Mit grosser Bestürzung habe ich in Zeit-Fragen Nr. 22 vom 17. Oktober 2023 erfahren, dass diese Zeitung, die alle zwei Wochen erscheint, vom Nachrichtendienst des Bundes NBD überwacht wird.
Die Mitarbeiter dieser Zeitung arbeiten alle ehrenamtlich. Alle fühlen sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Sie sind bewusst genossenschaftlich organisiert und geben jedesmal ihr Bestes, um die Leser umfassend zu informieren. Trotz der noch immer kleinen Auflage erfreut sich die Zeitung einer aufmerksamen Leserschaft.
Unbescholtene Bürger aus unterschiedlichsten Fachbereichen stellen ihre Erfahrungen und ihr Wissen gerne zur Verfügung, ohne dass sie den Leser beeinflussen oder nur in eine einseitige Richtung drängen wollen. Es sind so vielfältige Informationen zu lesen. Es sind Informationen, Berichte, die auch von renommierten Persönlichkeiten geschrieben werden, aber bei uns selten in anderen Medien zu lesen sind. Es sind anspruchsvolle Themen und komplexe Texte. Man erfährt die Hintergründe von Konflikten. Es werden Quellenangaben und Fakten genannt, so dass man sich selber ein Bild machen kann. Es ist so geschrieben, dass wir Leser es verstehen können. Fragen entstehen, so dass ich mich damit an einen Freund wende. Dadurch bilde ich mich weiter, und mein Wissen erweitert sich. Es ist für mich eine Bereicherung und eine Stärkung. Ist denn Bildung nicht mehr gefragt oder erlaubt? Darf das nicht mehr sein?
Da ich Kontakte habe zu verschiedensten Menschen, höre ich oft, dass sie keine Zeitung mehr lesen, keine Fernsehsendungen mehr anschauen wollen, weil man es nicht mehr aushält. Man weiss nicht mehr, was überhaupt noch stimmt. Themen werden aufgeblasen. Man hört so viel Schlechtes. Alles wächst einem über den Kopf. Man fühlt sich ausgeliefert, schlecht. Ist das der Sinn und Zweck der Medien? Das Resultat einer solchen Berichterstattung sind entmutigte Menschen.
Es ist ein Rechtsbruch, eine so wertvolle Zeitung zu fichieren. Es ist ein krasser Verstoss gegen die Bundesverfassung. In der Verfassung sind Meinungsäusserungs- und Informationsfreiheit sowie Medienfreiheit garantiert. Die Behörden haben die Pflicht, sich daran zu halten. Wenn die Behörde das nicht macht, verlieren die Bürger das Vertrauen, und wie das dann aussieht, in so einer Gesellschaft, kann sich jeder ausmalen. Das Chaos tritt auf. Es gibt genügend Beispiele auf unserer Welt.
Was ist los in unserem freien Land? Wollen wir ein paar machtbesessenen Menschen folgen, die uns vorschreiben, was wir lesen dürfen und was nicht, welche die richtige Meinung ist und welche nicht?
Immerhin, es gibt schon ein paar Länder, die jetzt aufstehen, eigenständig sein wollen. Sie haben genug von ihrer kolonialen Vergangenheit. Beispiele sind die BRICS-Staaten, siehe Leitartikel in Zeit-Fragen Nr. 22 vom 17. Oktober 2023.
Machen Sie sich selbst ein Bild, es geht auch um die Meinungsäusserungsfreiheit anderer Medien.
Gaby Ege, Sirnach TG
Seit bald zwei Jahren lese ich mit viel Interesse und Gewinn Ihre Zeitschrift Zeit-Fragen. Dies sowohl wegen Ihrer gut equilibrierten Berichterstattung in Sachen Geopolitik, Ihrer humanistischen Haltung, als auch Ihres Einsatzes für die schweizerische Demokratie, instruktiven Interviews mit ausländischen Persönlichkeiten, oder Buchbesprechungen. Ihre Zeitung bildet daher eine mutige und absolut unabdingliche Ergänzung zur Mainstream-Presse.
Angesichts der Tatsache, dass Sie oft brisante Fakten oder «unbequeme» Interviews veröffentlichen, frage ich mich schon seit geraumer Zeit, wann und auf welche Weise irgendwelche staatliche Stellen versuchen werden, Ihnen Schwierigkeiten zu bereiten.
Ihr Text «In eigener Sache» (vom 17. Oktober 2023) bestätigt meine Befürchtung: ein Dokument («Fiche») des NDB vom 29. September 2023, mit der Behauptung, Zeit-Fragen würde russische «Desinformation» und «Propaganda» verbreiten. Dass dies ein jämmerlicher Skandal ist, mit Verletzung der Art. 16 und 17 der Schweizerischen Bundesverfassung, sollte auch klar sein für jedermann, für den die schweizerische Verfassung ein kostbares Gut ist und bleiben muss.
Es dürfte jetzt nicht ausgeschlossen sein, dass der Kommentar zu Jacques Bauds Buch («Putin – Herr des Geschehens?») vom 17. Oktober 2023 oder das Interview von Herrn Ralph Bosshard jetzt als «neuer Beweis für pro-russische Propaganda» hinhalten müssen – ungeachtet der Tatsache, dass beide, als frühere höhere Offiziere der Schweizer Armee, immerhin internationale Erfahrung aufzuweisen haben, inklusive Uno, Nato und OSZE.
In den siebziger Jahren war ich selbst Objekt einer «Fiche» der Armee: Man hatte während eines Wiederholungskurses in meinem Rucksack eine russische Grammatik gefunden – ich war also eine Art «Spion» im Sold der UdSSR …
Es wäre zu hoffen gewesen, dass sich das intellektuelle Niveau der entsprechenden Behörden inzwischen verbessert habe – es scheint nicht der Fall zu sein.
In der Hoffnung, dass Zeit-Fragen trotz Fiche des NDB weiterhin ungehindert kostbare, anderswo kaum erhältliche Berichte publizieren kann, sende ich Ihnen meine besten Grüsse.
Serge Linder, Mutrux VD
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