ds. Mit Jugendarbeitslosenquoten1 von 55,6% in Griechenland, 54,2% in Spanien, 35,1% in Portugal, 35,1% in Italien, 25,7% in Frankreich und einem EU-Durchschnitt von 22,8% im September 2012 sind die einzelnen Staaten und die gesamte EU gefordert, etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu unternehmen, wollen sie nicht, dass ihre Jugend als Kanonenfutter für die Revolution missbraucht wird, die Helmut Schmidt befürchtet und deren Ausgang niemand kennt. Einen Vorgeschmack lieferten die Unruhen in Frankreich 2005 oder in England 2011, bei denen ganze Strassenzüge wie nach einem Bombenangriff aussahen; oder die zunehmend heftiger werdenden Demonstrationen in Griechenland, Spanien, Italien und erneut Frankreich. Der Aufbau der Eurogendfor, einer militärischen Polizeitruppe zur Aufstandsbekämpfung, und der Bau des dazugehörigen Truppenübungsplatzes in Altmark für 100 Millionen Euro sind keine brauchbaren nachhaltigen Lösungen. Hier sind die Staaten gefordert, einen konstruktiven Beitrag zur Behebung der Jugendarbeitslosigkeit zu leisten.
Die global spekulierenden Finanzmärkte müssen reguliert und die Importe so weit wie möglich durch heimische Produktion ersetzt werden, «da müsste der Staat direkt eingreifen», so die Vorschläge des Ökonomen Heiner Flassbeck. Und Karl Albrecht Schachtschneider fordert aus staatsrechtlicher Sicht: Die Volkswirtschaft als Wirtschaft eines Volkes müsse den Gesetzen des Volkes unterworfen sein und nicht der Macht der Kapitalgeber.
Ein weiterer Bereich ist die Berufsbildung. Hier bieten sich dem Staat in Zusammenarbeit mit dem einheimischen Gewerbe vielfältige Möglichkeiten, der Jugendarbeitslosigkeit besonders effizient entgegenzuwirken und die Jugendlichen wieder in Arbeit und Gesellschaft zu integrieren. Der Staat müsste Einzelinitiativen zur Lehrlingsausbildung unterstützen, die Gründung von Produktions- und Konsumgenossenschaften, die sich zur Ausbildung von Nachwuchs verpflichten, fördern oder da, wo nötig, auch selbst Lehrbetriebe einrichten: Ein Meister könnte mit drei bis vier erfahrenen Facharbeitern und vielleicht 20 Lehrlingen Aufträge der Bevölkerung übernehmen und kostengünstig und zuvorkommend ausführen; in verschiedenen Berufszweigen. Verbunden mit einem Tag Theorie pro Woche würde so eine Generation von Facharbeitern heranwachsen, die selbständig weiter arbeiten und neue Lehrlinge ausbilden könnte. Tatsache ist, Länder, die keine duale Berufbildung haben, die also die Verbindung von praktischer Arbeit und Theorie in der Ausbildung nicht kennen, leiden häufiger unter einem Mangel an Facharbeitern und grosser Jugendarbeitslosigkeit als Länder mit einem dualen Berufsbildungssystem wie die Schweiz, Deutschland und Österreich. Mit der dualen Berufsausbildung könnte die Jugendarbeitslosigkeit auch in den Ländern mit hohen Quoten spielend behoben werden.
Arbeit gibt es genug. Heute bleibt alles liegen, was nicht ein Maximum an Profit abwirft. Es braucht wieder «eine Wirtschaft zum Nutzen aller», so der Titel einer Volksinitiative, die derzeit in der Schweiz lanciert ist. (siehe Zeit-Fragen, Nr. 41 vom 25. September) Diese fordert, dass sich die Wirtschaft wieder an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht umgekehrt, die Menschen nach der Pfeife der Wirtschaft tanzen müssen. •
1 nach: Eurostat. Statista 2012, <link http: de.statista.com statistik daten studie umfrage jugendarbeitslosigkeit-in-europa>de.statista.com/statistik/daten/studie/74795/umfrage/jugendarbeitslosigkeit-in-europa/
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