von Diana Köhnen
In Graubünden wird über das ganze Jahr die 500jährige Geschichte des Kantons in vielen verschiedenen Veranstaltungen gefeiert, und es wird daran erinnert, dass die Bünde damals die Gerichtsbarkeit in die eigenen Hände nahmen und auch das Erbrecht vereinheitlichten. Am 8. und 9. Juni fand dazu eine internationale Tagung in Maloja statt. Die Initianten setzten sich zum Ziel, das Geschichtsbewusstsein in den ehemaligen Gebieten der Drei Bünde zu stärken. Teil dieser Feier des 500. Jubiläums war auch ein Fest auf der Alp Sut.
Exkurs in die Geschichte Graubündens –
die Ereignisse von 1524
1524 schlossen sich der Graue Bund, der Gotteshausbund und der Zehngerichtebund zum Freistaat der Drei Bünde zusammen. Die Notwendigkeit, in der Alpenregion zu überleben, war das Motiv für den Zusammenschluss. Diese Bünde hatten sich ab 1450 zu einem eigenständigen staatlichen Gebilde entwickelt und gaben sich 1524 eine gemeinsame Verfassung («Bundsbrief»). Souveräne Glieder waren die Gerichtsgemeinden; deren heutige Nachfolger sind teils die Kreise, teils die Gemeinden. Die Bünde wurden durch verschiedene Verträge (seit 1497) gleichberechtigter Partner der Alten Eidgenossenschaft – formell als Zugewandter Ort.
Das Verhältnis zu Reich, Kaiser und Habsburg wurde 1500, 1502 und 1518 durch verschiedene Vereinbarungen geregelt – 1518 mit einem Vertrag mit Kaiser Maximilian I.
Dieses Vertragswerk behielt bis 1798 seine Gültigkeit. 1799–1803 war Graubünden als Kanton Rätien Teil der Helvetischen Republik, seit 1803 ist es Kanton der Eidgenossenschaft. Amtssprachen sind Deutsch, Romanisch und Italienisch. Den Namen Graubünden erhielt der neue Kanton vom Grauen Bund.
Geschichte der Alp Sut
Ebenfalls 1524 erwarben 18 Bauern aus Pignia die Alp Sut vom bischöflichen Vogt zu 478 Gulden. Fünf Jahre später gaben sich die Bauern eine erste Alpordnung. Die Alp konnte nur von den namentlich genannten Bauern bewirtschaftet werden. Die Bewirtschaftung dauerte bis 1900, dann wurde die Alp aufgegeben. Sie bestand damals aus acht Gebäuden, Ziegen- und Schafställen, Kuhställen und einer Alphütte. Die Hütten waren Voraussetzung für die Bewirtschaftung der Alpen, welche die Selbstversorgung und damit das Überleben der Bergbewohner sicherte.
Am 4. Januar 2024 entschlossen sich drei Einwohner von Pignia, den Verein Alp Sut zu gründen, mit dem Ziel, die Gebäude zu restaurieren und damit Alpgeschichte erlebbar zu machen. Die Alp soll für zukünftige Generationen als Begegnungsort erhalten bleiben.
Sie liegt auf 2100 m. ü.M. am Rande der Hochebene Tgampatsch unterhalb der Alp Neaza. Eigentümerin ist heute die Alpgenossenschaft Neaza.
Stimmungsvolle und
fröhliche Jubiläumsfeier
Am Samstag, dem 27. Juli, fand die Feier zum 500-Jahr-Jubiläum der Alp statt. Jung und Alt aus der Region versammelten sich vor Ort. Stefan Catrina, Aktuar des Vereins Alp Sut, begrüsste alle Anwesenden und gab einen Überblick über die Geschichte und die Restaurierungsbemühungen. Reto Crameri, Grossrat der Partei Die Mitte, Rechtsanwalt und Landwirt, hob die Bedeutung der Alp in seinem geschichtlichen Exkurs hervor. Kassier Andrea Cantieni verlas einen Brief, in dem die Polenta-Alphütte persönlich spricht: «Mein Name ist ‹Polentahütte›. Die Einheimischen sagen mir auch ‹Tigia Pulenta› …» Die Hütte stand einst auf der Alp Lambegn. Sie wurde 1975 vom Schweizerischen Landesmuseum gekauft und dort als Beitrag zur Alpgeschichte wieder ausgestellt. Als das Museum sie in einem Depot lagern wollte, entschloss sich der Verein Alp Sut, sie auf einer Alp wieder zu errichten. Sie wurde mittels eines Traktors mit Anhänger und eines Helikopters an Ort und Stelle gebracht. Ihr Weiterbestehen ist keineswegs sicher, da sie ausserhalb der Bauzone liegt. Alle Anwesenden unterzeichneten eine Petition zum Erhalt der Hütte.
Eingeleitet wurden die Reden durch einen Alphornbläser und eine Fahnenschwingerin. Sie verliehen der Feier ein stimmungsvolles Ambiente. Die einzigen zwei Bündner Dudelsackspieler untermalten mit ihren Weisen die Feier.
Nach einer Besichtigung der Hütte war für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Als Vorspeise gab es Alpkäse, Frischkäse mit Alpenkräutern und «Käsetätschli». Die Hauptspeise bestand aus Steaks, Bratwürsten und einer schmackhaften Polenta. Sie wurde in einem grossen Kessel zubereitet und von Erwachsenen und Jugendlichen kräftig gerührt. Es gab auch ein Dessert, und dies alles gratis. Während des Essens spielte die Ländlerkapelle Schamser Musig auf, wir konnten Polka, Walzer und eine flotte Mazurka hören. Unser Fahrer auf die Alp Sut erwies sich dabei als begabter Kontrabass-Spieler.
Nach dem Essen gab es einen «Älpler-Siebenkampf» für Kinder und Jugendliche, der aus sieben Stationen bestand: Wer macht das höchste Feuer (Aufschichten von Holzklötzen), Kühe tränken (Wasser über einen Parcours tragen), Stein stossen, Käse rollen (eine Holzscheibe), Kühe treiben, ein dreifaches Echo suchen (an einer bestimmten Stelle auf der Alp) und Bootsfahrt. Hier stand nicht die Konkurrenz im Vordergrund, weil die drei Gewinner durch Los ermittelt wurden.
Alle trugen zu dieser stimmungsvollen Feier bei. Der Kanton Graubünden und seine Menschen mit ihrer Bodenständigkeit, ihrem Humor und ihrer Spontaneität wuchsen einem ans Herz. Danach ging es im Kleinbus wieder die steile Strasse 1100 m ins Tal nach Andeer hinunter, für die Busfahrer eine Herausforderung, die sie bravourös meisterten.
Wer die Bemühungen zum Erhalt der Alp Sut unterstützen will, kann dies mit 20 Franken pro Jahr tun, juristische Personen können sich mit 100 Franken pro Jahr beteiligen. •
Mehr Informationen unter: www.alpneaza.ch/alpsut
Feier zum 500. Jubiläum der Alp Sut. (Bilder wp)
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