Wer profitiert davon, wenn «Frechheit siegt»?

von Karl-Jürgen Müller

Luisa Neubauer gilt als «das deutsche Gesicht» von «Fridays for Future». Sie ist Jahrgang 1996, seit 2016 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und wird derzeit vom «Mainstream» sehr umworben. Am 9. Mai 2021 durfte sie als Konterpartner des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet bei «Anne Will» im Deutschen Fernsehen auftreten. Woraufhin die «Frankfurter Rundschau» am Morgen danach schrieb: «Luisa Neubauer knöpft sich Laschet vor». Die «Neue Zürcher Zeitung» titelte am selben Tag: «Luisa Neubauer von Fridays for Future ist mit ihrem Redetalent ein Glücksfall für die Klimaschutzbewegung.» Und als Fussnote war zu lesen: «Luisa Neubauer ist am 6. Juni zu Gast bei ‹NZZ Unplugged› im Kaufleuten Zürich zum Thema ‹Klimarealität – versagt die Politik?› Im persönlichen Gespräch mit Peer Teuwsen, Leiter Kultur der NZZ am Sonntag, spricht sie über die drängendsten Fragen unserer Zeit.» [Hervorhebung km] Und nicht zuletzt: Der Wikipedia-Eintrag über ihre Person hat mittlerweile einen Umfang von 13 Seiten mit 56 Fussnoten – Stand: 10. Mai 2021.
  Bei «Anne Will» zeichnete sich Frau Neubauer vor allem durch eines aus: polemische, wenig haltbare und vor allem scharfe Attacken auf Armin Laschet. Wohl genau dafür war sie von Frau Will eingeladen worden, die offensichtlich wenig Sympathien für den Kanzlerkandidaten der CDU hegt und sehr genau weiss, was «freche Gören» bewirken können, auch wenn sie schon über 20 sind. «Frechheit siegt!», diesen Eindruck konnte man in der Tat gewinnen; denn man konnte beobachten, wie sich alle Teilnehmer der Talk-Runde um die junge Dame bemühten und sich umso mehr auf sie ausrichteten, je schärfer ihre Attacken wurden.
  Nun könnte man dies alles als Anekdote aus einer verrückt gewordenen Medienwelt abtun. Indes ist das alles auch irgendwie symptomatisch für eine Zerrüttung dessen, was eine gemeinwohlorientierte politische Kultur und insbesondere Gesprächskultur auszeichnen sollte: nämlich eine gemeinsame, der anderen Meinung und dem Gegenüber mit Respekt begegnende Suche nach realisierbaren Lösungen für konkrete Probleme. Haben sich die Menschen schon daran gewöhnt, dass es in allen Lebensbereichen – von der Familie bis hin zur Weltpolitik – immer nur um Sieg oder Niederlage gehen soll? Und dass es immer auf Kosten anderer gehen soll, wenn man selbst «gut» dastehen will? Und dass fast alle Mittel «recht» sein sollen, wenn am Ende der «Erfolg» steht?
  Eine solche Gewöhnung täte keinem Land gut, auch Deutschland nicht. Die öffentlichen und privaten Klagen über eine zunehmende Polarisierung haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Es gibt auch Menschen, die tatsächlich etwas dagegen tun. Nur: Deutschland befindet sich mittlerweile im Dauerwahlkampf. Frau Neubauers Auftritt bei «Anne Will» hat einen Vorgeschmack darauf gegeben, was das Land in den nächsten Wochen und Monaten zu erwarten hat. Die deutschen Grünen haben die Machtfrage gestellt. Sie streben die Macht mit allen Mitteln an. – Bis jemand entschlossen genug «Halt-Stopp!» ruft.
  PS: Eine der unbewiesenen Behauptungen von Luisa Neubauer im Wortgefecht mit Armin Laschet war, Hans-Georg Maaßen, Bundestagskandidat der CDU in einem Thüringer Wahlkreis und noch bis 2018 Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, verbreite «antisemitische und rassistische Inhalte». Einen Beleg für ihre heftige Behauptung nannte Frau Neubauer nicht. In den Tagen danach sprangen ihr allerdings zahlreiche Mainstream-Medien mit zum Teil kruden Konstruktionen bei.
  Tatsache ist, dass Hans-Georg Maaßen am 16. November 2020 getwittert hatte: «Interessantes Buch von Herrn Schwab zum ‹Great Reset›. Ich habe Zweifel, dass sich seine Träume auf der Basis des GG [Grundgesetzes] realisieren lassen. Ein ‹Great Reset›, der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte ignoriert, dürfte verfassungsfeindlich sein, auch wenn er gutgemeint ist.» Hinzu kommt, dass Maaßen die deutsche Klimapolitik mit den Worten beurteilt hatte, Deutschland habe «schon zweimal versucht, die Welt zu retten – und das ist jedes Mal schiefgegangen». All das wird Frau Neubauer und ihrer Partei nicht gefallen haben.
  Frau Neubauer war übrigens auch schon Gast bei Klaus Schwab in Davos. Und die Kanzlerkandidatin ihrer Partei wurde bis vor kurzem als Mitglied im «Forum of Young Global Leaders» des WEF geführt.
  In Deutschland hört man jetzt öfter, das Land brauche frischen Wind, und deshalb sei es gut, wenn Frau Baerbock Kanzlerin werde. Sicher wäre es gut, auch darüber nachzudenken, woher der Wind weht und vor allem, wohin er wehen will.  •

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