Die Bundeswehr, so heisst es, habe sich aus Afghanistan «zurückgezogen». Was sich so schön anhört, heisst: Der Krieg in Afghanistan ist verloren, die Amerikaner haben Rückzug befohlen, die vorher nicht informierten deutschen Truppen sind damit praktisch auf der Flucht.
Nach Verlust eines Krieges und Flucht der Truppen sollten die Schuldfrage, die Kosten und der Nutzen des Krieges diskutiert werden. Das deutsche Kriegsspiel war von Anfang an grundlos, sinnlos, militärisch nutzlos und lediglich als befohlene Pflicht einer Kolonie durch die herrschende Kolonialmacht erklärbar.
Man sollte auch aus dem Afghanistan-Desaster politische und militärische Konsequenzen ziehen:
- Es war unsinnig, «die Freiheit Deutschlands am Hindukusch zu verteidigen» (Peter Struck), und lediglich Loyalität gegenüber den USA, die dieses Abenteuer selbst gewagt und ihre Satelliten dazubefohlen haben. Die Entscheidung zum Krieg in Afghanistan ist allein von den USA getroffen worden, der Abzug ebenfalls. Wir haben ihn nur «aus Solidarität» mitgemacht.
Auch der Hinweis auf die Beistandspflicht in Art. 5 des Nato-Vertrages erweist sich jetzt als Pferdefuss: Überall, wo die USA Krieg beginnen, können sie die Solidarität der Nato-Vasallen mobilisieren, ist die Nato zu einem Hilfsmittel der amerikanischen Aussen- und Militärpolitik geworden, vertritt sie nicht die Interessen der Vasallen, sondern allein die der Führungsmacht USA. Dies kann noch gefährlicher werden als in Afghanistan, wenn Nato-Sekretär Stoltenberg nicht in seiner von den USA befohlenen Russlandhetze gestoppt wird. Dass die USA Russland und China als Feind für sich selbst und damit für die Nato bezeichnen, kann die Vorbereitung eines neuen Krieges auch für die Vasallen sein. Hätte Putin nicht vielfach überlegt reagiert, hätte die Nato schon Krieg in der Ukraine gehabt. China ist zwar Konkurrent der USA, nicht aber Feind Europas. Die neue Nato-Kriegsausrichtung entspricht zwar der Weltmachtpolitik des Dollar-Imperiums, nicht aber europäischen oder gar deutschen Interessen. Zu viel Loyalität oder Vasallentum könnte uns hier wiederum in neue militärische Abenteuer stürzen.
Erste Erkenntnis: Die deutsche Politik darf sich Krieg und Frieden nicht durch Dritte bestimmen lassen. Wir müssen hier eigenständige, auf unsere eigenen Interessen ausgerichtete Aussen- und Militärpolitik betreiben. - In Afghanistan war nie klar, welches Ziel die Bundeswehr dort hatte, welchen Sinn ihr dortiger Einsatz überhaupt hatte und welchem Plan dies dienen sollte. Letztlich hat sie die Drogenfelder der CIA bewacht, dort ein regionales Schattendasein geführt und war nur Alibi deutscher Beteiligung an amerikanischen Weltmachtplänen.
Dies ist kein Vorwurf an die Bundeswehr, sie ist missbraucht worden von eigenen US-hörigen Politikern, die heute nichts mehr davon wissen wollen, weshalb sie die deutsche Bundeswehr überhaupt nach Afghanistan geschickt haben, weshalb sie mehrere Milliarden Kosten verursacht haben, weshalb sie Leben deutscher Soldaten damit geopfert haben und weshalb sie ständig gegen den Willen unserer Bevölkerung Krieg spielten.
Ebenso wie unsere Truppe ohne Plan überstürzt auf amerikanischen Befehl in den Krieg zog, ist sie unter Verlust von 59 Soldaten und ungeheurem Rüstungsmaterial nun geflüchtet und bringt noch Zehntausende von Kämpfern aus Afghanistan mit, welche nicht in die Hände der Sieger fallen wollen.
Zweite Erkenntnis: Die Leichtfertigkeit, mit welcher Bundesregierung und Bundestag Kriegsbeteiligung und Kriegsverlängerung beschlossen haben, muss enden. Von deutschem Boden darf kein Krieg geführt werden. Unsere Truppen sollten endlich unser Land (die Grenze) schützen, statt sich an internationalen Abenteuern der USA zu beteiligen.
Mit Recht haben deshalb Donald Trump und Emanuel Macron den Sinn der Nato in heutiger Zeit bestritten. Wir sind in Europa nicht mehr bedroht, haben untereinander Friedensverträge mit Kooperation und sollten ein Angriffsbündnis mit militärischem Weltmachtgehabe (Nato) aufgeben. - Die Flucht der amerikanischen und deutschen Truppen aus Afghanistan könnte einen militärischen Wendepunkt in der Weltpolitik signalisieren. Die USA waren sogar mit ihren Satelliten nicht mehr in der Lage, ein kleines Land wie Afghanistan zu erobern. Sie haben wie in Vietnam – trotz technischer Überlegenheit – wiederum einen Krieg verloren.
Für Satelliten empfiehlt es sich deshalb, bei dem nun neu ausgerufenen Feind China ebenfalls militärisch zurückhaltend zu bleiben, um nicht an der Kriegspolitik und den Kosten einer weiteren militärischen Niederlage der USA beteiligt zu sein. •