Das Museum des IKRK muss in Genf bleiben

von Eva-Maria Föllmer-Müller und Daniel Güntert

Anfang Januar 2025 meldete die Schweizer Presse: Dem Museum des Internationalen Roten Kreuzes in Genf, einer Institution von nationaler und internationaler Bedeutung, sollen ab 2027 die Mittel der Schweiz drastisch gekürzt werden. Uns hat das alarmiert! Das Museum hat ein Jahresbudget von 4,5 Millionen. Die jährliche Subvention von 1,1 Millionen Franke, die das Aussendepartement (EDA) bislang zum Unterhalt des IKRK-Museums beiträgt, soll gestrichen werden. So die Empfehlung einer externen Arbeitsgruppe, die damit beauftragt worden war, Vorschläge zu erarbeiten, wie der Bund sein «strukturelles Defizit» beseitigen kann. In Zukunft soll das Bundesamt für Kultur für die Subventionen zuständig sein, das aber höchstens 300 000Franken an das Museum sprechen könne. Der Vorschlag erging, ohne das Museum zu konsultieren.
  Museumsdirektor Pascal Hufschmid sagte dazu, dass die dadurch entstehende Finanzierungslücke von 800 000 Franken nicht verkraftet werden könne und dazu führen würde – wenn keine Lösung gefunden werde –, dass das Museum entweder geschlossen oder ins Ausland verlegt werden müsse. Es gebe schon Vorschläge, das Museum nach Abu Dhabi zu verlegen.
  Dieser Vorgang verlangt nationalen und internationalen Protest. Soll damit ein weiterer Grundpfeiler der Schweiz als historisch einzigartiger neutraler Ort in der Welt, soll das humanitäre Erbe der Schweiz noch weiter geschliffen werden? Und das in einer Zeit, in der das Kriegsvölkerrecht mit Füssen getreten, die humanitäre Hilfe unter Druck gesetzt und die Neutralität humanitärer Arbeit missachtet wird, wie die Präsidentin des IKRK, Mirjana Spoljaric im Interview mit SRF News (28. Oktober 2024) sagte. 
  Es ist ein Skandal, dass für eine ergebnislose Bürgenstock-Konferenz 12 Mio. Franken Steuergelder vergeudet werden und für den Erhalt einer so wichtigen Einrichtung ein Betrag von 800000 Franken nicht aufgebracht werden können soll. Wo bleibt der Respekt für das Humanitäre Völkerrecht, für die Genfer Konventionen? Es waren die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, die vor 75 Jahren zur Verabschiedung der Genfer Konventionen führten. Sie wurden von allen Staaten ratifiziert.
  Das IKRK-Museum wurde am 26. Oktober 1988 eingeweiht; es dokumentiert die herausragende humanitäre Tätigkeit der Schweiz und der Rotkreuzbewegung, deren Geburtsort Genf ist. Das Museum ist ein Spiegel des konstanten Engagements der Schweiz im humanitären Bereich.
  In der Eingangshalle des Museums ist ein Satz von Fjodorow Dostojewski aus dem Buch «Die Brüder Karamasow» zu lesen: «Chacun est responsable de tout devant tous.» (Jeder ist für alles vor allen verantwortlich). •

Nationalrats-Motion fordert vom Bund den Erhalt des IKRK-Museums

ef/dg. Um eine mögliche Schliessung bzw. Verlegung des Museums in einen anderen Staat zu verhindern, hat die Genfer Nationalrätin Estelle Revaz am 4. Dezember 2024 eine Motion eingereicht. Sie fordert vom Bund die Aufrechterhaltung einer ausreichenden finanziellen Unterstützung für das Museum. Ihre Begründung (Auszug):
  «Das MICR (Musée International de la Croix Rouge) ist eine Institution von nationaler Bedeutung.

  • Es steht im Zentrum des Engagements der Schweiz im Bereich des Humanitären Völkerrechts und stärkt die Position der Schweiz als Depositarstaat der Genfer Konventionen.
  • Es verkörpert vollumfänglich den Grundsatz der Neutralität, welcher der Schweiz so sehr am Herzen liegt, und es unterstützt die Ausstrahlung der diplomatischen Schweiz auf internationaler Ebene.
  • Es bewahrt ein einzigartiges Kulturerbe, welches das Engagement der Schweiz widerspiegelt, und macht es der Öffentlichkeit zugänglich. So zum Beispiel die Friedensnobelpreis-Medaille von Henry Dunant oder das Archiv der internationalen Zentralstelle für Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Das MICR ist darüber hinaus als ‹Kulturgut von nationaler Bedeutung› (Kategorie A) gelistet. […]

Es ist die Pflicht des Bundes, alles Notwendige zu tun, um diese Institution zu erhalten, welche die nationale Identität der Schweiz symbolisiert und zur Verbreitung der schweizerischen Werte auf nationaler und internationaler Ebene beiträgt.» (Quelle: https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20244297)
  Die Motion wurde von 76 weiteren Nationalräten mitunterzeichnet.

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
 

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.

OK