Landwirtschaftliche Genossenschaften in Lateinamerika wettbewerbsfähig

Landwirtschaftliche Genossenschaften in Lateinamerika wettbewerbsfähig

von Marianela Garroud

Die landwirtschaftlichen Genossenschaften tragen dazu bei, Kleinproduzenten und landwirtschaftliche Familienbetriebe in die Wertschöpfungskette einzubeziehen. «Die Genossenschaften haben eine Schlüsselstellung in dem Prozess der ökonomischen und sozialen Entwicklung einer Gemeinde, einer Wirtschaft und eines Landes», sagte der Direktor für Lateinamerika und der Karibik der Organisation der Vereinten Nationen für den Bereich Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Raul Benitez. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Internationalen Jahr der Genossenschaften 2012 unterstrich der argentinische Ökonom, dass diese Form der Organisation der Produktion essentiell für die Sicherung der Ernährung und die Reduzierung der Armut ist. «Heute produziert die Welt mehr Lebensmittel als verbraucht werden, das Problem ist, dass es Menschen gibt, die keinen Zugang zu ihnen haben, weil sie ohne Arbeit oder sozial ausgeschlossen sind. Die Genossenschaft fördert ihre Einbeziehung und ist daher lebenswichtig für die Sicherung der Ernährung der Einwohner», erklärte er.
Laut Definition der Uno ist das Genossenschaftswesen eine Form der sozialen und wirtschaftlichen Organisation der Produktion, basierend auf Prinzipien wie der freiwilligen und offenen Vereinigung, der demokratischen Kontrolle und ihrer Beteiligung durch die Mitglieder, der Autonomie und Unabhängigkeit, der Bildung, Befähigung und Information, der Kooperation und des Eintretens für die Gemeinschaft.
Für Benitez richtet sich das Genossenschaftswesen nach einem «sehr demokratischen» Konzept aus, nach welchem die Mitglieder nach ihrer Persönlichkeit und nicht nach ihrem eingebrachten Kapital bewertet werden. «Ohne Beachtung, dass es Genossenschaften mit grossen, mittleren und kleinen Produzenten gibt und hier die Produzenten unterschiedlichen Rangs zusammenwirken, basiert dieser Typ des Unternehmens auf einer Art gemeinschaftlichen Denkens, bei dem es darum geht, die Produzenten nicht aussen vor zu lassen», fügt er an. Benitez leitete am regionalen Sitz der FAO in Santiago de Chile die Feierlichkeiten zum Internationalen Jahr, die zum Ziel hatten, ein grösseres Bewusstsein über den Beitrag der Genossenschaften zum ökonomischen Fortschritt und zum Erreichen der Millenniumsziele zu schaffen.
Auch versucht man diesen Sektor zu vergrössern und die Regierungen und Verwaltungsinstitutionen zu ermutigen, Normen und politische Richtlinien einzuführen, die dieses Ziel erreichen.
Ein Gradmesser für die Potenz in diesem Sektor ist die internationale Vereinigung der Genossenschaften mit 267 Organisationen aus 96 Ländern und über einer Million Personen.
In Lateinamerika gibt es erfolgreiche Beispiele wie die Nationale Konföderation der Verbände der Landwirtschaftlichen Genossenschaften und Vereinigungen in Chile, die Genossenschaft für Wein-und Obstanbau von La Rioja in Argentinien und der Nationale Rat der Genossenschaften von Costa Rica.
Laut Benitez handelt es sich dabei um ein sehr wettbewerbsfähiges Modell.
«Ein Drittel der Industrieproduktion von Argentinien stammt von Genossenschaften, in Brasilien sind die Genossenschaften mit 37% an der landwirtschaftlichen Produktion beteiligt, in Costa Rica sind 18% der Bevölkerung Genossenschaftsmitglieder und Chile hat mehr als 1300 genossenschaftliche Einrichtungen», führt er an. «Das sind Länder, in welchen die Genossenschaften eine grosse Wirkung haben, und sie zeigen ihre Konkurrenzfähigkeit am Markt bei der Produktion und Verteilung», ergänzt er.
Die FAO und die Ökonomische Kommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) versammelte in Santiago mehr als 250 landwirtschaftliche Genossenschaften aus Chile und Genossenschaftsführer aus den anderen drei genannten Ländern unter dem Motto «Die Genossenschaften helfen, eine bessere Welt zu schaffen». Die genossenschaftliche Produktion führt zu einer gerechteren Verteilung von Einkommen, ohne Gewinnstreben, die Überschüsse werden unter den Mitgliedern aufgeteilt, sagte Benitez.
Antonio Prado, stellvertretender Exekutivsekretär der Cepal, führte seinerseits an, dass «wir immer wieder auf dem Thema der Gleichheit bestanden haben: der Notwendigkeit, Lücken zu schliessen, die gegenwärtig noch in der Region auf dem Gebiet der Ethnien» und, wie er ergänzte, «der Produktivität und der territorialen und sozialen Entwicklung existieren.» Er fügte hinzu: «Die Genossenschaften haben ihre Effektivität bei der Verringerung dieser Lücken gezeigt.»
Für Benitez sind die Herausforderungen, vor denen die Genossenschaften stehen, sehr verschieden und hängen jeweils von der Region und dem Land ab. «In den Ländern mit einem geeigneten Rahmen besteht die wichtigste Herausforderung darin, wie wir erreichen können, dass mehr Menschen sich dieser Form des Produktionsprozesses anschliessen», so sein Hinweis. Während in Ländern, «wo die Bedingungen nicht geeignet sind, die Herausforderung eine andere ist: ein Bewusstsein bei den politisch Verantwortlichen und in der Bevölkerung generell darüber zu schaffen, dass es eine alternative Organisation der Produktion gibt, die ein System der sozialen Einbeziehung erlaubt», beteuert er.    •

Quelle: IPS vom 12.7.2012
(Übersetzung Andrea Roscher-Muruchi)

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