Leserbriefe

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Die Alternative zum «Homo oeconomicus»

Frau Föllmer-Müller hat recht, das Genossenschaftswesen als Teil einer personalen Wirtschaft hervorzuheben. Deshalb hat die Mittelstandsökonomie auch die Genossenschaften immer von den echten Kapitalgesellschaften getrennt. Genossenschaften haben viel mehr gemeinsam mit den übrigen Personalunternehmen als mit den Kapitalgesellschaften.
Für die Kapitalgesellschaften gilt das «Homo oeconomicus»-Prinzip im Sinne rational-ökonomischen Wirtschaftens nur als Modell, in der Wirklichkeit jedoch nur bedingt, weil viele Entscheide der Manager eben auch nicht nur rational-ökonomisch, sondern nach persönlichen Vorlieben und Wünschen fallen.
Bei den Personalunternehmen dagegen gilt das «Homo oeconomicus»-Prinzip nicht einmal theoretisch, wie die von uns entwickelte Mittelstandsforschung nachgewiesen hat: 4 Millionen Unternehmer entscheiden in ihren Familienbetrieben (etwa 95% aller Unternehmen in Deutschland) nicht nach objektiver Rendite, sondern nach subjektiver – nach den Vorteilen für sich und ihre Familien.
Der Unterzeichner selbst hat den grössten Teil seiner Finanzmittel in ein Forstgut gesteckt – mehr als 1 Million Bäume aufgeforstet – von denen er selbst und sein Sohn keinerlei Rendite haben, sondern allenfalls seine Enkel oder Urenkel. Diese Mentalität, Familienrentabilität zu erzielen, ist im Personalunternehmen üblich, widerspricht aber dem «Homo oeconomicus»-Prinzip der kurzfristigen Rentabilität, wie sie Manager in ihren Betrieben – vor allem bei Banken – erzielen wollen, weil sie nur kurze Zeit in ihrem Job sind und in dieser Zeit Rendite geniessen wollen.
Genossenschaften bringen ebenfalls Wünsche, Forderungen und Rentabilitätsüberlegungen ihrer Genossen dominierend ein, haben also viel mehr Elemente der Personalwirtschaft und Personalunternehmen als erstere.
Die Mittelstandsökonomie hat nachgewiesen, dass die personale Wirtschaft nicht nur die humanste Form des Wirtschaftens ist, sondern auch die nach den Wünschen der Unternehmerfamilie rentabelste. Nur ist eben diese Rentabilität langfristig familienbezogen statt kurzfristig gewinnbezogen.
Der Hinweis von Frau Föllmer-Müller auf diesen grundsätzlichen Unterschied war wichtig und richtig.

Prof. Eberhard Hamer

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