pk. Als Ergänzung zum Artikel über die humanitäre Dauerkatastrophe im Ostkongo (Zeit-Fragen Nr. 4 vom 21. Februar 2024), zu der die westliche Medienwelt eisern schweigt, erreicht uns die hier veröffentlichte Zuschrift. Es handelt sich um den Lagebericht eines Priesters, der angesichts des Dauerterrors in den umliegenden Dörfern durch Söldner des «M23» und verwandte Gruppierungen nach Goma geflüchtet ist. Dort sind die improvisierten Flüchtlingslager inzwischen einmal mehr überfüllt. Die Stadt kann weder ihnen noch ihrer Bevölkerung noch denen in den dürftigen Zeltlagern in der Region einen wirklichen Schutz gegen den bestehenden Belagerungsring bieten, die kongolesische nationale Armee bisher auch nicht. Die internationalen Schutztruppen, so die sich schon seit Jahrzehnten passiv verhaltende Uno-Mission sowie ein ostafrikanisches internationales militärisches Unterstützungs-Detachement für die Demokratische Republik Kongo (DRK), sind von der kongolesischen Regierung ergebnislos nach Hause geschickt worden, währenddem viele neue Hoffnungen auf eine Unterstützungstruppe der Südafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft SADC setzen, der Einsender allerdings nicht.
Im Moment befinde ich mich an der Stadtgrenze von Goma. Von dort werden Tag und Nacht unzählige Bomben ins Gebiet des Masisi gefeuert. In der Region ist jede Kommunikation zusammengebrochen, wir wissen nicht, wie es unseren Leuten dort geht. Die realisierte Option des Präsidenten [Tshisekedi] ist der Krieg und nicht der Dialog (aber auch der «Dialog» wird vom Volk keineswegs als Wunderlösung angesehen, es weiss warum …). In Goma befinden sich inzwischen wieder viele Soldaten mit schwerer Bewaffnung. Die noch verbliebenen Hilfsorganisationen haben schon lange Alarm geschlagen, da demnächst eine Ernährungskrise droht, denn es gibt keine Zufahrtsmöglichkeit mehr für Hilfsgüter. Dies betrifft insbesondere die Flüchtlingslager auf der Achse Bweremana-Minova und entlang der Strasse zwischen Kiloliw, Kichanga und Mweso, wo Tausende von Binnenflüchtlingen sich angesammelt haben auf ihrer Flucht vor den heftigen Gefechten zwischen Truppen der FARCD [nationale kongolesische Armee] und der sie angreifenden Milizen des M23. Seit November sind sämtliche Schulen geschlossen. Unbemerkt spielt sich hier ein weiterer «kleiner» Genozid ab, in diesem Fall einer an den intellektuellen Fähigkeiten unserer Bevölkerungen. Es ist bedeutungsvoll, dass sich die Lähmung des Lebens als Folge der generellen Unsicherheit vor allem gegen Gebiete richtet, die vorwiegend von der Ethnie der Hutu bewohnt sind. Diese Lähmung des ganzen Lebens wirkt sich auch auf das aktuelle Geschehen auf der politischen Ebene aus. Als Folge davon wird die Bevölkerung der von den Eindringlingen besetzten Gebiete im Parlament nicht vertreten sein. [Die Gebiete wurden von der Regierung für sämtliche Wahlaktivitäten gesperrt.] Realisiert sich so der stückweise begangene Weg der Balkanisierung des Ostkongo, eine Idee oder vielmehr ein Plan, der denen nützt, welche den Krieg in Gang halten? Kann er enden mit der Ankunft der Truppen des SADC, die nun die FARCD unterstützen sollen? Auf der anderen Seite sind es die für alle sichtbaren «Paten» Uganda und Ruanda. Diese unterstützen die von ihnen so genannten «Rebellengruppen», indem sie weitere bewaffnete Elemente in den Ostkongo schicken. Die Zukunft ist düster, jeden Tag nehmen die Schwierigkeiten zu.
Abbé QRS, Goma, Ende Januar 2024
(Name und Identität sind der Redaktion bekannt,
Übersetzung Zeit-Fragen)
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