Washingtons Stellvertreterkrieg gegen Russland

Verantwortlichkeiten und Konsequenzen, auch für Deutschland

Interview von Maike Hickson (LifeSiteNews) mit Colonel Douglas Macgregor*

LifeSiteNews: Wer ist in Ihren Augen der Hauptschuldige an der Eskalation des Ukraine-Konflikts?
Douglas Macgregor: Washingtons Stellvertreterkrieg gegen Russland ist das Ergebnis eines sorgfältig ausgearbeiteten Plans, Russland in einen Konflikt mit seinem ukrainischen Nachbarn zu verwickeln. Von dem Moment an, als Präsident Putin andeutete, dass seine Regierung eine militärische Präsenz der Nato vor den Toren Russlands in der Ukraine nicht dulden würde, versuchte Washington, die Entwicklung der Ukraine zu einer regionalen Militärmacht, die Russland feindlich gesinnt ist, zu beschleunigen. Der Putsch auf dem Maidan ermöglichte es Washingtons Agenten in Kiew, eine Regierung zu installieren, die bei diesem Projekt kooperieren würde. Das jüngste Eingeständnis von Ex-Kanzlerin Merkel, dass sie und ihre europäischen Kollegen versucht haben, die Minsker Vereinbarungen auszunutzen, um Zeit für den militärischen Aufbau in der Ukraine zu gewinnen, bestätigt die tragische Wahrheit in dieser Angelegenheit.

Wie könnte der Konflikt friedlich und diplomatisch gelöst werden, was wären die -Aspekte einer Vereinbarung zwischen den Konfliktparteien?
Washington und seine Verbündeten in Westeuropa haben sich schwer verkalkuliert. Sie glaubten, dass Russlands wirtschaftliche Schwäche eine effektive russische Militärkampagne zur Zerstörung des ukrainischen Militärs unmöglich machen würde. Russlands anfängliches Verhalten ging davon aus, dass Washington und seine Verbündeten den Ernst der Lage erkennen und Russlands legitime Sicherheitsinteressen in der Ukraine anerkennen würden. Als klar wurde, dass Washington entschlossen war, nicht nur seine strategische militärische Kontrolle über die Ukraine aufrechtzuerhalten, sondern Russland vollständig zu vernichten, änderte Moskau seinen Kurs. Moskau betrachtet die Ukraine nun als Kriegsschauplatz, nicht als slawisches Bruderland. Der Krieg wird nur unter Bedingungen enden, die Moskau schafft. Wie Präsident Putin immer wieder sagt: «Nur Moskau ist der Garant des ukrainischen Territoriums.»

Wer ist die treibende Kraft, die versucht, eine friedliche Lösung des Konflikts zu verhindern?
Die Namen der Mitglieder des Weltwirtschaftsforums sind ein guter Ausgangspunkt für die Suche nach der Antwort auf diese Frage.

Sie behaupten, dass die von den USA vorangetriebene Eskalation des Konflikts in der Ukraine den Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Europa schadet. Könnten Sie Ihren Standpunkt erläutern?
Bei der Verhängung von Sanktionen ist es immer wichtig, sich nicht selbst zu sanktionieren. Russland ist nicht isoliert. Vielmehr geniesst Russland eine unangreifbare geographische Position mit Zugang zu Märkten, Waren und Dienstleistungen, den die Vereinigten Staaten nicht blockieren können. So sind Washingtons Verbündete wie auch die Amerikaner nun die Opfer von Washingtons unbedachter und arroganter Finanz- und Wirtschaftspolitik.

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass der Krieg in der Ukraine der US-Wirtschaft durch die Steigerung der Waffenproduktion und der Energieverkäufe nach Europa tatsächlich geholfen hat. Würden Sie dieser Einschätzung zustimmen, oder was würden Sie dazu sagen, wer am meisten von diesem Krieg in der Ukraine profitiert?
Rüstungsverkäufe fördern nicht die wirtschaftliche Gesundheit und das Wohlergehen einer Volkswirtschaft. Investitionen in militärische Macht sind Kosten ohne grossen Nutzen. Die daraus resultierende Ausrüstung hat nur einen geringen Wiederverwertungswert. Wann immer ein Nationalstaat mehr militärische Macht aufbaut als für seine eigene Verteidigung notwendig ist, entzieht er anderen Wirtschaftssektoren das Kapital, das sie für Wachstum und Wohlstand benötigen. Dies war das Argument von Präsident Eisenhower im Jahr 1953, als er sagte: «Sicherheit kann nicht ohne Wohlstand existieren. Die Amerikaner haben beides verdient.»

Sehen Sie Russland als militärische Bedrohung für Europa, oder glauben Sie, dass die deutsch-russische wirtschaftliche Zusammenarbeit für Europa von Vorteil war?
Als der Krieg in der Ukraine begann, stellte Russland keine Bedrohung für Europa dar. Washingtons Stellvertreterkrieg hat Moskau gezwungen, seine Annahmen über die russische Sicherheit zu überdenken. Von nun an wird Russland grössere und robustere konventionelle Streitkräfte auf hohem Niveau unterhalten, um sich vor künftigen westlichen Angriffen zu schützen. Die meiste Zeit der letzten 300 Jahre war Berlin Moskaus natürlicher Partner in Fragen des Handels und der regionalen Sicherheit. Die beiden Weltkriege waren zerstörerische Episoden, die niemals hätten stattfinden dürfen. Es gibt keinen Grund, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Berlin muss sich jetzt der Realität stellen, dass die strategischen Interessen Washingtons und die strategischen Interessen des deutschen Staates nicht identisch sind, und seine Beziehungen zu Washington und Moskau entsprechend anpassen. Wenn Berlin seine Aussenpolitik in diesem Sinne anpasst, kann es Europa wieder zu Stabilität und Wohlstand verhelfen.  •

Quelle: https://www.lifesitenews.com/blogs/exclusive-us-colonel-explains-americas-role-in-provoking-russia-ukraine-conflict/ vom 19.12.2022; Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Colonel D. Macgregor

(Übersetzung Zeit-Fragen)

 



* Douglas Macgregor ist pensionierter Colonel der US-Army, Politikwissenschafter, Militärtheoretiker, Berater, renommierter Autor und Fernsehkommentator. PhD in internationalen Beziehungen. Häufiger Kommentator militärischer Sachverhalte bei Fox-News, CNN, RT und BBC.


«Hilfe», die zerstört und tötet

km. Wenn es stimmt, dass die US-Regierung auf Grund eigener machtpolitischer Ziele in der Ukraine einen von ihr provozierten Stellvertreterkrieg gegen Russland führt – und dafür gibt es mittlerweile viele Belege und Zeitzeugen –, dann erscheint die «Hilfe» und die «Unterstützung», die diese Regierung dem ukrainischen Präsidenten und dessen Armee zukommen lassen, in einem anderen Licht. So wurde denn der vor ein paar Tagen mit allem Pomp begangene Besuch von Wolodimir Selenski in Washington zu einem grotesken Schauspiel, mit dem die Öffentlichkeit, zumindest die an der Heimatfront, erneut getäuscht werden sollte. In diesem Stellvertreterkrieg gibt sich die Kriegspartei USA öffentlich edel, hilfreich und gut, opfert in Tat und Wahrheit aber die Ukraine und die Ukrainer – und im Prinzip auch ganz Europa – ihren machtpolitischen Plänen. Vielleicht ist dem US-Präsidenten Joe Biden die Mehrdeutigkeit seiner Aussage in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Ukraine-Präsident Selenski – der Kampf in der Ukraine sei «Teil von etwas viel Grösserem» – gar nicht bewusst gewesen. Dass Wolodimir Selenski die ihm zugedachte Rolle bis zum bitteren Ende spielt und sich für die Opferung seines Landes und dessen Bevölkerung lautstark in Washington «bedankt», ist dabei besonders stossend.
  «Verhandlungen», die vor Weihnachten wieder viele gefordert haben – durchaus auch mit redlichen Motiven – werden nur dann Sinn machen, wenn sie ehrlich geführt werden. Davon sind wir – zumindest auf westlicher Seite – aber leider noch meilenweit entfernt.

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