Die USA im Mittleren Osten: Fortsetzung der britischen Politik

Die USA im Mittleren Osten: Fortsetzung der britischen Politik

 

von Prof. Dr. Albert A. Stahel, Institut für Strategische Studien, <link http: www.strategische-studien.com>www.strategische-studien.com

Obwohl eine friedliche Lösung der Verhältnisse in Syrien wünschenswert wäre, findet in diesem schönen Land leider ein Bürgerkrieg statt, in dem die USA sich «lediglich» mit Waffenlieferungen über türkisches Territorium an die «Freie Syrische Armee» einmischen. In Tat und Wahrheit will die Obama-Administration durch den Sturz des Assad-Regimes die geopolitische Stellung des Iran aktiv schwächen, wenn nicht sogar eindämmen. Der Iran hat nach dem Rückzug der USA aus dem Irak 2011 seinen machtpolitischen Einflussbereich bis nach Libanon und das westliche Afghanistan hinein ausdehnen können. Das schwächste Glied im iranischen Machtbereich ist aber das syrische Regime, das der Iran mit Waffen gegen die Aufständischen unterstützt. Dieses schwache Glied wollen die USA in einer ersten Phase aus dem iranischen Machtgefüge herausbrechen, um dann in einer zweiten Phase den geschwächten Iran direkt bekämpfen zu können. In der ersten Phase dienen die beiden Satellitenstaaten Saudi-Arabien und die Türkei den geostrategischen Zielen der USA. Bei diesem Vorgehen vermeiden die USA zu erwähnen, dass die Türkei von Erdogan beileibe keine Demokratie ist und dass die Saudis ein menschenverachtendes Regime führen, das die religiöse Minderheit der Schiiten und die Frauen unterdrückt. Auch kein Wort davon, dass die Saudis mit brutaler Gewalt im benachbarten Bahrain interveniert haben, um die schiitische Minderheit zu unterdrücken zugunsten der sunnitischen Herrschaft, die eine absolute Minderheit im kleinen Königreich darstellt. Kommt hinzu, dass Bahrain der Hauptstützpunkt der US-Navy im Persischen Golf ist. Auch in der Türkei werden Minderheiten unterdrückt. Zu diesen gehören die Christen, die Alawiten und die Kurden. Dass unter Erdogan eine schrittweise Islamisierung des ursprünglich säkularen Landes stattfindet, wird in der amerikanischen und europäischen Presse nicht einmal ansatzweise erwähnt.
In der zweiten Phase dürfte die Militärmacht Israel den Luftschlag gegen den Iran auslösen. Dieser wird dann allerdings durch die amerikanische Luftmacht beendet werden müssen. Dabei hofft Washington, dass durch einen solchen Luftschlag das Ayatollah-Regime weitgehend gedemütigt wird, um dann in einer dritten Phase gestürzt zu werden. Das erhoffte Fernziel ist ein willfähriger Iran, der mittels einer angestrebten Amerikanisierung – besonders der Jugend – für alle Erdölwünsche und geopolitischen Forderungen der USA offen sein wird. Dass durch diese Strategie alle Minderheiten im Orient, so insbesondere die Christen, geopfert werden, interessiert Washington nicht.
Diese Art der Strategie, die alle denkbaren Lügen, Intrigen und Falschmeldungen, aber keine Soldaten einsetzt, ist nicht neu. Bereits die Briten haben diese Strategie im Orient in den vergangenen Jahrhunderten mit Erfolg eingesetzt und konnten dabei eine Stellung aufbauen, die viel finanziellen Profit einbrachte, aber das Leben nur weniger britischer Soldaten kostete. Dabei dürfte die britische Politik und Strategie im Mittleren Osten für die verschiedenen Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich von 1895, 1908, 1909 und 1915 mitverantwortlich sein, haben doch die Briten über ein Jahrhundert lang die Sultane in Istanbul bei ihrem verbrecherischen Vorgehen gegen die Christen unterstützt. Eindeutig stehen die Briten in der Verantwortung für die 1922 durch Moustapha Kemal «Atatürk» betriebene Auslöschung und Vertreibung der kleinasiatischen Griechen, die eine dreitausendjährige Kultur in Kleinasien aufrechterhalten hatten. Mit ihren Kriegsschiffen vor Smyrna haben die Briten damals jede Hilfe an die Griechen unterbunden.1
Die Fehler, die die USA mit dem Irak-Krieg 2003 begangen haben, werden sie nicht mehr wiederholen. Tunlichst vergessen wird aber bereits heute, dass der Sturz von Saddam Hussein zur Vertreibung von beinahe einer halben Million irakischer Christen geführt hat, die während beinahe zwei Jahrtausenden in Mesopotamien ansässig waren. Diese Tradition der britischen Geostrategie im Mittleren Osten wird durch die USA jetzt mit dem Krieg in Syrien fortgesetzt.2 Dass dem Sturz des Assad-Regimes ein reaktionäres Regime saudischer Prägung folgen dürfte, wird die Obama-Administration nicht gross beunruhigen. Auf dem Altar des syrischen Regimewechsels werden die Christen und die Frauenrechte ohne ein Nachdenken geopfert werden. An echten friedlichen Lösungen im Mittleren Osten sind die USA offenbar nicht interessiert. Dadurch werden sie in der Zukunft ihren angelsächsischen Vettern, den Briten, geostrategisch auf Augenhöhe gegenüber stehen.    •

1 Horton, G. (1926 reprint 2001). The Blight of Asia. The Society for the Study of Greek History, Athens.
2 Friedman, G. (July 24, 2012). Consequences of the Fall of the Syrian Regime. 24 July 2012. STRATFOR.

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