Verbunden mit seiner Heimat – Der Kanton Thurgau ehrt seinen Fotografen Hans Baumgartner

Verbunden mit seiner Heimat – Der Kanton Thurgau ehrt seinen Fotografen Hans Baumgartner

 

Fotoausstellungen zu verschiedenen ortsbezogenen Themen

von Urs Knoblauch, Kulturpublizist, Fruthwilen TG

Hans Baumgartner (1911–1996), Sekundarlehrer und Fotograf, wäre 2011 hundert Jahre alt geworden. Wie jeder Kanton in der Schweiz hat auch der Thurgau seine grossen Fotografen, Schriftsteller, Wissenschafter, Persönlichkeiten und Künstler, die es verdienen, gewürdigt zu werden. Das umfangreiche fotografische Werk von Hans Baumgartner ist bis heute in der Ostschweiz hochgeschätzt, hat in der Schweiz und auch international einen bedeutenden Stellenwert. Die ausgestellten Aufnahmen wurden mehrheitlich aus dem vom Fotografen vorbildlich geordneten und umfangreichen Nachlass der Fotostiftung Schweiz (Dr. Martin Gasser) zur Verfügung gestellt. Zahlreiche Persönlichkeiten und Institutionen haben zum Gelingen der Ausstellungen und Veranstaltungen beigetragen.

Schon während des Besuchs des Lehrerseminars Kreuzlingen und des anschliessenden Sekundarlehrerstudiums an der Universität Zürich entstanden ab 1929 die ersten Fotografien. Hans Baumgartner interessierte sich früh für Physik, Chemie und Fotografie. Bald konnte er bei wichtigen Fotozeitschriften, Zeitungen und Illustrierten Aufnahmen publizieren. Manchmal musste er seine geliebte Lehrertätigkeit für Auslandreportagen und Buchprojekte unterbrechen. Berühmt wurden sein Heimatbuch für den Lehrmittelverlag des Kantons Thurgau «Der Thurgau – unsere Heimat» (1970) und andere Fotobücher über den Kanton. Auch die von Baumgartner mitgestalteten Schulbücher sind Beispiele der hohen schweizerischen Tradition und Kultur von Unterrichtswerken. Im Heimatbuch wird mit ausgesuchten Fotografien, mit «dem richtigen Bild», das Zusammenwirken der Bevölkerung eines Kantons in seinen mitmenschlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten jungen Bürgern so nahegebracht, dass sie mit Stolz, Einsatz und Freude am Allgemeinwohl im Kleinen und im Grossen mitarbeiten. Fotografien und Bücher können einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt, zur Identität und zur positiven Ausstrahlung eines Landes beitragen. Zahlreiche Museen und Ausstellungen würdigten sein Werk noch zu Lebzeiten.

Wirken für das Notwendige und Gemeinsame

Hans Baumgartners Bilder zeigen mit feinem Gefühl Alltagssituationen, die heute bereits zeitgeschichtliche Aspekte darstellen, immer steht die Würde des Menschen im Zentrum. Nie wird jemand blossgestellt, er machte sich Sorgen über den zunehmend konsumorientierten und unreflektierten Gebrauch der Fotografie.
Weltweit werden heute täglich 250 Millionen Fotos produziert, 10 000 aktuelle Bilder treffen beispielsweise täglich bei der Agentur keystone ein. Dem Verfasser dieses Artikels gegenüber, der noch einige Jahre mit Hans Baumgartner in Kontakt war, sprach er von einem bedenklichen «fotografischen Analphabetismus». Mit seinem Anliegen als Lehrer wollte er «die natürliche Neugierde, die Entdeckungsfreude und den Wissensdurst, welche er in seinen Schülern als wesentliche Lebensgrundlage stets zu fördern suchte» auch in seinen Fotografien verwirklichen. So sind seine Bilder nahe beim Menschen, in seinem Alltag, bei seiner Arbeit, in seiner Heimat.
Es bestehen wunderschöne Aufnahmen aus der Landwirtschaft, der Natur, dem Handwerk und aus Betrieben. An den verschiedenen Ausstellungsorten werden biografische und thematische Bezüge hergestellt. Im Seemuseum Kreuzlingen werden seine grossartigen Aufnahmen zum Leben der Fischerei am Untersee gezeigt, im Schulmuseum in Amriswil sind seine einzigartigen Schulbilder zu bewundern, im Staatsarchiv Frauenfeld sind die farbigen Auftragarbeiten für Schulbücher, Heimat- und Jubiläumsbücher ausgestellt (das Archiv konnte über 8000 Farbdiapositive erwerben), und im Heimatmuseum/Stiftung Turmhof in Steckborn ist ein Querschnitt aus seinem Werk zu sehen. Auch in seinem Geburtsort in Altnau TG waren Bilder zu sehen, in der Kirche Steckborn fand eine eindrückliche Feier in Anwesenheit von Frau Elisabeth Baumgartner statt, auch die Volkshochschule Steckborn und andere Institutionen beteiligen sich mit Veranstaltungen.
So hat der Kanton Thurgau auf vorbildliche Weise einen kulturellen Anlass gestaltet, der Freude, historisch-kulturelle Besinnung und Zusammenhalt fördert. Es ist zu wünschen, dass Hans Baumgartners fotografische Ethik weiterwirkt und andere Kantone auch auf ähnliche Weise wertvolles einheimisches Schaffen würdigen und der jungen Generation weitergeben.•

Auskunft zu den vielen verschiedenen Ausstellungen finden Sie unter <link http: www.baumgartner-feiern.ch>www.baumgartner-feiern.ch

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