Föderalismus und direkte Demokratie im Schweizer Schulwesen

Föderalismus und direkte Demokratie im Schweizer Schulwesen

Zur Volksabstimmung über drei Bildungsvorlagen im Kanton Baselland

von Dr. iur. Marianne Wüthrich

Am 5. Juni 2016 stimmen die Schweizer nicht nur über drei Volksinitiativen und zwei Referendumsvorlagen auf eidgenössischer Ebene ab, sondern werden auch zu zahlreichen kantonalen und kommunalen Geschäften ihre Stimme abgeben. Mit grosser Spannung wird im ganzen Land die Abstimmung über drei Bildungsvorlagen im Kanton Baselland verfolgt werden. «Stimmt das Baselbieter Stimmvolk am 5. Juni 3 x Ja, dann können wir einen grossen Erfolg mit Signalwirkung in die gesamte Schweiz erzielen. Die Reformen einiger Bildungsphantasten an den Schreibtischen der Bildungsdirektionen wären dann wirkungsvoll gebremst», schreibt die «Starke Schule Baselland». (http://starke-schule-baselland.ch/Abstimmung.aspx) Recht hat sie.
Im Gespräch mit Jürg Wiedemann vom Komitee Starke Schule Baselland erfahren wir, worum es bei den Bildungsvorlagen genau geht. Besonders faszinierend ist für Nicht-Baselbieter, wie die aktiven Bürger sich im Zusammenspiel mit dem Parlament und dem Stimmvolk in diesem Kanton einbringen, mit laufend neuen Volksinitiativen und parlamentarischen Initiativen – wieder ganz anders als im Aargau, in Graubünden oder in St. Gallen. So vielfältig soll die Schweizer Bildungslandschaft bleiben: «Für das Schulwesen sind die Kantone zuständig» steht in Artikel 62 Absatz 1 der Bundesverfassung. Lassen wir uns vor lauter Harmonisierungsphantasien und Zentralisierung nicht den Blick vernebeln. Die Erfahrung zeigt im übrigen: Auch in Städten mit exakt gleichen Lehrplänen ist ein Klassenwechsel für jedes Kind mit Umstellungen verbunden – weder Lehrer noch Kinder sind programmierbare Roboter.

Die drei Vorlagen in Kürze:

Einführung des Lehrplans Volksschule Basel-Landschaft durch den Landrat (Parlament) statt durch den Bildungsrat

Die Abstimmungsvorlage fordert, dass die Entscheidung über den Volksschullehrplan in Zukunft nicht dem Bildungsrat überlassen wird, sondern dass es dem Landrat zustehen soll, den Lehrplan einzuführen oder an den Bildungsrat zurückzuweisen. In einer Umfrage der Bildungsdirektion Baselland lehnten rund 60 Prozent der Sekundarlehrkräfte den kompetenzorientierten Lehrplan 21 ab.

Verzicht auf Sammelfächer in den Sekundarschulen

Mit dem LP 21 würden Geschichte, Geografie, Biologie, Physik und Chemie und so weiter als Einzelfächer an den Sekundarschulen abgeschafft und in Form von Sammelfächern durchgeführt werden. Ein Bildungsabbau wäre unweigerlich die Folge. Einzelfächer dagegen garantieren einen fachlich fundierten Unterricht. In einer Umfrage der Bildungsdirektion Baselland lehnten über 70 Prozent der Sekundarlehrkräfte Sammelfächer ab.

Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere

Die Regierung will die Kaufmännische Vorbereitungsschule (KVS) aus Spargründen abschaffen, obwohl dank diesem Erfolgsmodell 96 Prozent der Abgänger eine optimale Anschlusslösung finden. Die Starke Schule Baselland fordert mit dieser Initiative, dass die KVS als Brückenmodell nicht abgeschafft wird.    •

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