Schämt Goldmann Sachs sich nicht? Frau Merkel? Die EU?

Schämt Goldmann Sachs sich nicht? Frau Merkel? Die EU?

«Schüler fallen immer wieder vor Hunger von den Stühlen» – katastrophale Lage in Griechenland auf Grund der harten Auflagen der EU

zf. Seit Monaten hören wir täglich Nachrichten zu Griechenland, zu «Rettungspaketen» und damit verbundenen Sparmassnahmen, die zwingend seien, um den Staatsbankrott abzuwenden. Nicht wenige Kommentatoren sprechen auch ganz offen aus, dass das Geld nicht nach Griechenland fliesst, sondern irgendwelchen europäischen und amerikanischen Banken zugute kommt, die in den Jahren der ungezügelten Spekulation mit immer riskanteren Geschäften Geld machen wollten. Allerdings haben nicht nur die Banken, sondern auch andere profitiert – die Kredite an Griechenland flossen ja zum Beispiel auch an europäische Rüstungskonzerne … Dass Goldman Sachs mit von der Partie war, als es darum ging, die Konvergenzkriterien für den Beitritt Griechenlands zum Euro zu manipulieren, pfiffen seinerzeit schon die Spatzen von den Dächern. Der damalige Präsident der griechischen Zentralbank ist der heutige – nicht vom Volk gewählte – Ministerpräsident Griechenlands. Dass die Machenschaften ohne sein Wissen erfolgten, wird niemand annehmen. Von den europäischen Banken hängen wohl sehr viele mit drin, direkt oder über ihre Verwicklungen mit anderen Banken – auch Goldman Sachs soll mit rund 2 Billionen Ausfallversicherungen mit im Spiel sein. Grund genug, einen Staatsbankrott Griechenlands zu meiden und statt dessen die Bevölkerung zur Kasse zu bitten.
Das ist das schöne «europäische Projekt». Die Kehrseite ist die Lage der Bevölkerung. Kaum jemand erfährt, wie die Menschen in Griechenland mit den von der EU aufoktroyierten Auflagen fertig werden sollen: Steuerer­höhungen, Rentenkürzungen, Sondersteuern, Kürzungen der Sozialleistungen, Lohnkürzungen und Entlassungen aus dem Staatsdienst. In allen Bereichen, so verlangt es die EU, muss gespart werden, ausser bei den Rüstungskäufen. Über 70% der griechischen Rüstungsgüter werden in Deutschland eingekauft.
Wo ist das Rettungspaket für die griechische Bevölkerung? Überlässt man sie einfach ihrem Schicksal? Sind das die europäischen Werte, die von Merkel & Co. bei jeder sich bie­tenden Gelegenheit zitiert werden: «Wir lassen die Griechen nicht im Stich»? Wen? Die Regierung und die Banken – die Bevölkerung kann zahlen? Wo ist der Plan B, der zur Anwendung kommen muss, um der griechischen Bevölkerung weiterhin ein Leben in Würde zu ermöglichen? Wo sind die Förderprogramme für die Landwirtschaft, die eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln ermöglichen? Warum fliesst das Geld nicht als Wirtschaftshilfe in die Industrie oder in andere Wirtschaftszweige und hilft so die grassierende Arbeitslosigkeit auf ein erträgliches Mass einzudämmen? Warum werden die Menschen zur Kasse gebeten, während die Banken weiterhin ihre spekulativen Geschäfte machen?
Russland und China haben Griechenland konkrete Hilfe angeboten zum Aufbau von Infrastrukturprojekten, die direkt der Wirtschaft und damit der Bevölkerung zugute kommen sollen. Es gäbe viele Möglichkeiten, wie man konstruktiv diese Krise angehen könnte, wenn man will und wenn man das bisherige System einer eingehenden Reform unterziehen würde.
Die Verantwortung liegt bei der EU und der griechischen Regierung. An ihnen wäre es, zusammen mit den Menschen in Grie­chenland eine würdige Lösung zu finden.
    Ist es nicht die Pflicht eines jeden Bürgers in Europa, seine jeweilige Regierung zu verpflichten, endlich einen demokratischen Weg zur Lösung der Krise einzuschlagen und die Herrschenden in Brüssel auf die wirklichen europäischen Werte zu verpflichten –  wie echte Solidarität, gegenseitige Achtung, menschliche Unterstützung, Verantwortung für die nächsten Generationen, friedliche Konflikt­lösung und Respekt vor der menschlichen Würde?
Der nachfolgende Bericht von Massimo Agostinis wurde am Freitag, dem 16. März, von Radio DRS ausgestrahlt und zeichnet ein erschütterndes Bild der Lage der Menschen in Griechenland.

Jeder fünfte Grieche hat keine Stelle mehr. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Wirtschaftsleistung bricht ein. Der harte Sparkurs von EU und Regierung zeigt Folgen. Ganze Bevölkerungsschichten gleiten ab ins Elend. Betroffen sind auch die Jüngsten. Seit Monaten schlagen Lehrer- und Elternverbände Alarm, weil Kinder und Jugendliche schlecht oder kaum ernährt zum Unterricht erscheinen.
Massimo Agostinis war in Piräus und hat eine Schule im Arbeiterquartier Geratsini besucht:
Auf dem Pausenplatz spielen nur wenige Kinder, Jugendliche sind keine zu sehen. Der Unterricht ist noch voll im Gang. Das Schulhaus liegt im Geratsini-Quartier in der Hafenstadt Piräus, rund 10 km von Athen entfernt. In diesem Quartier leben viele Arbeiter und einfache Angestellte. Die Gegend wirkt nicht verkommen, das Schulhaus ist sauber. Doch die Arbeitslosenquote in Gerasini ist hoch, über 20%. In diesem Schulhaus, sagt Lehrer Stelios Fokanios, fallen Schülerinnen und Schüler immer wieder von den Stühlen, vor Hunger.
«Seit drei Jahren steigt die Arbeitslosigkeit stark an, seit einem Jahr sprechen wir nicht mehr von Arbeitslosigkeit, das verschleiert die Realität. Jetzt herrscht Armut. Es kommen Kinder zur Schule, die weder gefrühstückt noch etwas dabei haben, um Mittag zu essen.» Stelios Fokanios hat im Laufe der Zeit Augen für diese kritischen Fälle entwickelt. «Sie sind blass, müde, sie haben selten ein Pausenbrot dabei. Im Unterricht sind sie unkonzentriert und fahrig. Es wird ihnen schwindelig, und hin und wieder fallen sie vor lauter Hunger in Ohnmacht. Da weiss ich, die Familie hat kein Geld mehr.» Das Phänomen der hungernden Schülerinnen und Schüler ist seit Monaten im Gespräch. Das staatliche Erziehungsministerium weiss seit dem vergangenen September Bescheid. Doch statt das Problem anzugehen, habe es zuerst die Lehrer- und Elternvereine vorgeladen, die darüber in den Medien berichtet hatten. «Im Ministerium wollten sie wissen, warum wir uns an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Sie sagten, unsere Geschichten seien ja gar nicht wahr. Aber da es immer wieder solche Berichte gab, gestand das Ministerium das Problem schliesslich ein. Seit wenigen Tagen verteilt das Erziehungsministerium nun Pausenbrote an elf Schulen in Athen und Umgebung, aber es gibt Hunderte von Schulen mit diesem Problem.» Lehrerverbände beklagen, die Aktion des Erziehungsministeriums sei nur für die Kameras, da bald Wahlen seien. In Geratsini haben sich Lehrer und Eltern organisiert, um den Schwächsten zu helfen. Agleia Kefaloianis gehört zu den Freiwilligen. «Wenn ich in den Supermarkt gehe, kaufe ich einfach ein bisschen mehr ein als sonst, lege das, was wir nicht brauchen, auf die Seite und bringe die Esswaren regelmässig in die Schule. In der Schule sorgen die Lehrer für die Verteilung des Essens. Die Kinder und Lehrer bringen ein, zwei oder drei Pausenbrote mit. Alles wird auf einen Tisch gelegt. In der Pause können sich dann alle davon bedienen, Lehrer und Schüler. So fällt kaum auf, welches Kind nimmt und welches bringt.» Klar ist, es sind immer mehr, die auf diese Hilfe angewiesen sind: «Als die Aktion begann, brachten meine drei Kinder täglich je ein Pausenbrot mehr in die Schule. Heute bringt jedes sieben Brote mit.» Der griechische Lehrerverband schätzt, dass in den sozial schwachen Quartieren 10% der Schüler schlecht oder gar unterernährt sind, Tendenz stark steigend. Die Hilfe der Eltern und Lehrer in Geratsini geht über die Essensverteilung hinaus.
Stelios Fokanios: «Wir haben Optiker organisiert, die den Schülern die Brillen gratis anfertigen. Wir haben ein Netz von Ärzten, die die Kinder kostenlos untersuchen. Eine Zeitlang haben wir den Ärmsten gar die neue Sondersteuer auf die Stromrechnung bezahlt. Das tun wir jetzt nicht mehr. Wir raten ihnen einfach, diese nicht zu bezahlen, da sie illegal ist. Aglaia Kefaloiannis sagt, noch könne sie es sich leisten, andere Kinder und Schüler zu unterstützen. Ihr Mann, ein LKW-Fahrer, habe noch eine Stelle: «Alles wird teurer wegen der vielen Sondersteuern. Das macht es schwieriger weiterzuhelfen. Aber solange wir können, werden wir weitermachen. Wir müssen einfach solidarisch sein.» Die Krise ist auch Thema im Schulunterricht. In fast allen Fächern wird in Geratsini darüber diskutiert. In Mathematik rechnen die Schüler die beschlossenen Renten- und Gehaltskürzungen aus. Im Geschichtsunterricht wird darüber gerätselt, warum das Land so tief fallen konnte. Im Naturkundeunterricht lernen die Kinder, welche wildwachsenden Gemüse- und Obstsorten auch noch essbar sind. Die Jugendlichen im Schulhaus in Geratsini wissen, dass ihre Zukunft unsicherer denn je ist. [Schüler]: «Ich möchte später das studieren, worauf ich Lust habe. Aber das wird nicht gehen. Ich werde wohl das lernen, was mir die Möglichkeit gibt zu leben. Aber auch hier wird es wahrscheinlich so sein, dass ich etwas lerne, das mir dabei nicht hilft. Also werde ich mich wieder anpassen müssen, immer wieder.» …    •

Quelle: Radio DRS, Echo der Zeit, 16.3.2012

Bis 31. März 2012: Sammlung von Lebensmitteln für Griechenland

Haltbare Lebensmittel wie z.B.:
•    Reis, Teigwaren,
•    Mehl, Zucker, Konserven
können jeweils dienstags, donnertags und freitags, 17–19 Uhr, an folgender Adresse abgegeben werden:

Griechisch-Orthodoxe Kirche Agios
Dimitrios, Wasserwerkstr. 92, Zürich

Auswirkungen der Finanzkrise auf die Gesundheit

Vorboten einer griechischen Tragödie

ev. Bereits im letzten Oktober publizierte die renommierte medizinische Fachzeitschrift The Lancet die Resultate einer wissenschaftlichen Studie zu den Auswirkungen der Finanzkrise auf die Gesundheit in Griechenland. Das öffentliche Gesundheitssystem Griechenlands berechtigt die Bürger zwar, unentgeltlich einen Allgemeinarzt oder das Ambulatorium eines Spitals aufzusuchen, die Gesundheitsversorgung hat sich aber auf der Angebotsseite drastisch verschlechtert: Die Budgets der Spitäler wurden um 40% gekürzt, es kam zu Unterbesetzung beim Personal, manchmal fehlte es an medizinischen Gütern zur Versorgung der Pa­tienten, und auf Grund der durch Personalmangel bedingten langen Wartezeiten häuften sich Fälle von Bestechungsgeldern an das Personal, um Warteschlangen zu umgehen. Von 2007 bis 2009 stieg die Suizidrate um 17% – im Parlament wurde 2010 eine Zunahme von 25% genannt, und 2011 berichtete der Gesundheitsminister von einer 40%igen Zunahme im ersten Halbjahr.
    Die Neuinfektionen mit HIV erhöhten sich Ende 2010 signifikant und «auf Grund der jüngsten Daten dürften die Neuinfektionen im Jahre 2011 im Vergleich zu 2010 um 52% zunehmen», so die Autoren der Studie. Ebenfalls zugenommen hat der Drogenkonsum, «viele Neuinfektionen stehen auch in direktem Zusammenhang mit einer Zunahme der Prostitution (und damit verbundenem ungeschütztem Geschlechtsverkehr)». Rückgängig waren Alkoholkonsum und Fahren in angetrunkenem Zustand – ­Polizeikontrollen waren von Budgetkürzungen nicht erfasst und blieben unverändert. «Insgesamt», kommt die Studie zum Schluss, «ist das Bild der Gesundheitssituation in Griechenland besorgniserregend. Es ruft uns in Erinnerung, dass bei den Bemühungen zur Schuldenfinanzierung die einfachen Menschen den höchsten Preis bezahlen: Sie verlieren den Zugang zu Behandlungs- und Vorsorgedienstleistungen, sind höheren Risiken bezüglich HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten ausgesetzt und verlieren im schlimmsten Fall ihr Leben. Die Gesundheit und der Zugang zu ärztlicher Behandlung müssen vermehrt Beachtung finden, um sicherzustellen, dass die griechische Krise nicht die höchste Quelle für den Wohlstand des Landes untergräbt: seine Bevölkerung.»

Quelle: The Lancet, Vol. 378 vom 22.10.2011. S. 1457–1458

Die Genfer Konvention gilt auch für Griechen

ds. Versteht man die wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa und weltweit als Krieg – und dazu besteht Grund – nämlich als Wirtschaftskrieg, so ist es durchaus angezeigt, die Vorgänge um Griechenland als Besetzung zu deuten. So gesehen sollten auch für das besetzte Griechenland die Bestimmungen des Genfer Abkommens über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten gelten. Sie verbieten «Das Aushungern von Zivilpersonen» (Art. 54) und verpflichtet die Besatzungsmacht zu Hilfsaktionen, die «Lebensmittel, Arznei und Kleidung» sicherstellen (Art. 59). Ferner haben die geschützten Personen «unter allen Umständen Anspruch auf Achtung ihrer Person, ihrer Ehre, ihrer Familienrechte, ihrer religiösen Überzeugungen und Gepflogenheiten, ihrer Gewohnheiten und Gebräuche» (Art. 27). Und Art. 77 verlangt den Schutz von Kindern: «Kinder werden besondes geschont […]. Die am Konflikt beteiligten Parteien lassen ihnen jede Pflege und Hilfe zuteil werden, derer sie wegen ihres Alters oder aus einem anderen Grund bedürfen.»
Es geht nicht an, das griechische Volk für die Kriegsschulden des Grosskapitals bluten zu lassen.

Krise in Griechenland: Ansturm auf SOS-Kinderdörfer

8.11.2011 – Die Finanzkrise in Griechenland hat auch auf die griechischen SOS-Kinderdörfer massive Auswirkungen. Immer mehr Eltern und alleinerziehende Mütter wenden sich an die SOS-Kinderdörfer, weil sie ihre Kinder nicht mehr ernähren können.
«Wir erleben derzeit einen Ansturm auf die SOS-Kinderdörfer», teilt der Direktor von SOS-Kinderdorf Griechenland, George Protopapas, mit. Seit Beginn der Wirtschaftskrise in Griechenland haben sich bislang über 1000 Familien hilfesuchend an das SOS-Kinderdorf gewendet. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von mehr als 65 Prozent. «Die Eltern stehen mit ihren Kindern manchmal sogar direkt vor unserer Tür.»
Schwierige finanzielle Situation
Laut Protopapas kommt erschwerend hinzu, dass durch die Krise deutlich weniger Spenden bei den SOS-Kinderdörfern in Griechenland eingehen. Bisher hatten sich die drei griechischen SOS-Kinderdörfer allein aus Spenden aus dem Inland finanziert. Protopapas befürchtet nun, dass die Organisation in Griechenland in diesem Jahr wohl erstmals rote Zahlen schreiben wird. «Zusätzlich zum Ausbleiben der Spenden hat der Staat auch noch die Steuern erhöht», erklärt er. Als Folge davon hat man nun die Ausgaben auf das Allernotwendigste gekürzt.    •

Quelle: <link http: www.sos-kinderdorf.ch>www.sos-kinderdorf.ch

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