Souveränität: Wachsamkeit – Konstanz – Festigkeit

von Nicole Duprat, Frankreich*

«Demokratie ist die Regierung des Volkes, das seine Souveränität ungehindert ausübt.»

Charles de Gaulle

Wir danken Charles de Gaulle dafür, dass er die Geschichte Frankreichs durch sein Konzept und sein Verständnis von Menschenwürde, individueller und kollektiver Freiheit und Zusammenarbeit zwischen den Völkern geprägt hat. De Gaulle wurde von vielen zitiert, von vielen nachgeahmt. Aber seine Überzeugungen waren das Gegenteil von politischer Korrektheit. Er war der erste, der die amerikanische Hegemonie voraussah, und war sehr gegen den Verlust der Volkssouveränität, einem möglichen Vorspiel zur amerikanischen Vasallisierung.
  Doch kehren wir zu unserem Thema der Souveränität zurück. Es stimmt, dass jedes Volk in diesem grossen Konzert der Menschheit das Recht auf seine Souveränität als Grundlage seiner Existenz, seinen Raum für Freiheit hat. Aber Souveränität darf nicht nur ein Wort oder ein abstrakter Grundsatz sein. Sie erfordert grundlegende Haltungen.
  Wachsamkeit: Die Souveränität des Volkes, verstanden als die Ausübung der Macht durch das Volk, das ist gut. Aber in einer Zeit, in der Meinungen durch Propaganda-organe manipuliert werden, die die Netze mit falschen Informationen und gezielter Werbung überschwemmen, ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten und über die Modalitäten der Existenz dieser Souveränität nachzudenken.
  Beständigkeit: Souveränität erfordert eine ständige Anstrengung. Die Souveränität einer Nation besteht so lange, wie es freie Bürger gibt, die bereit sind, sie zu verteidigen, zu schützen und mit Leben zu füllen. Das Volk besteht aus Individuen, die jeweils einen Teil der Souveränität repräsentieren.
  Festigkeit: Souveränität braucht Voraussetzungen und darf auf keinen Fall mit dem Versuch eines Nationalismus verwechselt werden. Sie stärkt den Grundsatz der Selbstbestimmung der Völker und der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes.
  Wachsamkeit, Beständigkeit und Festigkeit sind notwendige Haltungen, denn die Souveränität bleibt zerbrechlich, ob sie nun individuell, volksnah oder national ist.
  Souveränität wird daher nie endgültig erlangt, aber es ist diese Fragilität, die die individuellen und nationalen Bemühungen in allen Bereichen antreiben sollte.  •

(Übersetzung Zeit-Fragen)



*  Vortrag bei der Jahreskonferenz der Arbeitsgemeinschaft «Mut zur Ethik» («Europa – welche Zukunft wollen wir?») vom 2.–4. September 2022

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