Ziele und Mittel der Hightech-Militärstrategie von Obama

Ziele und Mittel der Hightech-Militärstrategie von Obama

von Prof. Dr. Albert A. Stahel, Institut für Strategische Studien, Wädenswil

Wie aus verschiedenen Publikationen in Fachzeitschriften der letzten Zeit erkennbar wird, will die Obama-Administration trotz der unbefriedigenden Wirtschaftslage im Land auch in der Zukunft an der Hegemonialstellung der USA festhalten. Ein Resultat davon ist die zunehmende Konfrontation mit China im westlichen Pazifik. Im Gegensatz zur intellektuell einfach konzipierten, heute beinahe als antiquiert zu bezeichnenden Militärstrategie der vorangegangenen Bush-Administration setzt Obama auf Hightech für die Durchsetzung der geostrategischen Hegemonie der USA in der Welt. Dazu gehören Cyber-War mit Viren und Würmern gegen dafür anfällige Einrichtungen eines Gegners, wie Informatik- und Elektrizitätsnetzwerke. Erinnert sei an den Computervirus Stuxnet, mit dem 2010 das atomare Waffenprogramm Irans unterminiert wurde. IT-Experten vergleichen Stuxnet in Analogie zum Luftkrieg als eine Präzisionswaffe im Cyber-War.
Zu den Hightech-Mitteln der Obama-Administration gehören auch die Kampfdrohnen UCAVs (Unmanned Combat Aerial Vehicles). Nur durch einige wenige politische Vorschriften eingeschränkt, werden unliebsame Führer oder wichtige Angehörige von al-Kaida durch die Präzisionslenkwaffen Hellfire von UCAVs, die durch in Nevada stationierte Offiziere gesteuert werden, liquidiert. Dass es dabei zu Kollateralschäden, also zu Tötungen von unschuldigen Zivilisten, kommt, nehmen die Auftraggeber eines UCAV-Einsatzes in Washington DC und ihre Operateure in Nevada in Kauf.
Das dritte wichtige Mittel des strategischen Arsenals Obamas und seiner Administration sind die hochtrainierten Eliteeinheiten der Special Operations Forces (SOF), wie Seal Team Six und Delta. Mit diesen Elitesoldaten werden hochrangige Gegner direkt ausgeschaltet. Ein Beispiel dafür war die Liquidierung Usama bin Ladins in seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad 2011. Die dafür notwendige Nachrichtenbeschaffung durch Waterboarding (Simulierung des Ertrinkens) bei gefangenen al-Kaida-Anhängern obliegt der CIA, die in zunehmendem Masse die federführende Funktion im Krieg gegen al-Kaida übernommen und damit die Streitkräfte aus dieser Funktion teilweise verdrängt hat. Die gezielte Ausschaltung gegnerischer Führerpersönlichkeiten zeigt auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vorgehen der Kader-Guerilla in Europa Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Insbesondere die Terroristen der RAF wollten Staat und Gesellschaft der deutschen Bundesrepublik durch die Tötung hochgestellter Führungspersönlichkeiten des Staates und der Wirtschaft schwächen und am Ende die gesamte Gesellschaft vernichten. Die Obama-Administration will in Analogie zu den europäischen Terroristen des letzten Jahrhunderts durch die Beseitigung der al-Kaida-Führung den Zusammenbruch ihres Gegners herbeiführen.
Interessant sind aber die Axiome, die diese Strategie bestimmen. Während die Obama-Administration die beschriebenen Hightech-Mittel weitgehend verdeckt einsetzt, überlässt sie den Einsatz konventioneller Mittel, wie die Bombardierung von Gegnern aus der Luft oder/und die Unterstützung sogenannter Aufständischer gegen unliebsame Diktatoren ihren Alliierten. Beispiele dafür sind die Interventionen in Libyen und Mali durch europäische Alliierte oder die Führung der sogenannten Free Syrian Army durch die Türkei und Saudi-Arabien. Ein ähnliches Muster ist auch im Konflikt zwischen Japan und China um die unbewohnten Inseln im westlichen Pazifik erkennbar. Die USA beschränken sich in allen diesen Konflikten und Auseinandersetzungen auf die Logistik. Diese Strategie und Denkweise weisen Gemeinsamkeiten mit der Strategie Nixons und Kissingers nach dem Ende des Vietnam-Krieges auf. Damals wollten Nixon und Kissinger wie heute Obama lediglich die Ziele konzipieren und die Kriegführung ihrer Alliierten durch die Logistik der USA unterstützen. Auch heute sollen die Alliierten für die USA die militärische Drecksarbeit erledigen. Diese Denkweise lässt sich durch ein französisches Bonmot aus den Weltkriegen charakterisieren, mit dem die Franzosen den Briten vorwarfen, dass sie jeweils in den Kriegen das Leben ihrer britischen Soldaten auf Kosten der Franzosen mit der folgenden Devise schonen würden: «Se battre jusqu’au derniers soldats français!» Die Alliierten sollen bluten und nicht mehr die Amerikaner, denn diese hätten aus der Sicht von Politikern in Washington DC in den Kriegen der letzten 20 Jahre schon genügend Opfer erbracht. Dass beinahe alle diese Kriege aber durch die USA ausgelöst und geführt wurden, wird dabei verschwiegen.    •

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