Ein Geschenk für die Zukunft

von Renate Dünki

Die Corona-Pandemie führt auf der ganzen Welt zu Massnahmen, die dem Schutz der Bevölkerung dienen, dabei aber unser Grundbedürfnis nach sozialen Kontakten stark einschränken. Jeder ist betroffen, und der Rundfunk-Aufruf des Schweizer Bundesrates, im Interesse des Gemeinwohls das Haus nicht zu verlassen, bestärkt mich täglich, an mich, aber auch alle anderen zu denken und zu Hause zu bleiben.

Familien mit kleinen Kindern stehen dabei vor besonderen Herausforderungen. Kindergärten und Spielplätze sind geschlossen. Wie damit umgehen, und wie die Kinder sinnvoll beschäftigen und bewegen?

Ein gutes Beispiel gibt eine Kindergärtnerin, die kurz entschlossen allen Eltern im Ort auch ausserhalb ihres Kindergartens Vorschläge für kleine Oster-Bastelarbeiten zusandte. Viele solcher spontanen Aktionen werden täglich in den Rundfunksendungen genannt.

In diesem Zusammenhang möchte ich ein Beispiel aus meiner eigenen Kleinkinderzeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland erzählen. In dieser Zeit durften wir Kinder nicht auf die Strasse – wir wohnten in einem «Glasscherbenviertel» – und mussten uns auch zu Hause leise bewegen, denn wir waren in der Wohnung unserer Grosseltern aufgenommen, und der Platz war beschränkt, ebenso wie die Dinge des täglichen Lebens. Ich war damals vier Jahre alt. An den Ernst dieser Jahre erinnere ich mich sehr wohl, aber überwiegend ist dabei der Eindruck von Zusammenhalt. Angst hatte ich keine, solange ich mich in der Familie bewegte. Was mich auch heute noch stärkt, ist das Bild, wie die Abende verliefen: Wir sassen alle, Alt und Jung, zusammen um einen grossen runden Tisch, darüber eine Lampe. Alle waren an einer Arbeit: Meine Mutter bestickte kleine Handtaschen, die sie verkaufen wollte; ihre Schwester war mit dem kunstvollen Bemalen von Papierkörben beschäftigt. Wir Kinder zeichneten auf kleine Papierstücke winzige Bildchen von Blumen oder stellten kleine Geschenke her. Besonders gern verzierte ich den Deckel einer Blechdose mit Lochmustern – das war nicht einfach und befriedigte mich, wenn es gut gelang. Die Erwachsenen leiteten uns dabei ruhig und freundlich an.

Auch heute noch bin ich sehr gern im Kreis von anderen Menschen – Treffen mit den Nachbarn oder Kaffeetrinken mit den Turnkolleginnen – ein Geschenk meiner Familie von damals.

Die Bedeutung des Zusammenhalts in der Familie gerade in Notzeiten, wie wir sie heute erleben, kann deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eltern, die dabei die Ruhe bewahren können und ihre Kinder dazu anleiten, geben ihnen ein wunderbares Geschenk für die Zukunft mit.   •

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