Die Infrastruktur in den USA ist komplett ausgezehrt

Die Infrastruktur in den USA ist komplett ausgezehrt

«Alles eine Quittung für drei Jahrzehnte Götzendienst am Altar des reinen Marktes, vorbei an den wirklichen Bedürfnissen der Bürger»

Der amerikanische Traum endet wohl bald in einem amerikanischen Alptraum! Fachleute legen den Finger auf den wunden Punkt: Die Infrastruktur in den USA ist komplett ausgezehrt. Ausgerechnet das, was den amerikanischen Aufstieg überhaupt erst ermöglichte, wird seit Jahrzehnten vernachlässigt. Die Rechnung, die jetzt präsentiert wird, kann niemand mehr bezahlen! Der Schriftsteller T.S. Eliot nannte es so: «Die Welt endet nicht mit einem Knall, sondern mit einem Winseln.» Der Vergleich mit dem amerikanischen «Imperium» ist angebracht. Die Unterschiede und Kontraste zwischen dem wohlhabenden Manhattan und den desolaten Städten und Städtchen in West Virginia oder Toledo in Ohio oder Alturas in Kalifornien könnte frappanter nicht sein.
Wirklich hochnäsig hat die «Wissensgesellschaft» die Produktion ausgelagert und die einstigen Produzenten oftmals zu unterbezahlten Dienstleistern degradiert. Damit einher geht auch die für Amerika beschämende Umverteilung von unten nach oben. Das reichste Zehntel des reichsten amerikanischen Prozents verdient so viel wie 120 Millionen Lohnempfänger am unteren Ende. Sie haben dafür sogar den zynischen Spruch geprägt: «Take from the Poor and give to the Rich!» («Nimm es von den Armen und gib es den Reichen.») Für sie alle ist der amerikanische Traum schon lange einem amerikanischen Trauma gewichen. Privater Reichtum kontrastiert immer greller mit öffentlicher Armut, der imperiale Anspruch wird zunehmend obszön bei den herrschenden Verhältnissen.
Die gesamte amerikanische Infrastruktur ist am Boden, sträflich vernachlässigt. Auf den Bahngeleisen keuchen von Diesellokomotiven gezogene Güterzüge mit Geschwindigkeiten, die andere Nationen bereits vor einem halben Jahrhundert(!) hinter sich gelassen haben. Während die ganze Welt superschnelle Trassen baut, reist und transportiert Amerika noch mit der Bimmelbahn. Ausgezehrt ist die amerikanische Infrastruktur, denn sträflich wird seit Jahrzehnten vernachlässigt, was den amerikanischen Aufstieg erst ermöglichte. Die Zahl der nicht wetterbedingten Stromausfälle hat sich landesweit seit den frühen Neunzigerjahren mehr als verdoppelt; nicht weiter verwunderlich ist dieser Umstand, denn die Technologie des Stromnetzes rührt aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Alles eine Quittung für drei Jahrzehnte Götzendienst am Altar des reinen Marktes, vorbei an den wirklichen Bedürfnissen der Bürger.
Einige Beispiele: In Colorado Springs wurde ein Drittel der Strassenbeleuchtung abgeschaltet, im Landkreis Clayton südlich von Atlanta wurde der gesamte öffentliche Busverkehr aus Kostengründen eingestellt. Jetzt müssen Angestellte zu Hunderten täglich – und das bei jedem Wetter – zu Fuss marschieren, um den nächsten Bus zu erreichen, um zur Arbeit zu kommen. Glaubt man den Prognosen, so werden die Kinder der heutigen Elterngeneration kaum über das Geld ihrer Eltern verfügen. Damit erledigt sich die eherne amerikanische Regel, dass es jeder Generation besser gehen werde als der vorherigen. Schauen wir nach Washington, sehen wir eine Plutokratie am Werk, die vornehmlich ihrer Klientel zu Diensten ist. Das Geld der Reichen pulsiert durch die politischen Adern der Hauptstadt wie Abwasser, das zum Himmel stinkt, ohne jemals einer Kläranlage zugeführt zu werden. Der Souverän weiss unterdessen kaum noch, wohin er sich zwecks Abhilfe wenden soll. Beobachter sind sich einig: Es wird nicht mehr lange gehen, und der Überdruss vieler Bürger wird sich auf explosive Art entladen. In dem Falle kündigt sich das Ende des Imperiums nicht mit einem Winseln, sondern mit einem lauten Knall an.    •

Quelle: Vertraulicher Schweizer Brief Nr. 1298 vom 12.9.2011

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