Nikolai Starikow: Die Tragödie der Ukraine – ein geopolitisches Tagebuch

Nikolai Starikow: Die Tragödie der Ukraine – ein geopolitisches Tagebuch

von Dr. Barbara Hug

Nikolai Starikow ist Vorsitzender der Grossen Vaterländischen Partei Russlands, Schriftsteller, Historiker, und Direktor des staatlichen russischen Fernsehsenders Perwy Kanal, Abteilung St. Petersburg. Die Liste seiner Publikationen ist lang, wenige sind bis jetzt ins Deutsche oder Englische übersetzt. Geplant ist eine Übersetzung seiner Gesamtpublikationen ins Deutsche durch Georg Farafonov, dem wir auch die deutsche Ausgabe «Die Tragödie der Ukraine – ein geopolitisches Tagebuch» verdanken. Weiter übersetzt liegen vor: Who set Hitler against Stalin und Rouble Nationalization – the way to Russia’s Freedom.
Was ist das Besondere an Starikows Büchern? Sie stellen eine kompromisslose, analytisch scharfe Aufarbeitung von aktuellen und geschichtlichen Ereignissen dar, über deren Wahrheitsgehalt kein Mensch hinweggehen kann, denn die Fakten sind recherchiert, was nach eingehender Archivarbeit aussieht.
Die ach so spontanen Aufstände wie zum Beispiel der «arabische Frühling» 2011 dürften der Anlass gewesen sein, sich den Ereignissen in der Ukraine während des Euro-Maidan, Ende 2013 bis April 2014, zuzuwenden. Starikows Analyse soll hier punktuell dargelegt werden.
Russland habe die Strategie seiner Aussenpolitik seit 2000 geändert. Die neue Aussenpolitik begann mit der Ukraine. Der erfolgreiche Kampf gegen Terroristen auf dem Kaukasus – Tschetschenien – und die Absage an die Aggression der USA gegen den Irak waren die ersten Merkmale. Mit dem Eingreifen in Syrien, mit Edgar Snowden und bezüglich der Ukraine habe Russland eine Reihe aussenpolitischer Erfolge verbuchen können. Auf diplomatischer Ebene sei Russ­land aus der defensiven Position herausgetreten. Wirtschaftliche Verträge wurden mit der Ukraine geschlossen, und so waren es die ukrainischen Oligarchen, die gegen die Euro-Integration waren. Der Westen konnte ihnen nichts bieten, ein niedriger Gaspreis war das schlagende Argument. Russ­land wollte keine Ukraine sehen, wo Brüssel die Entscheidungen trifft. Dann folgt eine chronologische Darstellung der Ereignisse hin zum Umsturz der ukrainischen Regierung. Im Jahr 2014 stand aber auch fest: Die EU-Regierung verfolgte nicht das Ziel der EU-Erweiterung durch Aufnahme der Ukraine, sondern das Territorium sollte als Kolonie herhalten. Eine Kolonie ist mit der Metropole nie auf gleicher Augenhöhe, sie muss lediglich Ressourcen zur Verfügung stellen. Ausgeräubert soll sie durch US-Banken und Konzerne werden, weiter wollten die USA durch die Nato mehr Militärbasen an die Grenze Russlands bringen.
Das Szenario der Umstürze sei seit Jahrhunderten unverändert, sagt der Historiker Starikow. Es ist eine gewaltsame Übernahme von Knotenpunkten der Regierung. Das Aufkochen der Emotionen sei selbst für die jüngsten Ereignisse in der Ukraine ungewöhnlich. Nie vorher seien die radikalen Kämpfer zum Töten bereit gewesen. Der Staat habe aber seine Pflicht nicht wahrgenommen und die Umsturzversuche nicht geahndet. Er hat im Gegenteil die Augen verschlossen vor den Nazi-Organisationen, den Trainingslagern der Kämpfer, den Fackelzügen und Aufmärschen der Bandera-Anhänger. Drehbuchartig konnte sich das Maidan-Szenario ausweiten. Der Westen schürte gewaltig. Die Ukraine sollte in der jetzigen Form liquidiert werden, Russ­land sollte von der geopolitisch bedeutsamen Halbinsel Krim vertrieben und mit Hilfe der Ukraine das Chaos in Russland geschürt werden.
Starikows Darlegungen gehen weit über die Ukraine hinaus. Es ist ein Lehrbuch, für jedermann, der lesen will und kann und nicht in der trüben Suppe gelenkter Medien versinken will. Völlig desillusioniert wird der Leser durch Starikows Beurteilung der US-Politik:
«Jeder US-Präsident wird ein und dieselbe Politik machen. Er kann durch die amerikanischen Wähler aufgehalten werden, danach kommt aber stets derselbe in Grün an die Macht, der wieder Krieg führt.» Nur ein klarer Blick macht stark und handlungsfähig, Dank also an Starikow. Und der Ausblick: Ein starker eurasischer Kontinent, der am Zusammenwachsen ist, kann diese Ära der Menschheitsgeschichte beenden.    •

Zu beziehen ist das Buch im Buchhandel oder bei Friederike Beck, Verlag Zentrale Friedenspolitik, Eschwege/Werra, <link>zentrale.friedenspolitik@gmx.de.
Starikow, Nikolai. Die Tragödie der Ukraine – ein geopolitisches Tagebuch. 1. Auflage 2015. Verlag Zentrale Friedenspolitik, Eschwege/Werra, 200 Seiten, CHF 17.–

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