Welche Naturliebhaberin, welcher Gartenfreund träumt nicht auch von einer Bepflanzung, deren Farben- und Formenpracht über Monate das Auge erfreuen, die wunderbar duftet und in der es kriecht und krabbelt, summt und flattert. Naturnah bepflanzte Gefässe und Flächen mit einheimischen Stauden und Blumen dienen als Erholungs- und Begegnungsraum und als einzigartiges In-nächster-Nähe-Naturerlebnis für Klein bis Gross.
Was versteht man unter
einheimischen Wildstauden?
Einheimische Wildstauden sind mehrjährige Pflanzen, die sich nach der letzten Eiszeit, also vor mehr als 10 000 Jahren, bei uns angesiedelt haben. Einheimische Wildstauden sind bestens an unsere Natur und Umweltbedingungen angepasst. Auch deswegen sind sie ausgesprochen pflegeleicht, robust und genügsam. Mit ebenfalls einheimischen Tier- und Pflanzenarten bilden sie wertvolle Lebensgemeinschaften, in welchen sie optimal voneinander profitieren.
Nicht zu verwechseln mit den Sträuchern, gedeihen Stauden nur in der Vegetationszeit zwischen Frühling und Herbst. Mit Einbruch des Winters sterben alle oberirdischen Pflanzenteile ab. Die wärmeren Temperaturen des Vorfrühlings lassen die krautartigen Triebe der Stauden wieder aus ihrem Wurzelstock, ihrer Knolle oder Zwiebel oder aus einem anderen Speicherorgan austreiben. Dieser Zyklus wiederholt sich Jahr für Jahr. Das einfachste Beispiel dafür ist das Schneeglöckchen. Viele Wildstauden dienen zusätzlich als Tee oder als Gewürz oder erfreuen als schöner Blumenstrauss.
Qual … oder doch eher Freude der Wahl
Die Blühsaison einheimischer Stauden und Blumen dauert vom frühen Frühling bis in den tiefen Herbst hinein. Auch im Winter entwickeln die dürren Stängel und Samenstände eine ganz besondere, natürliche Schönheit und ermöglichen Insektenpuppen erst noch ein erfolgreiches Überleben.
Ob Glockenblume, Königskerze, Malve oder Johanniskraut – schön sind sie alle. Ob draussen auf dem Fenstersims oder Balkon, beim Gartensitzplatz oder auf der Terrasse, rund ums Haus oder im Garten – Wildstauden bezaubern überall. Ob im Kistchen oder Topf, im Kübel, Trog oder Garten spielt keine Rolle. Doch welche Wildstaude eignet sich für welchen Ort und Zweck?
Zu Beginn schaut man sich den Standort der Pflanzung an: Ist es dort sonnig, halbschattig oder eher schattig? Bei einer Bepflanzung im Garten kommt dazu, ob der Boden nährstoffreich oder mager, feucht oder trocken ist. Sind die Bedingungen des Standorts geklärt, kann mit der Auswahl der standortgerechten und zweckdienlichen Pflanzen begonnen werden. Auch Farbe und Form, Blühbeginn und Blühdauer der Stauden spielen bei der Wahl eine wichtige Rolle.
Vorbereitung des Bodens und Setzen der Stauden
Wichtig ist, den Boden sorgfältig vorzubereiten. Obwohl Wildstauden sehr robust sind, werden sie kaum gedeihen, wenn der Platz schon stark mit anderen Pflanzen bewachsen ist. Zur Vorbereitung entfernt man den vorherigen Bewuchs, holt möglichst viele Wurzelreste aus dem Erdreich und lockert den Boden auf. Anschliessend bearbeitet man die Oberfläche mit einem Rechen, so dass eine feinkrümelige Pflanzfläche entsteht. Nun können die gut gewässerten Wildstauden in ausreichendem Abstand auf der Fläche verteilt werden: Hochwachsende Pflanzen kommen zuhinterst oder in der Mitte der Gruppe am besten zur Geltung, niedrige am Rand und im Vordergrund. Nun wird gepflanzt und gut angegossen.
Pflege
In der ersten Zeit nach der Pflanzung empfiehlt es sich, gegebenenfalls konkurrenzstarke Beikräuter auszuzupfen, damit die Staudenpflanzen gut anwachsen können. Bei grosser Trockenheit sollte im ersten Jahr gewässert werden. Grössere Pflanzen werden mit Vorteil an einer Stütze aufgebunden. Danach ist die Wildstaudenfläche sehr pflegeleicht. Nach dem Verdorren im Herbst sollten Staudenstängel nur sehr zurückhaltend oder noch besser, gar nicht zurückgeschnitten werden. Gerade der nützliche Marienkäfer und andere Insekten nisten zuerst mit Vorliebe in Stängeln und im Dickicht eines Staudenbeetes und überwintern später gleichenorts. Verdorrte Blüten voller Samen oder Früchte liefern zudem Futter für hungrige Vögel und dazu die neue Saat fürs nächste Jahr. Fürs Zurückschneiden der dürren Pflanzenrückstände ist nach Winterende, also kurz vor Vegetationsbeginn noch genügend Zeit. Wenn die abgeschnittenen Pflanzenteile auf der Erdoberfläche ausgelegt werden, können ihre Bewohner zur rechten Zeit den Weg hinaus in die freie Natur finden.
Artenvielfalt und Biodiversität
Mit den pflegeleichten Wildstauden hält eine vielfältige Tierwelt im Garten Einzug. Viele Insekten wie Bienen, Hummeln und Falter sind auf diese Pflanzen angewiesen. Von einer einzigen einheimischen Wildstaude profitieren durchschnittlich mehr als zehn Insektenarten, was die Artenvielfalt fördert. Durch Wildstauden erhalten Tiere Unterschlupf, Nistmaterial, Nahrung und Wasser. Wegen der Vielfalt von Insekten, die von und in Wildstauden leben, finden auch grössere Tiere den Weg in das blühende Wildstaudenreich. Während die Staudenblüten für die Insekten reichlich Nektar und Pollen bieten, ernähren sich Vögel, Fledermäuse, Igel und weitere Tiere von diesen Insekten. Die Frucht- und Samenstände der Stauden halten später im Jahr für etliche Vögel und Wildtiere Früchte und Samen bereit.
Wildbienen und andere Insekten als wichtige Bestäuber
Ohne die Blütenbestäubung durch Insekten wäre der Obst- und Gemüseanbau nicht annähernd so ertragreich. Die Bedeutung der Wildbestäuber, vor allem der Wildbienen und Schwebfliegen, wurde dabei lange unterschätzt. Heute weiss man, dass sie in landwirtschaftlichen Kulturen rund zwei Drittel der gesamten Bestäubungsleistung abdecken und selbst dort den Fruchtansatz erhöhen, wo viele Honigbienen aktiv sind. Schwebfliegen leisten dabei gleich doppelte Dienste: Sie gelten als Bestäubungsprofis, und ihre Larven sind wahre Blattlaus-Vertilger. Auch Wildbienen sind Meister im Bestäuben von Blüten. Zudem haben sie dank ihrer grossen Artenvielfalt und speziellen Anpassungen eine Reihe von Vorteilen gegenüber der Honigbiene. So fliegen gewisse Wildbienen auch bei kühlem und regnerischem Wetter. Andere bestäuben Blüten, die von der Honigbiene nicht besucht werden. Mauerbienen sind um ein Vielfaches effizienter im Bestäuben von Obstblüten als die Honigbiene.
Wildbestäuber wie Wildbienen und Schwebfliegen benötigen als Lebensgrundlage ein reichhaltiges und kontinuierliches Angebot an Blütenpollen und Nektar, zudem ein grosses und vielfältiges Angebot an Klein-strukturen für ihre Nistplätze und vorzugsweise geringe Distanzen zwischen Nest und Futterpflanzen.
Und zu guter Letzt
Es gibt nichts Gutes ausser man und frau tut es: Das einfach zu realisierende Gartenprojekt macht das ganze Jahr hindurch ein Naturerlebnis mit grossem Mehrwert möglich. •
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