Interview mit Giacomo Fiori, Präsident der Associazione Pro Brontallo
thk. Die Gemeinde Brontallo war schon früh mit der Wiederansiedlung des Luchses konfrontiert. Da auf ihrer Alp Schafe gesömmert werden, besteht immer die Gefahr, dass die Tiere Opfer von Wolfs- oder Luchsrissen werden. Der Präsident der Associazione Pro Brontallo nimmt im folgenden Interview zu dieser Situation Stellung.
Zeit-Fragen: Luchs und Wolf werden in der Schweiz künstlich angesiedelt. Zwischen Göschenen und Erstfeld gibt es etwa 20 Luchse, die dort ihr Unwesen treiben. Seit welchem Jahr belästigt der Luchs Ihre Alp?
Giacomo Fiori: Der Luchs ist bei uns 1993 das erste Mal aufgetaucht.
Wie ist der Stand bezüglich des Luchses heute? Ist er noch auf der Alp?
Es gibt keine Spuren, die darauf hindeuten, dass der Luchs heute noch in unserer Gegend aktiv ist. Wir vermuten zwar, dass er immer noch zugegen ist. Es hat aber nur wenige Opfer bei den Nutztieren gegeben. Darüber sind wir sehr froh.
Was für einen Einsatz hat es gebraucht, um den Luchs loszuwerden?
Glücklicherweise mussten wir nicht sehr viel unternehmen. Das Gelände in unserer Umgebung ist sehr problematisch, um auf den Luchs Jagd zu machen. Es gibt sehr viele Verstecke, und das Gebiet ist sehr unübersichtlich. Ein Schutz durch Einzäunen und Beaufsichtigen wäre unmöglich gewesen. Es würde sehr grosse Anstrengungen brauchen, um sich vor dem Luchs zu schützen, das ist nahezu unmöglich. Ganz gefährlich wird es, wenn die Tiere in grösserer Zahl auftreten.
Man versucht seit Jahren mit allen Tricks, Wölfe und Luchse in unseren Breiten anzusiedeln. Was hat das für Folgen?
Das wäre das Ende der Berglandwirtschaft. Wenn Wölfe in Rudeln auftreten, und diese Gefahr besteht immer, dann gibt es keinen Schutz mehr, dann können wir das nicht mehr handhaben. Das ist wie eine Gruppe Hooligans im Stadion.
Welche Gefahren gehen von Luchs und Wolf für die Menschen und Tiere in Ihrer Region aus?
Wenn ein Wolf Hunger hat und zuwenig Nahrung findet, wird er kaum mehr unterscheiden, ob Mensch oder Tier, und er wird auch Menschen anfallen. Wölfe in einem Rudel sind unberechenbar. Der Drang, Nahrung zu bekommen, ist dann viel stärker als der Respekt vor dem Menschen.
Zum Schutz könnte man einen Hirten anstellen, was sich aber erst bei einer grossen Anzahl, mindestens 500 Tieren, lohnen würde. Für so viele Tiere ist das Futter aber in unserem Alpgebiet nicht ausreichend. Auch für Schutzhunde ist das Gebiet nicht ideal, es besteht die Gefahr von Abstürzen. Es gibt eigentlich keine Möglichkeit des Schutzes.
In Cerentino waren letzten Frühling Wölfe zugegen. Einzelne Landwirte stehen nun vor der Situation, ihren Betrieb aufgeben zu müssen, weil zu viele Tiere getötet wurden. Das sind die Realitäten.
Wie sollte man nach Ihrer Meinung mit diesen Grossraubtieren verfahren?
Man sollte den Schutzstatus dieser Tiere aufgeben, ausser sie leben in einem Nationalpark. Aber bei uns sollten diese Tiere nicht mehr angesiedelt werden.
Herr Fiori, vielen Dank für das Gespräch. •
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