Wozu ein Lesebuch?

Wozu ein Lesebuch?

Nachwort für Familie und Schule

von Rita Brügger, Renate Dünki, Ursi Felber*

Lesemotivation … bereits vor der Schule

Ein Kind aus der Nachbarschaft ist stolz, endlich in die Schule zu gehen. Julia hat es kaum erwarten können, in die erste Klasse zu kommen und bald ein Buch selbst zu lesen. Sie kann bereits viele Gedichte und Geschichten auswendig aufsagen oder mitsprechen. Sie hat Freude an Sprachspielen und lässt ihre Plüschtiere Geburtstag feiern, wie es das Kätzchen Pitschi und seine Freunde im bekannten Kinderbuch von Hans Fischer («Der Geburtstag») tun. Julia kann lachen und staunen über die Geschichten, die die Eltern vorlesen.

… und in der Schule

Wie kann die Schule beitragen, diese Freude an der Sprache aufzugreifen und zu stärken? Sie ist gebunden an die fein angepasste Beziehungsaufnahme zwischen Erwachsenem und Kind und an ein reichhaltiges liebenswertes Leseangebot aus der Umwelt des Kindes. Kinder brauchen ein Leseangebot, das an ihre Erfahrungswelt anknüpft und diese in positivem Sinn erweitert, das eine allgemein verständliche niveauvolle Sprache vermittelt und das Gefühlsleben bereichert.
Eine solche Leseerfahrung ist angewiesen auf Gespräch und Austausch über das Gelesene. So vermittelt sie Lesefreude, ohne die ein engagiertes selbständiges Lesen in späteren Jahren nicht aufgebaut wird. Gespräch und Austausch über einen Text sind anspruchsvolle Aufgaben. Sie können in der Schule nur innerhalb des wohlwollenden Klimas einer Klassengemeinschaft gelöst werden. Sie brauchen aufmerksames Lesen und Zuhören, Mitdenken und Mitfühlen und den Mut, sich vor allen anderen zu äussern. Auch geschriebene Sprache braucht ein Gegenüber! Im Gespräch über Geschichten und Erlebnisse aus dem Lesebuch finden die Kinder ihre eigenen Erfahrungen wieder. Sie lernen, sich darüber auszutauschen, mitzuempfinden und Wertvorstellungen zu entwickeln bzw. zu vertiefen. So können ein Lesetext und das Gespräch darüber jedes einzelne Kind ansprechen und seine Gedankenwelt bereichern. Damit leisten sie einen Beitrag, jede der Persönlichkeiten im Wechselspiel mit der Klassengemeinschaft zu stärken und zu fördern.
Der gemeinsam gelesene Text erhält also seine vertiefte Bedeutung, indem er beiträgt, angesprochene Werte in der Klassengemeinschaft zu vermitteln oder zu festigen. Ein solches Leseangebot ist wichtig: Das Lesebuch mit seinen sorgfältig ausgewählten Inhalten soll die Kinder über die grundlegenden Eindrücke in der Familie hinaus hin zur grösseren Gemeinschaft in Schule, Berufswelt oder Gemeinde führen – wie es seit Beginn unseres Bundesstaates Aufgabe der Volksschule ist und wofür wir unsere Kinder in die öffentliche Schule schicken.
*    Der Text entspricht dem Nachwort des neu erschienenen und vom Verlag Zeit-Fragen herausgegebenen Lesebuches «Mein liebstes Lesebuch. Geschichten, Rätsel und Verse für die zweite Klasse», Zürich 2016

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