Starke Schule Baselland: Wie man Schulfragen demokratisch regelt

Starke Schule Baselland: Wie man Schulfragen demokratisch regelt

Interview mit Jürg Wiedemann, Starke Schule Baselland

Zeit-Fragen: Laut einer am 20. April veröffentlichten Umfrage der BKSD (Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Baselland) lehnen rund 60 Prozent der befragten Sekundarlehrer den kompetenzorientierten Lehrplan 21 ab. Das erstaunt mich nicht. Hingegen ist es aussergewöhnlich, dass eine Bildungsdirektion eine solche Umfrage macht und sich dieses Resultat selbst holt. Wie kam es zu dieser Umfrage?

Jürg Wiedemann: Ja, das ist erfreulich und hängt zweifelsohne damit zusammen, dass Frau Regierungsrätin Monica Gschwind die beiden parlamentarischen Initiativen «Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer» und «Einführung Lehrplan 21» als damalige Landrätin aktiv unterstützt hat. Auch heute noch befürwortet sie beide Anliegen. Letzte Woche kommunizierte sie dies anlässlich einer Pressekonferenz des Bildungsrates gegenüber den anwesenden Journalisten deutlich. Mit der umfassenden Umfrage verschaffte sich Monica Gschwind einen fundierten Überblick, welche Position die Sekundarlehrpersonen betreffend kompetenzorientiertem Lehrplan, Sammelfächer, Passepartout, niveaugetrenntem Unterricht, pädagogische Kooperation einnehmen. Der wichtigste Entscheid nach ihrem Amtsantritt war die Bildung der «Marschhalt-Gruppe».

Was will die «Marschhalt-Gruppe»?

In diesem Gremium sind die wichtigsten bildungspolitischen Player vertreten: Lehrerverband, Gewerkschaften, Schulleitungsgremien, Amtliche Kantonalkonferenz, Amt für Volksschule, Bildungsdirektion, und erfreulicherweise darf auch die Starke Schule Baselland teilnehmen. Das Gremium trifft sich vierzehntäglich. Hauptaufgabe ist die Überprüfung der Reformen.
Monica Gschwind hat in den ersten Monaten nach ihrem Amtsantritt die Umsetzung der zum Teil bereits beschlossenen Reformen auf der Sekundarstufe I quasi gestoppt und eine Übergangsstundentafel und einen Übergangslehrplan in Kraft gesetzt. Beide beinhalten keine Sammelfächer. Die dadurch gewonnene Zeit nutzt nun die Bildungsdirektion, um fundiert zu prüfen, in welche Richtung die Bildungspolitik in unserem Kanton gehen soll. Die Umfrage bei den Lehrpersonen dient Monica Gschwind als Basis für ihre künftigen Entscheide.

Ist Frau Gschwind denn noch nicht lange Regierungsrätin?

Nein, erst seit dem 1. Juli 2015.

Dann war sie also nicht in der EDK, als diese den Lehrplan gemacht hat.

Nein, in Baselland war die Bildungsdirektion bisher fest in SP-Händen; die letzten zwölf Jahre mit SP-Regierungsrat Urs Wüthrich, welcher bei der Bevölkerung und den Lehrpersonen den nicht ganz schmeichelhaften Übernamen «Reformturbo» erhielt. Der Widerstand in der Bevölkerung gegenüber der Bildungspolitik der SP wuchs zunehmend. Deshalb erstaunte der Rausschmiss aus der Regierung bei den Wahlen im Frühling 2015 kaum jemanden mehr. Monica Gschwind unterstützte als Landrätin zahlreiche Initiativen des links-grünen Komitees Starke Schule Baselland, welches mit zahlreichen Initiativen und parlamentarischen Vorstössen die SP-Bildungspolitik, die in Richtung Einheitsschule läuft, bekämpfte. Viele Kenner der Baselbieter Politik glauben, dass Monica Gschwind (FDP) nur dank der nicht geringen Unterstützung aus dem linken Lager gewählt wurde, insbesondere der Starken Schule Baselland. Dieses Komitee ist politisch links ausgerichtet. Im Vorstand sitzen drei Parteilose und drei Mitglieder der Grünen-Unabhängigen.
Der Ursprung des Widerstandes gegen die Bildungsreformen kommt in Baselland von links. Damit wurde die Linke gespalten. Mit Unterstützung der Mitteparteien und den Bürgerlichen konnte ein vorläufiger Reformstopp realisiert werden.
Im Baselbieter Landrat konnte die Starke Schule Baselland zum Teil deutliche Mehrheiten für folgende Anliegen finden: «Verzicht auf kostentreibende Sammelfächer», «Einführung Lehrplan 21» überdenken und «Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere». Brisant ist auch die Motion «Lehrpläne mit transparentem Inhalt» von Landrätin Regina Werthmüller, die ebenfalls im Vorstand der Starken Schule sitzt. Diese Motion verlangt, dass in den Baselbieter Lehrplänen Inhalte und Themen massgebend sind und nicht Kompetenzbeschreibungen. Dieser Vorstoss wurde als verbindlicher Umsetzungsauftrag an die Regierung überwiesen. Die Bildungsdirektorin muss oder besser gesagt darf nun eine entsprechende Gesetzesvorlage ausarbeiten.

Das Parlament hat also den Initiativen zugestimmt?

Ja, das Parlament empfiehlt der Bevölkerung, alle drei Initiativen anzunehmen. Auch die Regierung sagt ja zur Initiative: «Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere», zu den anderen beiden verzichtet die Regierung auf eine Parole.

In diesem Fall haben die Initiativen am 5. Juni gute Chancen?

Die Chance ist fifty-fifty. Die Gegenspieler (SP, Grüne und Handelskammer) haben sich stark formiert. Die Initiative «Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere» wird mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen, weil niemand von links bis rechts dagegen ist. Das Parlament stimmte der Gesetzesvorlage mit Null Gegenstimmen bei ganz wenigen Enthaltungen zu. Bei den Sammelfächern und beim Lehrplan hoffen wir auf eine Mehrheit. Die Sammelfachvorlage hat eine realistische Chance, weil nur SP, Grüne, BDP und Handelskammer sich dagegen ausgesprochen haben. Grüne-Unabhängige, Grünliberale, CVP, EVP, SVP und FDP befürworten die Vorlage.

Ein sinnvoller neuer Lehrplan für die Sekundarschule entsteht

Denken Sie, wenn die Lehrplan-Initiative durchkommt, dass der Landrat einen Stopp setzen und den Lehrplan an den Bildungsrat zurückweisen würde?

Zurzeit wird der Lehrplan Volksschule Baselland, der auf dem Lehrplan 21 basiert, erarbeitet. Der Landrat hat mit der Überweisung der Motion Werthmüller klar kommuniziert, wie der Lehrplan ausgestaltet werden sollte. Wenn diese Forderungen erfüllt werden, dann wird der Landrat den neuen Lehrplan auch absegnen. Auch ich bin der Meinung, es braucht einen neuen Lehrplan. Dieser muss aber auf die drei unterschiedlichen Leistungsprofile ausgerichtet sein und für jedes Fach die Inhalte und Themen klar definieren, die in jedem Schuljahr behandelt werden sollen. Wenn das Volk am 5. Juni der Bildungsvorlage «Einführung Lehrplan 21» zustimmt, dann wird der Bildungsrat die Forderungen des Landrates erfüllen müssen, wenn er nicht riskieren will, dass der Landrat den neuen Lehrplan nicht absegnet. Das wird so weit gehen, dass nicht die Kompetenzen massgebend sein werden, sondern dass die Inhalte klar definiert sind. Das heisst auch, die im Lehrplan 21 deklarierten Dreijahres-Zyklen müssen aufgebrochen und Jahresziele festgelegt werden. Das wäre ganz im Sinne der Starken Schule Baselland. Wenn unsere Lehrplan-Vorlage hingegen abgelehnt wird, dann könnte der Lehrplan-21-freundliche Bildungsrat im stillen Kämmerlein allein und abschliessend entscheiden. Dann wäre unser künftiger «Lehrplan Volksschule Baselland» nahe beim Lehrplan 21. Die grosse Mehrheit der Lehrpersonen sieht aber in diesem kompetenzorientierten Lehrplan 21 ein erhebliches Risiko für die schulische Entwicklung der Schüler/-innen.

Die Zyklen wollen Sie aufspalten?

Ja, das ist unsere Absicht mindestens für die Sekundarstufe. Wir wollen klar definierte Inhalte für jedes Schuljahr und jedes Fach. Auch die drei Leistungsprofile A (allgemeines Niveau), E (erweitertes Niveau) und P (progymnasiales Niveau) an unserer Sekundarschule wollen wir beibehalten. Der Lehrplan der Sekundarstufe muss diesen drei unterschiedlichen Profilen gerecht werden. Damit wäre er relativ weit weg von einem kompetenzorientierten Lehrplan 21, der die Schüler/-innen gleichschaltet und normiert. Und der dazu führt, dass Lehrpersonen zu Lerncoaches werden und kaum mehr einen fundierten Fachunterricht erteilen können, sondern vorwiegend coachen, kontrollieren und die Charakterzüge der Schüler/-innen psychometrisch vermessen. Das ist ein veraltetes Gesamtschulkonzept, das ich ablehne.

Und die Primarschule?

In der Primarschule auch?

In der Primarschule ist der Lehrplan 21 bereits in Kraft. Das ist in der Tat ein Dilemma. Wir haben jetzt den Lehrplan 21 nur für die Sekundarstufe vorerst mal gestoppt, nicht aber für die Primarschulen. Wir führen jetzt zuerst die notwendigen Korrekturarbeiten am Sekundarschul-Lehrplan durch und anschliessend kümmern wir uns um die Primarschule.

Ja, das müsste man …

Auf der Primarstufe konnte die Starke Schule Baselland zwei Volksinitiativen einreichen: «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» und «Stopp der Überforderung von Schüler/-innen. Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt». [vgl. «Komitee will ‹Passepartout› kippen. Initiative: Die ‹Starke Schule Baselland› sammelt Unterschriften für den Austritt aus dem Fremdsprachenprojekt»; in: «Basellandschaftliche Zeitung» vom 15.10.2015. Passepartout ist eine Vereinbarung zwischen sechs Kantonen über den Fremdsprachenunterricht an den Primarschulen; Anmerkung Zeit-Fragen]

Das ist gut. Ich dachte, bei der Starken Schule Baselland würden vor allem Sekundarlehrer mitmachen …

Die Adress- und E-Mail-Kartei der Starken Schule Baselland zählt rund 4 200 Personen. Darunter sind zahlreiche Eltern, denen die eingeleiteten Bildungsreformen Sorgen bereiten. Die Kartei zählt knapp 2 000 Lehrpersonen, die also etwas in der Minderheit sind. Darunter sind auch viele Primarlehrpersonen.
Das Komitee Starke Schule Baselland ist durch Eltern entstanden, welche die leidigen Zwangsverschiebungen von Schüler/-innen in andere Sekundarschulen ablehnen. Durch diese Verschiebungen will der Kanton Schulklassen auffüllen, um Kosten zu sparen. Die Eltern haben dazu eine Initiative lanciert. Aus dieser Elternbewegung wurde die Starke Schule Baselland gegründet.

Zur Initiative «Bildungsqualität auch für beruflich Schwächere» (KVS)

Die Kaufmännische Vorbereitungsschule (KVS) ist ein Brückenangebot für Schüler/-innen, die nach der obligatorischen Schulzeit keine Lehrstelle finden, jedoch eine kaufmännische Ausbildung absolvieren möchten. Die KVS dauert ein Jahr, in dieser Zeit erhalten die Jugendlichen noch einmal Unterricht in den wichtigsten Fächern, mit Ausrichtung in kaufmännischer Richtung. Die KVS ist eine Erfolgsschule, etwa 96 Prozent der Abgänger/-innen beginnen nachher eine Lehre oder eine weiterführende Schule und absolvieren diese erfolgreich.

Wie kommt die Regierung dazu, eine solche Erfolgsschule abschaffen zu wollen?

Alt Regierungsrat Urs Wüthrich passte die KVS nicht ins Konzept. Wir haben in Baselland mehrere Brückenangebote für junge Menschen nach der Schulzeit, mehrere eigenständige Schulen, jede mit ihrer Eigenart. Diese Bildungsvielfalt hat in unserem Kanton Tradition und ist Garant, dass beinahe 100 Prozent der Baselbieter Schulabgänger/-innen der Wechsel in die Berufswelt gelingt. Die kantonale Verwaltung unter der Ära Urs Wüthrich wollte mit der KVS und der zweijährigen Berufsvorbereitenden Schule (BVS 2) zwei Schulen abschaffen. Dagegen haben sich die Lehrpersonen der KVS und der BVS 2 mit Unterstützung der Starken Schule erfolgreich gewehrt. Die Abstimmungskampagne «Nein zum verlogenen Entlastungsrahmengesetz» war erfolgreich. An der Urne lehnten rund 56 Prozent die Sparmassnahme ab, die zur Schliessung der BVS 2 geführt hätte. Das war der erste Grosserfolg der Starken Schule Baselland. Die Initiative «Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere», mit der die Abschaffung der KVS verhindert werden soll, kommt ebenfalls am 5. Juni vors Volk. Auch diese Vorlage hat gute Erfolgschancen.

Sich mit Gleichgesinnten in einer Sache zusammentun

Sie versuchen also immer, mit dem Parlament zusammen etwas durchzubringen?

Im Vorstand des Komitees Starke Schule Baselland sitzen zwei Landräte, Regina Werthmüller (parteilos) und ich als Vertreter der Grünen-Unabhängigen. Bis zum Frühling 2015 waren wir beide in der Grünen Partei Baselland. Dort wurde ich nach der Wahlunterstützung von Monica Gschwind in den Regierungsrat ausgeschlossen. Haben Sie das mitbekommen?

Nein.

Ich wurde aus der Grünen Fraktion und aus der Partei ausgeschlossen, weil ich mit Monica Gschwind eine Bürgerliche im Regierungsrats-Wahlkampf unterstützt habe. Darauf haben Regina Werthmüller und rund ein Dutzend weitere Personen die Grünen Baselland verlassen und die neue Partei Grüne-Unabhängige gegründet. Regina Werthmüller und ich bilden im Landrat zusammen mit den drei Landräten der GLP (Grünliberale Partei) eine neue fünfköpfige Fraktion. Unsere Fraktion konnte in den vergangen Monaten zahlreiche Vorstösse einreichen, welche die Starke Schule Baselland ausgebrütet hat. Erfreulich ist, dass wir im Landrat oft Mehrheiten finden. So kommen wir schulpolitisch natürlich zügig voran. Das wäre ohne Mehrheit im Parlament nicht möglich.

Obwohl ich eigentlich nicht verstehe, warum diejenigen, welche eine gute Schulbildung für die Jugend wollen, konservativ sein sollen …

Die Kritik an den Schulreformen kommt zunehmend auch von links. In der Broschüre «Einspruch», welche in der ganzen Schweiz Beachtung fand, äusserten sich zahlreiche ­politisch links denkende Personen heftig gegen die Reformen. So zum Beispiel die SP-Ständerätin Anita Fetz, der bekannte Kinderarzt und Buchautor Remo Largo, der SP-Stadtrat Alfred Steinmann oder der ehemalige Basler SP-Parteipräsident Roland Stark.

Aber man könnte sich ja auch nur in einer einzelnen Frage, also zum Beispiel der Kritik am Lehrplan 21, über die Parteien hinweg zusammentun …

Um Erfolg zu haben, reicht ein ausschliess­lich bürgerliches oder linkes Komitee nicht. Der Widerstand muss überparteilich erfolgen. Poli­tische Vorstösse haben dann gute Erfolgsaussichten, wenn es gelingt, Parlamentarier von Linken, Grünen und bürgerlichen Parteien ins Boot zu holen.

Vielen Dank, Herr Wiedemann, für das sehr anregende Gespräch.    •

* * *
Ein vorbildliches, von Grund auf demokratisches Modell hat der Kanton Baselland im Bildungswesen entwickelt. Die Bildungsdirektorin setzt nicht über Lehrer und Eltern hinweg die EDK-Konstrukte um. Vielmehr interessiert sie sich dafür, was die Lehrer als Fachleute richtig und sinnvoll finden und was nicht.
Die Starke Schule Baselland, eine Organisation von Freiwilligen, die sich für eine gute Schule einsetzen, lanciert zu jedem Problem, das sich stellt, eine Volksinitiative oder reicht durch seine Vertreter im Parlament einen Vorstoss (Postulat, Motion, Parlamentarische Initiative) ein. Damit es zügig vorangeht, versuchen sie – wenn immer möglich – die Zustimmung der Parlamentsmehrheit zu erreichen. Anschliessend entscheidet das Volk an der Urne, wenn im Parlament die Vier-Fünftels-Mehrheit, die bei einer Gesetzesänderung notwendig ist, nicht erreicht wird.
Eine realistische Feststellung, auf die Initianten andernorts auch schon gestossen sind: Am besten kann man eine Mehrheit im Parlament und im Volk mit einem ­politisch breit abgestützten Komitee gewinnen.

Schluss mit Frühfremdsprachen in der Primarschule

mw. Wie Jörg Wiedemann im Interview berichtet, hat die Starke Schule Baselland im März 2016 auch zwei Volksinitiativen eingereicht, um das erwiesenermassen belastende und ineffiziente Fremdsprachen-Lernen in der Primarschule einzudämmen:
•    Stopp der Überforderung von Schüler/-innen: Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt
•    Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt*

Beide Initiativen sind am 28. April 2016 zustandegekommen, die erste mit 1969, die zweite mit 2024 gültigen Stimmen.
*Passepartout ist eine Vereinbarung der sechs Kantone BE, BL, BS, SO, FR, VS, die seit August 2011 den Fremdsprachenunterricht an der Volksschule einheitlich organisiert: Alle Schüler lernen ab der 3. Primarklasse Französisch und ab der 5. Klasse Englisch, mit einheitlichen Lehrmitteln.
Mit ihren beiden Initiativen fordern die Initianten der Starken Schule Baselland, dass der Kanton Baselland das interkantonale Abkommen kündigt und den Englischunterricht auf die Sekundarschule (ab dem 7. Schuljahr) verschiebt.

Aus dem Argumentarium der Starken Schule Baselland:

«Die Muttersprache als Basis für den Fremdsprachenerwerb:

Durch die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Muttersprache wird das Verständnis für Sprache an sich gefördert. Dadurch wird der Fremdsprachenerwerb erleichtert. Die im Deutschunterricht behandelten grammatikalischen Begriffe und Sprachstrukturen erleichtern den Lernenden somit den Zugang zu Fremdsprachen. Auch wer über gute Lese- und Schreibfertigkeiten in der Muttersprache verfügt, kann davon beim Erlernen einer Fremdsprache profitieren. Diese Zusammenhänge decken sich nicht nur mit den Erfahrungen der Sprachlehrkräfte, sie sind wissenschaftlich belegt, unter anderem durch die kürzlich erschienene Langzeitstudie der Linguistin Dr. Simone Pfenninger von der Universität Zürich. Zur gezielten Förderung der Muttersprache in der Primarschule soll die zweite Fremdsprache folglich erst auf der Sekundarstufe unterrichtet werden.»

Grosser Erfolg für die Bündner Fremdsprachen-Initiative – mit Signalwirkung für das ganze Land

Einen der Nebelschleier über dem direktdemokratischen und föderalistischen Schweizer Modell lüftete kürzlich das Verwaltungsgericht des Kantons Graubünden. Es räumte mit der – durch häufige Wiederholung nicht weniger falschen – Behauptung von Schulreformern auf, die Kantone seien durch die Bundesverfassung und durch das eidgenössische Sprachengesetz verpflichtet, in der Primarschule obligatorischen Unterricht in zwei Fremdsprachen anzubieten.
Das Gericht hiess die Beschwerde der Initianten der kantonalen Volksinitiative «Nur eine Fremdsprache in der Primarschule» gut und hob damit die Ungültig­erklärung durch den Grossen Rat vom 20.4.2015 auf. Dabei hatten die Richter die Sprachenfrage im dreisprachigen Kanton Graubünden einer besonders strengen Prüfung zu unterziehen: Es ging vor allem darum, ob die rätoromanischen und italienischsprachigen Minderheiten in den einzelnen Gemeinden durch die Initiative diskriminiert würden. Das Verwaltungsgericht stellte keinen «offensichtlichen Verstoss gegen übergeordnetes Recht» fest, weil die Gemeinden freiwilligen Unterricht in den Minderheitssprachen anbieten könnten. Deshalb erklärte es die Initiative für gültig. (Verwaltungsgericht des Kantons Graubünden, Medienmitteilung vom 11. Mai 2016)
Wenn dies für den dreisprachigen Kanton Graubünden gilt – dann für die anderen Kantone erst recht!

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