Leserbrief

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Der «Nein-Gedenktag» – ein griechischer Nationalfeiertag

Für uns heutige Schweizer, die die von der Verfassung geforderte kriegsverhindernde Armee abgeschafft haben, und besonders für all die Jungen, die sich dem Militärdienst entziehen, dürfte der Grund für den «Nein-Gedenktag» der Griechen unverständlich sein.
Dieser am 28. Oktober gefeierte nationale Gedenktag mit dem eigenartigen Namen erinnert an dieses Datum im Jahr 1940, als morgens um drei Uhr der italienische Botschafter in die Residenz des griechischen Ministerpräsidenten Metaxas kam. Er unterbreitete ihm ein Ultimatum. Es forderte für die deutschen und italienischen Armeen Besetzungs- und Durchmarschrechte; bei Ablehnung sei Krieg. Der Ministerpräsident des damals bitterarmen Griechenlands antwortete: «Dann ist also Krieg.» Noch am gleichen Vormittag skandierte das stolze griechische Volk an Massenkundgebungen nur «Ochi! Ochi! Ochi!», «Nein! Nein! Nein!» zur Unterwerfung.
Unterdessen hatte eine grosse, im italienisch besetzten Albanien bereitliegende Armee den Angriff schon begonnen. Aber die Griechen kämpften ohne Wenn und Aber und trieben die Italiener weit nach Albanien hinein zurück. Der italienische Diktator Mussolini wollte diese Schmach nicht auf Italien sitzen lassen, stellte sich an die Spitze von 17 italienischen Divisionen und begann eine weitere Offensive. Sie wurde sofort von den Griechen tief in Albanien gestoppt. Monatelang erstarrte dort die Front.
Inzwischen hatte Hitler den Aufmarsch der Wehrmacht gegen die Sowjetunion abgeschlossen. Er musste unbedingt vor Wintereinbruch Moskau besetzen, konnte aber nicht zulassen, dass im Rücken der Deutschen ein Land mit einer feindlichen Armee lag, in dem auch noch die Alliierten hätten landen und von dort aus angreifen können. Also musste er zuerst die in Bulgarien bereitliegende deutsche Armee gegen Griechenland einsetzen. Die Wehrmacht griff von hinten über Thessaloniki an, gleichzeitig Italien aus Albanien. So musste Griechenland am 23. April 1941, 6 Monate nach Angriffsbeginn, doch noch kapitulieren. Dadurch verzögerte sich der deutsche Angriff auf die Sowjetunion um 6 Wochen; die Deutschen gerieten unvorbereitet in den russischen Winter. Die Wehrmacht erlitt deswegen gegen die Rote Armee ihre erste katastrophale Niederlage. Sie verlor vor Moskau viele hunderttausend Mann, davon rund 100 000 Erfrorene oder Schwerverletzte mit abgefrorenen Gliedern, 2800 ihrer ursprünglich 3400 Panzer und das gesamte übrige schwere Material (z. B. 35 000 Lastwagen).
Dank des langen griechischen Widerstandes hatte vor Moskau Deutschlands Niederlage begonnen. Kein Wunder sagte 1941 der britische Premierminister Winston Churchill: «Von nun an werden wir nicht mehr sagen, dass die Griechen wie Helden kämpfen, sondern dass Helden wie Griechen kämpfen.» Was hätte er wohl über uns heutige Schweizer gesagt?

Gotthard Frick, Bottmingen

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