Amerika: Von der Kolonie zur Nation zum Sklaven

Amerika: Von der Kolonie zur Nation zum Sklaven

von Michael Scheuer

Wenn die Amerikaner ihre Aufmerksamkeit auf die Präsidentschaftskampagne konzentrieren, sollten sie auch den Zustand von Präsident Obama und Gouverneur Romney zur Kenntnis nehmen. Ja, beide sind Präsidentschaftskandidaten, aber beide sind auch Männer, die – mit ihren Vorgängern und dem Kongress – bereitwillig die Souveränität und Unabhängigkeit Amerikas Israel und seinen Fürsprechern unter den US-Bürgern (die jüdischen und die evangelikalen), ihren Organisationen und vielen der Medien preisgegeben haben.
Als Gegenleistung für Wahlkampfspenden und positive Medienberichterstattung haben Obama und Romney sich selbst und ihr Land Israel und ein paar tausend abtrünnigen jüdischen Amerikanern und ihren ebenso treulosen christlich-evangelikalen Verbündeten unterworfen. Man muss sich fragen, ob sich Obama und Romney an Israels Premierminister als «Massa’ Benjamin» wenden oder ob sie schwindeln und salutieren, wenn sie bei Israels jüdisch-amerikanischen und evangelikalen Agenten kriecherisch nach Geld suchen.
Wenn Unabhängigkeit und Souveränität für eine nationale Regierung irgendeine Bedeutung haben, dann die, dass die Regierung allein entscheidet, ob das Land, welches sie regieren, in den Krieg zieht oder nicht. In den Vereinigten Staaten heisst das, genauer gesagt, dass – verfassungsrechtlich – der Kongress durch eine formale Abstimmung entscheidet, ob er Krieg erklärt im Namen des amerikanischen Volkes, das einmal sein verfassungsgebender Meister war. So jedenfalls war das Verfahren von den einstigen Gründern beabsichtigt.
Beide Häuser des feigen US-Kongresses jedoch haben seit langem diese Entscheidung illegalerweise an den Präsidenten delegiert, und unser gegenwärtiger Präsident betrachtet den Kongress mit solch einer Geringschätzung, dass er zuerst auf die Uno schaut, um zu sehen, ob es für ihn in Ordnung ist, ein Land wie Libyen oder irgendeinen anderen Gegner in die Steinzeit zurückzubomben. Wenn bei der Frage des Kriegführens Israel zu Amerikas Meister geworden ist – und das ist so, ungeachtet der Tatsache, dass sich Obama vor einem Auge in Auge mit Massa’ Benjamin feige gedrückt hat –, dann wird die Uno sicher seine Aufsichtsbehörde werden. Letztlich zahlt der Kongress einfach und bedingungslos für die US-Truppen, die losziehen, um in Kriegen zu sterben, die nichts mit dem Schutz der ureigenen amerikanischen Interessen zu tun haben, sondern einzig Israel, die Uno oder irgendwelche Hirngespinste jener militaristischen Mannweiber wie Frau Clinton und Frau Rice zufriedenstellen, genauso wie die kriegsbefürwortenden Burschen McCain und Graham oder wie zum Beispiel die «demokratie- und menschenrechtsliebenden Freiheitskämpfer von Libyen und Syrien».
Also kann jeder von uns nach Belieben wählen, aber wir sollten alle zur Kenntnis nehmen, dass keiner der Kandidaten beabsichtigt, die Souveränität und die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten wiederherzustellen. Als Präsident werden beide Männer die USA in den Krieg mit Iran ziehen – Obama will es nur nach dem 6. November – weil es Israel und seine Fürsprecher unter den US-Bürgern so wollen. Iran stellt natürlich keine direkte militärische Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar, aber es wird eine scharfe und blutige Vergeltung fordern, nachdem wir und Israel angreifen, indem er die geheimdienstlichen/terroristischen Stellvertreter einsetzt, die er für genau solch eine Erwiderung lange in den Vereinigten Staaten unterhalten hat. Irans Reaktion wird zugleich vieles von dem, was von der US-Wirtschaft übrigbleibt, vernichten, indem es den Öltankerverkehr im Persischen Golf und vielleicht an anderen Orten zum Erliegen bringt.
Und wozu das Ganze? Noch ein nicht zu rechtfertigendes und geschichtsloses Vertrauen auf die Luftmacht, das zu tun, was sie nie vollbracht hat und ohne Atomwaffen nicht tun kann – einen Krieg gewinnen. Und so werden wir doch noch einen unbeendeten und verlorenen Krieg haben, der das Feuer des aggressiven Kulturkrieges weiter schüren wird, den beide politischen Parteien der USA gegen die islamische Welt führen.
Als die USA Teil des britischen Empire waren, hatten die Amerikaner – als loyale Untertanen – keine andere Wahl, als Krieg zu führen, wenn die britsche Krone Krieg führte. In den über zwei Jahrhunderten, seit wir die Unabhängigkeit von England gewonnen haben, sind wir in bezug auf Männlichkeit, gesunden Menschenverstand und Loyalität gegenüber unserer Verfassung so weit gesunken, dass wir auf Befehl einer fremden Nation und in direkter Verletzung der nationalen Interessen der USA in den Krieg ziehen. Hinzu kommt, dass unsere wichtigsten Mainstream-Medien und Kabelnetzwerke den öffentlichen Rundfunk dazu benutzen, um routinemässig als Agenten einer fremden Macht zu dienen, indem sie Israels Premierminister gegen den US-Präsidenten unterstützen, und treulose amerikanische Bürger das politische System der USA begeistert korrumpieren, um die israelischen Interessen, evangelikalen Fanatismus und die Eine-Welt-Fantasien der über-nationalen und super-korrupten Uno zu unterstützen … Wer weiss, vielleicht wären wir mit der Krone besser dran. Sie hat zwar häufig gekämpft, aber nur für die ureigenen britischen Interessen.     •

Quelle: non-intervention.com vom 2.10.2012
(Übersetzung Zeit-Fragen)

Michael Scheuer, *1952, Historiker und politischer Analyst. 1986 doktorierte er zu den Beziehungen des Britischen Empire–USA–Kanada–Vereinigtes Königreich. Scheuer war während 22 Jahren, bis 2004, Mitarbeiter der CIA, wo er von 1996 bis 1999 die «Usama-bin-Ladin-Einheit» leitete. Nach Verlassen der CIA war er journalistisch für die Nachrichtengesellschaft CBS News und The Jamestown Foundation tätig. Heute lehrt Scheuer an der Georgetown University in Washington. Er ist zudem Sicherheitsexperte für verschiedene Fernsehsender und schreibt Bücher. Bekannt geworden ist vor allem sein auf Verlangen der CIA zunächst anonym erschienenes Buch «Imperial Hubris: Why the West is Losing the War on Terror.» Er unterstützte 2012 die Kandidatur Ron Pauls unter Verweis auf auf dessen aussenpolitische Ansichten.

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