Eine Militärdoktrin der Illusionen

Eine Militärdoktrin der Illusionen

von Gotthard Frick

Kein potentieller Feind unseres Landes hätte je zu hoffen gewagt, unsere Armee ohne massive Gewaltanwendung so zerschlagen zu können, wie wir das in wenigen Jahren selber getan haben und immer noch tun. Man hätte sie zwar etwas verkleinern dürfen, aber dabei nicht alles zerstören sollen, was ihre Stärken waren.
Die beiden, heute ernsthaft erkrankten Zwillingsschwestern unserer Aussenpolitik – unsere, früher dank strikter Neutralität absolute Friedfertigkeit und eine starke Landesverteidigung – wurden weltweit, auch bei vielen einfachen Menschen, als beispielhaft und glaubwürdig empfunden und haben der Schweiz international ein sehr hohes Ansehen gebracht. Auf Grund früherer, leider nicht mehr gültiger Vorstellungen, wird da und dort immer noch angenommen – manchmal sogar im heutigen China, wie der Verfasser zu seinem grossen Erstaunen verschiedentlich erfuhr – alle Schweizer Männer und Frauen seien bereit, im Falle eines Angriffes für Freiheit und Unabhängigkeit zu kämpfen, und wir mischten uns grundsätzlich in keine fremden Händel ein. Aber was die Generalstäbe bedeutender Mächte schon wissen, muss man unserem Volk laut und deutlich sagen:
Wir haben heute keine Armee mehr, die einen Krieg vom Land fern halten kann.
Übrigens, laut internationalem Neutralitätsrecht sind wir verpflichtet, im Kriegsfall den Kriegsparteien den Einbezug unseres Landes und unseres Luftraumes in ihre Operationen zu verwehren. Diese internationale Verpflichtung können wir heute nicht mehr erfüllen.

Kosten-Nutzen-Rechnungen vor Entscheiden zum Angriff

Auch grosse Mächte stellen Kosten-Nutzen-Rechnungen vor Entscheiden über Angriffe auf andere Länder an und fragen sich, ob der Preis, den sie damit gewinnen wollen, die Kosten rechtfertige. Jeder, der gegenwärtig die Nachrichten liest, hat gemerkt, dass selbst die militärisch immer noch so mächtigen USA auf Grund der horrenden Kosten von Feldzügen, wie z.B. diejenigen im Irak und Afghanistan, mit Interventionen zurückhaltend geworden sind.
Unmittelbar vor und nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges haben die Generalstäbe von Deutschland und Frankreich Kosten-Nutzen-Überlegungen darüber angestellt, ob es sich für ihre eigene Armee lohnen würde, den Feind durch die Schweiz anzugreifen. Sie haben sich aber auch überlegt, ob es sich für ihren Feind lohnen würde, ihr eigenes Land durch die Schweiz anzugreifen. Beide Generalstäbe kamen auf Grund der Stärke der Schweizer Armee und dem schwierigen Gelände zum Schluss, es lohne sich weder für die eigene noch für die Armee des Feindes. Die Joint Chiefs of Staff Englands prüften das ebenfalls für beide Parteien und meinten aus denselben Gründen ebenfalls, es lohne sich weder für Frankreich noch für Deutschland. Der deutsche Generalstabschef Halder bemerkte dazu noch in seinem Kriegstagebuch, eine Umgehung der französischen Front «durch eine unverteidigte Schweiz wäre eine verlockende Möglichkeit».
Wörtlich wurden zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg in einer deutschen Angriffsplanung als erster Preis die «wichtigen Nord-Südverbindungen» (Gotthard, Lötschberg-Simplon) mit ihrer Stromzufuhr, und erst an zweiter Stelle eine halbwegs intakte Schweizer Wirtschaft und «ferner unzerstörte Kraftwerke und Eisenbahnen» genannt. Nur sie bildeten «einen angemessenen Preis für eine bewaffnete Intervention in der Schweiz». Im Plan wurde die Bedeutung dieser Nord-Südverbindungen, das heisst der Alpentransversalen, noch mit den Worten hervorgehoben: «Erst ihr uneingeschränkter Besitz bedeutet einen klaren militärischen Sieg über die Schweiz.» Dann wird die Schlussfolgerung gezogen: «Die Bezwingung der sich erbittert verteidigenden Truppen im Hochalpenreduit wird eine schwer zu lösende Aufgabe darstellen.»
1944, als die Alliierten lange in Frankreich steckenblieben, forderte sie Stalin ultimativ auf, die deutsche Front durch einen Angriff durch die Schweiz zu umgehen. Die oberste militärische Führung der inzwischen so mächtigen US-Streitkräfte prüfte diese Option und kam zum Schluss: «Die Schwierigkeiten des Geländes und die anerkannte Fähigkeit der kleinen, aber effizienten Schweizer Streitkräfte im Kampf auf ihrem eigenen Boden würden ein solches Projekt zweifelhaft machen.» Auch die Amerikaner schätzten offensichtlich die Kosten eines Angriffes durch die Schweiz als zu hoch ein.
Staaten werden auch in Zukunft Kosten-Nutzen-Überlegungen vor Entscheiden über Angriffe anstellen. Weitere Beispiele aus dem Zweiten Weltkrieg, die im folgenden in diesem Artikel auch genannt werden, zeigen zum Teil andere Überlegungen, die im Krieg – auch von militärisch überlegenen Mächten – angestellt werden bzw. Zwänge, denen sie nicht ausweichen können. Solche Überlegungen werden angestellt werden und Zwänge bestehen, solange es Kriege gibt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn sich unser Volk dessen bewusst würde.
Unser Bestreben müsste es sein, dafür Sorge zu tragen, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung immer zu unseren Gunsten ausgeht und wir dadurch den Einbezug unseres Landes in einen Krieg verhindern können. Aber je mehr die WEA, also die Weitere Eliminierung der Armee, fortschreitet, desto geringer wird ein potentieller Angreifer in Zukunft seine Kosten, dagegen um so grösser seinen Nutzen einschätzen, da eine Besetzung schnell und ohne grosse Zerstörungen und eigene Verluste möglich ist und ihm dann unsere Wirtschaft und das Verkehrsnetz weitgehend funktionstüchtig zur Verfügung stehen. Die Generalstäbe einiger zukünftiger potentieller Angreifer werden dankbar den Ausverkaufspreis vorgemerkt haben, den wir ihnen für einen Angriff anbieten.

Die Realität des Krieges

Eine abschreckende Armee und eine Kultur der absolut dem Frieden verpflichteten Wehrhaftigkeit, wie wir sie früher hatten, können nur über lange Zeiträume aufgebaut werden. Da sich unser sattes Volk nicht bewusst ist, was Krieg wirklich bedeutet und ihm auch nicht gezeigt wird, wie eine zukünftige kriegerische Bedrohung aussehen könnte, glaubt es angesichts des in Europa schon lange herrschenden Friedens, dass dieser Zustand auf alle Zeiten so bleiben werde und der persönliche Einsatz der Bürger und Bürgerinnen und die Mittel für eine glaubwürdige Landesverteidigung nicht mehr notwendig seien.
Alle die Scheusslichkeiten der letzten 75 Jahre bis hin zu den jüngeren Konflikten im Kosovo, also in Europa, und den gegenwärtigen barbarischen Metzeleien im Mittleren Osten und in Zentralafrika, sind für viele Schweizer quasi Szenen aus einem Horrorfilm, den wir aus einem komfortablen und sicheren Zuschauerraum mit genüsslichem Grauen anschauen können, bevor wir zu einem guten Nachtessen gehen.
Muss man wirklich mit schrecklichen Beispielen aus der Wirklichkeit in Erinnerung rufen – ohne auch noch von den gefallenen Soldaten und den flächendeckenden Zerstörungen zu reden –, dass in dieser geschichtlich sehr kurzen, bis in unsere heutige Zeit reichenden Vergangenheit viele Millionen von wehrlosen, unschuldigen Menschen vergast, erschossen, bei lebendigem Leib begraben, verbrannt, erhängt, zu Sklavenarbeit in Minen und Fabriken verschleppt wurden, dass rasende Soldaten Zehntausende junger Frauen tagelang vergewaltigt und dann umgebracht haben, indem sie ihnen Pfähle oder zerbrochene Flaschen durch die Vagina in den Unterleib stiessen? All diese und viele andere Bestialitäten haben Menschen anderen Menschen auf Grund von Hass, aus Rache oder wegen erlebtem Unrecht und Demütigungen angetan und tun sie ihnen bis heute an. Zu welchen Greueltaten werden die Menschen in Eu­ropa fähig werden, welchen Führern werden sie folgen, sollte zum Beispiel der gigantische Schuldenberg zusammenbrechen und zu einer allgemeinen Verarmung und Chaos führen?

Militärdoktrin der Schweizer Armee

In der No. 2/2013 der Military Power Revue, dem Fachmagazin der Schweizer Armee, haben 5 Autoren den gegenwärtigen Stand und die Perspektiven der «Militärdoktrin der Schweizer Armee» dargestellt.

Ein nicht umsetzbarer Auftrag
Die hier folgende Kritik richtet sich nicht an diese Fachleute. Sie haben ihre Pflicht getan und versucht, innerhalb der strangulierenden Vorgaben von Bundesrat und Parlament loyal den unrealisierbaren Auftrag auszuführen, eine Landesverteidigung auszudenken, die den verfassungsmässigen Auftrag erfüllen kann. Das erklärt die Tricks, mit denen sie das erreichen wollen, weil das Ziel mit den verfügbaren Mitteln nicht erreicht werden kann. Es spricht für ihre Kompetenz, dass sie indirekt immer wieder durchschimmern lassen, dass an sich andere Rahmenbedingungen erforderlich wären, und dass sie auf die mit dieser «Sicherheitspolitik» verbundenen Risiken hinweisen.

Die WEA*, die Weitere Eliminierung der Armee
Die bisher bereits stattgefundene bzw. Weitere Eliminierung der Armee (WEA) wurde von anderer Seite schon eingehend kritisch kommentiert. Hier nochmals kurz die wichtigsten Abbruchstellen:
–    Unser weltweit einmaliges, einfaches, preiswertes und fast nicht auszuschaltendes Mobilmachungssystem wurde zerstört. Heute ist die Rumpfarmee nur nach vielen Monaten teilweise einsatzbereit. Laut Meldungen soll anscheinend vorerst für 1 500 Mann wieder ein rascheres System eingeführt werden.
–    Die Armee wurde massiv zusammengestutzt und grosse Teile der Rumpfarmee sind sogar nicht einmal für den Kampf, für einen kriegerischen Einsatz vorgesehen.
–    Die Rumpfarmee kann heute nicht mehr voll ausgerüstet werden. Das erinnert an die chinesische Armee im Korea-Krieg, als nur die erste Welle der Angreifer ausgerüstet war und die jeweils folgenden Wellen die Waffen der gefallenen Soldaten aufnehmen musste, um kämpfen zu können.
–    Entgegen jeder militärischen Grundregel wurde die vorher dezentralisiert und deshalb fast unzerstörbar gelagerte Ausrüstung in fünf grossen Logistikzentren konzentriert, deren genaue Lage allgemein bekannt ist, auch jedem fremden Generalstab. Mit anderen Worten, die Ausrüstung der Armee kann plötzlich und schlagartig aus grosser Distanz ausgeschaltet werden, noch bevor ein Krieg angefangen hat. Sie soll anscheinend im Rahmen der WEA wieder etwas dezentralisiert werden.
–    Die Tausenden, von zwar zerstörbaren, aber mit wirkungsvollen Waffen ausgerüsteten Kampfanlagen wurden und werden weiter aufgegeben. Der von einem Gegner berechnete, materielle und zeitliche Aufwand allein für das Ausschalten eines Teils derselben hätte vor einem Entscheid über einen Angriff seine Kosten-Nutzen-Rechnung stark belastet, vielleicht unter dem Strich zu einem Verlust und deshalb zu einem Verzicht auf einen Angriff geführt. Befände sich unser Feind auch noch mit anderen Mächten im Krieg, was sehr wahrscheinlich ist, so bräuchte er solche Bunker knackenden Waffen auch anderswo. Das würde seine Kosten-Nutzen-Rechnung noch stärker belasten.
(In einer deutschen Angriffsplanung des Zweiten Weltkrieges wurde sehr deutlich ausgedrückt, dass Mittel, die an einer Stelle eingesetzt werden, dafür andernorts fehlen. Es wurde darauf hingewiesen, dass praktisch von sämtlichen deutschen Fronten Divisionen für den Angriff auf die Schweiz abgezogen werden müss­ten. Dann wird auf die Konsequenzen hingewiesen: «Durch den Angriff auf die Schweiz wird deshalb zeitweilig eine weitgehende Schwächung der zur Abwehr von Landungen der Westalliierten bestimmten Kräfte eintreten. Auch bedeutet der Abzug der mit dem Ostkrieg [gegen die Sowjetunion, der Verf.] vertrauten Truppen eine gefährliche Einbusse an dieser Front».)
–    Grosse Bestände an Kampfgerät – Panzer, kampfwertgesteigerte Schützenpanzer und anderes – wurden entweder ins Ausland verkauft oder verschrottet. Wie ein Kritiker zu Recht bemerkte, wird wohl niemand alte, nicht mehr ganz leistungsfähige Feuerwehrautos verschrotten, bevor neue einsatzbereit sind.

Denkbare kriegerische Bedrohungen

Es würde den Rahmen dieser Beurteilung der Militärdoktrin sprengen, näher auf denkbare kriegerische Bedrohungen einzugehen. Es sei aber daran erinnert, dass eine neue Weltordnung im Entstehen ist. Wie sie aussehen wird, ist noch nicht absehbar. In solchen Zeiten des Umbruchs fanden öfters Kriege statt.
Asien, allen voran China, Indien, in Eu­ropa Russland, aber auch viele andere Staaten rüsten stark auf. Die USA, immer noch die grösste Militärmacht, haben ihr Haupt­interesse von Europa weg neu auf den Pazifik fokussiert. Alte und neue Spannungen, wie zum Beispiel um die Schaffung und Führung von Einflusssphären, um die Souveränität über Territorien, um die Beherrschung von Ressourcen (Wasser, landwirtschaftliche Böden, Rohstoffe), um die Migration, um die immer stärkere Verseuchung von Luft, Wasser und Boden, zwischen arm und reich, und viele andere verstärken sich gegenseitig. Schlafende Vulkane, wie die nicht mehr auf ordentlichem Weg zu tilgenden gigantischen Schulden, könnten explodieren und bei den betroffenen Menschen rasch zu extremen Stufen von Wut und Empörungen führen, die ihrerseits wieder Treibstoff für Kriege liefern.

Fragwürdige Prioritäten bei den Aufgaben der Armee

In der Reihenfolge der Aufgaben, die die Armee laut Militärdoktrin übernehmen soll, steht die Landesverteidigung am Schluss. Das spricht Bände.

Friedensförderung
Das zuerst genannte Argument, wir bräuchten ein Instrument für «friedensfördernde Einsätze im Ausland» , ist wirklich keine Begründung für eine Armee. Es ist nicht eine Aufgabe der Schweiz, Interventionstruppen zu unterhalten und in der Welt herumzuschicken, damit sie dort im Auftrag der «OSZE» oder der «Weltgemeinschaft» für «Ruhe und Ordnung» sorgen. Diese Aufträge dienen oft der Durchsetzung westlicher Interessen, trotz Tarnung mit populären Gründen, wie es in Libyen der «Schutz von Menschenleben» war. Um bei Libyen zu bleiben: China hält sich bei solchen, vom Westen beantragten Einsätzen der «Weltgemeinschaft» noch zurück. Es folgt damit wohl dem Ratschlag seines grossen Reformers, Deng Xiaoping, der empfohlen hatte, nicht aufzufallen, bis China stark genug sei, um seine Sicht mit Nachdruck zu vertreten. In Zukunft dürfte das erstarkende China, und wohl auch Russland, militärischen Einsätzen zur «Friedensförderung» nur noch in seltenen Fällen zustimmen, womit ein Einsatz von Schweizer Truppen, sofern unser Land weiterhin als neutral wahrgenommen werden will, ohnehin meistens völlig ausgeschlossen wäre.
(Es sagt viel über die heutige SPS [Sozialdemokratische Partei der Schweiz], dass sie die deutsche «Studiengruppe Alternative Sicherheitspolitik» mit der «Expertise» «Verantwortung und Schutz» zur Schweizerischen Sicherheitspolitik beauftragt hat und die dort vorgeschlagenen «friedensfördernden» Auslandeinsätze als Begründung für eine nur noch auf Zeit tolerierte Armee von 50  000 Mann als Grundlage ihrer eigenen «Sicherheitspolitik» genehmigt hat.)

Militärische Unterstützung ziviler Behörden
Auch die in der Doktrin unter dem Titel «Militärische Unterstützung ziviler Behörden» für einen Militäreinsatz an zweiter Stelle genannten Gründe sind kein Argument für eine Armee. Alle diese Aufgaben, zum Beispiel Hilfe nach Erdbeben und anderen Naturkatastrophen, könnten nach Erlass der entsprechenden Gesetze und der entsprechenden Vorbereitungen spezialisierten, rasch mobilisierbaren zivilen Korps (zum Beispiel aus Mitarbeitern und Gerät von Baufirmen) übertragen werden. Selbst die Polizei liesse sich im Hinblick auf mögliche Massengewalt durch dafür vorbereitete Kräfte jeweils rasch verstärken.

Verteidigungskompetenz statt Verteidigungsfähigkeit
Es gibt keine andere Begründung für eine starke Armee, als die Landesverteidigung und dort an vorderster Stelle – als Hauptziel – die Verhinderung des Einbezuges der Schweiz in einen Krieg oder in mit umfangreicher Gewalt verbundene Unruhen in unserer Nachbarschaft.
Unter dem letzten Titel, «Verteidigung», bestätigt die Doktrin, dass wir keine Armee mehr haben, denn sie soll nicht mehr die Fähigkeit haben, kämpfen zu können, sondern nur noch über die Kompetenz zum Kampf verfügen, das heisst, sie muss nur noch wissen, wie man kämpfen würde, hätte man die Zeit zur Vorbereitung und die personellen und materiellen Mittel dazu. Dazu die Militärdoktrin wörtlich:
Die «Verteidigungsfähigkeit wird nur nach einem politischen Entscheid sowie einer längeren Vorbereitungszeit erreicht». Es soll nur noch «eine kleine Zahl den Erhalt und die Entwicklung des für die Abwehr eines militärischen Angriffes notwendigen Know-hows garantieren».
(In einer deutschen Angriffsplanung von 1942 wurde ausdrücklich davor gewarnt, nur von der Zahl der jeweils im Dienst stehenden Schweizer Soldaten für die Berechnung der für einen Angriff benötigten deutschen Kräfte auszugehen, sondern vom Gesamtbestand der Schweizer Armee, da die demobilisierten Wehrmänner bei einem Angriff sofort wieder kampffähig seien. Auch später war diese Verteidigungsfähigkeit noch intakt und ganze Regimenter konnten gegen Ende des letzten Jahrhunderts, nachdem die Soldaten noch mit ihren Familien gefrühstückt hatten und dann einrückten, am späteren Nachmittag des gleichen Tages in den Bergen ein scharfes Gefechtsschiessen mit Artillerie- und Fliegerunterstützung durchführen.)

«Zusatznutzen» einer Armee
Hat man dagegen ohnehin eine starke Armee, die über viele Fähigkeiten und Material verfügt, kann man von ihr quasi als Zusatznutzen die Unterstützung ziviler Behörden, zum Beispiel nach Erdbeben, und in den in der Militärdoktrin genannten, sehr eng begrenzten Fällen durchaus auch «friedensfördernde» Auslandeinsätze fordern. Aber eine umgekehrte Begründung für eine Armee gibt es nicht. Unser Volk hat das sehr klar erkannt. Angesichts der verwirrenden Auftragslage ist es verständlich, dass die Wehrmänner bei der kürzlichen SMS-Befragung durch den CdA ihren Beitrag zur Sicherheit unseres Landes in Frage stellten.
Was die Friedensförderung betrifft, müssen wir uns immer bewusst sein, dass die Uno von den Grossmächten zur Durchsetzung von deren Interessen manipuliert wird.     Auch kann man sich fragen, ob sich die neutrale Schweiz grundsätzlich nicht auf anderem Wege und wirkungsvoller für die Friedensförderung einsetzen kann, als über die Armee. Niemand, ausser den USA und der Nato, die uns ohnehin einbinden wollen und die dabei vom Bundesrat unterstützt werden, würde ihr das vorwerfen.
Im Kriegsfall hätte die Schweiz das Problem der «ungenügenden Wehrtiefe», wie in einer deutschen Angriffsplanung des Zweiten Weltkrieges bemerkt wurde. Damit war gemeint, unser Staatsgebiet sei so klein, dass das ganze Land zum Schlachtfeld werde. Die Folgen eines Krieges seien deshalb für uns verheerender als in vielen anderen Ländern. Diese zutreffende Beurteilung müsste an sich ein weiterer Grund sein, alles zu tun, um einen Krieg vom Land fernhalten zu können.

Anpassung der Verteidigungsfähigkeit an die Sicherheitslage

Richtigerweise soll laut Doktrin der Nachrichtendienst die Entwicklung der Sicherheitslage laufend erfassen und beurteilen. Auf Grund der Beurteilung soll dann die Verteidigungsfähigkeit angepasst, das heisst, bei einer Verschlechterung der Lage erhöht werden. Man darf annehmen, es gelinge unserem Nachrichtendienst, Veränderungen der allgemeinen Sicherheitslage wahrzunehmen.
Aber es ist eine Illusion zu glauben, Bundesrat und die Mehrheit des Parlamentes würden solche Beurteilungen der Sicherheitslage, die ja nichts anderes als Interpretationen von Informationen sind, also Meinungen von Mitarbeitern des Nachrichtendienstes, dann akzeptieren, das heisst, sie hätten dann einen Gesamtüberblick und würden strategisch denken, und nicht nur punktuell und kurzfristig wie heute.
Selbst wenn die Politik die Einsicht hätte, dass die Verteidigungsfähigkeit rasch erhöht werden muss, müsste sie bereit sein, die wegen der vorausgegangenen Vernachlässigung kurzfristig zusätzlich benötigten gewaltigen finanziellen Mittel bereitzustellen, die für das Schliessen der Lücken, das Schaffen der Verteidigungsfähigkeit und den Aufbau einer wesentlich grösseren Armee in kurzer Zeit nötig wären. Zudem müssten zahlreiche weitere Männer und Frauen ausgebildet werden, damit die Armee genügende Bestände hat, um einen längeren Aktivdienst mit seinen Ablösungsdiensten durchzuhalten. Diese müssten mehrere Monate lang der Wirtschaft entzogen werden. Schliesslich müsste die allgemeine Wirtschafts- und Finanzlage diese Anstrengung auch noch ermöglichen. Es ist eine Illusion anzunehmen, dass dieses Szenario umgesetzt werden könnte.
Sollte sich die Verschlechterung der Sicherheitslage dagegen so konkret und schnell manifestieren, dass sie sogar für unsere Bundesräte und Parlamentarier nicht mehr zu leugnen wäre, wie das zum Beispiel vor dem Zweiten Weltkrieg innerhalb von nur 6 Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg mit der Remilitarisierung des Rheinlandes, den antijüdischen Ausschreitungen, dem Anschluss Österreichs, der Zerschlagung der Tschechoslowakei und dem bei Null angefangenen Aufbau einer grossen modernen Armee und Luftwaffe durch Hitler war, dann sind angesichts des Zustandes der Armee alle denkbaren Anstrengungen zur Erhöhung der Kampffähigkeit ohnehin illusorisch, weil sie viel zu spät kämen. Sie könnten bestenfalls – wie vor dem Zweiten Weltkrieg – einige Lücken teilweise verkleinern.

Nicht vorhersehbare feindliche Schläge

Bisher redeten wir nur von längerfristigen Entwicklungen. Aber die bedeutenden Mächte haben heute die Möglichkeit, aus dem Stand überraschende strategische Mass­nahmen zu ergreifen, oder vernichtende, punk­tuelle Schläge über grosse Distanzen auszuteilen. (Die USA arbeiten gegenwärtig an einer Waffe, die in der Lage sein soll, innert einer Stunde irgendwo auf der Welt ein Ziel zu erreichen und zu zerstören).
Es ist eine Illusion zu glauben, der Nachrichtendienst könne solche strategischen Massnahmen oder gezielte Schläge im voraus erkennen. Mit der Zerstörung unseres Mobilmachungssystems und der extremen Konzentration der Ausrüstung in allgemein bekannten, leicht zu zerstörenden Logistikzentren, haben wir ja selber dafür gesorgt, dass wir dann nur noch hilflos zuschauen können, wie unsere Ausrüstung innert weniger Augenblicke überraschend zerstört und wir militärisch handlungsunfähig werden. Früher erschwerten die rasche Mobilmachung und die sofortige Übernahme ihres dezentralisiert gelagerten Materials durch die Kampfverbände einem Gegner die rasche Zerstörung des Materials zusätzlich. Heute hat er viel Zeit, einen unvorhersehbaren Schlag auf die ihm gut bekannten Ziele vorzubereiten.
Zwei Beispiele für überraschende Aktionen aus jüngerer Zeit:
Man darf wohl getrost um einen grossen Betrag wetten, dass kein Nachrichtendienst im voraus erkannt hat, dass China überraschend eine Flugsicherungszone in einer spannungsgeladenen Region einführen werde. Südkorea hat dort inzwischen mit einer eigenen nachgezogen, die sich teilweise mit den von Japan und China gleichzeitig beanspruchten überlappt. Das hat quasi über Nacht zu einer gefährlichen Erhöhung der Spannung im pazifischen Raum geführt.
Seitdem Putin wieder Präsident von Russ­land ist, hat er bereits mehrmals grosse Teile der Streitkräfte ohne irgend eine Voranzeige alarmiert. Bedeutende Verbände haben sich aus dem Stand über Tausende von Kilometern verschoben, Raketen wurden in Marsch gesetzt und mussten von der Luftverteidigung abgefangen werden, zahlreiche Flugzeuge und Schiffe waren im Einsatz. Alle Nachrichtendienste haben diese Aktionen wohl erst im nachhinein erkannt. Mit diesem Hinweis soll nicht unterstellt werden, Russ­land plane gegenwärtig einen Angriff. Aber später könnte eine derart auf Sofortaktionen getrimmte Armee wohl auch einen überraschenden Angriff auslösen. Die Beispiele zeigen uns sehr deutlich, wie illusorisch es ist, mit langen Zeiträumen für die Wiederherstellung bzw. Erhöhung der Kampffähigkeit zu rechnen.

Illusion militärischer Verteidigung: Unser vergebener Trumpf

Die in der Doktrin dargestellte «militärische Verteidigung» ist wegen der ungenügenden Grösse der Armee eine weitere Illusion. Wie könnte sich ein Angriff abspielen? Anfänglich zum Beispiel aus Distanz mit überraschend ausgelösten, kurzen, sehr intensiven Cyberwar-, Raketen- und Luftangriffen, um mindestens unsere Elektrizitätsversorgung und die Telekommunikation auszuschalten, das heisst das Land zu lähmen, und die wenigen Logistikzentren der Armee mit punktuellen Schlägen zu zerschlagen. Da die Armee ohnehin nicht innert kurzer Zeit mobilisiert werden kann und nach dem Schlag gegen die Logistikzentren über keine Ausrüstung mehr verfügen wird, sind dann weitere Aktionen des Angreifers nicht mehr dringlich.
Wir hätten an sich einen Trumpf, den wir aber im Rahmen unserer Illusionen vom ewigen Frieden vergeben haben: Unsere Alpentransversalen. Die Militärdoktrin bestätigt das mit der Feststellung, der «Hauptteil der Aktionen dürfte sich im Mittelland abspielen».
Für die meisten unserer potentiellen Feinde, oder ihre Verbündeten, sind die Alpentransversalen in einem Krieg von überragender strategischer, und im später wieder einmal eintretenden Frieden, von überragender kontinentaler wirtschaftlicher Bedeutung. Falls wir sie verteidigen und zerstören könnten, könnten wir verhindern, ausschliesslich aus dem Weltall und der Luft gelähmt und ausgeschaltet zu werden, wie vor einigen Jahren Serbien. Wir hätten die Möglichkeit, die meisten Gegner mit der Drohung zu erpressen, die Alpentransversalen derart nachhaltig zu zerstören, dass sie jahrelang, also auch im nachfolgenden Frieden, nicht mehr benützt werden können, falls der Gegner zum Beispiel unsere Elektrizitätsversorgung und wichtige Knotenpunkte der Infrastruktur aus der Luft völlig zerstören und das Land damit lähmen will. Alle westeuropäischen Länder würden in einem solchen Fall zum Beispiel den USA in den Arm fallen, hätten diese eine solche Absicht. Bei Russland als möglichem Gegner könnte dieses Argument je nach den Umständen weniger stark wirken. Dafür würde dessen Feind im Eigeninteresse die Lahmlegung unseres Landes zu verhindern suchen, falls auch wir im Krieg gegen seinen Gegner wären.
Obschon heute nicht mehr mit riesigen Panzerarmeen zu rechnen ist, hat jede bedeutende Macht eine genügende Anzahl von Kampfverbänden, um eine wesentlich grössere Streitmacht als unsere Rumpfarmee es sein wird, gegen uns einzusetzen. Angesichts der geringen Stärke der Armee und der grossen Zahl von zu verteidigenden Objekten oder Gegenden, ist es unbegreiflich, dass die Militärdoktrin vom «Hauptteil» der Aktionen im Mittelland, also mehreren gleichzeitig stattfindenden Aktionen, reden kann, um eine Besetzung zu verhindern.
Gemäss WEA soll die Luftwaffe nach dem Abschluss der nächsten Etappe der Weiteren Eliminierung der Armee nur noch über drei Flugplätze verfügen. Wollen wir sie kampflos feindlichen Luftlandetruppen überlassen, damit sie sofort von deren Luftwaffe benützt werden können? Wir haben zwei interkontinentale und mehrere kleinere zivile Flugplätze. Sollen sie verteidigt werden, oder sollen sie von Anfang dem Feind als Basen für seinen Nachschub, seine Kampfflugzeuge und Kampfhelikopter unverteidigt zur Verfügung gestellt werden? Und die Alpentransversalen? Wollen wir sie verteidigen oder gleich dem Gegner überlassen? Falls wir alle diese für unser Land so zentralen Infrastrukturanlagen verteidigen wollen, hätte die Rumpfarmee dafür überhaupt genug Kampfverbände? Es ist offensichtlich, dass wir diese wichtigen Anlagen unserer Infrastruktur einem Gegner nicht überlassen können. Aber blieben dann überhaupt noch Verbände übrig, um «Aktionen» zur Verteidigung des Mittellandes mit seinen Städten und Dörfern, seinen Kraftwerken, Industrieanlagen, Eisen- und Autobahnen durchführen zu können?
Oder können wir vielleicht von der Illusion ausgehen, dass ein Gegner nur an einzelnen Stellen mit schwachen Kräften, also punktuell angreifen würde, so dass die Armee – immer unter der Voraussetzung, dass sie vor dem Angriff überhaupt mobilisiert und ausgerüstet werden konnte – nur punktuell und mit schwachen Kräften Verteidigungsaufgaben übernehmen müsste, oder würde er es vielmehr professionell, also mit einer grösseren Anzahl von Kampfverbänden auf einer breiten Front und möglicherweise aus verschiedenen Himmelsrichtungen, aus der Luft und dem Weltraum tun? Die Antwort ist offensichtlich, das heisst, die Verteidigung des Mittellandes mit unserer Rumpfarmee ist eine weitere Illusion, obschon in derselben Ausgabe der Military Power Review vom Chef des Heeres ein sehr überzeugendes Konzept für die Kampfführung unserer Bodentruppen in einem – wahrscheinlich unerwartet komplexen – modernen Krieg vorgestellt wird.
Wie will die Rumpfarmee mit ihrer geringen Feuerkraft die illusorische Forderung der Doktrin erfüllen «mit allen Mitteln zu verhindern, dass der Gegner seine Ziele rasch erreicht; es sollen ihm schwere Verluste beigebracht werden, die ihn zur Aufgabe seiner Aktionen zwingen»?
Als Illusion ist auch die Forderung der Doktrin einzustufen, «nach Aufnahme der Kampfhandlungen […] Schläge in die Tiefe des gegnerischen Raumes zu tragen». Wo sind die dafür nötigen massiven «Feuermittel», Luftwaffe, Raketenartillerie, weitreichende Artillerie? Weiter, welche «Spezialkräfte» hat die Rumpfarmee, die laut Doktrin auch solche Schläge in die Tiefe austeilen sollten, die also nicht nur punktuelle und für einen Gegner zwar lästige, aber wirkungslose Nadelstiche verteilen können? Haben wir nicht zur Kenntnis genommen, zum Beispiel in Libyen, das viele tausend Einsätze von Kampfflugzeugen nötig sind, um wirksame «Schläge in die Tiefe des gegnerischen Raumes» auszuteilen? Und ist es nicht eine Illusion zu glauben, wir könnten mit «offensivem» Vorgehen im «elektromagnetischen und Cyberraum» gegen eine grössere moderne Macht irgend etwas Entscheidendes erreichen? Könnte dagegen ein Gegner unsere eigene elektromagnetische Stufe, zum Beispiel die Geräte zur Lagedarstellung und Führung, nicht relativ rasch ausschalten?
Wie gross sind «Einsatzverbände» bzw. wie viele hat die Rumpfarmee, die den Kampf der verbundenen Waffen in ihren jeweiligen «Zonen» führen sollen? In wie vielen «Zonen» kann die Armee überhaupt gleichzeitig präsent sein, selbst wenn sie auf die Verteidigung der Alpentransversalen und der Militär- und zivilen Flughäfen verzichten würde? Wie gross sind die für «Gegenangriffe» vorgesehenen «mechanisierten Reserven»? Hüten wir uns auch hier vor Illusionen.
Das Schlimmste für ein Land ist es, eine der schwierigsten, aber lohnendsten Aufgaben, nämlich fähig zu sein, einen Krieg vom Land fernzuhalten, mit Illusionen anzugehen. Schenken wir unserem Volk reinen Wein ein. Machen wir es darauf aufmerksam, es müsse entweder wieder eine glaubwürdige Landesverteidigung aufbauen oder sich damit abfinden, im schlimmsten Fall die ganzen Greuel, Schrecken und Zerstörungen eines Krieges auf sich zu nehmen und dann seine Freiheit zu verlieren. Aber machen wir ihm nicht vor, unsere immer noch weiter eliminiert werdende Armee könne es, wie in den vergangenen 200 Jahren, vor einem Krieg verschonen.

Werden die Dämonen des Krieges friedlich im Schlaf sterben?

Die entscheidende Frage, die oben schon kurz gestellt wurde, ist die, ob ein Krieg in Europa noch möglich ist und wenn ja, was ihn auslösen und wie er sich darstellen und abwickeln könnte. Viele verneinen diese Möglichkeit für die ganze vorausschaubare Zukunft. Falls sie mit ihrer Einschätzung recht hätten, bräuchten wir wirklich keine Armee.
Diese Frage müssen wir mit höchster Priorität angehen und dann darstellen, wie die Landesverteidigung auszusehen hat, um einen Krieg vom Lande fernzuhalten.
Wenn ein Gegner ein Land auf die Dauer unterwerfen und zu seinen Gunsten einsetzen will, muss er es mit zahlreichen eigenen Bodentruppen besetzen, selbst wenn er es anfänglich dank überlegener Technik und Feuerkraft «besiegen» konnte. Diese Erkenntnis bricht sich nach den Niederlagen der USA im Irak und Afghanistan wieder Bahn. Das ist eine Chance für uns.
Um unsere Armee stärker zu machen und besonders eine Besetzung zu verhindern oder sehr aufwendig zu machen, müss­ten wir einen eigenen Weg finden, teilweise weg vom Krieg der anderen. So könnten wir zum Beispiel zusätzlich zur Rumpfarmee robuste, feuerkräftige, aber weder gepanzerte noch vollmotorisierte Verbände unterhalb der elektromagnetischen Schwelle aufbauen, deren Aufgabe es vor allem wäre, die Stellung zu halten (Städte und Ortschaften, Flugplätze, die Alpentransversalen, Infrastruktur, Knotenpunkte) und gegebenenfalls die zivilen Behörden zu unterstützen. Ein Gegner müsste mit Bodentruppen kämpfen, um diese Räume zu besetzen. Die hochflexible, mobile und voll auszurüstende, stark gepanzerte Rumpfarmee, die damit Teil einer wieder glaubwürdigen Landesverteidigung wäre, würde den Kampf laut Konzept des Chefs Heer, aber im Zusammenwirken mit den neu zu schaffenden statischen Verbänden führen. Die Kriege der jüngsten Zeit zeigen, wie stark selbst nur leicht bewaffnete, aber hoch motivierte Kämpfer gegen eine moderne Armee sind, die kaum mehr Verluste verkraften kann und von den Medien und der eigenen Bevölkerung genau beobachtet wird. Die hier vorgeschlagenen robusten Kampfverbände wären unvergleichlich viel feuerkräftiger und besser ausgebildet als diese. Für eine solche Lösung bräuchten wir allerdings viel geistige Beweglichkeit und Kreativität und mehr Geld, aber nicht untragbar viel mehr. So wären wir wirklich gut gewappnet.
Niemand wird Jean-Claude Junker, bis vor kurzem Chef der Euro-Gruppe, vorwerfen «ein engstirniger, im Réduit einbetonierter, ewiggestriger Militärkopf» zu sein, wie das die Gegner einer glaubwürdigen Armee deren Befürwortern, wie zum Beispiel dem Verfasser, vorwerfen. In zwei sehr ernsten Interviews im deutschen Fernsehen und im Spiegel im Laufe des Jahres 2013 meinte er, Europa sei viel zerbrechlicher, als alle gemeint hätten, und auch in Europa sei ein Krieg wieder möglich. Er schloss diesen Gedanken mit den Worten: «Die Dämonen sind nicht tot, sie schlafen nur.»
Wir alle wollen hoffen, in späteren Geschichtsbüchern könnten künftige Generationen lesen, diese Dämonen seien friedlich im Schlaf gestorben. Aber bleiben wir gewappnet, für den Fall, dass sie aufwachen sollten!    •

* Im Jargon des VBS steht WEA für «Weiterentwicklung der Armee» [die Red.].

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