«Diese Zeit erlaubt keine Gleichgültigkeit»

Auszüge aus der Osteransprache von Papst Franziskus

«Diese Zeit erlaubt keine Gleichgültigkeit, denn die ganze Welt leidet und muss sich bei der Bekämpfung der Pandemie zusammenschliessen. Der Auferstandene schenke den Armen und allen, die am Rande der Gesellschaft leben, den Flüchtlingen und Obdachlosen, Hoffnung. Mögen diese schwächsten Brüder und Schwestern, die die Städte und Randgebiete in allen Teilen der Welt bevölkern, nicht auf sich allein gestellt sein. Lassen wir nicht zu, dass es ihnen an den lebensnotwendigen Dingen fehlt, die jetzt auf Grund der vielen Schliessungen nur schwer zu finden sind, ebenso wie auch Medikamente und eine angemessene Gesundheitsversorgung. Angesichts der Umstände sollten auch die internationalen Sanktionen gelockert werden, die es den betreffenden Ländern unmöglich machen, ihre Bürger angemessen zu unterstützen. Alle Staaten sollten in die Lage versetzt werden, die notwendigsten Massnahmen in Angriff zu nehmen, indem die Schulden, welche die Bilanzen der ärmsten Länder belasten, teilweise oder sogar ganz erlassen werden.

Diese Zeit erlaubt keinen Egoismus, denn die Herausforderung, vor der wir stehen, ist uns allen gemeinsam und macht keine Unterschiede. Bei den vielen Gebieten der Welt, die vom Corona-Virus betroffen sind, kommt mir eigens in bezug auf Europa folgender Gedanke: Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte dieser Kontinent wieder neu erstehen, weil ein konkret spürbarer Geist der Solidarität es ermöglichte, die Rivalitäten der Vergangenheit zu überwinden. Um so dringender ist es, gerade unter den heutigen Umständen, dass diese Rivalitäten nicht wieder aufleben, sondern dass sich alle als Teil einer Familie erkennen und sich gegenseitig unterstützen. […]

Diese Zeit erlaubt keine Spaltungen. Möge Christus, unser Friede, diejenigen erleuchten, die in den Konflikten Verantwortung tragen, so dass sie den Mut haben, dem Aufruf zu einem globalen und sofortigen Waffenstillstand in allen Teilen der Welt zu folgen. In dieser Zeit ist es unangebracht, weiter Waffen zu produzieren und damit Handel zu treiben und Unsummen auszugeben, die man eigentlich bräuchte, um Kranke zu heilen und Menschenleben zu retten. Es ist hingegen an der Zeit, endlich den langen und blutigen Krieg im geschätzten Syrien zu beenden. Der Konflikt im Jemen und die Spannungen im Irak sowie in Libanon müssen endlich ein Ende haben. Dies ist hoffentlich auch der Zeitpunkt, an dem Israeli und Palästinenser endlich wieder den Dialog aufnehmen, um eine stabile und dauerhafte Lösung zu finden, die beiden ein Leben in Frieden ermöglicht. Das Leid der Menschen in der Ost-Ukraine muss aufhören. Man setze den Terroranschlägen, die gegen so viele unschuldige Menschen in verschiedenen Ländern Afrikas verübt wurden, ein Ende.

Diese Zeit erlaubt kein Vergessen. Die Krise, in der wir uns augenblicklich befinden, lasse uns nicht die zahlreichen anderen Nöte vergessen, unter denen viele Menschen leiden. Der Herr des Lebens zeige den Menschen in Asien und Afrika seine Nähe, die schwere humanitäre Krisen durchmachen, wie etwa in der Region Cabo Delgado im Norden Mosambiks. Er erwärme die Herzen der vielen Menschen, die auf Grund von Krieg, Dürre und Hungersnot auf der Flucht sind und vertrieben wurden. Er beschütze die vielen Migranten und Flüchtlinge, unter denen sich zahlreiche Kinder befinden und die unter unerträglichen Bedingungen leben, insbesondere in Libyen und an der griechisch-türkischen Grenze. Und ich möchte auch die Insel Lesbos nicht vergessen. Er ermögliche, dass man in Venezuela konkrete und sofortige Lösungen findet, die darauf abzielen, internationale Hilfe für die Bevölkerung zu ermöglichen, die unter der schweren politischen, sozioökonomischen und gesundheitlichen Situation leidet.»         •

Quelle: Osterbotschaft «Urbi et orbi» von Papst Franziskus vom 12.4.2020 (http://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/urbi/documents/papa-francesco_20200412_urbi-et-orbi-pasqua.html)

 

 

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