Die Finanzwissenschaft ist sich einig darüber, dass die derzeitige hemmungslose Geldvermehrung, Kreditvermehrung und Schuldenexplosion den Wert des Geldes mittel- oder langfristig vernichten muss. Eigentlich müsste längst eine Inflation von 5 bis 10 % eingetreten sein. Sie ist aber bisher mit einer weltweiten Gegenpolitik (Inflationsstau) verhindert worden durch Nullzins der Zentralbanken, hemmungslose Finanzierung von hoch verschuldeten Staaten und Unternehmen durch eben diese Zentralbanken und durch «Rettungspakete» in Billionenhöhe, sogar durch – nach dem Verständnis der Hochfinanz – «ewige Darlehen» (Soros), die nie mehr zurückgezahlt werden sollen.
Irgendwann aber überspülen wie bei einem gestauten Fluss kontinuierlich zufliessende Wassermassen auch jedes Stauwehr. Gleiches gilt für die Geldflutung und den bisher funktionierenden Inflationsstau.
Wir wissen nur, dass der Inflationsstau irgendwann nicht mehr hält. Wir wissen nicht, wann dies der Fall sein wird. Spätestens, wenn die Menschen die Entwertung durch Vermehrung des Geldes erkennen, werden sie reagieren, das Geld gegen Sachwerte einzutauschen versuchen, dadurch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wieder erhöhen und den Inflationsprozess immer mehr beschleunigen (bis zur galoppierenden Inflation).
Die Immobilienblase und die Börsenhöchststände sowie der steigende Goldpreis sind bereits Anzeichen, dass kluge Anleger aus dem Geld in Sachwerte flüchten.
Gold bringt Sicherheit, aber keine Zinsen. Die steigende Entwertung des Geldes wird also den Goldpreis weiter steigen lassen – allerdings nur als «Fluchtwährung», nicht als Renditeanlage.
Immobilien dagegen sind rentierlich (Mieten, Pachten). Die zurzeit übersteigerte Preisblase der Immobilien mindert jedoch diese Rentabilität. Bei inzwischen zwanzigfacher Jahresmiete deutet die Anlage in Immobilien mehr auf Fluchtbewegung als auf Renditeanlage hin. Ausserdem muss der Immobilienanleger von Wohnimmobilien damit rechnen, dass unsere Politik nicht nur Mietpreisbremsen, sondern auch Lastenausgleich einführt, sobald ein Crash die Geldblase platzen lässt und die monetären Vermögen schmelzen. Zwar sind bei früheren Währungsreformen die Immobilien nur zu 50 % durch Lastenausgleich entwertet worden, während das Geld zu 90 % entwertet wurde – es ist also immer noch rentabler in Immobilien als in Geld zu bleiben; dennoch wird auch der Immobilienanleger aus angeblicher «Gerechtigkeit» nicht ungeschoren aus der kommenden Schuldenkorrektur herauskommen.
Die Fonds empfehlen deshalb Aktien als beste Geldanlage. Sie verweisen darauf, dass in Inflationszeiten die Börsen mitsteigen und hinter den Aktien der Sachwert eines Unternehmens stünde.
Beides ist vordergründig richtig, hintergründig aber zu kurz gedacht:
Die Zeiten, in denen unser gewerblicher Sektor mit hohem Anlagekapital arbeitete und insofern das Geld der Börsen für Sachwerte (Anlagekapital) einsammelte, sind vorbei. Inzwischen sammeln die Hoffnungsunternehmen das meiste Kapital für Spekulationshoffnung ein, ohne Sachwerte dafür zu schaffen. Insofern sind die Unternehmensanteile heute auch weniger Sachwert als vor allem Spekulationswert.
Der Autor weiss zudem aus eigener Erfahrung, wie Banken und Konzerne Aktien an der Börse manipulieren, je nach ihren Zwecken. Dies erkennt der Anleger nicht. Er weiss nicht, dass manche Sensationsmeldung über eine Firma nur dem Verkauf von deren Aktien dient oder manche Verlustmeldung nur den Aktienkurs zum Zwecke des billigeren Einkaufs dieser Aktien manipulieren soll. Der Anleger weiss eben nicht, welcher Kurs welchen Unternehmens durch legale (Leerverkäufe), illegale (Insiderhandel) oder halblegale (Cum-ex-) Geschäfte manipuliert wird.
Die Aktie ist also nicht nur Spekulationsobjekt für die grossen Währungs- und Finanzbewegungen sowie Geldwertveränderungen, sondern auch im einzelnen für die Gewinnmanipulation von Grossaktionären und Fonds. Da 70 % unserer DAX-Aktien internationalen – vor allem angelsächsischen – Fonds gehören, manipulieren diese Fonds die Aktienkurse ihrer Beteiligungen nach eigenen Vorteilen, nicht nach irgendwelchen Firmenwerten.
Sogar Donald Trump hat dies erkannt, als er in den USA Blackrock vor einigen Monaten zwei Billionen Dollar überwies, um damit gegen die Absturzgefahr der Wirtschaft durch den Corona-Virus die Kurse der Börsen nach oben zu manipulieren.
Die in der Finanzwissenschaft immer wieder verbreitete Mär, Aktien seien Sachwerte, ist deshalb falsch. Aktien sind nur Spekulationswerte. Der Sachwert der Firmen und sogar deren Gewinnaussichten sind zweitrangig, für den Kurswert meist unbeachtlich.
Wer also glaubt, dem sich auflösenden Geldwert durch Kauf von Aktien entgehen zu können, wird – anders als bei Gold und Immobilien – bald sehen müssen, dass in einem Crash die Börsen wie alle Finanzwerte runterrauschen, dass die angeblichen Sachwerte der Börse sich bis auf vielleicht 20 % (wie 1930) verflüchtigen, dass, wer auf Aktien, nicht auf Realwert, sondern auf Fliesssand gebaut hat.
Nicht nur unsere Finanzpolitik mit europäischer Schuldenübernahme, Schuldenexplosion, «ewigen Darlehen» und hemmungsloser Geldvermehrung durch die Zentralbanken ist Betrug, auch die Börse ist als Finanzbereich nicht realwertsicher, sondern überwiegend Hoffnung und Betrug.
Wenn viele Anleger dies einsehen und verkaufen, fällt die Aktienblase zusammen, fallen die Hoffnungswerte auf den geringen Realrestwert der Unternehmen.
Aktienanleger verlieren immerhin im Gegensatz zu den Anleihenanlegern nicht alles, aber das meiste. •
zf. Eberhard Hamer veröffentlicht als Autor oder Herausgeber seit vielen Jahrzehnten viel gelesene Bücher zu verschiedenen gesellschaftspolitischen, vor allem aber wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Die beiden abgebildeten Bücher sind nur eine kleine Auswahl: Sein 2016 erschienener Band «Visionen 2050» (ISBN 978-3-86445-332-8) gibt die Untersuchungsergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen wieder. Sein «Klassiker», in dem er als einer von wenigen die Finanzkrise der Jahre 2007/2008 voraussagte, ist das 2008 in 10. Auflage erschienene Buch «Was tun, wenn der Crash kommt?» (ISBN 978-3-7892-8261-4).
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