Unsitte «schlecht Erzogener» kann Kühen das Leben kosten

Unsitte «schlecht Erzogener» kann Kühen das Leben kosten

mw. In allen Schweizer Medien war die Unglücksnachricht vor einigen Tagen zu lesen und zu hören: Sechs Kühe in Grenchen verbluteten im letzten halben Jahr an inneren Verletzungen, weil Splitter von Aludosen in ihr Futter gelangt waren. Ursache dieses unnötigen Sterbens sind die Getränkedosen, die immer häufiger dort, wo man gerade steht, ganz einfach weggeworfen werden: auf die Strassen und Plätze, in fremde Gärten, auf die Wiesen und Äcker. Gegenmassnahmen zur Ausmerzung eines derart asozialen Verhaltens sind unverzüglich zu ergreifen.
«Sechs Kühe – fünf davon trächtig – hat Bauer Schnyder in den letzten Monaten verloren. Nach dem letzten Todesfall wurde die Kuh untersucht und die Todesursache herausgefunden: kleine, messerscharfe Alustücke im Futter, die das Tier innerlich verletzten. Ins Futter gelangen die Alustücke durch achtlose Städter, die ihren Energydrink, ihr Bier geniessen und dann die Büchse einfach in die Wiese werfen.» (Quelle: drs4 news vom 4. Juni 2012, «Weggeworfene Aludosen – Todesurteil für Kühe»)

Bussen gegen Wegwerf-Sünder

Ein hohes Depot auf Alu-Getränkedosen fordern Tierärzte von der Politik, um erste Abhilfe gegen die grassierende Verschandelung der Umwelt und die Gefährdung der Tiere zu schaffen. Bisher sind sie allerdings nicht auf Echo gestossen: Den Jugendlichen mit ihren schmalen Portemonnaies könne man das nicht zumuten, hiess es aus Politikerkreisen. Warum denn nicht? Das Wesen eines Depot-Betrages ist ja gerade, dass der Konsument sein Geld zurückerhält, wenn er die Dose an der richtigen Stelle abliefert, statt die Landschaft damit zu «verschönern». Kann man unseren Jugendlichen nicht zumuten, ihre Dosen einzupacken und korrekt zu entsorgen? So weit kommt’s noch!
Immerhin sind in verschiedenen Schweizer Städten in jüngster Zeit griffige Mass­nahmen gegen Umweltsünder eingeführt worden. So wird in Bern mit einer Busse bis zu 300 Franken gebüsst, wer in flagranti von einem Polizisten erwischt wird; immerhin fünf solcher Ordnungsbussen sind 2011 verhängt worden. Schon für einen Zigarettenstummel oder einen Kaugummi muss der Täter 40 Franken bezahlen (Quelle: sda vom 9.5.2012). In Zürich gilt seit 2012 eine neue Polizeiverordnung, wonach das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen mit 80 oder 120 Franken gebüsst wird. Imbissstandbetreiber müssen Vorkehrungen treffen, um den öffentlichen Grund sauberzuhalten. Während der Nachtruhe, die von 22 bis 7 Uhr dauert (im Sommer von 23 bis 7 Uhr), ist jedes störende Verhalten verboten (Quelle: sda vom 24.11.2011). Im Kanton Basel-Stadt wurde sogar ein Fünf-Säulen-Konzept eingeführt, mit den Säulen Reinigung, Prävention, Repression, saubere Veranstaltungen und Gewerbe. Für eine saubere Stadt gibt Basel-Stadt bisher 19 Millionen Franken pro Jahr aus; mit dem neuen Konzept sollen die Ausgaben um weitere 1,4 Millionen erhöht werden – ein stolzer Betrag aus dem Geldtopf der Steuerzahler. Damit soll unter anderem die «Spray-Entfernungstruppe» ausgebaut werden, die Schmierereien raschestmöglich entfernen soll (Quelle: sda vom 9.8.2011).

Eltern und Schulen sind gefordert

Es ist zu hoffen, dass viele «Wegwerfer» von den Ordnungshütern erwischt und mit salzigen Bussen bedacht werden. Solange Eltern und Lehrer aus lauter Angst «autoritär» zu sein, ihre Kinder und Jugendlichen nicht zur Ordnung rufen, wenn diese ihren Müll wegwerfen oder in ihrer Freizeit mit Spraydosen losziehen, wird sich jedoch grundsätzlich wenig ändern. Es beginnt damit, dass manche Mütter stillschweigend die schmutzigen Kleidungsstücke einsammeln, die ihre Kinder achtlos auf den Boden werfen. In den Schulen wischen die Hausmeister nach jeder Pause Berge von Abfällen auf den Pausenplätzen zusammen, vor den Türen der Berufsschulen liegen die Zigarettenstummel auf dem Boden, obwohl grosse Aschengefässe danebenstehen.
Hier sind wir Erzieher gefordert: Zu den Grundlagen einer Entwicklung zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gehören neben der Rücksichtnahme auf die Mitmenschen auch ein sorgsames Verhalten gegenüber Tieren, ein sparsamer Umgang mit Lebensmitteln und anderen Ressourcen sowie die Schonung der Umwelt. Wer’s nicht kapiert hat, wird zur Pausenplatzreinigung eingesetzt oder bezahlt eine empfindliche Busse. So lernt er vielleicht, dass die Steuergelder nicht dazu da sind, seine Unarten zu finanzieren. Lehrer können mit ihren Schulklassen an einem freien Nachmittag (nicht an Stelle des Unterrichts!) einen Wald oder einen Rastplatz säubern – das hat mehr Wirkung als teure Plakat-Aktionen. Zu Hause können die Kinder bei der Mutter lernen, wie man die Waschmaschine bedient und die Wäsche aufhängt – das gehört auch zur Erziehung.    •

Vorschlag von Tierärzten

ab. Unser Tierarzt liess uns wissen, dass er in seinem und im Namen von weiteren Tierärzten – lebens-, berufs- und politikerfahrene Persönlichkeiten, Bezirkstierärzte – an die Umwelt-Kommission des Ständerates geschrieben hat, als sie vorletzte Woche zum Abfallproblem Beschluss fassen sollten.

Ihr Vorschlag:

1. Happiger Depotbetrag auf alle Alu-Getränkedosen, der an Automaten selber zurückgeholt werden kann. Das ergäbe ein Motiv, um am Boden oder Strassenrand liegende Dosen einzusammeln und das Sackgeld damit aufzubessern (für Jugendliche und erwachsene Alt-68er).
2. Städte und Grossgemeinden sollen die überbordende «Party-Kultur» in die Hand nehmen und eingrenzen, indem am Samstagabend Musikfeste mit streng einzuhaltenden Auflagen an ein verantwortliches Organisations-Komitee ermöglicht werden:
    a) Areal genau begrenzt zuteilen, so dass es die Wohnquartiere nicht stört
    b) Hygieneanlagen obligatorisch
    c) keine Schlägereien/Gewalt
    d) Depot auf Dosen
    e) selber aufräumen, ohne zu delegieren.
3. Langfristig Umwelt-Erziehung in den Schulen an die Hand nehmen und die kommende Generation zu mehr Sorgfalt, Verantwortungssinn und Gemeinwohl-Denken erziehen.

Tierärzte sind eine auf hohem Niveau Verantwortung tragende Berufsgruppe in der Schweiz. Sie haben von der zuständigen Kommission des Ständerates nicht einmal eine Antwort oder Eingangsbestätigung auf ihr Schreiben erhalten.
Der idiotische Entscheid der Kommission: Sie weigert sich, ein Depot auf Wegwerf-Getränkedosen zuzulassen.

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