«Wieviel palästinensisches Blut muss noch fliessen…?»

von Yanis Varoufakis

zf. Die folgende Rede wollte Yanis Varoufakis im Verlauf einer für drei Tage geplanten und von verschiedenen deutschen und internationalen, darunter auch jüdischen Vereinigungen organisierten «Palästina-Konferenz» in Berlin halten. Yanis Varoufakis war griechischer Finanzminister während der manifesten Euro-Krise des Landes im Jahr 2015 und ist heute Generalsekretär der von ihm mitgegründeten gesamteuropäischen Bewegung Democracy in Europe Movement 2025 (DiEM25), einer paneuropäischen politischen Partei, die Mitveranstalter der Berliner Konferenz war. Varoufakis konnte die Rede nicht halten, weil er von deutschen Behörden mit einem die Konferenztage umfassenden, zeitlich befristeten Einreiseverbot (vom 10. bis zum 14. April) belegt worden war. Zudem wurde der Kongress selbst schon nach wenigen Stunden von mehreren Hundertschaften der deutschen Polizei abgebrochen und geräumt – mit der Begründung, in der Konferenz werde die Videobotschaft des britisch-palästinensischen Arztes Ghassan Abu Sittah gezeigt; denn auch dieser eingeladene Gast war mit einem Einreise- und Redeverbot belegt worden, wegen einer angeblich geplanten «antisemitischen Hassrede» (siehe Kasten «Die Alternative ist, unsere Menschlichkeit zu üben»). Wir dokumentieren den bei DiEM25 veröffentlichten Redetext von Yanis Varoufakis in deutscher Übersetzung, die ebenfalls DiEM25 besorgte. Damit sich unsere Leser selbst ein Bild machen können.

Freunde
  Herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank, dass ihr hier seid, trotz der Drohungen, trotz der gepanzerten Polizei vor dem Veranstaltungsort, trotz des Aufgebots der deutschen Presse, trotz des deutschen Staates, trotz des deutschen politischen Systems, das euch verteufelt, weil ihr hier seid.
  «Warum ein palästinensischer Kongress, Herr Varoufakis?», fragte mich kürzlich ein deutscher Journalist. Weil, wie Hanan Ashrawi einmal sagte: «Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die zum Schweigen gebrachten Menschen uns von ihrem Leid berichten.» Heute ist Ashrawis Begründung deprimierenderweise noch stärker geworden: Weil wir uns nicht darauf verlassen können, dass die zum Schweigen gebrachten, die ebenfalls massakriert werden und hungern, uns von den Massakern und dem Hungertod berichten.
  Aber es gibt noch einen anderen Grund: weil anständige Menschen, die Deutschen, dazu gebracht werden, einen gefährlichen Weg Richtung herzloser Gesellschaft zu beschreiten, indem ein weiterer Völkermord im Namen dieses Landes und in seiner Mitschuld verübt wird.
  Ich bin weder Jude noch Palästinenser. Aber ich bin unglaublich stolz, hier unter Juden und Palästinensern zu sein – meine Stimme für Frieden und universelle Menschenrechte mit den jüdischen Stimmen für Frieden und universelle Menschenrechte zu vereinen – zusammen mit den palästinensischen Stimmen für Frieden und universelle Menschenrechte. Dass wir heute hier zusammen sind, ist der Beweis dafür, dass Koexistenz nicht nur möglich ist, sondern dass sie bereits stattfindet. Schon jetzt.
  «Warum kein jüdischer Kongress, Herr Varoufakis?», fragte mich derselbe deutsche Journalist, der sich wohl einbildete, schlau zu sein. Mir machte seine Frage nichts aus.
  Denn wenn auch nur eine einzige Jüdin oder ein einziger Jude bedroht wird, nur weil sie oder er Jude ist, werde ich den Davidstern an meinem Revers tragen und meine Solidarität anbieten – koste es, was es wolle.
  Um es noch deutlicher zu sagen: Wenn Juden irgendwo auf der Welt angegriffen werden, wäre ich der erste, der sich für einen jüdischen Kongress einsetzen würde, um unsere Solidarität zu bekunden.
  Ebenso: Wenn Palästinenserinnen und Palästinenser massakriert werden, weil sie Palästinenserinnen und Palästinenser sind – nach dem Dogma, dass sie Hamas gewesen sein müssen, wenn sie jetzt tot sind – werde ich meine Keffiyeh tragen und meine Solidarität bekunden, koste es, was es wolle.
  Die universellen Menschenrechte sind entweder universell oder sie bedeuten nichts.
  In diesem Sinne habe ich die Frage des deutschen Journalisten mit ein paar eigenen Fragen beantwortet:

  • Werden zwei Millionen israelische Juden, die vor 80 Jahren aus ihren Häusern in ein Freiluftgefängnis geworfen wurden, immer noch in diesem Freiluftgefängnis gehalten, ohne Zugang zur Aussenwelt, mit minimaler Nahrung und Wasser, ohne Chance auf ein normales Leben, ohne Möglichkeit, irgendwohin zu reisen, und seit 80 Jahren regelmässig bombardiert? Nein.
  • Werden israelische Juden absichtlich von einer Besatzungsarmee ausgehungert, während sich ihre Kinder auf dem Boden winden und vor Hunger schreien? Nein.
  • Gibt es Tausende von jüdischen verletzten Kindern ohne überlebende Eltern, die durch die Trümmer ihrer ehemaligen Häuser kriechen? Nein.
  • Werden israelische Juden heute von den modernsten Flugzeugen und Bomben der Welt bombardiert? Nein.
  • Erleben die israelischen Juden einen totalen Ökozid an dem bisschen Land, das sie noch ihr Eigen nennen können, keinen einzigen Baum mehr, unter dem sie Schatten suchen oder dessen Früchte sie kosten können? Nein.
  • Werden heute israelische jüdische Kinder auf Befehl eines UN-Mitgliedsstaates von Scharfschützen getötet? Nein.
  • Werden israelische Juden heute von bewaffneten Banden aus ihren Häusern vertrieben? Nein.
  • Kämpft Israel heute um seine Existenz? Nein.

Wenn die Antwort auf eine dieser Fragen «Ja» wäre, würde ich heute an einem jüdischen Solidaritätskongress teilnehmen.
  Freunde
  Heute hätten wir gerne mit Menschen, die anders denken als wir, eine anständige, demokratische und von gegenseitigem Respekt geprägte Debatte darüber geführt, wie wir Frieden und universelle Menschenrechte für alle Menschen, Juden und Palästinenser, Beduinen und Christen, vom Jordan bis zum Mittelmeer erreichen können. Leider hat das gesamte deutsche politische System beschlossen, dies nicht zuzulassen. In einer gemeinsamen Erklärung haben sich nicht nur die CDU/CSU oder die FDP, sondern auch die SPD, die Grünen und bemerkenswerterweise zwei Vorsitzende der Partei Die Linke zusammengetan, um sicherzustellen, dass eine solche zivilisierte Debatte, in der man durchaus unterschiedlicher Meinung sein kann, in Deutschland niemals stattfinden wird.
  Ich sage ihnen: Ihr wollt uns zum Schweigen bringen. Uns verbieten. Uns dämonisieren. Uns anklagen. Deshalb lasst ihr uns keine andere Wahl, als euren Anschuldigungen mit unseren Anschuldigungen zu begegnen. Ihr habt euch das ausgesucht. Nicht wir.

Ihr beschuldigt uns des antisemitischen Hasses.
  Wir werfen euch vor, die besten Freunde der Antisemiten zu sein, indem ihr das Recht Israels, Kriegsverbrechen zu begehen, mit dem Verteidigungsrecht der israelischen Juden gleichsetzt.

Ihr beschuldigt uns, den Terrorismus zu unterstützen.
  Wir werfen euch vor, legitimen Widerstand gegen einen Apartheidstaat mit Greueltaten gegen Zivilisten gleichzusetzen. Greueltaten, die ich immer verurteilt habe und verurteilen werde, egal wer sie begeht – Palästinenser, jüdische Siedler, meine eigene Familie, wer auch immer.
  Wir werfen euch vor, dass ihr die Pflicht der Menschen in Gaza nicht anerkennt, die Mauer des offenen Gefängnisses einzureissen, in dem sie seit 80 Jahren eingeschlossen sind, und dass ihr diesen Akt des Einreissens der Schandmauer – die genauso wenig zu verteidigen ist wie die Berliner Mauer – mit Terrorakten gleichsetzt.

Ihr werft uns vor, den Terror der Hamas am 7. Oktober zu bagatellisieren.
  Wir werfen euch vor, die 80 Jahre andauernde ethnische Säuberung Palästinas durch Israel und die Errichtung eines gepanzerten Apartheidsystems in Israel-Palästina zu verharmlosen.
  Wir werfen euch vor zu verharmlosen, dass Netanjahu über Jahre die Hamas unterstützte, um die Zwei-Staaten-Lösung, die ihr angeblich befürwortet, zu zerstören.
  Wir werfen euch vor, den beispiellosen Terror der israelischen Armee gegen die Menschen in Gaza, im Westjordanland und im Osten Jerusalems zu verharmlosen.

Ihr werft uns, den Organisatoren des heutigen Kongresses, vor, dass wir, ich zitiere, «nicht daran interessiert sind, vor dem Hintergrund des Krieges in Gaza über Möglichkeiten des friedlichen Zusammenlebens im Nahen Osten zu sprechen». Ist das euer Ernst? Habt ihr den Verstand verloren?
  Wir beschuldigen euch, einen deutschen Staat zu unterstützen, der nach den USA der grösste Waffenlieferant der Netanjahu-Regierung ist, die damit Palästinenserinnen und Palästinenser massakrieren will, um eine Zwei-Staaten-Lösung und ein friedliches Zusammenleben zwischen Juden und Palästinensern unmöglich zu machen.
  Wir werfen euch vor, dass ihr nie die Frage beantwortet, die jeder Deutsche beantworten muss: Wieviel palästinensisches Blut muss noch fliessen, bevor euer – berechtigtes – Schuldgefühl für den Holocaust weggewaschen ist?
  Um es klar zu sagen: Wir sind hier in Berlin mit unserem palästinensischen Kongress, weil wir, im Gegensatz zum deutschen politischen System und den deutschen Medien, Völkermord und Kriegsverbrechen verurteilen, unabhängig davon, wer sie verübt. Weil wir die Apartheid im Land Israel-Palästina ablehnen, egal wer die Oberhand hat – genauso wie wir die Apartheid in den amerikanischen Südstaaten oder in Südafrika abgelehnt haben. Weil wir für universelle Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit unter Juden, Palästinensern, Beduinen und Christen im alten Land Palästina eintreten.
  Und damit wir uns noch klarer über die berechtigten und bösartigen Fragen sind, die wir immer bereit sein müssen zu beantworten:

  Verurteile ich die Greueltaten der Hamas?
  Ich verurteile jede einzelne Greueltat, unabhängig davon, wer der Täter oder das Opfer ist. Was ich nicht verurteile, ist bewaffneter Widerstand gegen ein Apartheidsystem, das als Teil eines langsam brennenden, aber unaufhaltsamen Programms der ethnischen Säuberung konzipiert wurde. Anders ausgedrückt: Ich verurteile jeden Angriff auf Zivilisten, während ich gleichzeitig jeden feiere, der sein Leben riskiert, um die Mauer einzureissen.

Befindet sich Israel nicht in einem Krieg um seine Existenz?
  Nein, tut es nicht. Israel ist ein nuklear bewaffneter Staat mit der vielleicht fortschrittlichsten Armee der Welt und dem ganzen Arsenal der US-Militärmaschine im Rücken. Es gibt keine Symmetrie mit der Hamas, einer Gruppe, die Israeli ernsthaften Schaden zufügen kann, die aber in keiner Weise in der Lage ist, Israels Militär zu besiegen oder Israel daran zu hindern, den langsamen Völkermord an den Palästinensern im Rahmen des Apartheidsystems, das mit langjähriger Unterstützung der USA und der EU errichtet wurde, fortzusetzen.

Haben die Israeli nicht zu Recht Angst, dass die Hamas sie ausrotten will?
  Natürlich haben sie das! Juden haben einen Holocaust erlitten, dem Pogrome und ein tief verwurzelter Antisemitismus vorausgingen, der Europa und Amerika seit Jahrhunderten durchdringt. Es ist nur natürlich, dass Israeli in Angst vor einem neuen Pogrom leben, wenn die israelische Armee einknickt. Indem der israelische Staat seinen Nachbarn die Apartheid aufzwingt und sie wie Untermenschen behandelt, schürt er das Feuer des Antisemitismus, stärkt Fanatiker unter den Palästinensern und Israeli, die sich nur gegenseitig vernichten wollen, und trägt letztlich zu der schrecklichen Unsicherheit bei, die Juden in Israel und der Diaspora verzehrt. Die Apartheid gegen die Palästinenser ist eine äusserst schlechte Idee, wenn es um die Selbstverteidigung Israels geht.

Was ist mit Antisemitismus?
  Der Antisemitismus ist immer eine klare und gegenwärtige Gefahr. Und er muss ausgerottet werden, vor allem in den Reihen der Globalen Linken und der Palästinenserinnen und Palästinenser, die für palästinensische Bürgerrechte kämpfen – überall auf der Welt.

Warum verfolgen die Palästinenser ihre Ziele nicht mit friedlichen Mitteln?
  Das taten sie. Die PLO erkannte Israel an und verzichtete auf den bewaffneten Kampf. Und was haben sie dafür bekommen? Absolute Erniedrigung und systematische ethnische Säuberung. Das hat die Hamas hervorgebracht und sie in den Augen vieler Palästinenserinnen und Palästinenser als einzige Alternative zu einem langsamen Völkermord unter Israels Apartheid erscheinen lassen.

Was sollte jetzt getan werden? Was könnte Frieden in Israel-Palästina bringen?

  • Ein sofortiger Waffenstillstand.
  • Die Freilassung aller Geiseln: die der Hamas und die Tausende, die von Israel festgehalten werden.
  • Ein Friedensprozess unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, der durch die Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft unterstützt wird, die Apartheid zu beenden und gleiche Bürgerrechte für alle zu gewährleisten.
  • Bei der Frage, was an die Stelle der Apartheid treten soll, müssen Israeli und Palästinenser zwischen der Zwei-Staaten-Lösung und der Lösung eines einzigen föderalen, säkularen Staates entscheiden.

Freunde
  Wir sind hier, weil es faul ist, Rache zu nehmen statt zu trauern.
  Wir sind hier, um nicht für Rache, sondern für Frieden und Koexistenz in Israel und Palästina zu werben.
  Wir sind hier, um den deutschen Demokratinnen und Demokraten, einschliesslich unserer ehemaligen Genossinnen und Genossen von der Linken, zu sagen, dass sie sich lange genug mit Schande bedeckt haben – dass Unrecht plus Unrecht kein Recht ergeben – und dass es nicht zur deutschen Vergangenheitsbewältigung beiträgt, wenn wir zulassen, dass Israel mit Kriegsverbrechen davonkommt.
  Über den heutigen Kongress hinaus haben wir in Deutschland die Pflicht, den Diskurs zu verändern. Wir haben die Pflicht, die grosse Mehrheit der anständigen Deutschen davon zu überzeugen, dass die universellen Menschenrechte das Wichtigste sind. Dass «Nie wieder» wirklich «Nie wieder» bedeutet. Für jeden, egal ob Jude, Palästinenser, Ukrainer, Russe, Jemenit, Sudanese, Ruander – für alle, überall.
  In diesem Zusammenhang freue ich mich, ankündigen zu können, dass die deutsche politische Partei MERA25 von DiEM25 bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im kommenden Juni auf dem Stimmzettel stehen wird – um die Stimme der deutschen Humanisten zu bekommen, die sich nach jemandem im Europäischen Parlament sehnen, der/die Deutschland vertritt und die Komplizenschaft der EU beim Völkermord anprangert – eine Komplizenschaft, die Europas grösstes Geschenk an die Antisemiten in Europa und darüber hinaus ist.
  Ich grüsse euch alle und schlage vor, dass wir nie vergessen, dass niemand von uns frei ist, solange auch nur eine(r) von uns in Ketten liegt.  •

Quelle: https://diem25.org/palaestina-kongress-rede-von-yanis-varoufakis-von-der-deutschen-polizei-verboten/
vom 13.4.2024

«Die Alternative ist, unsere Menschlichkeit zu üben»

Dr. Ghassan Abu Sittah* nach seiner Ausweisung aus Deutschland am 12. April 2024

«Mein Name ist Dr. Ghassan Abu Sittah. Ich bin gerade aus Deutschland zurückgekehrt, wo man mich an der Einreise gehindert hatte, weil ich an einer Konferenz in Deutschland teilnehmen wollte, um über den Krieg in Gaza und meine Zeugenaussage als in den dortigen Krankenhäusern arbeitender Arzt zu berichten. Heute Morgen um 10:00 Uhr landete ich in Berlin, um an einer Konferenz über Palästina teilzunehmen, bei der ich zusammen mit vielen anderen aus Grossbritannien, den Vereinigten Staaten und Europa gebeten worden war, über die 43 Tage auszusagen, die ich in den Krankenhäusern in Gaza gearbeitet hatte, sowohl im al-Shifa- als auch im al-Ahli-Krankenhaus.
  Bei meiner Ankunft wurde ich bei der Passkontrolle angehalten. Anschliessend wurde ich in den Keller des Flughafens begleitet, wo ich etwa dreieinhalb Stunden lang verhört wurde. Am Ende der dreieinhalb Stunden wurde mir mitgeteilt, dass ich nicht nach Deutschland einreisen dürfe und dass dieses Verbot den ganzen April über gelten werde. Und nicht nur das. Wenn ich versuchen würde, mich per Zoom oder FaceTime mit der Konferenz zu verbinden, auch wenn ich mich ausserhalb Deutschlands befinde, oder wenn ich ein Video meines Vortrags an die Konferenz in Berlin schicken würde, dann würde das einen Verstoss gegen deutsches Recht darstellen, und ich würde mich der Gefahr aussetzen, eine Geldstrafe oder sogar bis zu einem Jahr Gefängnis zu bekommen. Am Ende wurde ich dann aufgefordert, einen Flug zurück nach Grossbritannien zu buchen. Mein Reisepass wurde mir abgenommen, und ich bekam ihn erst wieder, als ich das Flugzeug bestieg.
  Während Deutschland sich gegen die nicaraguanische Anklage verteidigt, dass es Beihilfe zum völkermörderischen Krieg geleistet hat, wie vom Internationalen Gerichtshof beschrieben, zeigt es sich gerade hiermit als Komplize eines Kriegsverbrechens. Sie wollen die Beweise vernichten und die Zeugen zum Schweigen bringen, sie schikanieren sie oder schüchtern sie ein. Und so trägt Deutschland als Mitglied einer Bande, die ein abscheuliches Verbrechen begangen hat, seinen Teil zu diesem Verbrechen bei, nämlich dafür zu sorgen, dass völlige Straffreiheit herrscht und der Völkermord ungehindert weitergehen kann.
  So sagte die jüdische Intellektuelle Hannah Arendt in ihrem ersten Vortrag, den sie 1958 in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hielt: ‹Erst indem wir darüber sprechen, vermenschlichen wir das, was in der Welt, wie das, was in unserem eigenen Innern vorgeht, und in diesem Sprechen lernen wir, menschlich zu sein.› ‹Es droht so viel Gefahr, dass wir ernsthaft darüber sprechen müssen, um die Ursachen zu verstehen, und die Alternative ist, unsere Menschlichkeit zu üben.›
  Und dieses harte Durchgreifen gegen die Meinungsfreiheit ist ein gefährlicher Präzedenzfall, denn was in Gaza geschieht, ist ein gefährlicher Präzedenzfall. Wir beobachten den ersten Völkermord im 21. Jahrhundert, und dass Deutschland als Komplize dabei mitwirkt, die Zeugen dieses Völkermords zum Schweigen zu bringen, verheisst nichts Gutes für den Rest des Jahrhunderts.»



* Prof. Dr. Ghassan Abu-Sittah ist ein britisch- palästinensischer Arzt  und kürzlich zum Rektor der Universität Glasgow ernannt worden. Er ist ein weltweit führender Experte für medizinische Hilfe in Kriegsgebieten (plastische Chirurgie bei kriegsverletzten Kindern und Erwachsenen).

Quelle: https://www.middleeasteye.net/news/ghassan-abu-sittah-accuses-germany-complicity-genocide-refused-entry​​​​​​​

(Übersetzung Zeit-Fragen)

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