Serbien – gestern und heute

Serbien – gestern und heute

von Mirjana Andjelkovic Lukic

Über Serbien kann man nicht sprechen, ohne die letzten Bombardements zu erwähnen, welche die Ursache aller heutigen Probleme darstellen.
Vor genau 13 Jahren, am 24. März 1999 um 20.45 Uhr, begann der Bombenangriff auf Serbien. Die erste Rückkehr der Nato-Flugzeuge nach Aviano in Italien wurde in Europa mit einer festlichen Stimmung begleitet. Die Piloten wurden dafür gelobt, ihre Ziele chirurgisch präzise getroffen zu haben. Mit Stolz wurden Dörfer und Städte mit Rauchschwaden, zerstörte Häuser und weinende Menschen als erste Opfer des Krieges gezeigt.

Die Rolle Deutschlands

Im zwanzigsten Jahrhundert sind die Serben 3mal angegriffen worden. Es wurden ihnen dabei sehr grosse menschliche und materielle Schäden zugefügt. Wie im Jahre 1941, als Deutschland am 6. April Belgrad ohne Kriegserklärung sehr früh am Morgen bombardierte, haben die Kräfte des Nordatlantischen Pakts Serbien auch dieses Mal ohne Vorankündigung überfallen. In den Reihen der Nato-Kräfte waren auch diesmal die Deutschen dabei. Sie sind erneut über das Land geflogen, das sie aus zwei vorherigen Weltkriegen gut kannten. Belgrad ist die einzige Hauptstadt, die seit ihrer Existenz mehr als 40mal bombardiert worden ist.
Auch der Anlass für den Krieg wurde unter der Regierung von Schröder, Fischer und Scharping in Deutschland ausgearbeitet. Da die realen Gründe für einen Angriff fehlten, haben sie sich grosser Lügen bedient, wie zum Beispiel der von einem Massaker an der Zivilbevölkerung in Racak. Dann von der angeblich massiven Vertreibung der albanischen Bevölkerung, welche in Wirklichkeit auf der Flucht war, weil sie von den westlichen Ländern über den Angriff auf unser Land informiert worden war.
Um den ersehnten Krieg zu rechtfertigen, hat Scharping behauptet, die Serben hätten aus dem Fussballstadion in Pristina ein Konzentrationslager gemacht. Auch für diese Behauptung hat es nie einen Beweis gegeben.
Neben diesen Lügen wurde auch über den angeblichen Plan der Serben, die albanische Bevölkerung zu quälen und zu vertreiben, gesprochen, den man Scharping in serbischer Sprache ausgehändigt hat. Übersehen wurde allerdings die Tatsache, dass dieses Dokument mit dem Namen «Huf­eisenplan» in kroatischer Sprache geschrieben war. In Serbien war das Dokument niemandem bekannt. Ausserdem schreibt ein Serbe niemals in kroatischer Sprache. Übersehen wurden auch die Berichte deutscher Offiziere und vieler Augenzeugen, die mitzuteilen versuchten, dass dies eine Lüge war.
Bei den Lügen um Racak war auch Frau Helena Ranta, finnisches Mitglied der Kommission zur Untersuchung der Geschehnisse um Racak, beteiligt. In ihrer Biographie hat sie später zugegeben, unter grossem Druck des finnischen Aussenministeriums und des damaligen Leiters der Kosovo-Mission, William Walker, gearbeitet zu haben. Man suchte bzw. man bestellte knallharte Fakten über serbische Verbrechen. Da Walker mit ihren Berichterstattungen unzufrieden war, zerbrach er einen Bleistift und warf ihn nach Frau Ranta, von der er einen überzeugenderen Bericht über die serbischen Verbrechen verlangte, die sie benötigten, um den Krieg beginnen zu können.

«Es begann mit einer Lüge»

Erst einige Jahre später haben deutsche Medien die Geschichte über die angeblichen Verbrechen dementiert. «Es begann mit einer Lüge» war der Titel der Sendung, in der Scharping mit seinen Lügen konfrontiert wurde. Er spielte dabei den unschuldigen Unwissenden.
Geredet hat auch, aber zu spät, Carla del Ponte, die in ihrem Buch «Die Jagd» die schreckliche Wahrheit bekanntgemacht hat, dass entführten Serben und anderen Nicht-Albanern während der Kfor-Besatzung Organe entnommen wurden, die in Europa verkauft wurden. Es gibt Indizien dafür, dass dies noch heute praktiziert wird. Über diese Tatsachen hat auch die italienische Journalistin Marilina Veca geschrieben. Die ganze italienische Öffentlichkeit war deswegen in Aufruhr.
Auch Dick Marty, Politiker in der Schweiz, Abgeordneter des Europarates und Mitglied der Kommission für Menschenrechte bei der OSZE, hat darüber berichtet.
Am 14. Dezember 2010 hat er für den Europarat einen Bericht veröffentlicht, in dem er bestätigt, dass Hashim Taci und andere Führer der UçK in den Handel mit Organen serbischer Gefangener, bei vielen Auftragsmorden sowie in verschiedene andere Verbrechen involviert waren.

Für das serbische Volk kam alles zu spät

Keiner der für diese Manipulationen und Kriegspropaganda Verantwortlichen wurde für die Untaten, die Tausenden von Menschen das Leben gekostet haben, zur Verantwortung gezogen. Für all dies musste ein Schuldiger her. Gefunden haben sie ihn in Miloševic, dem demokratisch gewählten Präsidenten Serbiens, der lange Zeit der einzige ernstzunehmende Gesprächspartner für den Westen war. Mit der Änderung der westlichen Ziele wurde er über Nacht zum schlimmsten Diktator Europas. Diese Methoden wurden auch bei anderen Staatsmännern angewendet.
Beim Anprangern dieser Persönlichkeit hat die blühende Phantasie des Westens ihren Gipfel erreicht. Er wurde mit Hitler verglichen – man behauptete sogar, er sei noch schlimmer als dieser und dass er ein neues Auschwitz kreiert habe. So schafften es die Deutschen, ihr Auschwitz nach Serbien zu verlagern. In den westlichen Medien hörte man nur die jeweiligen landeseigenen Kommentare, niemals den Originalton von Miloševic, anhand dessen sich alle Menschen ihr eigenes Urteil hätten bilden können.
Der Prozess in Den Haag sollte die Wahrheit ans Licht bringen. Aber auch hier kamen alle Nachrichten nur aus einer Richtung. Dargestellt wurde die Anklage von Carla del Ponte, die viele Beweise gesammelt hatte. Was im Gericht wirklich geschah, wurde nicht gezeigt – nicht in den westlichen Medien –, zum Beispiel, dass sie keinen der Anklagepunkte beweisen konnte. Meistens haben in dieser Situation die serbischen ­Politiker und Generäle ihr Leben verloren. Das hat aber niemanden interessiert.

Audiatur et altera pars – Man höre auch die andere Seite an

In jedem Konflikt gibt es mindestens zwei Seiten. Um die Wahrheit zu erfahren – was bei Schäden solchen Ausmasses unbedingt notwendig wäre –, muss man beide Seiten anhören. Das ist die einzige Bedingung für die Verständigung unter den Völkern, der einzige Weg zum Frieden.
So ist aus vielen konstruierten Lügen eine Quelle der serbischen Verbrechen entstanden. Diese Lügen erschütterten die ganze Welt. Die Nato war schon lange für die Aktionen bereit. Die Flugzeugmotoren liefen schon. Der Krieg musste beginnen.
Mit ihrer Aggression auf Serbien haben alle Nato-Länder gegen viele internationale Konventionen, Resolutionen und Protokolle der Uno verstossen, und zwar gegen:
•    die Konvention über die Einwirkungen auf die Lebensräume der Menschen von 1997 [Kyoto-Protokoll],
•    das «Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturgutes der Welt» von 1972 (Welterbe-Übereinkommen),
•    das «Erste Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte» von 1949,
•    die «Konvention über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen» von 1980 (Uno-Waffenverbotskonvention),
•    die Resolutionen zur Vorbeugung der Diskriminierung und zum Schutz der Minderheiten der Uno-Menschenrechtskommission von 1996 und 1997 und viele andere mehr.
Durch die Nichtbeachtung vieler internationaler Konventionen hat das Nato-Bündnis das grösste Verbrechen gegen den Frieden auf dem Gebiet Europas begangen. Die Bombardierung Serbiens mit Uranmunition, aber auch mit neuen Waffen hat die Gebiete auf dem serbischen Territorium für ewige Zeiten verseucht, denn die Halbwertszeit von DU [Depleeted Uranium: abgereichertes Uran] beträgt 4,5 Milliarden Jahre. Davon zeugt die heute immer grössere Anzahl krebskranker Menschen.
Trotz all dieser Erkenntnisse hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel neulich im Fernsehen gesagt, sie sei glücklich darüber, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg keine Kriege mehr in Europa gebe. Denn das, was in Serbien passiert ist, war, wie man es früher populär nannte, nur «eine humanitäre Intervention».
Wie auch immer sich die Zukunft Serbiens entwickelt, niemand wird jemals den Nato-Krieg gegen dieses kleine Land sowie die Teilnahme Deutschlands rechtfertigen können, schrieb Ralph Hartmann.
Alastair Campbell dagegen, der zweitmächtigste Mann in Grossbritannien und der erste Pressesekretär von Tony Blair, hat in einem Interview für die Zeitung «Novosti» in Belgrad folgendes ausgesagt: Es tue ihm nicht leid, dass die Nato die Bundesrepublik Jugoslawien bombardiert hat. Ohne mit der Wimper zu zucken gab er zu, einer der Strategen des Propagandakrieges gegen Serbien gewesen zu sein. (Quelle: «Vecernje novosti» vom 21.1.2011)

Geschenke des barmherzigen Engels

Da sie uns «humanitär mit Bomben beschenkt haben», habe ich mein Buch, in dem alle Aspekte der Bombardierung und deren Nachwirkungen bearbeitet sind, «Geschenke des barmherzigen Engels» genannt.
In den USA ist diese Operation unter dem Namen «Operation Noble Anvil» (Operation barmherziger Amboss) bekannt, in Serbien unter «Barmherziger Engel».
Die Bombardierung Serbiens dauerte 78 Tage, vom 24. März bis zum 10. Juni 1999. In diesem Akt der Aggression wurden 1031 Soldaten getötet, 5173 Soldaten und Polizisten verwundet, 2500 Zivilisten umgebracht, darunter 78 Kinder, und über 6000 Zivilisten verwundet. Besonders in Erinnerung ist das tragische Schicksal der dreijährigen Milica Rakic aus Batajnica. Sie wurde am 14. April 1999 um 21.45 Uhr von einer Nato-Bombe im Badezimmer getroffen, während sie auf ihrem Töpfchen sass.
Zu Beginn der Bombardements flogen täglich 370 Flugzeuge über Serbien. Am Ende stieg die Zahl auf 1200 pro Tag.
Abgesehen von den Projektilen mit abgereichertem Uran sind auf dem Gebiet Serbiens bei Bombardements auch andere explosive Kombinationen und Raketenkraftstoffe mit bestimmten chemischen Verbindungen verwendet worden, die bei Explosionen sehr giftig wirken und Krebs­erkrankungen verursachen.
Die Nato hat 30 000 Projektile zugegeben, das Militär Serbiens spricht von 50 000, die Russen von 90 000. Dabei wurden etwa 200 Ziele angegriffen, hauptsächlich in Kosovo. Gegen uns wurde ein ganz spezieller chemischer und radiologischer Krieg geführt mit dem Ziel, die Menschen und ihr Eigentum zu vernichten.
Obwohl keine chemischen Waffen verwendet worden sind, hat der Nato-Krieg gegen Serbien auch chemische Aspekte. Sie beziehen sich auf die Bombardierung von Trafostationen, elektrischen Kraftwerken, chemischen Fabriken, Ölraffinerien und deren Öllager. Auf diese Art wurden die Verbrennungsprodukte, verschiedene zyklische Verbindungen, krebsartige Dioxine, aber auch Phosgen in die Atmosphäre geblasen.
Aus den getroffenen Trafostationen wurde das giftige Pyralene [französischer Handelsname für polychlorierte Biphenyle] frei. Die Pyraleneöle sind genotoxisch und dürften nicht mit der Umgebung in Berührung kommen. Sie sind sehr karzinogen und mutagen. Seit 2001 sind diese Öle in Europa verboten.
Mein Mann hat mit seiner Mannschaft während des Krieges die zerstörten Objekte besucht, um die Wirkung der explosiven Projektile in Laboren zu untersuchen. So hat er auch die Wirkung der stromleitenden Fasern, die auf Elektrosysteme, Trafostationen und Überlandleitungen geworfen wurden, untersucht. Diese Fasern haben Kurzschlüsse verursacht, die zu Stromausfall in ganzen Stadtteilen führten und sie lahmlegten. Diese Systeme sind in unserem Land das erste Mal überhaupt angewendet worden.
Man nannte sie allgemein «weiche» oder «Grafitbomben», obwohl sie es nicht sind. Sie waren Bestandsteil der sogenannten Kassetten, das heisst Streubomben aus amerikanischer Produktion. Eine Kassette enthält 202 Kassettenbömbchen mit einer Masse von elektrodurchlässigen Fasern von je 1 kg. Während des Falles entfalten sich diese auf Spulen gewickelten Fasern wie ein Spinnennetz, überdecken dabei die Stromleitungen, die dadurch Kurzschlüsse verursachen und unbrauchbar werden.
Das sind sehr leichte Fasern, die der Wind in alle Richtungen verweht. Wenn sie von den Leitungen herunterfallen, steigen sie oft wieder hoch und verursachen erneut Schäden. Die Fachleute meines Mannes schafften es, sie zu neutralisieren, so dass sie am Boden kleben blieben und nicht wieder aufsteigen konnten. Deswegen wurden unsere Trafostationen später mit echten Bomben angegriffen, was viel schwieriger zu reparieren war. Solche Aktionen und den Wunsch, seinem Volk zu helfen, hat mein Mann mit seinem Leben bezahlt. Bezahlt haben mit ihrem Leben bei ähnlichen Aktionen auch 36 junge Leute.
Neben diesen Objekten wurden auch Krankenhäuser, TV-Stationen, Brücken, Kindergärten und viele Stadtviertel, in denen unschuldige Zivilisten gelebt haben, angegriffen. Auch die Reisenden wurden nicht geschont: Es wurden Züge bombardiert, in denen sich kein einziger Soldat, sondern nur Zivilbevölkerung befand.
Der gesamte Kriegsschaden ist auf 120 Milliarden Dollar geschätzt worden.

Ökologische und gesundheitliche Nachwirkungen des Krieges

Was man alles in diesen 78 Tagen erlebt hat, ist schwer zu beschreiben. Erst nach mehreren Jahren wurden wir uns der ökologischen, gesundheitlichen und politischen Nachwirkungen bewusst. Die Verwendung von Uran 238 und anderer Waffen sagt uns, dass ein radioaktiver und nuklearer Krieg mit schrecklichen Nachwirkungen für Mensch und Natur geführt worden ist.
In Kosovo wurde auch die Wasserscheide der folgenden drei Flussquellen – es gab dort weder Soldaten noch Zivilbevölkerung – bombardiert:
•    Sitnica – Ibar – Morava – Donau – Schwarzes Meer
•    Pinja – Vardar – Ägäisches Meer
•    Crni und Beli Drim – Skadarsko Jezero [Skutarisee]– Bojana – Adriatisches Meer.
Das Ziel war die Verseuchung der Flüsse und der Menschen an deren Ufern.
Die Genfer Konvention ist auch durch die Verwendung der Kassettenbomben (Streubomben) ganz offensichtlich verletzt worden. Sie wurden zweimal auf Niš – auf den Markt und das Krankenhaus – geworfen, auf Valjevo, Kraljevo, auf die Ölraffinerien in Novi Sad und anderen Städten wie Pancevo, auf Pe und Prizren in Kosovo und Metohija und weitere Gebiete. Auf 93 Ziele des Gebietes von Serbien wurden diese Kassettenbomben abgeworfen, wo sie grosse Schäden bei der Bevölkerung verursacht haben. Neben vielen Toten sind eine noch grössere Zahl Verwundeter mit zerfetzten Körperteilen und nun Invalider zu verzeichnen. Durch die übrig­gebliebenen Bomben stirbt man noch heute.
Serbien war vor der Bombardierung eine grüne Oase in Europa, bekannt durch die Herstellung von Bioprodukten, die in grosse Teile Europas exportiert wurden. Viele Orte standen unter Naturschutz, so die Berge Fruška Gora, Tara, Zlatibor, aber auch die Deliblatska pešcara [Banater Sandwüste], ein seltenes Beispiel einer Dürrelandschaft in Europa. Grosse Gebiete um Industriezonen wie Pancevo, Novi Sad und Kragujevac, Niš, Belgrad und andere Städte sind heute kontaminiert.
Im Süden Serbiens neben Kosovo und Metohija, wo keine Dekontamination stattgefunden hat, wurden hauptsächlich die Gebiete um Vranje, Bujanovac und Preševo angegriffen. In seinem Film «Todesstaub» hat Frieder Wagner mit präzisen Erklärungen von Dr. Günther ähnliche Situationen beschrieben. Die Rate der Krebserkrankten wächst von Jahr zu Jahr.
Die Nachwirkungen der Bombardierung sieht man am besten an den Neugeborenen. Auf Grund der Informationen der Ärzte aus dem Krankenhaus in Vranje, wurden dort 1998 21 Kinder mit Missbildungen zur Welt gebracht. Bei gleicher Geburtsrate von zwischen 800 und 1000 Geburten pro Jahr ist die Zahl im Jahr 2008 auf 73 Kinder gestiegen [Zunahme von 248%].
Der Arzt Dr. Nebojsa Srbljak aus Kosovska Mitrovica hat bekanntgegeben, dass bis 1998 auf 1000 Kinder 1 Kind Leukämie bekam. 2008 waren es 10 bis 15 Kinder. In Vranje gibt es keine Möglichkeit, die teuren Apparate für die Blutuntersuchungen zu kaufen, um die Spuren von Uran festzustellen. Die Ärzte aus Vranje hoffen auf die Erfahrungen japanischer Fachleute, die sie nach der Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki gemacht hatten.
Neben dem Zuwachs der Krebskranken wächst auch die Anzahl missgebildeter Neugeborener. Der Vater eines Kindes war an der Dekontamination von DU in der Nähe von Vranje beteiligt. Nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Tieren ist der Zuwachs der Deformitäten registriert.
Die tragischen Nachwirkungen dieses Kriegs sind bei Nikola Jovi, dem 10jährigen Jungen aus Kosovska Mitrovica, deutlich sichtbar. Als Baby hat er Augenkrebs bekommen. Die Augen wurden daraufhin entfernt und durch künstliche Augen ersetzt. Eine Zeitlang hat er die Blindenschule im Belgrader Stadtteil Zemun besucht. Da die Eltern in Kosovska Mitrovica wohnen, war Nikola sehr unglücklich. Später wurde er in eine normale 4. Schulklasse in Kosovska Mitrovica versetzt und erhielt dabei grosse Hilfe von seinen Schulfreunden. Er nutzt die Blindenschrift.
Familie Petkovic, die alle Bombardements in Kosovo überlebt hat, flüchtete nach Bor in Nordostserbien. Einige Jahre später kam ihre Tochter Nikolina ohne Augen zur Welt. Später hat auch sie künstliche Augen bekommen. Die Eltern sind sehr arm und können ihr nicht viel helfen. Wir haben keine Institute, die sich um solche Kinder kümmern können.
Auch der Ort Leposavi in Kosovo wurde in diesem Krieg massiv bombardiert. Die kleine Kristina Milutinovic lebt mit ihren Eltern in Leposavi. [Über Kristina hatte Zeit-Fragen am 6. Februar berichtet].
In Serbien werden jährlich mehr als 33 000 Krebserkrankungen registriert. Jährlich sterben etwa 21 000 Menschen. In den letzten 10 Jahren steigt die Anzahl der Erkrankten immer höher. Serbien hat heute die grösste Krebsrate in Europa (siehe Diagramme unten).

Serbien heute

Serbien heute hat von einem sozialistischen System zum liberalen Kapitalismus gewechselt. Es erlitt dabei ökonomischen, moralischen, kulturellen und jede andere Form von Schaden. In Serbien herrscht heute Armut, und die soziale Kultur ihrer Einwohner wird immer schlimmer.
10 000 Firmen wurden geschlossen, und 60 000 sind in der Blockade oder stehen vor dem Aus. Unter den geschlossenen Firmen sind hauptsächlich Handwerksbetriebe, Handelsgeschäfte, Zahnarzt- und Veterinärpraxen und Agenturen für verschiedene Zwecke. Die meisten wichtigen Firmen im Land sind an ausländische Unternehmen verkauft. Manche von ihnen funktionieren dank billigen Arbeitskräften aus Serbien gut, denn die Produkte werden in aller Welt teuer verkauft.
Andere Firmen wurden gekauft und dann geschlossen, um eine Konkurrenz zu den eigenen Produkten auf dem Markt zu verhindern. Das war mit dem Automobilwerk ­Zastava in Kragujevac der Fall, das vor dem Krieg 50 000 Arbeiter beschäftigte, es wurde von Fiat gekauft. Heute funktioniert nur ein kleiner Teil des Werkes; dort lassen sich unsere Politiker gerne fotografieren und belügen dabei das Volk über die Produktivität dieser Fabrik. Die Autos von Fiat sind in Serbien auf dem Markt, aber nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zugänglich.
Es wurden Zuckerfabriken, Ziegelwerke, Brauereien, Zementwerke verkauft. Unsere Zigarettenfabrik in Niš hat Philip Morris gekauft. In fünf Jahren haben sie etwa 10 Milliarden Euro aus Serbien geschafft, aber im Budget Serbiens findet sich so gut wie keine Einzahlung für Steuern! Eine grosse Anzahl der Arbeiter wurde arbeitslos. Alle diese Firmen sind weit unter ihrem Wert an ausländische Investoren verkauft worden.
Die Anzahl Arbeitsloser hat in Serbien den historischen Höchststand erreicht. Gemäss nationalem Arbeitsamt gibt es 730 000 Arbeitslose. Laut inoffiziellen Angaben sind in Serbien mehr als 1 Million Menschen arbeitslos.
Laut dem Statistischen Amt ist die Anzahl der Menschen, die unter dem Existenzminimum leben, in Serbien zwischen 2008 und 2010 auf 700 000 angewachsen, das sind 9,2% der Bevölkerung. Im Jahr 2010 betrug das minimale Gehalt 8500 Dinare oder 85 Euro.
Die Anzahl der Volksküchen ist gestiegen. Auf einen Laib Brot und eine warme Mahlzeit warten in Serbien tagtäglich 30 000 Menschen, was allein gegenüber dem letzten Jahr eine Zunahme von 50% bedeutet. Laut alarmierenden Daten vom Roten Kreuz warten auf diese Mahlzeiten 6000 Kinder, 2500 von ihnen sind jünger als 10 Jahre.
Für 2012 ist ein minimaler Verdienst von 19 500 Dinaren vorausgesagt (195 Euro); die Preise haben schon das Niveau der europäischen Länder erreicht, wo die Gehälter wesentlich höher sind.
Das Gebiet Serbiens ist reich an Wasser, Heilkräutern und Bädern. Was den Wasserreichtum betrifft, sind wir auf dem 40. Platz der Welt.
Heute sind wir nicht einmal Eigentümer aller Wasserquellen. Die bekanntesten Mineralwasser-Quellen sind in den Händen ausländischer Firmen. Die Fabrik für Mineralwasser und Säfte Knjaz Miloš in Arandjelovac hat die holländische Firma Clates Holding gekauft.
Die natürliche Quelle des Mineralwassers Rosa liegt auf 1550 Meter über dem Meeresspiegel im unberührten und unter Naturschutz stehenden Gebiet von Vlasina. Abgefüllt wird das Wasser bei optimaler Temperatur unter Beibehaltung natürlicher Eigenschaften direkt an der Quelle. Wegen seines geringen Anteils an Mineralien, insbesondere Natrium, ist es günstig für den täglichen Konsum. Eigentümer ist zu 100% Coca-Cola.
Das Mineralwasser Mivela ist Eigentum der kroatischen Firma Agrokor. Die Quelle liegt im Dorf Veluce in der Nähe von ­Trstenik. Das Mineralwasser Mivela enthält etwa 330 mg Magnesium pro Liter, was den täglichen Bedarf des Organismus deckt.

Die Banken

Von allen serbischen Banken sind nur drei übriggeblieben: Die Serbische Bank, die ­Komercijalna banka und die Postbank. Man redet über den Verkauf auch dieser Banken.

Kosovo – weggenommener Teil Serbiens

Die grösste Ungerechtigkeit wurde dem serbische Volk in Kosovo zugefügt. Man redet über viele Gründe. Hier nur zwei davon:
Der Raub an Serbien begann mit dem gröss­ten Bergwerk Trepca, das sich nördlich und südlich von Kosovska Mitrovica erstreckt. Es machte einen grossen Teil des serbischen Exports aus und beschäftigte 23 000 Arbeiter.
Ende 2008 wurden allein die Bleireserven auf 425 000 Tonnen, die für Zink auf 415 000 Tonnen, von Silber auf 800 Tonnen, für Nickel auf 185 000 Tonnen und für Kobalt auf 6500 Tonnen geschätzt.
Im Bergwerk Grbenik, auch in Kosovo, sind Reserven von 1 Million und 700 000 Tonnen Bauxit vorhanden, aus dem man etwa 425 000 Tonnen Aluminium produzieren könnte. Die Erzausfuhr ist in ständigem Wachstum. In der Periode von 2009 bis 2010 stieg sie auf 557 Millionen Dollar. Kosovo liegt fast mit der ganzen Fläche auf Braunkohle. Der Wert der Erze in Kosovo wurde auf 1000 Milliarden Dollar geschätzt. Es ist kein Wunder, dass Soros Kosovo mehrere Male besuchte und versuchte, das ganze für nur 300 Millionen zu kaufen.
Die Regierung von Hashim Taci hat US-Aussenministerin Hillary Clinton versprochen, dass amerikanische Konzerne die Hauptabnehmer des Kohlenreichtums seien werden. Bill Clinton, der ehemalige Präsident der USA, war der Initiator des Krieges in Kosovo.
Der Raubbau wird mit Hilfe der serbischen Bergwerkinfrastruktur gemacht, für die Serbien noch heute die Schulden abbezahlt.

Camp Bondsteel: Klein Guantánamo?

Camp Bondsteel – die grösste amerikanische Militärbasis ausserhalb der USA – ist auch nicht zufällig in Kosovo. Das ist eine Stadt für sich. Die Lebensmittel werden mit Flugzeugen aus den USA gebracht, auch das Wasser und alles was ihre Soldaten schützen kann. Trotzdem behauptet der Westen, dass die Gifte, die auf unser Land geworfen wurden, ungefährlich seien. Über die Wichtigkeit der strategischen Ziele muss man gar nicht reden. Sie sind bekannt.
Álvaro Gil-Robles, ehemaliger Kommissar für Menschenrechte im Europarat, war 2002 im Zuchthaus von Camp Bondsteel, hat darüber aber erst 2005 gesprochen. Im Interview mit der spanischen Zeitung «El País» sagte er, dass er dort Guantánamo im Kleinen gesehen habe. Er hat erfahren, dass die Kfor die Genehmigung hat, alle Leute zu verhaften, ohne vorherige gerichtliche Untersuchungen.
Die Serben wären damit auf keinen Fall einverstanden. Auch den Raub ihres Eigentums würden sie nicht zulassen. Deswegen wurden Gründe für ihre Vertreibung erfunden. Nachfolgend nur einer davon: Danach haben deutsche Quellen behauptet, dass Serben massiv Albaner vertrieben haben.
In der Realität sieht es folgendermassen aus: Allein im Zweiten Weltkrieg wurden in Kosovo 10 000 Serben umgebracht, obwohl keine wesentlichen Kämpfe mit den Okkupationskräften (Deutschland, Italien) stattfanden, welche die Albaner unterstützt haben. Zwischen dem Zweiten Weltkrieg und 1999 wurden Serben, insgesamt etwa 200 000, viele Male vertrieben. In ihre Häuser wurden Albaner aus Albanien einquartiert.
Die grösste Vertreibung fand 1999 statt, als Kosovo unter das Protektorat der Uno (Kfor) kam. Etwa 300 000 Serben und Montenegriner verliessen dieses Territorium. Man sieht klar, wer hier wen vertrieben hat. Der Westen hat das alles gewusst, deswegen brauchten sie diese Lügen.
Wie in vielen anderen Ländern Europas, sterben auch in Serbien mehr Menschen als geboren werden. Nach der Volkszählung von 2011 lebten in Serbien 300 000 Menschen weniger. Es fehlen die Einwohner in der Grösse der Stadt Cacak.
Da sie in Serbien wegen der zugrundegerichteten Wirtschaft keine Arbeit finden, gehen die jungen Leute nach dem Studium in die USA, nach Kanada oder in europäische Länder. Eine sehr grosse Anzahl von Medizinstudenten, Programmierfachleuten, Elektroingenieuren und anderen Hochqualifizierten, die Serbien ausgebildet hat, verlassen Serbien auf der Suche nach einem besseren Leben.
Am 1. März hat Serbien den Kandidatenstatus für den Eintritt in die EU bekommen. Der Einsatz Serbiens für diese Kandidatur ist sehr gross.
Niemand hat sein Volk so lange in der Überzeugung der Integrität Serbiens gelassen, wonach Kosovo nach wie vor Teil ihres Landes ist, wie die heutige Regierung Serbiens mit Boris Tadic als Präsidenten. Die serbischen Lieder haben die Integrität Serbiens nicht als zentrales Thema behandelt, die gerade mit der Wegnahme von Kosovo vernichtet ist. Heute gehen beide in Richtung Europa, aber als zwei gesonderte Staaten. Von Serbien erwartet man friedliche Beziehungen mit den Nachbarn. Nur so können sie die blaue Fahne der EU mit den Sternchen hissen.
Präsident Tadic wird den Serben in Erinnerung bleiben als einer, der allen, nur nicht seinem Volk gedient hat. Die EU verspricht Serbien jährliche Zuwendungen von 60 Millionen Euro, die nicht zurückgegeben werden müssen. Serbien könnte diese Summe aus seinen Bodenschätzen, die man ihm weggenommen hat, leicht verdienen. Der Betrag deckt nicht einmal einen Teil der Zinsen der entwendeten Schätze.
Nach diesem leichtsinnigem Verzicht auf alles habe nicht nur ich, sondern haben auch viele Serben Angst, dass Serbien in Zukunft so aussehen wird, wie die Werbung der US-Firma Calgon uns auf unseren TV-Kanälen zeigt: hier fehlt auch die Vojvodina.     •

Mirjana Andjelkovic Lukic studierte in Belgrad an der Fakultät für Technologie und Metallurgie, wo sie auch ihren Mann Mirko Lukic kennenlernte. Nach seinem Studium an der Militärhochschule in Paris promovierten beide in Belgrad auf dem Gebiet Sprengstofftechnologie und waren später beide als wissenschaftliche Mitarbeiter am Militärtechnischen Institut in Forschung und Verarbeitung von Sprengstoffen tätig.
Während des Krieges besuchte Professor Mirko Lukic die bombardierten Gebiete in Belgrad und Umgebung. In der Folge erkrankte er an Krebs und starb 2003.
Mirjana Lukic hat sich nach der Nato-Aggression intensiv mit den ökologischen Nachwirkungen der Bombardierungen befasst. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie die zuvor gemeinsamen Aktivitäten, die Untersuchung der chemischen und radiologischen Wirkungen auf die Bürger Serbiens weiterverfolgt. Neben zahlreichen Veröffentlichungen zu Politik und Ökologie arbeitet sie als gerichtliche Gutachterin auf dem Gebiet der Sprengstofftechnologie. Zu ihren Untersuchungen über die Folgen des Nato-Krieges hat sie auch ein Buch veröffentlicht: «Die Geschenke des Barmherzigen Engels» (serbisch: Darovi milosrdnog andjela).

«Emotionale Aufladung» – «ein grossartiger Bluff»

Besonders folgenschwer für die Wahrnehmung und Beurteilung nicht nur des Bosnien-Krieges, sondern später auch des Konflikts in Kosovo war die Kampagne, die Ruder Finn im August 1992 in Gang setzte, als erste westliche Medienberichte über Gefangenenlager in Bosnien erschienen. Nach Angaben von James Harff gelang es der PR-Agentur damals, jüdische Kreise in den USA für die Sache der Bosnier zu gewinnen und auf diese Weise einen Vergleich der bosnischen Kriegsereignisse mit dem Holocaust an den Juden herbeizuführen.
Als seinen grössten PR-Erfolg bezeichnete James Harff den Umstand, dass es ihm im Bosnien-Krieg gelungen sei, «die Juden auf unsere Seite zu ziehen» (zit. nach Merlino 1999, 155). Und in der Tat veröffentlichten drei der grössten jüdischen Organisationen in den USA im August 1992 eine ganzseitige Protestanzeige in der «New York Times», in der die Serben mit den Nazis und die Bosnier mit den Juden gleichgesetzt wurden. Danach, so Harff weiter, geschah folgendes:
«Die jüdischen Organisationen auf seiten der Bosnier ins Spiel zu bringen war ein grossartiger Bluff. In der öffentlichen Meinung konnten wir auf einen Schlag die Serben mit den Nazis gleichsetzen. [...] Sofort stellte sich eine bemerkbare Veränderung des Sprachgebrauchs in den Medien ein, begleitet von der Verwendung solcher Begriffe, die eine starke emotionale Aufladung hatten, wie etwa ethnische Säuberung, Konzentrationslager usw., und all das evozierte einen Vergleich mit Nazi-Deutschland, Gaskammern und Auschwitz. Die emotionale Aufladung war so mächtig, dass es niemand wagte, dem zu widersprechen, um nicht des Revisionismus bezichtigt zu werden. Wir hatten ins Schwarze getroffen.»

Quelle: Jörg Becker/Mira Beham. Operation Balkan: Werbung für Krieg und Tod. ISBN 978-3-8329-3591-7. S. 42f.

Charta der Vereinten Nationen

Präambel

Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen,

künftige Geschlechter vor der Geissel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,
unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob gross oder klein, erneut zu bekräftigen,
Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,
den sozialen Fortschritt und einen ­besseren Lebensstandard in grösserer ­Freiheit zu fördern
und für diese Zwecke
Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben,
unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren,
Grundsätze anzunehmen und Verfahren einzuführen, die gewährleisten, dass Waffengewalt nur noch im gemeinsamen Interesse angewendet wird, und
internationale Einrichtungen in Anspruch zu nehmen, um den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt aller Völker zu fördern –

haben beschlossen, in unserem Bemühen um die Erreichung dieser Ziele zusammenzuwirken.

Auszüge aus der Charta der Vereinten Nationen

Artikel 41
Der Sicherheitsrat kann beschliessen, welche Massnahmen – unter Ausschluss von Waffengewalt – zu ergreifen sind, um seinen Beschlüssen Wirksamkeit zu verleihen; er kann die Mitglieder der Vereinten Nationen auffordern, diese Massnahmen durchzuführen. Sie können die vollständige oder teilweise Unterbrechung der Wirtschaftsbeziehungen, des Eisenbahn-, See- und Luftverkehrs, der Post-, Telegraphen- und Funkverbindungen sowie sonstiger Verkehrsmöglichkeiten und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen einschliessen.

Artikel 51
Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Massnahmen getroffen hat. Massnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Massnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.

<link http: www.un.org depts german un_charta charta.pdf external-link-new-window>www.un.org/depts/german/un_charta/charta.pdf           

Nürnberger Prinzipien

1. Die normativen Grundsätze des internationalen Rechts, wie sie nach der Satzung des Nürnberger Gerichtshofes und dessen Urteil anerkannt sind, formuliert von der «International Law Commission» der Vereinten Nationen (29. Juli 1950):

«Nürnberger Prinzipien»

Grundsatz I. Jede Person, die eine Tat begeht, die nach dem Völkerrecht als Verbrechen bestimmt wurde, ist dafür verantwortlich und wird der Bestrafung zugeführt.
Grundsatz II. Der Umstand, dass das nationale Recht keine Strafe für eine Tat vorsieht, die nach Völkerrecht als Verbrechen bestimmt ist, entlastet den Täter nicht von seiner Verantwortlichkeit nach Völkerrecht.
Grundsatz III. Der Umstand, dass der Beschuldigte eine nach Völkerrecht als Verbrechen gekennzeichnete Tat in seiner Eigenschaft als Staatschef oder verantwortliches Mitglied einer Regierung begangen hat, entlastet ihn nicht von seiner Verantwortlichkeit nach Völkerrecht.
Grundsatz IV. Der Umstand, dass eine Person nach dem Befehl ihrer Regierung oder eines Vorgesetzten gehandelt hat, entbindet sie nicht von der Verantwortlichkeit nach Völkerrecht, es sei denn, dass sie keine Möglichkeit gehabt hat, sich frei zu entscheiden.
Grundsatz V. Jede Person, die eines Verbrechens gegen das Völkerrecht beschuldigt wird, hat Anspruch auf einen fairen Prozess, und zwar in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht.
Grundsatz VI. Die nachstehend aufgeführten Verbrechen sind als Verbrechen nach dem Völkerrecht zu bestrafen:

a) Verbrechen gegen den Frieden:
–    Das Planen, Vorbereiten, Anzetteln oder die Durchführung eines Angriffskrieges oder eines Krieges durch Verletzung internationaler Verträge, Vereinbarungen oder Versicherungen.
–    Die Teilnahme an einem gemeinsamen Plan oder einer Verschwörung zur Ausführung irgendeiner der unter (i) aufgeführten Taten.

b) Kriegsverbrechen:
Bruch des Rechts oder der Gebräuche des Krieges, wobei die Vergehen nicht auf Mord, Grausamkeiten oder Deportation der Zivilbevölkerung in Arbeitslager oder zu einem anderen Zweck aus dem oder in das besetzte Gebiet begrenzt sind, jedoch Mord oder Grausamkeiten an Kriegsgefangenen und Personen auf See, das Töten von Geiseln, die Plünderung von öffentlichem und privatem Eigentum, die mutwillige Zerstörung von Grossstädten, Städten oder Dörfern oder deren Verwüstung, die nicht durch militärische Notwendigkeit gerechtfertigt ist, einschliessen.

c) Verbrechen gegen die Menschlichkeit:
Mord, Ausrottung, Versklavung, Verschleppung und andere unmenschliche Taten, die sich gegen die Zivilbevölkerung richten, sowie die Verfolgung aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen, wenn die Taten in Ausführung von oder in Verbindung mit Verbrechen gegen den Frieden oder Kriegsverbrechen begangen werden.
Grundsatz VII. Die Mittäterschaft bei der Ausführung eines Verbrechens gegen den Frieden, eines Kriegsverbrechens oder eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, wie in Grundsatz VI niedergelegt, ist ein Verbrechen nach Völkerrecht.

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