US-Lob für das Modell Schweiz schon im 18. Jahrhundert

US-Lob für das Modell Schweiz schon im 18. Jahrhundert

Würdigung der bewaffneten Neutralität und des Föderalismus

ts. Entgegen den Behauptungen einiger ideologiegeleiteter Historiker der 5. Kolonne war schon die Schweiz des Ancien régime, also des 18. Jahrhunderts, ein Sonderfall in der Staatenwelt Europas. Zeugnisse aus der damaligen Zeit belegen das zur Genüge, wenn auch eine obrigkeitsstaatliche Geschichtsschreibung damals und offensichtlich auch heute diesen Umstand scharf kritisierte: Es durfte nicht sein, dass da ein republikanisch organisiertes Gebilde bestand, dessen Bewohner sich gegen feudalabsolutistische Zumutungen verwahrten. Dass es auch positive Stimmen zu diesem Sonderfall im Herzen Europas gab, mag nicht erstaunen, war doch die Zeit reif für einen Wandel hin zu mehr Freiheit der Bürger.

Fussend auf den Erkenntnissen der naturrechtlichen Schule von Salamanca und den Studien der darauf aufbauenden Aufklärer wie John Locke, Montesquieu, Rousseau und anderen setzte sich im 17. und 18. Jahrhundert ein personales Menschenbild nach und nach durch, welches dem Menschen eine innewohnende Würde zuschreibt und persönliche Freiheit als höchstes Gut definiert, immer aber in Kombination mit der Ausrichtung auf das Bonum commune. Wurde diese Diskussion in Europa zuerst akademisch geführt, bevor sie in der Französischen Revolution eine wenn auch blutige Faktenlage schuf, so fanden die konkreten Umsetzungen bei den Auswanderern aus dem absolutistischen Europa statt: bei den Kolonisten in Nordamerika.

«Federalist Papers» nehmen Bezug auf die Schweiz

Hier wurde in den Diskussionen um die beste Struktur des neuen Staates das Schweizer Modell des 18. Jahrhunderts voller Hochachtung studiert. So bezog sich die Diskussion in den berühmten «Federalist Papers» mehrmals auf das Modell Schweiz. Kritisierte James Madison, später der vierte Präsident der USA, die Schweiz sei zu föderalistisch aufgebaut und bräuchte mehr Zentralismus wie sein Wunschbild der USA, priesen seine Gegner, die Anti-Federalists, die Schweiz gerade wegen ihres dezentralen, föderalistischen Aufbaus von unten nach oben als grosses Vorbild. Zu bemerken ist hier, dass der amerikanische Begriff «Federalism» genau gegenteilig zum deutschen verwendet wird, womit also ein US-Federalist einen starken Bundesstaat will, mit Betonung auf Bund, also auf einer starken Zentralgewalt, während der deutsche Begriff Föderalismus im Gegenteil eine schwache Zentralgewalt und eine grosse Eigenständigkeit der Bundesmitglieder, der foederati, umschreibt.

Zur Verteidigung von Haus und Hof selber zur Waffe greifen

Die Antifederalists unter Führung von George Mason, seines Zeichens Verfasser der berühmten Virginia Declaration of Rights, verwiesen in ihren Forderungen wiederholt auf die Schweiz als Beispiel. In der Eidgenossenschaft ortete Mason die von ihm erstrebte republikanische Gesinnung. Zum Beispiel sah er diese Gesinnung im Bürger verwirklicht, der zur Verteidigung von Haus und Hof selber zur Waffe greife, nie aber für eine adlige Obrigkeit in die Schlacht ziehen wolle. So habe sich die Schweiz inmitten von grossen kriegerischen Staaten behaupten können. Dieser Geist, so Mason, müsse in den USA ebenfalls gepflegt werden. Wenn diese Worte auch angesichts des heutigen US-Militärmolochs fast gespenstisch weit entfernt sein mögen, gab und gibt es diese Tradition in den Vereinigten Staaten noch immer.

Es brauche keinen starken Präsidenten – die Armee sei nicht kostspielig

Die Bürger des damals noch kleinen Landes mit wenigen Millionen Einwohnern waren sich vollauf bewusst, dass kleinere Staatsgebilde eine fähige Milizarmee brauchten, wenn sie unter Grossmächten bestehen wollten. Noch heute existieren ja in diversen US-Bundesstaaten Bürgergruppen, die zurück zur Kleinräumigkeit wollen, ja gar einen föderalistischeren Aufbau der USA anstreben, das Federal Reserve Board (FED), die private US-Notenbank, abschaffen und das Militär in das Homeland zurückbeordern wollen. Denn ohne grossen Zentralstaat und ohne Berufsarmee wird eine Interventionsarmee obsolet. Die Geschichte hat es immer wieder gezeigt: Stehende Heere sind per se friedensgefährdend, während Milizarmeen mit Bürgern im Waffenrock Kriege verabscheuen. Kleinstaaten sowieso, anders als grosse Zentralstaaten.
Nebst diesem Lob für die Schweiz in der amerikanischen Verfassungsdebatte, dass die Schweiz durch eine freiheitliche Ordnung, und nicht etwa durch eine starke Zentralgewalt zusammengehalten werde, wurden auch Beispiele angeführt: Auch im Wesen unterscheide sich der Schweizer Bauer zum Beispiel von einem französischen. Auch brauche es keinen mächtigen Präsidenten, und die Armee sei nicht kostspielig – weil sie im Milizprinzip organisiert sei. Worte, die in der heutigen Debatte um die Milizarmee in der Schweiz und anderswo unbedingt bedacht werden müssen.

Dekonstruktivisten werden Lügen gestraft

Und notabene: Diese lobenden Worte aus den USA betreffen eine Eidgenossenschaft, die sich noch im Ancien régime bewegte! Dies sei all jenen ins Stammbuch geschrieben, die sich am Swiss-Bashing beteiligt haben, und hier sind die Basher von innen gemeint, jene geschichtsklitternden Dekonstruktivisten, die alles in Frage stellen, nur sich selber und ihre ideologiegeleitete Weltsicht nicht. Selbst eine Schweiz, die niemand mehr zurückwünscht, gab es doch noch Untertanenverhältnisse, keine Rechtsgleichheit wie heute, selbst diese vormoderne Schweiz fiel positiv auf: Eben, wie Dr. René Roca (vgl. Zeit-Fragen Nr. 4 vom 21. Januar 2013) in seiner Forschungsarbeit aufgezeigt hat, weil die genossenschaftliche Fundierung mit ihrem personalen Menschenbild in ihrer Verbindung mit dem naturrechtlich abgestützten Gedankengut der Aufklärung den modernen Bundesstaat bereits in nuce enthielt. Die ewigen Schweiz-Nörgler müssen sich also die Frage gefallen lassen, wie es um ihre Weltoffenheit oder eben Borniertheit steht, wenn sie all diese Stimmen aus dem Ausland schlicht unter den Teppich kehren.    •

Churchill zur Neutralität der Schweiz

«Ich wünsche ein für allemal festzuhalten: Unter allen Neutralen hat die Schweiz den grössten Anspruch auf Auszeichnung. Sie war die einzige internationale Kraft, welche die grässlich zerstrittenen Nationen noch mit uns verband. Was bedeutet es schon, dass es ihr nicht möglich war, uns die wirtschaftlichen Leistungen zu erbringen, die wir wünschten, oder dass sie den Deutschen zuviel gegeben hat, um sich selber am Leben zu erhalten? Sie war ein demokratischer Staat, der in seinen Bergen für Freiheit in Selbstverteidigung stand, und in Gedanken, ungeachtet ihrer Herkunft, grösstenteils auf unserer Seite stand.»

(Winston Churchill, zitiert bei Codevilla, Angelo M.: Between the Alps and a hard place: Switzerland in World War II and moral blackmail today. Washington DC, 2000.

dt.: Angelo M. Codevilla: Eidgenossenschaft in Bedrängnis. Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg und moralischer Druck heute. Novalis Verlag Schaffhausen 2001.
ISBN 3-907160-81-9. S. 31)

US-Präsident Dwight D. Eisenhower 1956 über die Neutralität:

«Eine Entscheidung, sich von militärischen Bündnissen fernzuhalten, könnte als vernünftig und gar als weise anerkannt werden.» (zit. nach Widmer, S. 75)

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