Nord-Stream-Pipeline eröffnet

Nord-Stream-Pipeline eröffnet

Neues Kapitel der Zusammenarbeit zwischen Europa und Russland

thk. Am letzten Dienstag wurde die im Jahre 2004 vom ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem heutigen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin projektierte Pipeline mit grossen Ehren eröffnet. Der amtierende russische Präsident Dimitrij Medwedew und Bundeskanzlerin Angela Merkel öffneten symbolisch vor 400 Gästen aus Politik und Wirtschaft gemeinsam den Gashahn im kleinen Städtchen Lubmin bei Greifswald vor der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern.
Mit dem Bau der Nord-Stream-Pipeline wurde im Jahre 2010 begonnen. Sie hat eine Länge von 1224 Kilometer und wird nach dem Bauende der zweiten Röhre jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Westeuropa leiten. Die Kosten dieses Bauprojekts belaufen sich auf 7,4 Milliarden Euro und werden von einem Bau- und Betreiberkonsortium unter der Führung des russischen Energiekonzerns Gasprom getragen. Zwei weitere Anschlussleitungen sollen das sibirische Gas Richtung Tschechische Republik und die Niederlande transportieren. Verschiedene Anrainerstaaten, namentlich Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und nicht zuletzt Deutschland, haben dem Baukonsortium umfangreiche Umweltauflagen gemacht, die alle eingehalten worden sind.
Unter den geladenen Gästen befanden sich Frankreichs Ministerpräsident François Fillion und sein niederländischer Amtskollege Mark Rutte. Die französische GDF Suez und die niederländische Gasunie halten Minderheitsbeteiligungen wie auch die deutschen Konzerne Eon Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall.
Bei der Einweihung des deutsch-russischen Projekts äusserte sich Bundeskanzlerin Merkel laut F.A.Z. vom 2. November ­positiv zur Zusammenarbeit mit Russland. Für sie ist das Projekt Ausdruck davon, «dass wir auf eine sichere und belastbare Zusammenarbeit mit Russland in der Zukunft setzen.» Die Energiezusammenarbeit mit Russ­land setzt durch die Ostseepipeline «neue Massstäbe». Und weiter äusserte die Kanzlerin, sei Russland doch «einer der Hauptpartner für die europäische Energieversorgung».
Durch diese Pipeline werden Deutschland und weitere Staaten unabhängiger von der Energieversorgung aus Ländern des Nahen Ostens, und dieses Projekt verstärkt die langfristige Zusammenarbeit Europas und Russ­lands.
Dimitrij Medwedew betonte auch, dass das Projekt Nord Stream auf Langfristigkeit ausgelegt ist. Von den Betreibern wird mit einer Nutzungsdauer von 40 Jahren gerechnet. Laut F.A.Z sagte der Präsident, er sei sicher, «dass Russland und die EU-Staaten noch viele exzellente Projekte haben werden, sowohl im Energiebereich als auch in vielen anderen Bereichen». Ein weiteres Projekt ist in Russland in Planung, unter anderem der Bau einer weiteren grossen Gasleitung nach Südosteuropa.
Der an der Inbetriebnahme anwesende EU-Energiekommissar Günther Oettinger erwähnte, dass 10 Prozent der in Europa benötigten Gasmenge durch den Nord Stream fliesse. Aus diesem Grund seien die bestehenden Leitungen durch Weissrussland und die Ukraine aber nicht überflüssig. Da diese Leitungen bereits ein gewisses Alter haben, besteht hier ein erheblicher Modernisierungsbedarf.
Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sagte in Berlin, dass Gas als umweltfreundlichstem fossilen Energieträger auf dem Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien eine zentrale Rolle zukomme.    •­

Ex-Kanzler Schröder: «Die russische Führung ist eindeutig proeuropäisch»

«Aus geopolitischen Gründen braucht die Europäische Union Russland, aber Russland braucht auch die Europäische Union, gar keine Frage. Und deswegen: Es ist eine Zeit, in der Zusammenarbeit angesagt ist und nicht ideologisch fixierte Gegensätzlichkeiten. Russland ist in einer Situation, wo man sowohl nach China und Asien insgesamt liefern kann als auch nach Europa, und ich hoffe, dass diese Wahl nie entstehen wird. Die russische Führung ist eindeutig proeuropäisch. Man darf sie aber auch nicht ständig zurückweisen, das widerspricht dem Stolz der Russen. Und man muss wissen: Russland hat eine Alternative, nämlich die Hinwendung nach Asien, Europa hat sie nicht. Und die geo­politische Bedeutung Europas wird nur zunehmen, wenn es gelingt, zu einer engen Partnerschaft mit Russ­land einerseits zu kommen und zum anderen die Türkei als Mitglied der Europäischen Union aufzunehmen. Das ist eine vernünftige, nach vorne gerichtete Strategie. Alles andere ist Debatte von gestern.»

Quelle: Gerhard Schröder zur Einweihung der Nord-Stream-Pipeline, zitiert nach TV Russland, <link http: www.myvideo.ch watch schroeders_nordstream_statement>www.myvideo.ch/watch/8334240/Schroeders_Nordstream_Statement

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK