rt. Ohne auf die mediale Rhetorik zu achten, kann heute festgehalten werden: Die USA haben seit dem Amtsantritt von Donald Trump keine neuen Kriege begonnen – ganz im Gegensatz zu den Amtsvorgängern (Barak Obama: Syrien, Libyen, Fortsetzung in Irak und Afghanistan; Bush jr.: Irak, Afghanistan). Im Gegenteil, die US-Truppen ziehen aus Syrien ab, in Afghanistan wird um einen Abzug gerungen, und offensichtlich kommt es zu einer Beruhigung in der Konfliktzone in der Ostukraine (wegen des guten Verhältnisses zwischen Trump und dem neuen ukrainischen Präsidenten Selenskij?).
Doch was die Menschen in vielen europäischen Staaten zunehmend beunruhigt, ist seit 2014 die Aufrüstung und die systematische Massierung militärischer Kräfte an den Grenzen zur Russischen Föderation. Insbesondere:
Dass die russische Armee inzwischen ihre Waffen modernisiert hat und in der Lage wäre, bei einem Konflikt die militärische Konfliktzone ohne Probleme 1500 Kilometer in westliche Richtung zu verlagern, das heisst in das Herz Westeuropas, wurde nach ihrem Einsatz in Syrien offensichtlich.
Während man der US-amerikanischen Rüstungsindustrie und ihrer weitreichenden Lobby ein gewisses Interesse an militärischer Eskalation unterstellen kann, um den Export ihrer Produkte zu erhöhen, und dabei der US-Politik ein Interesse an der Erhaltung einheimischer Arbeitsplätze unterstellen darf, bleibt es jedoch unverständlich, warum der Widerstand gegen eine Politik der Eskalation in den Regierungen der meisten europäischen Staaten so schwach ausfällt.
Nach vielen verheerenden Kriegen, wie sie die europäischen Staaten in den vergangenen 100 Jahren erlebt haben, ist allgemein bekannt und wissenschaftlich erforscht, dass Kriege langfristig und systematisch vorbereitet werden und dass sie von bestimmten Personengruppen «gewollt» bzw. planmässig vorangetrieben werden. Solch ein Prozess kann sich auch über mehrere Staaten, zum Beispiel in einem Bündnis, erstrecken:
Heute ist es eine Binsenwahrheit, dass bei einem militärischen Konflikt zwischen den USA und Russland Europa das Schlachtfeld sein wird. Sowohl die USA als auch Russland werden eine militärische Kampfzone von ihren eigenen Ländern fernhalten wollen.
Deshalb zählt heute jeder Schritt, der unternommen wird, um eine Deeskalation herbeizuführen. Jedes Bemühen um friedensbildende Massnahmen oder um Völkerverständigung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Jedes politische Bemühen um gegenseitige Verständigung und gegenseitigen Respekt ist wichtig. Die Achtung des Völkerrechts und der Anliegen, die mit der Gründung der Uno verknüpft waren, müssen dringend wieder in den Mittelpunkt politischen Engagements aller Staaten gerückt werden.
Die Staaten Europas können angesichts der immer weiter auseinanderklaffenden sozialen Schere und der drohenden Wirtschafts- und Finanzkrise eine Friedensdividende mehr denn je brauchen. Sie ergibt sich aus einer friedlichen Aussen- und Wirtschaftspolitik mit allen Staaten, wenn nicht immer mehr Geld für unproduktive Rüstungsgüter ausgegeben würde. •
* Man darf sich durch die Angabe von 2 % des BIP nicht täuschen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst die Produktion aller Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug aller Vorleistungen. Für Deutschland wurden 2018 ein BIP von 3,344 Billionen Euro errechnet. Das heisst 2 % entsprechen etwa 66,88 Milliarden Euro für Militärausgaben (jetziger Stand sind 2018 38,9 Milliarden). Das ist eine enorme Steigerung des Militäretats.
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