Wenn er d’Katz aus em Sack lässt

Wenn er d’Katz aus em Sack lässt

von Karlheinz Mägerle

Der folgende Text ist ein fiktiver Dialog zwischen dem neuen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Kretschmann (Bündnis 90/ Die Grünen) und einem alten Freund aus der Zeit, als beide gemeinsam noch in Esslingen linke Flugblätter verteilt haben.
Der Freund, über Kretschmanns Aufstieg nicht wenig erstaunt, kommt mit ihm bei einer zufälligen Begegnung ins Gespräch.


Freund: Du, Kretschmann, jetzt amol ehrlich, mi tät schon intressiera, wie du aus der Gschicht mit Stuttgart 21 wieder rauskommen willsch, ohne di z’blamiere und d’Wähler z’vertreiba.

Kretschmann: Pass auf, des isch gar net so schwer. I hoff, dass dr Schtresstescht saumässig schlecht ausfällt: dass der neue Bahnhof net funktioniert ond z’teuer isch. No schmeisst nämlich die Bahn die ganz Sach von selber naa. No isch alles guat, und mir hend nix entscheide müsse, wo mer sich oobeliabt macht.

Des tät dir so passa. Aber wenn’s net so kommt, was machsch no? Ihr hen eure Wähler versprocha, dass mit euch Grüne der Bahnhof net baut wird. Bloss eure Landesvorsitzende, die Silke Krebs, die hot scho em September amol d’Katz aus em Sack g’lassa ond em Radio gsagt, dass die Grüne des Projekt net verhindere könnet ond au net wellet.

Ja, Gott sei Dank isch dera ihr bleeds Gschwätz bloss oimal in de Nachrichta komme, sonscht nirgends. Net amol ihr Name isch meh irgendwo auftaucht.

So, so, no hen ihr also scho lang vorher gwisst, dass ihr des Projekt gar net ändre kennet?

Ja, natürlich, mir kennet ja au rechne, dass die Gegner a Abstimmung gegen den neuen Bahnhof net gwinnet. Des Quorum isch ja viel z’hoch.

Ja, on was machsch en dem Fall?

Hosch mei Interview im Fernsehe in SWR net gseha? Doo han i’s gsagt.

Du sagsch emmer s’Gleiche: «Wir warten den Schtresstescht ab, und dann entscheiden wir weiter …» Sowas en der Art gibsch du dauernd bei brenzlige Frage von dir. S’hengt oim zom Hals raus.

Ja, aber des klingt doch guat: Mir send ebe flexibel en onsere Entscheidunga.

Vielleicht hätt’s dr Wähler aber gern a bissle gnauer.

Also amol onder ons: Des Deng wird wahrscheinlich baut, so sieht’s aus. Schliesslich wellet viele a dem Projekt a bissle was verdiene. On d’SPD kann mit ihrem Inne­minischterium ihre Kopf für die Polizeieisätz bei de Demonschtratione naahalta.

Jetzt verstand i allmählich, warom ihr der SPD so viele Minischterie überlassa hend: Innenminischterium, Justizminischterium, Wirtschaft und Finanza, Bildung, alles, was ja sonscht dr Wahlsieger für sich han will.

So send mir halt, mir verhandlet immer auf «Augenhöhe».

So en Bapp, ihr gucket, dass nochher bei de politische Entscheidungen emmer d’SPD da schwarze Peter in der Hand bhält.
Aber beim Thema Bildung hend ihr euch glei selber en d’Nessele gsetzt. Kaum send ihr gwählt gwesa, hend ihr glei s’Bildungs­syschtem omkrempelt. Jetzt soll’s a G8 ond a G9 ond a Gmeinschaftsschul bis zur 10. Klass gebe. Ond d’Lehrerausbildung soll au fürs Gymnasium an d’PH ond Grundschulempfehlung weg. Des isch doch a Chaos.

Ha jo, aber für d’Bildung, do isch SPD verantwortlich. Aber i sag dir, was zom Schluss gmacht wird: a  Gmeinschaftsschul, ond hinta drauf da Bachelor.

Ja, on dann hend mir lauter Schulabgänger, die net viel kennet und die koiner braucht.

Dann machet mir des, was heut alle Politiker machet: Mir saget, mir hend en Fehler gmacht. Des kommt emmer guat aa, ond ändere tut ma nix meh.

I glaub, du stellsch dr des scho a bissle z’oifach vor, die Leit send net so bleed, deena kannsch net alles vormache. Wo i bei so ra Demo gegen Stuttgart 21 gwesa bin, da han i gmerkt, dass die Leit viel wisset. Die kannsch net an dr Nas rumführe. Was sagsch deene denn zom Thema «Bürgerbeteiligung»?

Wir werden Bürgerbüros einrichten und neue Formate für die Bürgerbeteiligung suchen.


Jetzt schwätz net wie em Wahlkampf, mir send onder ons. Vorher hosch’s emmer von dr direkte Demokratie ghet. Da müsst jetzt schon meh Fleisch an d’Knocha komma.

Du hosch scho recht, man müsst’s em Gesetz verankera ond en dr Verfassung, dass dr Bürger meh zom Sagen hot. Aber mir hend ja koi Zweidrittelmehrheit em Landtag.

Des hosch ja vorher au scho gwisst, wo ihr em Wahlkampf gwesa send. Drom gibsch bei dem Thema jetzt bloss heisse Luft vo dir? I sag dir, des werdet dir d’Leit net durchlassa.

Derfür hem mir jetzt a Intergrationsminischterium …

… des viele für nausgschmissenes Geld haltet.

Mir hen ons aber alle Infrastrukturminischterien gsichert: Umwelt, Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Verbraucherschutz …

Do bin i gschpannt, ob ihr au was Ökologisches vorhend. Oder moinsch, ihr hend alle Öko- und Esoterofreaks bei de Parkschützer deponiere könne?

Du trausch mer aber au gar net.

Vielleicht hot am Schluss doch dr Mappus recht. Wo du nämlich gwählt worde bisch ond so plötzlich als Landesvater aufpeppt worde bisch, da han i denkt: Wenn der Kretschmann so authentisch ond glaubwürdig isch, wie’s oim vorkommt, no isch er en anderthalb Jahr weg, no isch er z’viele em Weg. No passiert des, was dr Mappus beim Wahlkampf en d’Welt gsetzt hat: Kretschmann wählen heisst Özdemir bekommen.

Ha no! Des glaubsch ja selber net!

Pass no auf! Dr Özedmir isch zwoi Johr lang von de Amerikaner aufbaut worda nach seiner Bonusmeilenäffäre. Vom WEF isch der scho 2009 als «Global Leader of Tomorrow» auszeichnet worde. Pass no auf, dass se dir da Global Leader net vor d’ Nas setzat. Hosch gseha, wie schnell des mit em Strauss-Kahn ganga isch? An oim Tag isch der no en hochgeachtete Maa gwese, on en Tag später hat ma en falla lassa, grad so. Was isch dr Kretschmann ohne d’Medien? Ha, nach dr Wahl – des war ja so en schöner Artikel im Focus über die Kretschmanns, des hätt’ au in dr Bildzeitung stehe könne.

Aber mit dr Abschaltung von AKWs, do könne mer schon Punkt sammle.

Des wär grad ebbes Neus. Wenn oiner des neue Buach von der Jutta Ditfurth glesa hot ond wie die Grüne über viele Johr alle ihre Ziel hen falla lassa, zom Beispiel die Abschaltung von Atomkraftwerk ond au ihren Eisatz gege da Krieg, bloss damit se «oben bleiben»: Do bisch dann net me so optimistisch, was des Rückgrat von de Grüne ­aagoht.

Du trausch mer ja bald alles zua. Gibt’s sonscht no was, was dr net a mir passt?

Zur Gentechnik hen ihr em Wahlkampf net viel gsagt. Der Hauk, der frühere Landwirtschaftsminischter, der hot se ja guat gfonde. Ond was sagscht jetzt du?

«Wir warten die Situation ab und dann entscheiden wir weiter …»

Ha, der Satz kommt mr schon a bissle bekannt vor …

Jetzt sei net so überkritisch, schliesslich hem mir ja gar net d’Mehrheit em Landtag, sonscht täte mir viel durchsetza.

I han halt’s Gfühl, ihr hend net bloss koi Mehrheit, ir hend au koi wirklichs Konzept. Oder ihr saget net.

Kretschmann, i sag dir’s: Mir gucket jetzt genau, was du sagsch ond no meh, was du machsch. Halt ons net für domm. Guck, wie’s dr FDP ganga isch, en Bremen send se bei der Bürgerschaftwahl nausgfalle.

Des hem mir em Griff, des passiert schon net.

Ois bleibt dr dann emmer no: Du kannsch mit der Claudia Roth da Juchtenkäfer im Schlosspark spaziere trage ond em Werner Wölfe seine Tränen trockne, wenn er beim Fälle vom ma Baum wieder emol in Träne ausbricht.•

Im Widerspruch zum grünen Bildungsprogramm ...

«Nach zehn Jahren Bologna-Reform erinnern sich auch Universitäten wieder daran, dass das Studium vor allem mit Erkenntnisstreben und den dazu nötigen Methoden und nicht mit Berufsqualifikation mit zweifelhaften Mitteln zu tun hat. [...] Unternehmen erwarten, dass Bachelor­absolventen denken können, dass sie mit wissenschaftlichen Arbeitsweisen vertraut seien. Praktische Erfahrung liesse sich dann in kurzer Zeit vermitteln. Gerade der starke Mittelstand in Baden-Württemberg braucht solche akademisch breit gebildeten Absolventen.»

Quelle: Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» vom 12.5.2011
zitiert in indirekter Rede den ehemaligen
Wissenschaftsminister von Baden-Württemberg, Peter Frankenberg

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK