projektleiter für das Elektroauto Smile, und Christoph Seiberth, Geschäftsführer des Ökozentrums Langenbruck BL

Zeit-Fragen: Wie ist die Idee entstanden, ein Elektroauto zu produzieren?

Mario Vögeli: Das Ökozentrum befasst sich ganz allgemein mit dem Thema Energie, besonders mit dem Haus als Energiebezüger und -lieferant. Die Mobilität sehen wir als Teil des (mobilen) Hauses an. Für uns ist das ganz klar. Der Strom kommt vom Hausdach usw. So haben wir das Ganze angeschaut und haben festgestellt, dass im Mobilitätsbereich zuwenig gemacht wird. Und so stellte sich die Frage, wie ein Fahrzeug für die Zukunft aussehen sollte. Das Fahrzeug muss in Leichtbauweise sein. Im Agglomerationsverkehr ist es die Masse, die den Gebrauch bestimmt. Andere Dinge, wie zum Beispiel die Aero­dynamik, sind hier weniger entscheidend. Das Auto muss leicht sein, es muss klein sein, kompakt. Elektromobilität hat einen schlechten Ruf, weil manche Entwicklungen in eine exotische Richtung gegangen sind. Und für uns hat sich die Frage gestellt, wie man ein Elektroauto attraktiv machen kann.

Für wen ist das Auto gedacht?

Wir haben es für Pendler ausgelegt. Wenn man sich das anschaut, dann sitzen oft Einzelpersonen in einer grossen Limousine. Also haben wir uns überlegt, es muss ein Zweisitzer sein, möglichst klein und kostengünstig in bezug auf Versicherung und Steuern. Das Auto muss höchst effizient sein und mit ihm zu fahren muss Spass machen, und am Ende sollte es noch gut aussehen.

Sie haben sich ein hohes Ziel gesetzt. Auf den ersten Blick wirkt das Auto sehr ansprechend.

Im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen im Ökobereich sind diese oft viel zu kompromiss­los. Das heisst, man könnte das alles noch viel effizienter machen, aber man muss berücksichtigen, was die Menschen anspricht. Das ist also unser Konzept, und darauf folgte der Prototyp.

Sie sind der Projektleiter. Wer hat daran noch mitgewirkt?

Wir sind ein Team von 4 bis 5 Personen, Elektroingenieure, Maschineningenieure, Marketingspezialisten.

Wann wurde das Konzept umgesetzt?

Vor ungefähr einem Jahr haben wir damit begonnen, und nach rund acht Monaten bekamen wir die Strassenzulassung in der «Quad»-Kategorie, die sehr steuergünstig und günstig in der Versicherung ist. Es gibt Kantone, da muss man keine Steuern dafür zahlen. Wenn wir die ganzen Kosten rechnen, sind wir auch mit den teuren Batterien nicht teurer als andere Kleinfahrzeuge. Was den Service anbetrifft, hat das Auto keine Zündkerzen, braucht keinen Ölwechsel oder sonstige Dinge, die bei jedem anderen Auto anfallen und Kosten verursachen, an die man beim Kauf eines Autos meistens nicht denkt. Damit senkt sich die Kilometerpauschale für ein herkömmliches Auto von 85 Rappen auf 35 Rappen. Das fällt natürlich schon ins Gewicht.

Wo liegt der Verkaufspreis?

Der Zielpreis, den wir noch nicht ganz erreicht haben, liegt bei 20 000 Franken für das Fahrzeug. Die Batterie kann man zusätzlich zu einem festen Preis leasen.

Wo wird das Auto gefertigt?

In Frankreich, aber viele Komponenten kommen aus der Schweiz. Wir wollten möglichst schnell damit auf den Markt, und der Hersteller, der den Prototyp gemacht hat, könnte auch die Kleinserie herstellen, und das machen wir jetzt so. Wir sind aber durchaus offen für eine Herstellung in der Schweiz.
Christoph Seiberth: Es sind alles Standardkomponenten, aus denen das Fahrzeug zusammengebaut ist. Wir haben nicht etwas ganz Neues entwickelt, sondern wir haben es schlau kombiniert. Wenn man Einzelentwicklungen macht, dann sind diese immer anfällig, und das ist gefährlich und kann den Ruf kaputtmachen. Deshalb haben wir darauf geachtet, dass alle Teile, wie zum Beispiel Bremsen, lange erprobt sind.
Mario Vögeli: Die Bremsen kommen alle aus der Automobilbranche. Auch weitere Elektronikteile sind Grossserienprodukte. Die grösste Arbeit, die wir gemacht haben, ist die Entwicklung des ganzen Innenlebens des Fahrzeugs und die Anpassung der Komponenten.

Was sind weitere technische Besonderheiten?

Mario Vögeli: Dank der Leichtbauweise können wir viel kleinere Batterien einbauen und erhalten dadurch extrem kurze Ladezeiten. Wir haben je nach Batterie unterschiedliche Ladezeiten, aber wir können das Ganze auch an ein dreiphasiges Ladegerät anhängen. Dann geht der Ladevorgang natürlich viel schneller. In der Batterieforschung geht sehr viel sehr schnell voran, und wir versuchen natürlich, das Beste zu bekommen.
Das Chassis und die Karosserie werden extern gefertigt, die ganze Elektronik und die elektrischen Komponenten sind von uns entwickelt. Der Elektromotor treibt direkt die Hinterräder an.
Christoph Seiberth: Das möchte ich noch kurz ergänzen. Das Ganze folgt einem Konzept. Die Elektromobilität geht in die Richtung, dass man auf der einen Seite sehr vernunftbetont ist, und viele Automobilhersteller nehmen ihr kleinstes Modell und modifizieren dies. Hier sind wir aber immer noch beim klassischen 5-Sitzer, der relativ schwer ist, einiges an Batterien braucht und immer noch sehr teuer ist. Das wollen wir mit der Kategorie «Quad» durchbrechen, mit einem Zweisitzer, der ansprechend aussieht und die Leute anzieht neben der ganzen technischen Innovation, die in ihm steckt.
Was wir vor allem gemacht haben, ist die Steuerung der Komponenten, und viele Leute bringen uns zum Ausdruck, dass das genau das ist, was sie seit Jahren suchen. Das sei genau die Lösung, die wir hier haben. Wir hoffen natürlich, dass wir mit dem Wissen, das wir hier aufgebaut haben, weitere Aktivitäten unterstützen können.

Wie steht es mit der Sicherheit?

Christoph Seiberth: Andere Elektromobile haben in Crash-Tests nicht schlecht abgeschlossen. Der «Smile» erfüllt all diese Standards wie andere Elektromobile auch. Sicherheit ist häufig etwas Subjektives. Wenn ich ABS habe und einen Airbag und mit mehr Risiko unterwegs bin, wo ist dann die Sicherheit? Der Faktor Mensch gehört eben immer auch dazu. Ein Mitarbeiter von uns, der bei der Empa gearbeitet hat, weiss aus Erfahrung, dass alles, was mit über 80 Stunden­kilometern geschieht, reine Glückssache sei.

Wann kann man den «Smile» erwerben?

Mario Vögeli: Es gibt jetzt schon eine Kleinserie, aber für das grosse Publikum ab nächstem Jahr. Das Interesse ist sehr gross. Wir haben 10 Stück hergestellt und hätten 30 verkaufen können. Wir wollen das Auto noch testen, um Fehler und Mängel beheben zu können. Wir gehen jetzt mit dem Auto an verschiedene Ausstellungen, und dort kann man den «Smile» probefahren. Die genauen Daten finden Sie unter <link http: www.drivesmile.ch>www.drivesmile.ch


Haben Sie noch ein neues Projekt im Köcher?

Wir denken schon darüber nach. Wenn unsere Basis steht, würden wir gerne in dieser Richtung noch etwas weiterentwickeln und verschiedene Typen anbieten, aber das ist noch alles Zukunftsmusik.

Vielen Dank für das Gespräch.    •

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