Wird der Krieg gegen Russland vorbereitet?

Wird der Krieg gegen Russland vorbereitet?

von Karl Müller

Die «Neue Zürcher Zeitung» gab am 13. November 2017 Donald Trumps aktuelle Twitter-Botschaft in indirekter Rede wieder. Am 12. November habe der US-Präsident geschrieben: «Nur Hasser und Narren hätten noch nicht begriffen, dass gute Beziehungen zu Russland eine gute Sache seien, weil es mit Nordkorea, Syrien, der Ukraine und dem Terrorismus so viele Probleme zu lösen gebe und Moskau bei deren Lösung ‹höchst hilfreich› sein könnte.» In der Tat, während des APEC-Gipfels in Vietnam trafen sich der US-amerikanische und der russische Präsident und vereinbarten wichtige weitere Schritte hin zu einem Ende des Krieges in Syrien (siehe Kasten unten). Ist also alles auf einem guten Weg?

Wohin steuert die US-Politik?

Es gibt Vorgänge, die einen zweifeln lassen. Und vor allem eine entscheidende Frage: Wie ehrlich und nachhaltig sind solche Twitter-Botschaften des amtierenden US-Präsidenten, und wird es ihm möglich sein, solche immer wieder durchscheinenden Positionen zum künftigen amerikanisch-russischen Verhältnis durchzusetzen? Gegen die zahlreichen Kriegstreiber in beiden Parteien und bei den Medien? Gegen den militärisch-industriellen Komplex? Gegen die auf Krieg setzenden Kräfte des tiefen Staates? Gegen den Teil der Banken, Hedgefonds usw., die – wie leider so oft in der Geschichte – von Konflikten und Kriegen profitieren?
Fast hat man den Eindruck, die US-Politik lasse sich alle Optionen offen. Dazu gehört auch die Kriegsvorbereitung – worüber aber so offen nicht gesprochen werden soll, zumindest in Europa nicht. So wurde in den deutschsprachigen Mainstream-Medien verschwiegen, dass die USA derzeit die Zahl ihrer Spezialeinsatzkräfte («Special Operation Forces») in Europa enorm erhöhen. Deutschsprachige Leser konnten dies am 8. November nur bei RT Deutsch nachlesen. Der Internetsender hatte den Text einer US-amerikanischen Internetseite (siehe Artikel oben) vom 3. November aufgegriffen und referiert. Danach werden immer mehr dieser US-Spezialeinheiten in Ländern an der Grenze zu Russland stationiert. Sie haben dort im Jahr 2017 schon an zahlreichen Manövern teilgenommen. Deren Leitmotiv war der Kampf «gegen den Feind im Osten».

Alleiniger Zweck: Militärschläge bis tief ins Innere Russlands …

Von offizieller Seite heisst es, die erhöhte Truppenpräsenz habe allein den Zweck, die Länder Osteuropas vor einer «russischen Aggression» zu schützen. Nachdenklich stimmt indes, was RT Deutsch dazu schreibt: «[…] wenn tatsächlich Verteidigung das Hauptmotiv wäre, dann bräuchten die baltischen Staaten eine klassische Ausbildung an Verteidigungssystemen, um so ihre Grenzen schützen zu können. Doch diese Art von Ausbildung leisten die SOF [Special Operation Forces] nicht. Denn bei den in Europa eingesetzten Spezialeinheiten handelt es sich beinahe ausschliesslich um offensive Kommandoeinheiten wie beispielsweise die Navy SEALs, die US-Marines oder Green Berets.» Der US-Analyst selbst schreibt schon im zweiten Satz seiner Abhandlung: «Es kann keinen anderen Zweck geben als den Erwerb der Fähigkeit, Schläge bis tief in das russische Territorium auszuführen.»

… weil Russland stört

RT Deutsch hat gute Beziehungen nach Russ­land, und manch einer wird sagen: Da haben wir also die neueste russische Propagandaaktion (= «fake news»). Allerdings kann auch jeder die Tatsachen überprüfen. Vielleicht hilft noch mehr ein Blick in die Geschichtsbücher. Man muss gar nicht Halford Mackinder und seine Herzlandtheorie studieren, um zu erkennen, dass das westliche «Feindbild Russland» (so der Titel des immer wieder lesenswerten Buches des österreichischen Publizisten Hannes Hofbauer) nicht mit dem Sowjetkommunismus begann und auch nicht mit dessen Ende endete. Ein grosses, rohstoffreiches und unabhängiges, einiges Russ­land stört die noch immer nicht aufgegebenen Weltmachtpläne der angelsächsischen Kriegspartei und ihrer Verbündeten. Selbst wenn diese Verbündeten wie Vasallen behandelt werden. Aber sie scheinen noch immer willig zu sein, ihre Völker und Staaten gegebenenfalls sinnlos zu opfern.

Nicht hinschauen hilft nicht

So bleibt als Fazit: Trotz aller Twitter-Botschaften des US-Präsidenten lässt es die amtierende Regierung genauso zu, dass der Krieg gegen Russland weiter vorbereitet wird, Schritt für Schritt und von langer Hand – nicht erst seit 2014. Dieser Krieg soll auch mit Soldaten, mit Bomben und Raketen geführt werden – sollte es nicht gelingen, Russ­land in die Knie zu zwingen oder von innen her zu zerstören. Man mache sich nichts vor. Auch ein «moderner» Krieg gegen Russland würde Millionen von Opfern kosten. Davor die Augen zu verschliessen hilft nicht weiter. Nur kleine Kinder glauben, dass man sie nicht sieht, wenn sie sich die Hand vor die Augen halten. Was wirklich passieren wird, ist nicht sicher. Aber es kann nicht falsch sein, alle Tatsachen der Kriegsvorbereitung öffentlich zu machen und anzuprangern, gleichzeitig aber auch solche Twitter-Botschaften des US-Präsidenten beim Wort zu nehmen und zu sagen: Nein zum Krieg. «War is obsolete!»    •

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK