Leserbriefe

Der liebe, schöne Wolf

Es gab einmal eine Zeit, wo Hunger und Elend vor der Türe standen. Heute ist das vergessen. Unsere Vorfahren wussten, warum dem Wolf der Meister gezeigt wurde. Es stand nicht jeden Tag Fleisch auf dem Tisch, und jedes Tier, das gerissen wurde, war ein Verlust und fehlte. Auch der Import von Lebensmitteln war beschränkt.
   Wer sagt uns, dass es immer so bleiben wird wie heute? Zu viel und zu wenig liegen nahe beisammen. Am Anfang der Corona-Pandemie im März haben wir erlebt, wie in den Einkaufscentern die Regale geleert wurden.
    Der Wolf bringt uns Bauern grosse Probleme. Vom Landwirtschaftsamt erhalten wir Auflagen:1 Wenn auf einer Alp keine Hütehunde anwesend sind, bekommt der Bauer keine Vergütung für gerissene Tiere. Es gibt aber ausser der Zeit auf der Alp noch neun andere Monate, wo ein paar Tiere auf einer Weide sind. Für wenige Tiere können sich die Bauern keine Schutzmassnahmen leisten. Aber auch da kann der Wolf zuschlagen. Ausserdem sind nicht nur Schafe betroffen. Auf vielen Alpen gibt es steiniges und abschüssiges Gebiet. Wenn da in der Nacht die Wölfe ihre Beute suchen, sind auch bei aufgeschreckten Rindern und Kälbern schnell Beinbrüche oder Abstürze passiert.
   Deshalb muss es doch jeder einsehen, dass die Stunde dieses Raubtiers geschlagen hat.

Heiri Hösli, Bergbauer,
Ennetberg, Ennenda (Glarus)


1 Aus dem «Informationsschreiben Grossraubtiere und Herdenschutz 2020» des Departements Volkswirtschaft und Inneres, Amt für Landwirtschaft, des Kantons Glarus, vom 11. August 2020: «Geschätzte Tierhalterinnen und Tierhalter. Es ist eine Tatsache, dass im Kanton Glarus Wölfe unterwegs sind. Es muss somit jederzeit und überall mit Nutztierrissen gerechnet werden. […] Es muss damit gerechnet werden, dass künftig nur noch Nutztierrisse durch Grossraubtiere entschädigt werden, wo zumutbare Herdenschutzmassnahmen ergriffen worden sind.»


Freizügigkeitsabkommen – Überlegungen gegen den Strom

Die Armee der Konformisten befindet sich seit langem auf dem Kriegspfad. Und unter der Ägide von Economiesuisse – vormals «vor Ort» – führt sie einen Kreuzzug gegen die Volksinitiative zur Einschränkung (Nicht zur Abschaffung!) der Freizügigkeit zwischen der EU und der Schweiz. Je näher das Datum der Abstimmung rückt, desto länger wird die Liste der Verbände verschiedener Art, die darauf drängen, dass die Initiative unter einer Lawine von Nein-Stimmen begraben wird. Sie wollen uns glaubhaft machen, dass, wenn diese Vorlage am 27. September angenommen würde, die Schweizer am nächsten Tag keinen Fuss mehr auf europäischen Boden bekommen werden. Sie argumentieren auch, dass das durch die Initiative aufgeworfene Problem nicht existieren würde, da sich im vergangenen Jahr weniger Ausländer in der Schweiz niedergelassen hätten als im Vorjahr.
    Gestatten Sie mir daher einige Überlegungen, die dagegen sprechen.
    Im Hinblick auf die oben genannten Bedrohungen ist folgendes zu bedenken:

  1. Die Abkommen, die durch die sogenannte Guillotine-Klausel «bedroht» sind, sind nur die sechs des «ersten Paketes» (nicht schon die hundert und ungeraden anderen), einschliesslich des berüchtigten Verkehrsabkommens, das es allen LKW auf dem Kontinent erlaubt, unsere Strassen nach Belieben praktisch kostenlos zu verstopfen; ein Abkommen, das sicherlich die anderen mehr interessiert als uns!
  2. Zweitens, dass die berühmte «Guillotine-Klausel» nicht automatisch ausgelöst wird, sondern nur dann, wenn alle 27 EU-Staaten zustimmen.
  3. Mit Blick auf die Zahl der Ausländer kann man nicht ignorieren, dass die Millionen und mehr Menschen, die sich in den letzten 12 oder 13 Jahren in unserem Land niedergelassen haben, mit allem, was dazu gehört (explosionsartige Bautätigkeit, teure Mieten, Zunahme des Strassenverkehrs und so weiter), sich weiterhin in aller Stille weiterentwickeln.

Aber ist die Schweiz wirklich so angeschlagen, dass sie unter allen 27 Mitgliedsstaaten nicht einmal einen Verbündeten hat? Sie alle sind Länder, die mit uns intensiven Handel betreiben. (Man denke nur daran, dass die Schweiz jedes Jahr im Durchschnitt Waren im Wert von 33 Milliarden Euro mehr von der EU kauft, als sie verkauft!) Gut, glauben Sie, dass ein solcher Partner von interessierten Industriellen «darauf spucken würde»? Dass irgendein Bürokrat davon träumt, die Schweiz für das mögliche Verbrechen des mangelnden Europäismus zu bestrafen, ist möglich. Aber dass alle europäischen Industriellen so denken, muss erst noch bewiesen werden!
    Natürlich, um Verbündete zu finden, ist eine lange diplomatische Arbeit notwendig. Steht der Bundesrat deshalb der Initiative so feindlich gegenüber?

Franco Celio, ehemaliges Mitglied im
Grossen Rat für die
Partito Liberale Radicale Ticinese (PLRT)

(Übersetzung Zeit-Fragen)

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