Afrika weist den französischen Imperialismus zurück

Afrika weist den französischen Imperialismus zurück

Afrika antwortet Sarkozy – Gegen die Rede von Dakar

von Dr. phil. Henriette Hanke Güttinger

2007 hielt der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy an der Universität Cheikh Anta Diop in der senegalesischen Hauptstadt Dakar eine Rede.1 Darin zeichnete er ein Zerrbild von Afrika, wie es in der Zeit des Kolonialismus gesehen worden war. Adressat seiner Rede war die «Jugend Afrikas», die er mit Ausführungen über die zukünftige Entwicklung Afrikas unter französischer Vorherrschaft ins Boot holen wollte. Auch wenn die Zuhörerschaft des Gastlandes gegenüber Sarkozy die gebotene Höflichkeit wahrte, war die Empörung über seine neokolonialen Avancen und Übergriffe gross, nicht nur in Afrika. Neben wichtigen Presseartikeln erschien 2008 im Pariser Verlag Philippe Rey ein Sammelband mit 23 Essays unter dem Titel «L’Afrique répond à Sarkozy – Contre le discours de Dakar». 2010 folgte die deutsche Ausgabe mit einer Auswahl dieser Essays. Afrikanische Intellektuelle aus dem universitären, literarischen und kulturellen Bereich analysierten die Rede, enthüllten ihren rassistischen Hintergrund und legten Sarkozys neokoloniale Absichten offen. Dem präsidialen Zerrbild der afrikanischen Geschichte wurden die wissenschaftlichen Ergebnisse eigenständiger, jahrzehntelanger Forschungen entgegengestellt. Gewidmet ist der Sammelband den Pionieren dieser Forschungen, Cheikh Anta Diop, Frantz Fanon, Mongo Beti, Amadou Hampâté Bâ und -Joseph -Ki-Zerbo. Es übersteigt den Rahmen einer Buchbesprechung, die Sammlung dieser Essays in ihrer Komplexität und Reichhaltigkeit zu erörtern. Daher beschränken wir uns auf zentrale Überlegungen verschiedener Autoren.

Das Afrika des Nicolas Sarkozy2

Sarkozy beschreibt Afrika in seiner Rede als völlig rückständigen Kontinent:3 «Das Drama Afrikas besteht darin, dass der afrikanische Mensch nicht ausreichend in die Geschichte eingetreten ist. Der afrikanische Bauer, der seit Jahrtausenden im Gleichklang mit den Jahreszeiten […] lebt […] kennt nichts anderes als die ewige Wiederkehr der Zeit. […] In dieser Vorstellungswelt, wo alles immer wieder von neuem beginnt, ist kein Platz für das Abenteuer Mensch, für die Fortschrittsidee. […] Niemals schwingt sich da der Mensch auf zur Zukunft.»4

In seinem Essay arbeitet der Historiker Achille Mbembe heraus, dass dieses Afrika-Bild von Sarkozy mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Es entspricht fast wörtlich dem, was Georg Wilhelm Friedrich Hegel in «Die Vernunft in der Geschichte» über Afrika Anfang des 19. Jahrhunderts geschrieben hat.5 In Sarkozys Rede werden die Hegelschen Vorurteile angereichert mit Gemeinplätzen der kolonialen Ethnologie vom Ende des 19. Jahrhunderts. Schon seit Charles de Gaulle baue die Afrika-Politik Frankreichs auf Vorurteilen aus Kolonialismus und Rassismus auf.

Doppelbödigkeit und Geschichtsschacher6

Für den Laien faszinierend und gut verständlich untersucht Zohra Bouchentouf-Siagh mit der Methodik der Literaturwissenschaft die Rede von Sarkozy.7 Dazu als Beispiel ein Einblick in ihre Arbeitsweise anhand eines kurzen Ausschnittes dieser Rede: «Ich bin gekommen, um zu Ihnen offen und ehrlich zu sprechen. […] Ich bin nicht gekommen, Fehler und Verbrechen zu leugnen, denn Fehler und Verbrechen hat es sehr wohl gegeben. Es gab den Sklavenhandel, es gab die Sklaverei: Männer, Frauen, Kinder – gekauft und verkauft wie Waren. […] Sie wollten den afrikanischen Menschen bekehren, […] sie massten sich alle Rechte an, glaubten sich allmächtig».

Bouchentouf-Siagh weist an dieser Stelle auf die doppelte Diskursinstanz hin: Einerseits mache Sarkozy persönliche Aussagen wie «ich», andrerseits verwende er gezielt ein unpersönliches «es hat gegeben/es gab, sie». Unpersönliche Formulierungen sowie die Verben «wollen» und «glauben» verwandeln «das tatsächlich Geschehene […] die kulturellen und materiellen Verwüstungen, die im Namen der von der Kolonialmacht proklamierten ‹zivilisatorischen Mission› begangen wurden in schüchtern-intime Psychoszenchen […]; alles wird zu einer trüben Brühe verkocht, in der Euphemismen und Ungenauigkeiten sich ineinander verklumpen, so dass man am Ende nicht mehr weiss, wer wann wo was getan hat und, vor allem, wem jeweils die historische Verantwortung zukommt […]denn historische Verantwortung gibt es sehr wohl, auch wenn das Nicolas Sarkozy nicht passt» – so Bouchentouf-Siagh.

In dieser doppelten Diskursinstanz wird eine Doppelbödigkeit deutlich, die die gesamte Rede von Sarkozy durchzieht mit folgendem ideologischen Ziel: Beim Zuhörer soll das Bild eines rückständigen, düsteren Afrikas entstehen, das von einem Europa der universellen Werte in eine strahlende Zukunft unter französischer Führung geleitet werden soll. Damit knüpft Sarkozy bei Jules Ferry an, der 1885 vor der französischen Abgeordnetenkammer die kolonialen Raubzüge so begründete: «Ich wiederhole, dass die überlegenen Rassen ein Recht besitzen, weil ihnen auch eine Verpflichtung auferlegt ist. Sie haben die Verpflichtung, die unterlegenen Rassen zu zivilisieren.»

Wie folgt rückt Bouchentouf-Siagh die neokolonialen Umgarnungsversuche Sarkozys ins richtige Licht: «Herr Sarkozy, französischer Staatspräsident, spielt mit doppeltem Boden und ganz woanders, nämlich auf der Bühne der wirtschaftlichen und militärischen Grossmächte unserer heutigen Welt!»

Ich bin gekommen, um euch zu sagen …Anatomie einer neokolonialen Rede
in der Kautschuk-Sprache8

Die Rede von Dakar war angekündigt als radikaler Bruch mit der «seit fünfzig Jahren praktizierten ‹frankoafrikanischen Politik›», die auf der «Komplizenschaft von Paris mit korrupten afrikanischen Regimen» beruht hatte – so Ngalasso. «Man erwartete einen Knall. Serviert wurde viel heisse Luft ohne Substanz.» «Nicolas Sarkozy hat die etablierten Machthaber beruhigt. Zugleich jedoch hat er sich die Jungen, die Führungskräfte von morgen, entfremdet».

Anhand einer formalen Analyse charakterisiert Ngalasso die Rede wie folgt: «Die Rede […] über die positive Rolle der Kolonisation, über den afrikanischen Menschen und sein Wesen hat abwechselnd den Charakter einer Predigt, einer Vorlesung und eines Vortrags, adressiert an eine Zuhörerschaft, die man für grosse Kinder hält. Demzufolge ist sie paternalistisch und neokolonialistisch, mithin inakzeptabel.»

Sarkozy arbeitet nicht mit hohlen Phrasen. Er bedient sich der sogenannten Kautschuk-Sprache, die Offenheit und friedliche Absichten vortäuscht: «Der Sprecher umgarnt sein Publikum, gibt beschwichtigende Äusserungen von sich und übt sich in Ablenkung, Schmeichelei und Doppelzüngigkeit. Dies erlaubt es, die Aufmerksamkeit des Publikums mehr auf die Performanz des Redners als auf den Inhalt der Aussage zu lenken. […] Der Redner scheut sich nicht zu lügen, die anderen mit schönen Worten abzuspeisen oder sich über seine Gesprächspartner lustig zu machen».

Als Beispiel folgende Stellen aus der Rede Sarkozys: «Ich bin gekommen, um so offen und ehrlich zu Ihnen zu sprechen, wie man mit Freunden spricht, die man liebt und respektiert. Ich liebe Afrika, ich respektiere und liebe die Afrikaner.» Gleichzeitig lehnt Sarkozy es in seiner Rede ab, die Schäden und Greuel der französischen Kolonisation aufzuarbeiten und wieder gut zu machen: «Niemand kann von heutigen Generationen verlangen, für dieses Verbrechen zu büssen, das frühere Generationen begangen haben. Niemand kann von den Söhnen verlangen, die Sünden ihrer Väter zu bereuen.» Zu Recht merkt Ngalasso an, dass Reue «das Mindeste an Entschädigung» sei, was ein Opfer von seinen Peinigern erwarten könne.

Das Afrikabild der Präsidenten der Fünften Republik Frankreichs9

Seit Charles de Gaulle bezeichnen sich die französischen Präsidenten als Freunde Afrikas. Die Literaturwissenschaftlerin Odile Tobner zeigt, dass die französische Aussenpolitik mit Freundschaft wenig bis gar nichts zu tun hat. Ziel war immer, die afrikanischen Länder in grösstmögliche Abhängigkeit zu führen und für französische Interessen verfügbar zu halten. Die Haltung gegenüber diesen Ländern reichte bei den französischen Präsidenten von Geringschätzung bis hin zur Verachtung10.

Aus den Kolonien liess General de Gaulle für die Resistance im Zweiten Weltkrieg Soldaten, Rohstoffe und Finanzen zuführen. Auf die Unabhängigkeitsbestrebungen in den Kolonien antwortete de Gaulle – allerdings erfolglos – mit zwei grausamen Kriegen sowie mit Reformen, die Tobner als «den Beginn einer Vasallisierungspolitik» beschreibt, da Armee und Währung in französischer Hand blieben. Die neu geschaffene «Arbeitsgruppe Afrika» im Elyséepalast hatte die Aufgabe, die afrikanischen Staaten zu Satelliten Frankreichs zu machen.

Bei Georges Pompidou zeigt Tobner «einen evidenten Widerspruch zwischen der in den Reden dargelegten humanistischen Vision eines Afrikas, dessen Entwicklung zu unterstützen sei, und der brutalen Repressionspolitik». Valerie Giscard d’Estaing brachte im Tschad, Zaire, Zentralafrika, Mauretanien und Djibuti von Frankreich gesteuerte Marionette an die Macht oder stützte diese. Unter Francois Mitterand und unter Jacques Chirac11 ging die Verfolgung von Systemkritikern und das Paktieren mit korrupten Regimes im französischen Einflussbereich weiter. Sarkozys Aussenpolitik setzt diese Tradition fort.

Die Ursachen der afrikanischen Unterentwicklung

Mit Demba Moussa Dembélé12 legt ein ausgewiesener Wirtschaftswissenschaftler die Gründe für die Unterentwicklung Afrikas dar. Er beginnt sein Essay mit folgenden Worten von Frantz Fanon13: «Der Kolonialismus und der Imperialismus sind mit uns noch nicht fertig, wenn sie ihre Fahnen und ihre Polizeitruppen aus unseren Ländern abgezogen haben. Jahrhunderte hindurch haben sich die Kapitalisten in den unterentwickelten Gebieten wie wahre Kriegsverbrecher benommen. Die Deportationen, die Massaker, die Zwangsarbeit, die Sklaverei, das waren die Hauptinstrumente des Kapitalismus zur Vermehrung seiner Reserven an Gold und Diamanten und zur Errichtung seiner Macht.»

In Dakar machte Sarkozy folgende Äusserung: «Der Kolonialismus ist nicht für alle Schwierigkeiten im heutigen Afrika verantwortlich zu machen.» Dembélé hält Sarkozy dazu folgendes entgegen: «Der Hauptgrund für diese Krise ist das koloniale Erbe, dessen Wirkung von der Last unrechtmässiger Schulden und von den nicht minder unrechtmässigen Rahmenbedingungen der Weltbank und des IWF verstärkt wird.» «Selbst eine bescheidene Beschäftigung mit der Geschichte des Kapitalismus hätte Nicolas Sarkozy zu der Erkenntnis verholfen, dass diese Geschichte von Anfang an mit dem Blut, dem Schweiss und den Ressourcen der afrikanischen Völker geschrieben worden ist.» Schon Karl Marx habe darauf hingewiesen, dass der Sklavenhandel14, die «ursprüngliche Akkumulation des Kapitals» ermöglicht habe. Mit der Kolonisierung Afrikas setzte auch der Raub seiner Bodenschätze ein.

In seiner wissenschaftlichen Analyse zeigt Dembélé, wie der Westen auch nach Ende der Kolonialzeit die afrikanischen Staaten ausbeutet und in Abhängigkeit zu halten versucht. So wurde in einer Art internationaler Arbeitsteilung Afrika auf die Rolle eines Rohstofflieferanten verwiesen. Mit der Ausrichtung ihrer Land- und Volkswirtschaft auf den Export von un- oder halbverarbeiteten Produkten für den Weltmarkt litten und leiden afrikanische Staaten unter den gesunkenen Weltmarktpreisen, unter anderem verursacht durch Agrarsubventionen der Industrieländer15. Diese überschwemmten mit massiv verbilligten Produkten die afrikanischen Länder und zerstörten so Teile der heimischen Produktion.

Um Exportverluste und gestiegene Importpreise zu verkraften, verschuldeten sich die afrikanischen Staaten mehr und mehr bei ausländischen Gläubigern, welche ihre Kredite an spezielle Bedingungen16 knüpften. Damit konnten sie ihren Einfluss in den afrikanischen Staaten ausweiten und deren Ressourcen bis heute schamlos plündern.

Mit der beginnenden Schuldenkrise Ende der 1970er Jahre wandten sich die afrikanischen Staaten an die Weltbank und den Internationalen Währungsfond mit den Folgen einer wahren Schuldenexplosion17. Strukturanpassungsmassnahmen und Schuldendienst18 bluteten die Länder südlich der Sahara weiter aus mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerungen. So leben in den afrikanischen LDC (Least Developed Countries) «65% der Einwohner mit weniger als einem Dollar pro Tag und neun von zehn Menschen mit dem Gegenwert von zwei Dollar proTag». Das Fazit zur Wirkung von Weltbank und IWF zieht Dembélé wie folgt: «Die Liberalisierung des Handels und der Investitionen, die Privatisierung von Staatsbetrieben und Dienstleistungen der öffentlichen Hand sowie die den afrikanischen Regierungen auferlegte Austerity-Politik hatten den Einbruch mehrerer Wirtschaftszweige, die Schwächung des Staates, wachsende Ungerechtigkeit und den Anstieg der Armut auf ungeahnte Höhen zur Folge.» Besonders wertvoll im Essay von Dembélé sind die Hinweise auf zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zu den verschiedenen Themen.

Vermittlerfiguren als Knotenpunkte im imperialen System

In seiner Rede versucht Sarkozy die Verantwortung für den Menschenhandel und die anderen Verbrechen der Kolonial- und Nachkolonialzeit den Schwarzen im selben Masse wie den Weissen zuzuschreiben. In seinem Essay zeigt E.H.Ibrahima Sall19 den wirklichen Stellenwert afrikanischer Kollaborateure im imperialen System: «Jedes organisierte Verbrechen braucht Vermittlerfiguren. Das jahrhundertealte Verbrechen der Versklavung, das an den Afrikanern begangen wurde, bildet da keine Ausnahme. Hier wie im Fall der Kolonisation haben Afrikaner aktiv an einem Apparat mitgewirkt, der von europäischen Herren konzipiert und geplant wurde, um vorrangig und in erster Linie westlichen ökonomischen Interessen zu dienen.»

Afrika als Hinterhof in der Hand behalten

In seinem Essay20 geht Mahamadou Siribié neben der Rede von Dakar auch auf die Rede ein, die Sarkozy 2007 anlässlich seiner Wahl zum Staatspräsidenten gehalten hat. Sarkozys vordergründige Botschaft an die anwesenden internationalen Medien lautete dort, er wolle Afrika in seinem Kampf gegen «Armut, Krankheit und Elend» helfen. Unter diesem Nebel der Wohltätigkeit schält Siribié die geostrategischen und ökonomischen Interessen Frankreichs wie folgt heraus: «Heute steht Afrika im Mittelpunkt einer neuen internationalen geopolitischen Konstellation. Frankreichs ‹Hinterhof› in Afrika ist durch diese veränderte globale Situation in Gefahr.» «In einem von neuen geopolitischen Konfigurationen bestimmten globalen Kontext und gegenüber den jungen ‹Eindringlingen› wie China, Russland oder den USA» will Frankreich in Afrika seine Macht behaupten. Ähnliche Motive stehen auch hinter der französischen Behauptung, man bombardiere in Libyen zum Schutze der Zivilbevölkerung […].

Schluss mit eurozentrischen Afrikadeutungen

Théophile Obenga21 zeigt in seinem Essay, dass die Rede Sarkozys vom Paradigma eines uralten eurozentrischen Afrikanismus22 trieft. So glaubt Sarkozy im Wahne westlicher Überlegenheit, Afrika Anweisungen und Werte für seine weitere Entwicklung predigen zu müssen. Selbstverständlich unter französischer Führung mit verführerischen Worthülsen wie «gemeinsame Entwicklung», «Nord-Süd-Dialog», «neue Partnerschaft» oder «Frankoafrika». Derart plump kann man den afrikanischen Intellektuellen heute nicht mehr kommen. «Nicht einmal die Affen in unseren Wäldern glauben noch daran» – so Obenga trocken.

Die afrikanischen Forschungen im 20. Jht. haben Geschichte und Kultur von den eurozentrischen Schlacken befreit und dem schwarzen Kontinent seine Würde und sein Selbstbewusstsein zurückgegeben. Auf diesem Boden können heute in Afrika die Grundlagen der Zivilisation erneuert werden: Indem Völker und Nationen ihre Pflichten und ihre Verantwortung im Sinne des Gemeinwohles wahrnehmen oder erneuern.

Währungssouveränität als Grundlage politischer Souveränität

Mahamadou Siribié weist auf ein wichtiges «wirtschaftliches und politisches Instrument zur Unterwerfung der frankophonen Staaten des afrikanischen Kontinents» hin, den CFA Franc. Von Frankreich 1946 als neue Währungseinheit eingeführt, wurde dieser erst an den französischen Franc und später an den Euro gebunden. Damit blieb die Kontrolle der Währung in den ehemaligen Kolonien bis heute in französischer Hand. Eine echte politische Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten – so Siribié – führe jedoch über «ihre volle wirtschaftliche Unabhängigkeit […], die ohne uneingeschränkte Verfügungsgewalt über die Instrumente der staatlichen Souveränität und deren Kern, die Währungspolitik, nicht erreichbar ist. Schliesslich führt ökonomische zu politischer Macht.»

Kein französisches Gängelband für die afrikanische Jugend

Unerträglich penetrant wendet sich Sarkozy in seiner Rede wieder und wieder an die afrikanische Jugend und fordert sie auf, mit der älteren Generation, ihren Werten und Traditionen zu brechen und sich für »Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und das Recht» zu entscheiden. «Dann wird sich Frankreich mit euch zusammenschliessen, um alle diese Werte zusammen mit euch zu errichten» – so Sarkozy. Djibril Tamsir Niane23 begegnet einer solchen Arroganz wie folgt: «Die Jugend Afrikas ist nicht so, wie sie sich Herr Sarkozy vorstellt: grosse Kinder, die darauf warten, dass man sie zum Laufenlernen an die Hand nimmt. Man sollte zur Kenntnis nehmen, dass die Jugend des Kontinents genau weiss, welche Herausforderungen unsere Zeit bereithält. […] Mit harten Worten prangern sie die Misswirtschaft und die Korruption an. Aber sie wissen zugleich, dass die Grossmächte einen gehörigen Anteil am Unheil des Kontinents haben.» Die afrikanische Jugend sucht ihre Vorbilder im reichen Schatz der Geschichte des Schwarzen Kontinentes, nicht im Westen – so Niane. Inzwischen hat der Bombenhagel der Nato diese Lektion der Geschichte wohl noch verfestigt.            •

1          Verfasst wurde die Rede von Henri Guaino, Sonderberater im Elyséepalast.

2          Titel des Essay von Achille Mbembe, Kamerun, S. 57-72. Er promovierte an der Pariser Sorbonne in Geschichte. Zwischen 1988 und 2003 war er an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig. Heute lehrt er an der Universität Witwatersrand in Johannesburg Geschichte und Politikwissenschaft.

3          Seit dem 2.Weltkrieg investierte die französische Regierung Milliarden in die Forschungen zu Afrika unter anderem im Rahmen des Instituts für Entwicklungsforschung und des Centre National de la Recherche Scientifique. Es sei unerklärlich – so Mbembe - «wie vor dem Hintergrund einer solchen Investition jemand heute noch derart befremdliche Reden über den Kontinent schwingen kann.»

4          Der volle Wortlaut der Rede des französischen Staatspräsidenten an der Universität Dakar von 2007 in französisch und deutsch ist nachzulesen in : Peter Cichon, Reinhart Hosch, Fritz Peter Kirsch (Hg.), Der undankbare Kontinent? Afrikanische Antworten auf europäische Bevormundung, S. 19-56.

5          Eine ausführliche Analyse dazu findet sich bei Mbembe, Achille, 2000, De la postcolonie. Essai sur l’imagination politique dans l’Afrique contemporaine, Paris, Karthala.

6          Titel des Essay von Zohra Bouchentouf-Siagh, S. 73-99. Sie studierte in Alger und an der Sorbonne Sprachwissenschaft und promovierte zur Dialektologie und Soziolinguistik des Maghreb.

7          Ihre Forschungsfrage lautet: «Auf welchem Gedankengebäude, auf welcher Ideologie beruht heute seine Haltung gegenüber Territorien, die sein eigenes Land früher ausbeutete?»

8          Der Verfasser dieses Essay (S.101-137), Mwatha Musanji Ngalasso ist Professor für Soziolinguistik und Afrikanische Sprachwissenschaft an der Universität Michel de Montaigne – Bordeaux 3.

9          Die Verfasserin dieses Essay (S.139-151) ist Professeur agrégé für Literaturwissenschaft. Sie war mit dem Schriftsteller Mongo Beti verheiratet, der 2001 verstarb. Mit ihm gründete und leitete sie die Zeitschrift Peuples noirs – Peuples africains.

10        Jacques Foccart, der die ‹Arbeitsgruppe Afrika› im Elyséepalast leitete, beschreibt, wie sich de Gaulle ihm gegenüber bezüglich den afrikanischen Präsidenten äusserte, die im Elysée vorsprachen. «Wissen Sie, jetzt ist es bald genug mit Ihren Negern. Sie überrumpeln mich, man sieht ja niemand anderen mehr. Jeden Tag sind Neger im Elysée, Ihretwegen muss ich sie empfangen, Ihretwegen muss ich sie zum Essen einladen ... Lassen Sie mich mit Ihren Negern in Ruhe; ich will zwei Monate lang keinen hier sehen, verstehen Sie? ... Es geht gar nicht so sehr um die Zeit, die das in Anspruch nimmt, auch wenn das schon sehr ärgerlich ist, aber es macht auch einen schlechten Eindruck im Ausland: Man sieht jeden Tag nur Neger im Elysee.»

11        Tobner stellt fest, dass Chirac ‹in den zwölf Jahren seiner Präsidentschaft den Siegern aller manipulierten Wahlen in Afrika regelmässig seine wärmsten Glückwünsche übermitteln liess.›

12        Demba Moussa Dembélé studierte in Frankreich und den USA Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Weltwirtschaft und internationales Finanzwesen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete er am Institut für Internationales Finanzwesen in Washington. Im Senegal war er im Wirtschaftsministerium tätig. Zusammen mit afrikanischen NGO’s untersuchte er, wie sich die Strukturanpasssungsprogramme von Weltbank und IWF und die Globalisierung in Afrika ausgewirkt haben. Sein Essay trägt den Titel ‹Unkenntnis, Unverständnis oder bewusste Provokation?› (S.153-185)

13        Frantz Fanon, Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt am Main, 1967.

14        Dembélé weist darauf hin, dass der ‹Museumskonservator der ‹Maison des esclaves› ... auf Goree (Senegal) ... diese Tragödie zu Recht als ‹den grössten Genozid der Geschichte› bezeichnet. Der Historiker Cheikh Anta Diop geht davon aus, dass Afrika durch den Sklavenhandel ein Vielfaches von zehn Millionen Menschen verloren habe. Cheikh Anta Diop (1987), L’Afrique noire précoloniale, Paris, Présence africaine. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen für Afrika sind bis heute wirksam. Vgl. Diop-Maes, Marie-Louise (2007), Mémoire de la traite négrière. Conséquences sur l’Afrique. Beilage zu Le Monde diplomatique, November 2007.

15        Die OECD-Länder pumpen ,täglich mehr als eine Milliarde Dollar in Agrarsubventionen. Dabei entstehen jährliche Summen, die die ‹Hilfsgelder› an die Länder der südlichen Halbkugel um mehr als das Sechsfache übersteigen.› – so Dembélé.

16        So war ‹die Gewährung von Krediten für die afrikanischen Länder in den meisten Fällen an die Verpflichtung geknüpft, bei den Gläubigerländern Waren und Dienstleistungen zu höheren als den marktüblichen Preisen einzukaufen ... Gar nicht zu reden von dem häufig exorbitanten Zinssatz solcher Kredite.› – so Dembélé.

17        2004 stellt der UNCTAD-Bericht folgendes fest: «Afrika erlebte zwischen 1970 und 1999 einen deutlichen Anstieg seiner Auslandsverschuldung ... Ein gewaltiger Anstieg war im Zuge der Strukturanpassungen der 1980er und beginnenden 1990er Jahre zu verzeichnen; die Gesamtschuld des Kontinents kletterte 1995 ... auf 340 Milliarden Dollar» (CNUCED 2004).

18        Die Länder südlich der Sahara z.B. leisteten zwischen 1980 und 2002 einen globalen Schuldendienst von über 250 Milliarden Dollar – ein Betrag, der viermal so hoch war wie die tatsächliche Höhe ihrer Schulden im Jahr 1980.› – so Dembélé.

19        E.H. Ibrahima Sall studierte in Paris und in den USA. Er arbeitete in der Société Financière Internationale du groupe de la Banque mondiale, dem Entwicklungsprogramm der UNO und als Berater der OECD in Paris. In der Republik Senegal arbeitete er unter anderem als Planungs- und Kooperationsminister. Heute ist er Rektor der Université polytechnique de L’Ouest Africain. Der Titel seines Essays lautet ‹Archipele des Trügerischen› (S.211-232).

20        Mahamadou Siribié studierte an der Universität Nizza Politikwissenschaften und ist seit 2008 Gemeinderat in Grasse, Département Alpes-Maritimes. Der Titel seines Essays lautet ‹Die symbolische Gewalt einer Rede im Dämmerlicht›. (S.197-210.)

21        Théophile Obenga ist Professor für Altägyptisch, vergleichende Sprachwissenschaft und Alte Geschichte der Kulturen. Er lehrte an Universitäten in Afrika und in den USA. Der Titel seines Essays lautet ‹Ein Hauptgrund für die Leiden Afrikas: die eurozentrischen Afrikadeutungen›. (S.233-249)

22        Diese Auffassung spricht den angeblich überlegenen Europäern, bzw. den Weissen, das Recht und die Pflicht zu, die angeblich minderwertigen Schwarzen zu zivilisieren, zu bevormunden und auszubeuten. Auf diesem Boden wurden in der 1. und 2. Welt Vorstellungen von afrikanischer Kultur und Geschichte zurechtgezimmert, die mit der Wirklichkeit wenig bis gar nichts zu tun haben. «Sie dienten dem Zweck, die Vormundschaft aufrechtzuerhalten, zu beherrschen und auszubeuten» – so Obenga.

23        Djibril Tamsir Niane, Historiker und Schrifsteller, ist Mitglied des internationalen Beirates der Redaktion der Gesamtgeschichte Afrikas der UNESCO sowie des UNESCO-Projektes der ‹Route des Esclaves›. Der Titel seines Essays lautet ‹Der Afrikaner soll sich schuldig fühlen›. (S.251-273)

24        Gefördert wurde die Publikation durch die Kulturabteilung der Stadt Wien, dem Dekanat der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und dem Institut für Romanistik der Universität Wien. Redaktionelle Unterstützung leistete Herr Dr. Gerald Hödl vom Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien.

25        Césaire Aimé, Über den Kolonialismus (Discours sur le colonialisme), Berlin 1955.

26        Zitiert in: Der undankbare Kontinent, S. 204.

 

Für Leser, die gerne in der französischen Sprache lesen, werden an dieser Stelle alle Autoren der französischen Ausgabe ‹L’Afrique répond à Sarkozy – Contre le discours de Dakar’ mit den Titeln ihrer Essais aufgeführt.

Makhily Gassama, Le piège infernal

Zohra Bouchentouf-Siagh, Duplicité et trafic de l’histoire

Dema Moussa Dembélé, Méconnaissance ou provocation délibérée?

Mamoussé Diagne, L’ignorance n’excuse pas tout

Souleymane Bachir Diagne, La faute à Hegel

Boubacar Boris Diop, Françafrique: Le roi est nul

Babacar Diop Buuba, Eclairage sur un patchwork

Dialo Diop, Un nouvel impair de Thabo Mbeki

Koulsy Lamko, Valse à temps variable de Sarkozy à Dakar

Gourmo Abdoul Lô, L’insoutenable légèreté d’un ‹ami franc et sincère’

Louise-Marie Maes Diop, Des propos sidérants sur l’Afrique

Kettly Mars, Résonances outre-atlantiques

Mwatha Musanji Ngalasso, Je suis venu vous dire ... Anatomie d’un discours néocolonial en langue de caoutchouc

Patrice Nganang, Lettre au benjamin

Djibril Tamsir Niane, L’homme noir culpabilisé

Théophile Obenga, Africanismes eurocentristes: source majeure des maux en Afrique

Raharimanana, Le silence français

Bamba Sakho, Entre ruse et archaïsme

E.H.Ibrahima Sall, Les archipels des faux-semblants

Mahamadou Siribié, Violence symbolique d’un discours crépusculaire

Adama Sow Diéye, Consternation

Odile Tobner, La vision de l’Afrique chez les présidents de la Cinquième République française

Lye M. Yoka, Francophonie: L’alibi et le doute

 

Zu den Präsidentenreden der letzten 50 Jahre

«Die Präsidentenreden dieser fünfzig Jahre werfen ein klares Licht auf das hartnäckige Unverständnis, das die Konsequenz einer Kolonisation ist, die niemals objektiv erforscht wurde und für die man sich nie verantwortlich sah. Alle diese Reden kommen ausnahmslos von oben herab und erwarten keine Antwort. Die wichtigen afrikanischen Stimmen, die dagegen gesprochen haben, wurden nie gehört. Heute nehmen sich die Afrikaner das Recht, ihre Geschichte und die ihrer Eroberer zu schreiben, aus ihrer eigenen Sicht, die nie gefragt war, und sie tun das, um ihren Völkern, die ein Fundament für ihre Menschenwürde brauchen, das notwendige Wissen dafür bereitzustellen. Die Geschichtsschreibung ist nur eine Möglichkeit, die Tatsachen zu betrachten, sie mag mehr oder weniger weit gesteckt, mehr oder weniger detailreich sein, niemals aber ist sie vollständig. Das Gleichgewicht in der Welt verlangt, dass alle Stimmen gehört werden und dass man endlich das Monopol des Sprechens und das Monopol der Macht aufhebt, da beide nur Wahnsinn und Grauen zur Folge haben.» (Odille Tobner)

Zu den Ursachen der afrikanischen Unterentwicklung

«Sklavenhandel und Kolonialismus, zwei Faktoren, die für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Afrikas ausschlaggebend werden sollten. Sie zerstörten nicht nur das sozioökonomische Gefüge der vorkolonialen Gesellschaft, sondern systematisch auch die afrikanische Kultur und Mentalität. Somit sind die heutigen Probleme Afrikas weder durch eine fehlende noch durch eine verspätete ‹Integration› des Kontinents in die Welt zu erklären, sondern durch die Art und Weise, wie er in die kapitalistische Weltwirtschaft integriert und wie Letztere zum Blühen gebracht wurde, nämlich durch das Blut und den Schweiss von Afrikas Söhnen und Töchtern sowie durch die schamlose Plünderung afrikanischer Ressource.»

Demba Moussa Dembélé

Zur deutschen Ausgabe

Sprach- und Literaturwissenschaftler, die mit Forschung und Lehre des Institutes für Romanistik an der Universität Wien in Verbindung stehen, teilten die Empörung der afrikanischen Intellektuellen und entschlossen sich, verschiedene dieser Essays einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich zu machen. Dabei wählten sie Texte aus, «die auf den hochtrabenden Ethnozentrismus der Sarkozy-Rede mit besonders durchdachter und fundierter Kritik reagieren». 2010 gaben Peter Cichon, Reinhart Hosch und Fritz Peter Kirsch den Sammelband24 ‚Der undankbare Kontinent? Afrikanische Antworten auf europäische Bevormundung’ heraus.

Damit nehmen europäische Intellektuelle eine Verantwortung war, die jeder Intellektuelle gegenüber seinen Mitmenschen im eigenen Land und in der ganzen Welt hat: Wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich für jedermann darzulegen und damit im Sinne des Gemeinwohls zu wirken. Die Herausgeber sprechen in diesem Zusammenhang vom «Gebot der intellektuellen Redlichkeit». Diese ethische Grundhaltung ist die unverzichtbare Grundlage jeglicher Bildung. Indem die Herausgeber diese afrikanische Forschungen zugänglich machten, leisten sie zudem einen Beitrag zu einer weltweiten Vernetzung der Oppositionsfelder gegen die Globalisierung in all ihren Formen und Schattierungen in den Ländern des Südens und des Nordens. Dafür sei ihnen herzlich gedankt.

Die Länder des Südens schauen den Machthabern im Norden auf die Hände, nicht auf den Mund

In Dakar belehrte Sarkozy sein Auditorium wie folgt: «Er (der Kolonisator) hat genommen, aber bei allem gebotenen Respekt möchte ich sagen dürfen, dass er auch gegeben hat. Er baute Brücken, Strassen, Spitäler, Ambulanzen, Schulen. Er machte Brachland fruchtbar, er investierte Mühe, Arbeit, Wissen.»

Solche Worte mögen europäische und amerikanische Zuhörer in ihren Bann ziehen und überzeugen. Für die Zuhörer in Afrika, Lateinamerika und Asien werden jedoch Erinnerungen an mehr als 500 Jahre Kolonialgeschichte wachgerufen. Stellvertretend dazu Aimé Césaire (1955): «Man erzählt mir von Fortschritt, von ‹Leistungen›, von geheilten Krankheiten, von weit über das ursprüngliche Niveau gehobenem Lebensstandard. Ich aber spreche von Gesellschaften, die um sich selbst gebracht wurden, von zertretenen Kulturen, von ausgehöhlten Institutionen, von beschlagnahmtem Land, von ermordeten Religionen, von vernichtetet Kunst, von ausserordentlichen Möglichkeiten, die unterdrückt wurden. Man wirft mir Fakten an den Kopf, Statistiken, Kilometerzahlen von Strassen, Kanälen, Eisenbahnen. Ich spreche von Tausenden hingeopferter Menschen für den Bau der Eisenbahn Kongo Ozean. Ich spreche von jenen, die zur Stunde, da ich dies schreibe, mit blossen Händen den Hafen von Abidjan ausheben. Ich spreche von Millionen Menschen, die man ihren Göttern, ihrer Erde, ihren Sitten, ihrem Leben, dem Tanz, der Weisheit entriss. Ich spreche von Millionen Menschen, denen man geschickt das Zittern, den Kniefall, die Verzweiflung, das Domestikentum eingeprägt hat.»25

Mit grosser Sorgfalt haben die Wissenschaftler der Länder des Südens Quelle um Quelle zu ihrer Geschichte zusammengetragen, gesichtet, damit aus dem Dunkel der Vergessenheit gehoben und der Welt vorgelegt. Die Menschen in Europa und Amerika müssen diese Zeugnisse zur Kenntnis nehmen, daraus Lehren für die Zukunft ziehen und handeln. Die neokolonialen Raubzüge in Jugoslawien, Afghanistan, Irak und Afrika nördlich und südlich der Sahara werden ebenso klar im Gedächtnis dieser Völker aufbewahrt bleiben. Wenn hier nicht endlich ein Umdenken stattfindet, wird man die 1. und die 2. Welt über kurz oder lang für diese Verbrechen gegen die Menschheit zur Rechenschaft ziehen, da der Internationale Gerichtshof nicht bis in alle Ewigkeit zu Gunsten der Mächtigen zu Gericht sitzen kann.

Afrikas Weg in die Zukunft

«Afrika braucht keine milde Gabe. Es braucht die Freiheit, seine eigene Vision von seiner Entwicklung und vom Weg bzw. den Mitteln zu ihrer Verwirklichung zu definieren ... Afrika darf nicht mehr hinnehmen, dass man ihm eine Politik aufzwingt, die gegen seine Interessen verstösst. Herr Sarkozy und Europa sollen merken, dass Afrika aufgehört hat, ‚naiv’ zu sein, dass es seine Entscheidungen ohne wie auch immer geartete Steuerung von aussen treffen wird und dass es nie wieder Beute für gegenwärtige oder künftige ‚Raubtiere sein will’. Die afrikanischen Völker und Regierungen müssen ihr Denken frei machen, sich geistig entkolonisieren, um ihre Würde und ihren Stolz wiederzufinden und ihr Schicksal entschlossen in die Hand zu nehmen. Die Afrikaner müssen die Debatte über die Entwicklung ihres Kontinents an sich ziehen und dürfen nicht zulassen, dass andere in ihrem Namen sprechen bzw. Afrika sein Verhalten diktieren. Es gilt, die von der Kolonisation überkommenen Strukturen abzuschaffen und die Einmischung der internationalen Finanzbehörden zu beenden. Es ist notwendig, die von der Abhängigkeit vom Ausland geprägte Mentalität zu überwinden und die Idee, Afrikas Entwicklung beruhe auf der ‚Hilfe’ von aussen, unglaubwürdig werden zu lassen.» (Dembele S. 182-183)

Thomas Sankara26 in seiner Rede von 1987 beim Gipfeltreffen der ehemaligen Organisation für Afrikanische Einheit (OUA):

«In ihrer aktuellen Form stellt die Verschuldung eine geschickt organisierte Rückeroberung Afrikas dar, um das Wachstum und die Entwicklung des Kontinents in Etappen und nach Regeln verlaufen zu lassen, die uns vollkommen fremd sind, wodurch ein jeder von uns zum Finanz-Sklaven, also generell zum Sklaven derjenigen wird, die die Gelegenheit, die Schlauheit, die Arglist hatten, bei uns Kapital zu investieren, mit der Auflage, es zurückzuzahlen.»

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