Noch immer ist das Nato-Konzept: «To keep the Americans in, the Russians out and the Germans down!»
Dieses Prinzip herrscht auch bei den Sanktionen gegen Russland vor. Die USA handeln konsequent nach eigenem Vorteil:
Bewertet man also die Sanktionen, so treffen sie vordergründig und auch schädlich Russland («To keep the Russians out»).
Sie stärken aber die Position der USA in Europa («To keep the Americans in»), weil sie ihr Weltenergiemonopol wieder stärken können (Europa kauft teures US-Frackinggas statt billigem russischen) und weil sie den Zahlungsverkehr zwischen Europa und Russland stilllegen wollen («To keep the Germans down»).
Das US-Imperium wird – zumindest in Europa – durch die Ukraine-Krise entscheidend gestärkt: Die US-Nato verlangt und bekommt Rückendeckung aller europäischen Vasallen, wird als eigentlich längst überflüssige Organisation (Macron: «hirntot») wieder belebt, was etwa 200 Milliarden Umsatz für die amerikanische Rüstungsindustrie bedeutet. Und die europäischen Satelliten haben freiwillig (Johnson) oder gezwungen (Scholz) den politischen Weisungen aus den USA nach «gemeinsamen Strafmassnahmen» noch einmal Folge geleistet (obwohl z. B. Deutschland dadurch selbst grössere Wirtschaftsnachteile erleidet).
Der Autor hat in einer Studie nachgewiesen, dass Südafrika im letzten Weltkrieg dadurch zum Industrieland geworden ist, dass es von seinen traditionellen Wirtschaftsbeziehungen weitgehend abgeschnitten war. Je mehr deshalb die USA Russland und China aus dem Dollar-Imperium vertreiben, um so stärker werden deren Autarkie und eigene Wirtschaftsstärke. Die Sanktionen gegen Russland dürften also nur ein kurzfristiger und kurzsichtiger Erfolg für die USA, aber langfristiger Schaden für Europa («To raise the rival’s costs») werden.
Die beiden Weltkriege sollten uns Deutsche gelehrt haben, dass Frieden und Wohlstand bei uns nur sicher sind, wenn wir keine Feinde haben und uns vor allem keine Feinde mutwillig machen. Deutschlands Zentrallage in Europa gebietet Ausgleich und Offenheit nach allen Seiten. Sich für unsichere, korrupte Systeme (Ukraine) in fremde Machtkämpfe reissen und zu Sanktionen hinreissen zu lassen, liegt jedenfalls nicht in deutschem Interesse, folgt selbstschädigend nur fremden Weisungen («To keep the Russians out and the Germans down»). •
1 CIPS (Cross Border Interbank Payment System)
2 Russland hat bereits nach der Krim-Krise SPFS (System for Transfer of Financial Messages) als Alternativabrechnungssystem gegründet und ist eifrig dabei, die Banken der Welt zu zwingen, in diesem Konkurrenzabrechnungssystem ebenfalls vertreten zu sein. Ein Ausschluss Russlands aus SWIFT würde also ein Schub für die alternativen Abrechnungssysteme und ein Dauerschaden für SWIFT werden.
«Die Bestrebungen der transatlantischen Mächte, Russland möglichst weltweit zu isolieren, stossen auf breiten Widerstand. Indien verweigert sich der Forderung, sich der Sanktionspolitik anzuschliessen, arbeitet an einem alternativen, nicht auf SWIFT und den US-Dollar angewiesenen Zahlungssystem und plant eine Ausweitung seiner Erdölimporte aus Russland. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sperren sich gegen das Verlangen, ihre Ölförderung stark auszuweiten, um ein globales Ölembargo gegen Russland zu ermöglichen; der britische Premierminister Boris Johnson kehrte gestern nach Verhandlungen auf der Arabischen Halbinsel mit leeren Händen heim. Mehrere Staaten Südamerikas, darunter Argentinien, Brasilien und Chile, machen Druck, zumindest russische Düngemittelexporte zu ermöglichen; andernfalls, heisst es, sei die globale Versorgung mit Lebensmitteln in Gefahr. Die Staaten Lateinamerikas sowie Afrikas halten sich von der Sanktionspolitik ebenso fern wie die Türkei, beinahe alle Staaten Südostasiens und des Nahen und Mittleren Ostens sowie China. Die im Westen beliebte Aussage, Russland sei ‹in der Welt isoliert›, trifft nicht zu.»
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8874 vom 18.3.2022
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