Leserbrief

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Lehrplan 21 – keine Methodenfreiheit und kein Klassenunterricht mehr!

Entgegen den Behauptungen in den Medien gibt es mit dem Lehrplan 21 keine Methodenfreiheit und keinen bewährten Unterricht durch den Lehrer mehr. Bezeichnend dafür ist, dass das Wort «Methodenfreiheit» in den «Grundlagen für den Lehrplan 21» der D-EDK [Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz] von 2010 noch vorkommt, in den 2016 überarbeiteten Grundlagen für die Kantone jedoch weggelassen wurde. Zitat: «Mit der Kompetenzorientierung ergibt sich eine veränderte Sichtweise auf den Unterricht. Lernen wird verstärkt als aktiver, selbstgesteuerter, reflexiver, situativer und konstruktiver Prozess verstanden.» (www.lehrplan.ch/sites/default/files/Grundlagenbericht.pdf) Mit der «veränderten Sichtweise auf den Unterricht» der Kompetenzorientierung gibt es anstelle von Methodenfreiheit und Unterricht durch den Lehrer nur noch «Methodenvielfalt» und «Lernunterstützung» durch «Lernbegleiter/Lerncoaches» für das «selbstgesteuerte, individualisierte Lernen».
Methodenfreiheit für den einzelnen Lehrer ist nur mit dem bewährten Klassenunterricht in Jahrgangsklassen möglich. Bei den «Neuen Lernformen» des LP 21 («selbstgesteuertes Lernen», «individualisiertes Lernen», «altersdurchmischtes Lernen AdL» usw.) verändert sich die ganze Schulhausstruktur: Die freie Unterrichtsmethode für einzelne Lehrer wird zur von oben verordneten «Lern»methode für das ganze Lehrerteam. Sie wird von der Schulpflege und dem Schulleiter eigenmächtig – an Gemeindeversammlung und Eltern vorbei – festgelegt und ist für das ganze Schulhaus oder die Schulgemeinde gültig. Das ist bei den LP 21-Versuchsschulen heute schon so. Die Lehrer haben nur noch die Wahl, mitzumachen oder die Stelle zu wechseln. Wird der LP 21 flächendeckend eingeführt, können die Eltern nicht mehr in eine Gemeinde mit dem bewährten Klassenunterricht wechseln, sie können dann nur noch wählen, wenn sie sich eine Privatschule leisten können. Das ist der Grund, warum es in mehreren Gemeinden im Zürcher Unterland und am Zürichsee seit einigen Jahren zu Elternprotesten und massenhaften Lehrerkündigungen gekommen ist.
Die Zürcher Gemeinde Obfelden war eine Ausnahme. Dort konnten die Eltern ab 2006 in der Primarschule wählen, ob sie ihre Kinder in die Jahrgangsklasse oder in die umstrittene neue AdL-Klasse einschulen wollten. Eltern sind extra nach Obfelden gezogen, weil es dort diese Wahlmöglichkeit gab. 2014 entschied die Obfelder Primarschulpflege plötzlich, die Regelklassen aufzulösen und gegen den Willen vieler Eltern und Lehrer ganz auf altersdurchmischte Klassen umzustellen. Offenbar waren die Erfahrungen der Eltern mit den AdL-Klassen so negativ, dass sie sich vermehrt für die bewährten Jahrgangsklassen entschieden haben.
Dass man die Schüler mit dem Lehrplan 21 isoliert und sie quasiindividuell von einem Lerncoach betreuen lässt, wirkt sich negativ auf die Chancengleichheit aus: «Darunter leiden vor allem die schwachen Schüler, die Starken starten durch, die Schwachen werden noch schwächer. Da geht eine Schere auf.» (Ralph Fehlmann, Dozent für Fachdidaktik an der Universität Zürich, Beobachter 4/2015) Das erfolgreiche Schweizer Bildungssystem darf nicht am Volk vorbei klammheimlich beerdigt werden!

Peter Aebersold, Zürich

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