Interview mit Nationalrat Jakob Büchler, Präsident der parlamentarischen Gruppe «Christ und Politik»
thk. Am 13. September haben 113 Parlamentarier im Bundeshaus einen Aufruf unterschrieben, der eine Besinnung auf unsere gemeinsamen Werte zum Inhalt hat und auf die Bedeutung des Bettags für unsere christliche Kultur, das gemeinsame Zusammenleben in unserem Land und auch auf das friedliche Zusammenleben der Völker hinweist. Die parlamentarische Gruppe «Christ und Politik» im Bundeshaus mit ihrem Präsidenten Nationalrat Jakob Büchler war massgeblich an dem Zustandekommen des Aufrufs beteiligt, der sowohl von Katholiken und Reformierten als auch von Mitgliedern von Freikirchen unterschrieben worden ist. Zeit-Fragen hat mit Jakob Büchler über die Bedeutung dieses Aufrufs gesprochen.
Zeit-Fragen: Welche Bedeutung hat der Bettag für uns Christen?
Jakob Büchler: Der Bettag hat für mich als Christ die Bedeutung, dass man Dankbarkeit ausspricht für alles, was man bekommen hat. Früher war es vor allem ein Erntedank-Sonntag. Man hat für die gute Ernte gedankt. Das hatte einen sehr hohen Stellenwert. In einer Gesellschaft, in der diese Werte immer mehr verlorengegangen sind, sollte man beginnen, das wieder mehr zu schätzen und zu pflegen. Der Dank für alles, was man zur Verfügung hat: dass wir eine Heimat haben und dass wir in einem friedlichen Land leben dürfen. Wenn wir vergleichen, wie es in anderen Staaten zu und her geht, dann müssen wir zutiefst dankbar sein. Leider ist das Danken in unserer Gesellschaft in der letzten Zeit immer mehr abhanden gekommen. Es erscheint vielen oft alles als selbstverständlich, denn es ist ja alles vorhanden. Deshalb ist es wichtig, dass man daran denkt, dass es eben nicht selbstverständlich ist und man dafür auch ein tief wurzelndes Gefühl der Dankbarkeit haben soll.
Wie kam es zu diesem Aufruf? Er wird die Menschen sehr ansprechen.
Die parlamentarische Gruppe Christ und Politik hat sich dieses Themas angenommen. Das ist nicht allein durch mich entstanden, sondern hier ist Beat Christen, unser «Beter im Bundeshaus», massgebend gewesen. Er ist durch die Reihen der Parlamentarier gegangen. Natürlich hat er das mit mir abgesprochen. Vor mir war Pius Segmüller Präsident dieser Gruppe. Das Ganze hängt auch zusammen mit der regelmässigen Kurzandacht, mit der Besinnung, die wir während der Session am Mittwochmorgen vor Sitzungsbeginn durchführen. Das ist eine viertelstündige Besinnung, zu der man zusammenkommt und der anwesende Pfarrer seine Gedanken zu uns spricht und mit uns betet. Aus dieser Gruppe ist der Anstoss gekommen, dass man den Bettag wieder zum Thema machen und schauen müsste, wie stark das noch in unserem Parlament verankert ist. Ich hatte natürlich grosse Freude, als ich gesehen habe, dass so viele National- und Ständeräte geäussert haben, dass der Bettag nach wie vor einen Stellenwert hat und dass man ihn wieder vermehrt leben soll. Das ist natürlich ein schönes Zeichen, wenn der Bettag wieder mehr Bedeutung bekommen soll.
Das ist natürlich auch ein klares Bekenntnis zu unseren christlichen Werten.
Ja, genau. Das Bekenntnis zu unseren christlichen Werten ist sehr wichtig. Auch deshalb, weil in anderen Religionen die Menschen sehr viel weniger Hemmungen haben, sich zu ihrem Glauben und ihren Werten zu bekennen. Während meines Aufenthalts in Ägypten stand ich in einem Laden, und als es Zeit zum Gebet war, hat der Mann hinter dem Verkaufstisch sich auf den Boden gekniet und sein Gebet gesprochen. Alle Kunden mussten warten, bis er mit Beten fertig war. In christlichen Kreisen wäre das unmöglich gewesen.
Wir Christen sind hier eher zurückhaltend, während andere Religionen keine Mühe haben, ihren Glauben zu zeigen. Ich denke, wir sollten unseren christlichen Glauben nicht noch weiter in den Hintergrund drängen lassen.
Die Zustimmung von 113 Parlamentariern ist eine beachtliche Zahl, die auch Mut gibt.
Ja, vor allem ist das quer durch die Parteienlandschaft gegangen. Von links bis rechts haben sich alle bereiterklärt. Man muss das schon als ein gemeinsames Bekenntnis zu unseren Werten, zu unserem Glauben ansehen. Man hat gespürt, dass alle wissen, dass es noch einen Bettag gibt, und alle, die den Aufruf unterschrieben haben, möchten diesem mehr Bedeutung schenken und ihn leben.
Solche Signale sind wichtig, weil sie uns an unser gemeinsames kulturelles Fundament erinnern und unsere gemeinsamen Werte betonen.
Ja, es ist doch allgemein so, dass unsere Gesellschaft unter Wertewandel und Werteverlust leidet. Dankbarkeit und Genügsamkeit sind Werte, die in Vergessenheit geraten. Zum Beispiel die Frage, woher kommen eigentlich unsere Nahrungsmittel, woher kommt das, was wir jeden Tag auf unseren Tisch bekommen? Das ist nicht einfach da, sondern es muss sehr viel geleistet werden, bis wir die Dinge geniessen können. Sich wieder einmal gemeinsam auf diese Werte besinnen, das ist doch auch der Sinn des Bettages.
Am Mittwoch haben wir unsere Zusammenkunft der Gruppe Christ und Politik. 25 Parlamentarier haben sich angemeldet. Dort wird es einen Vortrag über den Wertewandel in unserer Gesellschaft geben. Es ist sehr erfreulich, dass hier eine Gruppe zusammenkommt, die hier zuhören möchte. Die Frage von Werten und Wertewandel muss vermehrt zum Thema werden, und das machen wir am nächsten Mittwoch.
Herr Nationalrat Büchler, vielen Dank für Ihre stärkenden und aufrichtenden Gedanken. •
Im Bewusstsein,
dass die Menschen in unserem Land Gottes Schutz anbefohlen sind
dass die Schweiz auch in Zukunft des Segens Gottes bedarf
dass es in unserem Land ein ständiges Suchen nach Ausgewogenheit unter den zahlreichen sprachlichen, politischen und religiösen Minderheiten braucht
rufen wir als National- und Ständeräte alle Menschen in unserem Land auf
zu danken
Für die Freiheit, in der wir leben
Für den Frieden in der Schweiz und in Europa
Für Stabilität und Wohlstand unseres Landes auch in einer schwierigen Zeit
Busse zu tun über unser persönliches und kollektives Fehlverhalten
zu beten
Dass Gott den Menschen in unserem Land beisteht und sie segnet
Für eine Rückbesinnung auf bewährte christliche Werte wie Treue, Wahrhaftigkeit und Genügsamkeit
Für Weisheit und gerechtes Handeln für all jene, die Verantwortung tragen in Staat, Wirtschaft, Kirchen und der Zivilgesellschaft
Dass wir uns den Benachteiligten und Schwachen in der Schweiz und in der Welt annehmen.
Unterzeichnet von 113 Schweizer Parlamentariern
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