Lateinamerika will sich enger zusammenschliessen und die Zusammenarbeit mit China vertiefen

gl. Noch unter der Federführung des damaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez und des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva wurde 2011 die Gemeinschaft der Staaten Lateinamerikas und der Karibik Celac in Caracas gegründet – ohne Beteiligung der USA und Kanadas. Sie hat mittlerweile eine weit grössere Bedeutung gewonnen als die OAS, die Organisation amerikanischer Staaten, die 1949 in Washington gegründet und jahrzehntelang von den USA dominiert wurde. Diese Zeit ist wahrscheinlich endgültig vorbei.
 

Anfang April fand das 9. Gipfeltreffen der Celac-Staaten, der Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten, in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, statt. Von den 33 Mitgliedsstaaten nahmen Vertreter aus 30 Ländern teil, darunter die Regierungschefs von Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Bolivien, Kuba, Uruguay und Guatemala. Damit war die Tagung hochrangig besetzt. In einer Zeit wachsender Spannungen innerhalb der internationalen Beziehungen war man sich einig darin, dass die regionale Zusammenarbeit angesichts der globalen Herausforderungen gestärkt werden müsse. Die Präsidentin von Honduras, Xiomara Castro, betonte in ihrer Eröffnungsrede als Gastgeberin: «Wir können nicht weiterhin getrennt marschieren, während die USA ihre ökonomische Landkarte neu gestalten, ohne sich zu fragen, welche Länder dabei abgehängt werden.» Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum schlug vor, einen Gipfel für den Wohlstand Lateinamerikas einzuberufen. Sie hob ihre enge Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Präsidenten Lula da Silva hervor: «Brasilien und Mexiko spielen ökonomisch eine Schlüsselrolle. Wir können uns in vielen Bereichen ergänzen, besonders in der Auto- und Pharmaindustrie.» Das Wohlergehen von Lateinamerika und der Karibik müsse das gemeinsame Ziel sein. Lula seinerseits schlug vor, die Celac solle einen gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Uno-Generalsekretärs aufstellen.
    Zum Abschluss des Treffens wurde die «Erklärung von Tegucigalpa» von 30 der 33 Mitgliedsstaaten verabschiedet. In der Erklärung wird die Verhängung unilateraler Zwangsmassnahmen, die dem Völkerrecht zuwiderlaufen, zurückgewiesen, und damit implizit die schweren Wirtschaftssanktionen der USA gegen Kuba und Venezuela, die noch immer in Kraft sind. Lateinamerika und die Karibik seien eine Region des Friedens, die den Multilateralismus, die Demokratie und die Achtung der Souveränität fördert. Nur Argentinien, Paraguay und Nicaragua trugen die Erklärung aus unterschiedlichen Gründen nicht mit.
    Für ein Jahr übernimmt nun Kolumbien die Pro-tempore-Präsidentschaft der Celac. Auch Gustavo Petro, der Präsident Kolumbiens und neuer Celac-Präsident, hob die Bedeutung der Zusammenarbeit hervor. «Wir sind nicht nur Völker, wir sind Völker, die sich gegenseitig helfen. Hilfe ist das Schlüsselwort, Hilfe und Zusammenarbeit.» Ein wichtiges Vorhaben während seiner Amtszeit sei es, Lateinamerika und die Karibik mit der ganzen Welt zu verbinden. Er wolle mit China, Indien, Afrika, der arabischen Welt und Europa sprechen. Es sei auch notwendig, eine Strategie für Haiti und die Stärkung seiner Demokratie zu entwickeln. Auch die Wirtschaftsblockade der USA gegen Kuba und Venezuela müsse überwunden werden.

Hochrangiges Treffen Celac-China geplant

Bereits am 13. Mai ist in Peking ein hochrangiges Treffen zwischen Celac und China geplant. Neben Gustavo Petro, der die Celac vertritt, werden weitere Regierungschefs lateinamerikanischer Länder teilnehmen.  Kolumbien, jahrzehntelang ein enger Verbündeter der USA, will Raum für neue Allianzen eröffnen zur Entwicklung seiner Wirtschaft und Infrastruktur. Die Zusammenarbeit mit China hat dabei einen grossen strategischen Wert und geniesst hohe Priorität. Verschiedene Länder Lateinamerikas wollen ihre internationalen Beziehungen diversifizieren und neue wirtschaftliche Möglichkeiten ausloten.

Staatsbesuch von Boric in Brasilien

Bei einem Staatsbesuch des chilenischen Präsidenten Gabriel Boric in Brasilien wurde rund ein Dutzend bilateraler Abkommen unterzeichnet. Lula und Boric kritisierten die Zollpolitik des US-Präsidenten scharf: «Wir haben einen US-Präsidenten, der nun eine protektionistische Politik verfolgt, ganz im Gegensatz zu dem, was man uns seit den achtziger Jahren gesagt hat: Globalisierung und Freihandel.» Boric unterstrich die grosse Bedeutung, die die Verbindung beider Länder gerade in der jetzigen Zeit habe, in der der Multilateralismus und die Freundschaft zwischen den Völkern derart in Frage gestellt werden. Beide Präsidenten brachten das riesige Projekt des Korridors zwischen den beiden Ozeanen zur Sprache, das seit mehr als zehn Jahren angedacht ist, aber bisher nie über erste Planungen hinausgekommen ist. Ein Strassennetz von über 2400 km Länge soll den Süden Brasiliens, den Chaco in Paraguay und die argentinischen Provinzen Salta und Jujuy mit den chilenischen Häfen Antofagasta, Mejillones und Iquique verbinden. Dieser Korridor wäre auch eine Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik, mit einem besonderen Wert für den Handel. China könnte sich an der Finanzierung beteiligen. Lula äusserte vor Journalisten, er wolle keinen kalten Krieg und wolle sich nicht entscheiden müssen zwischen den USA und China. Er empfahl Boric, sich Peking anzunähern, und lud ihn zum nächsten BRICS-Treffen ein.  •

Quellen: https://www.pagina12.com.ar/817302-celac-se-rearma-en-guatemala vom 11.4.2025; https://www.pagina12.com.ar/817558-china-prepara-un-encuentro-con-la-celac vom 12.4.2025; https://www.pagina12.com.ar/820158-lula-y-boric-rechazaron-la-politica-comercial-de-trump vom 23.4.2025

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