«Das war zynisch, das war sicher nicht moralisch – aber es hat funktioniert»

Wenn US-Geostrategen aus dem Nähkästlein plaudern

ts. Er gilt als einer der ganz Grossen im Nachrichtendienst. Er schulte Kommandeure der US-Streitkräfte, arbeitete für die National Defense University und die RAND Corporation in Fragen der Sicherheit und nationalen Verteidigung. 1996 gründete er die private «Intelligence Corporation» Stratfor in Austin, Texas, die sich mit Sicherheitsfragen, Geopolitik und strategischen Voraussagen befasst, so der Eintrag über George Friedman auf Wikipedia. Friedman, der einer jüdischen Familie entstammt, die den Holocaust überlebte, war 1949 aus Ungarn nach Wien geflohen, danach in die USA. Er studierte am City College der City University of New York und promovierte an der Cornell University, um anschliessend als Professor für Politikwissenschaft in Carlisle, Pennsylvania, zu lehren und zu forschen.
  Bekannt wurde Friedmann durch unmissverständlich klare Aussagen zur Weltlage, die sich oft verstörend deutlich von propagandistisch Verschleiertem unterscheiden. So auch die folgenden Aussagen zum Verhältnis USA–Russland, USA–Deutschland, Deutschland–Russland. Da sie zum Verständnis der heutigen Weltlage nicht unwesentlich sind, seien einige seiner Einschätzungen hier wiedergegeben. Sie entstammen einem Vortrag in Chicago vom Jahre 2015.
  Friedman enthüllt darin, was «die Vereinigten Staaten seit Jahrhunderten [!] in Angst und Schrecken versetzt» habe: die Angst vor einem Zusammengehen von «deutscher Technologie und deutschem Kapital mit russischen natürlichen Ressourcen». Deswegen sei es das Ziel der USA, einen «Cordon Sanitaire» um Russland zu schaffen. «Russland weiss es. Russland glaubt, dass die Vereinigten Staaten beabsichtigen, die Russische Föderation zu zerschlagen.» Dabei wolle man die Russen «nicht umbringen, wir wollen euch nur ein bisschen wehtun». Und weiter: «Das primäre Interesse der Vereinigten Staaten, für das wir seit einem Jahrhundert Krieg geführt haben, waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Denn vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen könnte.» Die USA kontrollierten alle Ozeane der Welt wie keine Macht zuvor: «Deshalb können wir in andere Länder einmarschieren, und sie können nicht in uns einmarschieren; das ist eine sehr schöne Sache.» Die Kontrolle über den Raum zu behalten, sei die Grundlage der US-Hegemonie. Die Briten hätten es vorgemacht: Um unangefochtene Seemacht zu bleiben, hätten sie es geschafft, «dafür zu sorgen, dass die Europäer sich gegenseitig an die Gurgel gehen». Balance of power hiess das dann euphemistisch in den Geschichtsbüchern. «Die Politik, die ich empfehlen würde, ist jene, die Ronald Reagan gegenüber dem Iran und dem Irak verfolgte: Er finanzierte beide Seiten, damit sie sich gegenseitig bekämpfen und nicht uns; das war zynisch, das war sicher nicht moralisch, aber es hat funktioniert, und das ist der Punkt, denn die Vereinigten Staaten können Eurasien nicht besetzen.»
  Was die Ukraine betreffe, so Friedmann in diesem Interview von 2015, bräuchten die Russen «mindestens eine neutrale Ukraine, nicht eine prowestliche». Unklar sei noch, was die Deutschen tun würden. «Leider haben sich die Deutschen noch nicht entschieden, und das ist immer das Problem von Deutschland: enorm wirtschaftlich mächtig, geopolitisch aber sehr fragil.»
  Sucht man Entsprechendes auf der offiziellen Webseite der Nato, findet man dort folgenden Eintrag, der Friedmans Ansichten stützt und nicht nur den angeblich geopolitisch so fragilen deutschen Bürgern zu denken geben müsste. Unter dem Titel «Lord Ismay» steht da, hier auf deutsch übersetzt: «Lord Hastings Lionel Ismay war der erste Generalsekretär der Nato, ein Amt, das er zunächst nur widerwillig annahm. Am Ende seiner Amtszeit war Ismay jedoch zum grössten Befürworter der Organisation geworden, von der er zu Beginn seiner politischen Laufbahn gesagt hatte, sie sei geschaffen worden, um ‹die Sowjetunion draussen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten›.»  •

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/George_Friedman#cite_note-6
https://www.youtube.com/watch?v=QeLu_yyz3tc (Langversion Interview)
https://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc (Kurzversion Interview)
https://worldview.stratfor.com/
https://www.nato.int/cps/en/natohq/declassified_137930.htm

Farbige Revolutionen, made in USA

ts. Freimütig gesteht George Friedman, wahrlich kein Freund Russlands oder dessen Präsidenten, in seinem Referat in Chicago etwas ein, wofür man in den westlichen Mainstream-Medien sofort als Verschwörungstheoretiker verunglimpft wird: dass die USA die farbigen Revolutionen in Osteuropa inszeniert hätten, um Russland zu schwächen.
  O-Ton Friedmann: «Die Vereinigten Staaten hatten eine Reihe von farbigen Revolutionen in der gesamten russischen Peripherie inszeniert, eine davon in der Ukraine, die orangefarbene Revolution, und die Russen sahen in dieser orangefarbenen Revolution die Absicht der Amerikaner, die Russische Föderation zu zerstören. Warum sonst sollten die Vereinigten Staaten Gruppen unterstützen, die demonstrieren wollen, sagten sie.»

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=QeLu_yyz3tc (ab 21:37)

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