Im Namen Gottes, des Mitfühlenden, des Barmherzigen
Gebete und Frieden seien mit unserem Propheten Mohammed, meinem Bruder, Eurer Exzellenz Präsident Abdel Fattah El Sisi, Euren Majestäten, Hoheiten, Exzellenzen,
Friede, Gottes Gnade und Segen seien mit Ihnen.
Ich danke Seiner Exzellenz, dem Präsidenten, dass er dieses Treffen in diesen schwierigen Zeiten einberufen hat. Es ist dringend, dass wir zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass diese humanitäre Katastrophe unsere gesamte Region in den Abgrund stürzt.
Erlauben Sie mir, auf Englisch zu unseren Freunden aus Europa und der ganzen Welt zu sprechen, die heute hier anwesend sind. Meine Botschaft richtet sich an sie.
Meine Freunde,
Friede, Gottes Gnade und Segen seien mit Ihnen.
Auf diese Weise grüssen Muslime und Araber andere: mit dem Wunsch, dass der andere mit Frieden und der Barmherzigkeit Gottes gesegnet sein möge.
Unsere Religion kam mit einer Botschaft des Friedens. Der Pakt von Omar, der vor fast 15 Jahrhunderten, mehr als tausend Jahre vor den Genfer Konventionen, vor den Toren Jerusalems geschlossen wurde, befahl den muslimischen Soldaten, kein Kind, keine Frau und keinen alten Menschen zu töten, keinen Baum zu zerstören, keinem Priester ein Leid anzutun und keine Kirche zu zerstören.
Dies sind die Einsatzregeln, die Muslime akzeptieren und einhalten müssen, wie es auch alle tun sollten, die an unsere gemeinsame Menschlichkeit glauben. Alle zivilen Leben sind wichtig!
Meine Freunde,
ich bin empört und betrübt über die Gewaltakte, die gegen unschuldige Zivilisten im Gaza-Streifen, im Westjordanland und in Israel verübt werden.
Die unerbittliche Bombardierung des Gaza-Streifens – die im Gange ist, auch während wir hier sprechen – ist grausam und skrupellos – in jeder Hinsicht.
Das ist kollektive Bestrafung eines belagerten und hilflosen Volkes.
Dies ist ein eklatanter Verstoss gegen das Humanitäre Völkerrecht.
Das ist ein Kriegsverbrechen.
Doch je tiefer die Krise und die Grausamkeiten sind, desto weniger scheint sich die Welt dafür zu interessieren.
Überall sonst würden Angriffe auf zivile Infrastrukturen und der vorsätzliche Entzug von Nahrungsmitteln, Wasser, Strom und lebensnotwendigen Gütern für eine gesamte Bevölkerung verurteilt werden. Die Rechenschaftspflicht würde sofort durchgesetzt – unmissverständlich.
Und das hat es schon einmal gegeben – vor kurzem, in einem anderen Konflikt.
Aber nicht in Gaza. Vor zwei Wochen hat Israel die vollständige Belagerung des Gaza-Streifens in Kraft gesetzt. Und immer noch herrscht grösstenteils weltweites Schweigen.
Doch die Botschaft, die die arabische Welt hört, ist laut und deutlich: Das Leben der Palästinenser zählt weniger als das der Israeli. Unser Leben ist weniger wichtig als das anderer Menschen. Die Anwendung des Völkerrechts erfolgt wahlweise. Und Menschenrechte haben Grenzen – sie machen an Grenzen, an Rassen und an Religionen halt. Das ist eine sehr, sehr gefährliche Botschaft, denn die Folgen einer anhaltenden internationalen Apathie und Untätigkeit werden katastrophal sein – für uns alle.
Meine Freunde,
wir dürfen nicht zulassen, dass rohe Emotionen den Augenblick diktieren; unsere Prioritäten sind heute klar und dringend:
Erstens: Die sofortige Beendigung des Krieges gegen Gaza, der Schutz der Zivilbevölkerung und die Verabschiedung einer einheitlichen Position, welche die gezielte Tötung von Zivilisten unterschiedslos verurteilt – im Einklang mit unseren gemeinsamen Werten und dem Völkerrecht, das jeden Wert verliert, wenn es selektiv angewendet wird.
Zweitens: Die kontinuierliche und ununterbrochene Lieferung von humanitärer Hilfe, Treibstoff, Nahrungsmitteln und Medikamenten in den Gaza-Streifen.
Drittens: Die unmissverständliche Ablehnung der Zwangsumsiedlung oder internen Vertreibung der Palästinenser. Dies ist ein Kriegsverbrechen nach dem Völkerrecht und eine rote Linie für uns alle.
Dieser Konflikt, meine Freunde, hat nicht vor zwei Wochen begonnen, und er wird nicht aufhören, wenn wir diesen blutgetränkten Weg weitergehen. Wir wissen nur zu gut, dass er nur zu mehr vom Gleichen führen wird – ein Nullsummenspiel aus Tod und Zerstörung, aus Hass und Hoffnungslosigkeit, das sich ständig wiederholt.
Heute lässt Israel die Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen buchstäblich verhungern, doch seit Jahrzehnten sind die Palästinenser der Hoffnung, der Freiheit und der Zukunft beraubt.
Denn wenn die Bomben aufhören zu fallen, wird Israel nie zur Rechenschaft gezogen, die Ungerechtigkeit der Besatzung geht weiter, und die Welt schaut weg, bis zur nächsten Runde der Gewalt. Das Blutvergiessen, das wir heute erleben, ist der Preis für das Versagen, greifbare Fortschritte auf dem Weg zu einem politischen Horizont zu erzielen, der Frieden für Palästinenser und Israeli gleichermassen bringt.
Die israelische Führung muss begreifen, dass es keine militärische Lösung für ihre Sicherheitsprobleme gibt, dass sie die fünf Millionen Palästinenser, die unter ihrer Besatzung leben und denen ihre legitimen Rechte verweigert werden, nicht weiter ausgrenzen kann und dass das Leben der Palästinenser nicht weniger wert ist als das der Israeli.
Die israelische Führung muss ein für alle Mal erkennen, dass ein Staat niemals gedeihen kann, wenn er auf dem Fundament der Ungerechtigkeit aufgebaut ist.
In den letzten 15 Jahren haben wir gesehen, wie sich die Träume von einer Zweistaatenlösung und die Hoffnungen einer ganzen Generation in Verzweiflung verwandelt haben. Dies war die Politik einer israelischen Führung von Hardlinern, den Fokus ausschliesslich auf Sicherheit vor Frieden zu legen und vor Ort neue illegale Gegebenheiten zu schaffen, die einen autonomen palästinensischen Staat nicht lebensfähig werden liessen. Auf diese Weise hat sie Extremisten auf beiden Seiten gestärkt.
Aber wir dürfen – und können – diesen Konflikt nicht als zu weit fortgeschritten abschreiben, zum Wohle beider, der Palästinenser und der Israeli. Unsere gemeinsame und einheitliche Botschaft an das israelische Volk sollte lauten: Wir wollen eine Zukunft in Frieden und Sicherheit für Euch und für die Palästinenser, in der Eure Kinder und die palästinensischen Kinder nicht mehr in Angst leben müssen.
Es ist unsere Pflicht als internationale Gemeinschaft, alles zu tun, was nötig ist, um einen sinnvollen politischen Prozess wieder in Gang zu bringen, der uns zu einem gerechten und dauerhaften Frieden auf der Grundlage der Zweistaatenlösung führen kann.
Der einzige Weg zu einer sicheren Zukunft für die Menschen im Nahen Osten und in der ganzen Welt – für das jüdische Volk, die Christen und die Muslime gleichermassen – beginnt mit der Überzeugung, dass jedes menschliche Leben gleich viel wert ist, und er endet mit zwei Staaten, Palästina und Israel, die sich Land und Frieden vom Fluss bis zum Meer teilen.
Die Zeit zum Handeln ist jetzt.
Ich danke Ihnen.
Ich danke Ihnen allen.
Friede, Gottes Gnade und Segen seien mit Ihnen. •
Quelle: https://www.kingabdullah.jo/en/speeches/cairo-summit-peace
(Übersetzung Zeit-Fragen)
Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.